Sind viele Seminarleiter inkompetent oder "Idioten"?

  • Na, wie gut, dann trifft die Kritik ja nicht mehr zu: Unwissenschaftlichkeit, mangelnde Validierung der Thesen, geringes Niveau in der den Prüfungen zu Grunde liegenden Wissenschaft sind offenbar passé, denn die Fachleiter stellen fest, ob es einen roten Faden gab und beurteilen danach. HIer ist offenbar das wissenschaftliche Niveau deutlich gestiegen.


    Auch die Feststellung "halte ich es für sinnvoll, neue Methoden einzuführen, denn der Unterricht hat sich nun einmal verändert" zeigt, dass heute Unterrichtsmethoden so eingesetzt werden, wie sie nachweislich sinnvoll sind. Von mangelnder Prüfung einer Methode auf ihre Wirksamkeit kann also offenbar nicht mehr die Rede sein.


    Deutlich wird auch an dem Beitrag von Stille Mitleserin, dass, wenn heute ein Referendar Angst hat, es an ihm selbst und seiner mangelnden Kritikfähigkeit liegen muss und nicht, wie ursprünglich vermutet, an Fachseminarleitern, denen es nicht gelingt, eine konstruktive Atmosphäre angstfreien Lernens zu schaffen, indem klar definierte, nachvollziehbare und valide Ziele formuliert werden.


    Wie gut, dass die ganze Kritik und die in den Foren geäußerten Ängste, die hohen Abbrecherquoten, sogar Selbstmorde, nur an der überwiegend mangelnden Qualifikation der Referendare liegen und nicht an den Ausbildern.



    ...
    Eine der größten Gefahren unseres Berufes für uns selbst ist die mangelnde Rückkopplung. In praktisch allen Arbeitszusammenhängen wird abweichendes / unangemessenes Verhalten relativ schnell von Kollegen / Kunden / Chefs / Mitarbeitern in der einen oder anderen Weise korrigiert. Im Lehrerberuf hat der Lehrer praktisch ausschließlich mit Abhängigen zu tun, die genau wissen, dass ihre Zukunft durch das System der mündlichen Noten vom guten Willen der Lehrer abhängt. Bei Fachseminarleitern ist es noch gefährlicher, da die Abhängigen Erwachsene sind. So wird abweichendes Verhalten der Ausbilder nicht korrigiert sondern letztlich jedes Verhalten honoriert. Es können sich im besten Falle skurrile, in vielen Fällen jedoch hochproblematische Charaktere herausbilden, weil es im professionellen Umfeld kein Korrektiv gibt.


    Die Selbstgewissheit, mit der in den vorangegangenen Beiträgen die o.g. Kritik weggewischt wurde, ohne überhaupt auf sie einzugehen, ist leider ein Beleg für diese Gefahr.

  • Lieber Physicist,


    dann hast du meinen Beitrag offenbar nicht verstanden.
    Mir ging es darum, festzustellen, dass in der Lehrerausbildung oft Kritikpunkte angesprochen werden müssen, die in den persönlichen Bereich eingreifen und die weh tun können.


    Nun kommt es natürlich auf die zwei Personen an, die miteinander sprechen: Wie verpackt der Seminarleiter die Kritik und wie geht der Referendar damit um. An Geprächsführung und Feedback kann man arbeiten/muss man arbeiten und das wird an den Schulen und Seminaren auch getan. Hier kann mehr getan werden und der eine ist geschickter als der andere. Aber leider schützt nichts den Referendar davor, dass er die Kritikpunkte als schmerzhaft empfindet. Denn es ist ja eben nicht nur eine Kritik an der Arbeit, wie in den meisten Jobs (nicht in allen), sondern eben oft eine Kritik an der eigenen Persönlichkeit, von der man sich schlecht distanzieren kann.


    Machen wir uns nichts vor: Das Referendariat ist eine Form des Aussiebens. Und auch das tut mit Mitte 20 weh, zumal die Alternativen nach dem 1. Staatsexamen nicht immer auf der Hand liegen. Hier setzt meine Kritik am Referendariat an - die jungen Leute müssen viel früher in den Schulbetrieb, um sich rechtzeitig umentscheiden zu können, um nicht mit Nichts dastehen zu müssen. Ohne diese Einbahnstraße würde der Druck auch geringer.
    Ich wehre mich explizit gegen ein Fachleiterbashing - viele Fachleiter investieren viel Zeit und Mühe in die Ausbildung der Junglehrer.

  • Na, wie gut, dann trifft die Kritik ja nicht mehr zu: Unwissenschaftlichkeit, mangelnde Validierung der Thesen, geringes Niveau in der den Prüfungen zu Grunde liegenden Wissenschaft sind offenbar passé, denn die Fachleiter stellen fest, ob es einen roten Faden gab und beurteilen danach. HIer ist offenbar das wissenschaftliche Niveau deutlich gestiegen..

    Nur so am Rande: Zuerst sprach ich von der angemessenen Lernprogression, danach vom roten Faden, der auf diese Lernprogression hinzielen muss... wenn eine Stunde für einen Physik-Oberstufenkurs beispielweise nicht anspruchsvoll genug ist, ist das heutzutage meistens ein Problem, so weit ich das zumindest aus meinem natürlich eingeschränkten Erfahrungsschatz sagen kann.


    Was ich mich frage, ist, wie man denn die Effektivität einer Methode überprüfen möchte? Mir ist unklar, was als "effektiv" gilt? Ergebnisse in einem Test, einer Klassenarbeit? Wo setze ich dann die Grenze für akzeptabel und inakzeptabel? Wie unterscheide ich beispielsweise zwischen den verschiedenen Schülergruppen (Essen-Katernberg vs. Meerbusch), wie filtere ich heraus, dass nicht andere Faktoren da eine Rolle spielen? Was ist mit anderen Qualifikationen und Qualitäten, die ich in der Schule vermitteln will (sogenannte soft skills, Fähigkeiten des selbständigen Lernens, etc pp)? Wie messe ich die?


    Ich habe die Diskussion schon öfter sowohl mit Menschen, die aus der naturwissenschaftlichen Ecke kommen, als auch solchen, die BWL studiert haben und dementsprechend natürlich einen ganz anderen Umgang mit Empirie haben als ich es als Sprachler/ Geisteswissenschaftler habe, klar.
    Für mich sind viele Dinge, die ich in der Schule lehre/ vermitteln möchte, schwer zu messen und ich persönlich empfinde Unterrichten auch als dermaßen komplex, da spielen sich so viele Prozesse gleichzeitig ab, dass ich mich frage, wie man da seriös einen Aspekt überprüfen (meinetwegen durchschnittliche Leistungen in einem Test) und dann monokausal eine Ursache (eine der eingesetzten Unterrichtsmethoden) festlegen kann? Da spielen doch so viele verschiedene Faktoren mit hinein?

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    dass ich mich frage, wie man da seriös einen Aspekt überprüfen (meinetwegen durchschnittliche Leistungen in einem Test) und dann monokausal eine Ursache (eine der eingesetzten Unterrichtsmethoden) festlegen kann? Da spielen doch so viele verschiedene Faktoren mit hinein?

    *Dark sarcasm*
    das ist doch ganz einfach:
    wenn Schüler Probleme haben, wird es wohl am schlechten Lehrer liegen :flieh:

  • Zuerst sprach ich von der angemessenen Lernprogression, danach vom roten Faden, der auf diese Lernprogression hinzielen muss... wenn eine Stunde für einen Physik-Oberstufenkurs beispielweise nicht anspruchsvoll genug ist, ist das heutzutage meistens ein Problem

    Darum ging es nicht, sondern darum, ob in der Ausbildung geforderte von den Refs zu zeigende Methoden in irgend einer Weise belegbar sinnvoll sind.

    Was ich mich frage, ist, wie man denn die Effektivität einer Methode überprüfen möchte? Mir ist unklar, was als "effektiv" gilt? Ergebnisse in einem Test, einer Klassenarbeit? Wo setze ich dann die Grenze für akzeptabel und inakzeptabel? Wie unterscheide ich beispielsweise zwischen den verschiedenen Schülergruppen (Essen-Katernberg vs. Meerbusch), wie filtere ich heraus, dass nicht andere Faktoren da eine Rolle spielen? Was ist mit anderen Qualifikationen und Qualitäten, die ich in der Schule vermitteln will (sogenannte soft skills, Fähigkeiten des selbständigen Lernens, etc pp)? Wie messe ich die?

    Nimm es mir nicht übel, aber man kann die Effektivität einer Methode überprüfen! Dafür braucht's allerdings allerdings profunde mathematisch-statistische Methodenkenntnis (die in der deutschen pädagogischen "Forschung" nicht immer vorhanden ist) und einen nicht erheblichen Aufwand bei der Durchführung, weil eine ausreichen hohe Anzahl Schüler einbezogen werden muss (den Aufwand zu treiben, ist vll. auch nicht so beliebt wie "Forderungen" aufzustellen, "Gruppen" zu definieren und persönliche Erfahrungsberichte zu verfassen...)


    Es gibt ja diese Forschung, die "empirische Pädagogik" durchaus, nur hat sie in der deutschen Schulpädagogik kaum Anhänger. Und das ist das Problem: Wenn es nur schöne Aufsätze wären, wäre die Sache halb so schlimm. Aber hier wird über Menschen (Referendare) geurteilt aufgrund von unbewiesenen Kriterien, die sich alle paar Jahre ändern. Und es werden Lehrpläne verfasst und die Pädagogik für Millionen von Schülern auf Grundlage dieser unbewiesenen Aussagen verfasst.

    Ich habe die Diskussion schon öfter sowohl mit Menschen, die aus der naturwissenschaftlichen Ecke kommen, als auch solchen, die BWL studiert haben und dementsprechend natürlich einen ganz anderen Umgang mit Empirie haben als ich es als Sprachler/ Geisteswissenschaftler habe, klar.

    Ja eben, diese Leute sind mit komplexeren statistischen Methoden vertraut, daher wissen sie, dass man, obwohl dies vll. für den Laien unmöglich erscheint, damit durchaus valide Aussagen zur Wirksamkeit von Unterrichtsmethoden gewinnen kann.

    Für mich sind viele Dinge, die ich in der Schule lehre/ vermitteln möchte, schwer zu messen und ich persönlich empfinde Unterrichten auch als dermaßen komplex, da spielen sich so viele Prozesse gleichzeitig ab, dass ich mich frage, wie man da seriös einen Aspekt überprüfen (meinetwegen durchschnittliche Leistungen in einem Test) und dann monokausal eine Ursache (eine der eingesetzten Unterrichtsmethoden) festlegen kann? Da spielen doch so viele verschiedene Faktoren mit hinein?

    Nein, man will auch nicht monokausal eine Ursache finden. Darüber ist moderne Statistik weit hinaus. Aber man kann Faktoren isolieren. Die Hattie-Studie (nicht aus Deutschland, sic!) hat das ja getan und entsprechend, wenn leider auch nur vorübergehend, für Unruhe gesorgt und der empirischen Pädagogik kurzzeitig auch in Deutschland Gehör verschafft.

    • Offizieller Beitrag

    Joah, die Hattie-Studie...
    http://www.lehrerfreund.de/sch…attie-studie-verriss/4331


  • Das mir da Kenntnisse fehlen, ist klar, ich komme eben aus der anderen Ecke. Und die Hattie-Studie ist mir ein Begriff. Nur so richtig hat mir keiner erklären können, wie genau man das messen können soll (ok, und ich gebe zu, das mit der "monokausalem Ursache" war mir eigentlich auch klar, dass seriöse Wissenschaft so nicht vorgeht). Und auch nicht, was man eigentlich messen will.


    Und ich wage zu bezweifeln, dass empirische Pädagogik die Problematik der Beurteilung im Referendariat beheben kann, denn, selbst wenn wir empirische Forschungen haben, die belegen, dass Methode x, y und z anscheinend die effektivsten sind (um was eigentlich? zu erreichen), spielen ja neben der Unterrichtsmethode auch noch andere Faktoren eine Rolle, ob Unterricht funktioniert und die haben ggf. etwas mit der Person des Lehrers und nicht seinen Methoden/ seiner Planung zu tun (Stimme, Haltung/ Einstellung, Klarheit, Konsequenz, Körpersprache, Mimik, ...). Und selbst wenn man das ebenfalls empirisch belegen kann, dass bestimmte Ausprägungen davon effektiver wären als andere, wenn ich das kritisiere, bin ich bei dem von "Stille Mitleserin" benannten Problem: Es geht an den Kern des Menschen heran und da ist Kritik schwerer zu akzeptieren/sachlich zu betrachten und auch schwieriger zu ändern (zumal in dem kurzen Zeitraum, den Referendare dafür haben, aber das ist ja auch wieder ein anderes Thema).
    Und du sagtest ja selber auch, dass man Faktoren isolieren kann, die einen Einfluss haben. Aber damit weiß ich doch nicht, wie die Faktoren im Zusammenspiel mit anderen Faktoren reagieren und sich ggf. beeinflussen - oder verstehe ich jetzt den Begriff "isolieren" zu eng?


    Und ich bin eigentlich auch nicht der Meinung, dass sich die Kriterien, nach denen Referendare beurteilt werden, im Kern wirklich ändern bzw. so großartig verändert haben (aber gut, meine persönlichen, subjektiven Erfahrungen sind da natürlich jetzt kein Maßstab), was du ja als großen Kritikpunkt ansiehst, dass Referendare scheinbar willkürlich nach "der neuesten Sau, die durchs pädagogische Dorf getrieben wird" beurteilt werden. Der Kern ist aus meiner Sicht immer der gleiche geblieben.


    (Und bevor man mich jetzt missversteht: Zum einen ist mein Referendariat echt alles andere als gut verlaufen, eher im Gegenteil, zum Teil waren auch meine Ausbilder an der Stelle das Problem, ja. Deswegen halte ich aber nicht alle Fachleiter für unfähig o.ä. Zum Teil haben sie mir Dinge versucht zu vermitteln, die ich damals schlicht nicht verstanden habe, aus welchen Gründen auch immer. Vieles verstehe ich erst jetzt mit der Erfahrung, die ich inzwischen gewonnen habe. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass viele Dinge verbessert werden können und müssen. Aber mir ist das "Fachleiter-Bashing" zu einfach gestrickt an der Stelle. Damit will ich nicht sagen, dass du das betreibst, so Diskussionen verlaufen aus meiner Sicht nur zu oft in so eine Richtung. Und ich glaube eben auch nicht, dass empirische Forschung jetzt das Alleinseligmachende ist, das alle Probleme lösen kann. Es kann einen Teil lösen - wenn man denn die Wissenschaftler hätte, die sich damit auskennen -, aber nicht alle.)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Der berühmte Psychologe Paul Meehl hat einmal einen guten Wissenschaftler definiert – und zwar als jemanden, der seinen Kopf statt einer Formel gebraucht.

    Wow, das sind Worte eines großen Denkers. Das stellt Menchen wie Gauß, Planck, Keynes, Chomsky und weitere natürlich in ein ganz anderes Licht. So viel war mit denen dann wohl doch nicht los, bei den ganzen Formeln, die die verwendet haben...


    (Oder bellt da der getroffene Hund, dem die Welten der Formeln leider immer verschlossen blieben?)

  • dass Referendare scheinbar willkürlich nach "der neuesten Sau, die durchs pädagogische Dorf getrieben wird" beurteilt werden.

    So habe ich es eben erlebt. Alle, wirklich alle Vorführstunden und Prüfungen, die ich gesehen habe, liefen identisch ab: Kurzer "Lehrerimpuls", Gruppenarbeit mit Erstellung von OHP-Folien, Präsentation, Diskussion. Nie wurde etwas erklärt (und das in den Naturwissenschaften!), nie wurde Erklärtes geübt, nie wurden Hausaufgaben kontrolliert und besprochen. Häuften sich solche Stunden, beschwerten sich, wenn die Fachseminarleiter weg waren, die Schüler und forderten wieder "normalen Unterricht", damit sie nicht gegenüber den anderen Klassen zurück bleiben.
    Diese Stunden wurden von 1 bis 5 beurteilt. Und jeder wusste, dass ein Abweichen von diesem Schema fatale Folgen hatte. Ich habe einen der "harmloseren" Fachseminarleiter einmal darauf angesprochen und er empfahl mir, bei diesem Schema zu bleiben.


    Es geht an den Kern des Menschen heran und da ist Kritik schwerer zu akzeptieren/sachlich zu betrachten und auch schwieriger zu ändern

    D'accord, Lehrerverhalten zu besprechen heißt Verhalten besprechen, geht direkt auf die Persönlichkeit und ist damit natürlich was anderes als die über Bearbeitung einer Physikaufgabe zu diskutieren.

    Und ich glaube eben auch nicht, dass empirische Forschung jetzt das Alleinseligmachende ist, das alle Probleme lösen kann. Es kann einen Teil lösen - wenn man denn die Wissenschaftler hätte, die sich damit auskennen -, aber nicht alle.)

    Das ist die empirische Forschung sicher nicht un den Anspruch stellt sie auch nicht.
    Aber letzlich unbewiesene Behauptungen ("es gibt ... Lerntypen") in den Raum zu stellen, die in keiner Weise je validiert wurden und nur wegen des Postens der sie aufstellenden Person häufig zitiert werden, ist ein Rückfall in Zeiten vor der Aufklärung, in der Behauptungen ebenfalls nicht hinterfragt wurden, wenn sie von einer Autorität (v.a. der Kirche) aufgestellt worden waren.

  • Machen wir uns nichts vor: Das Referendariat ist eine Form des Aussiebens. Und auch das tut mit Mitte 20 weh, zumal die Alternativen nach dem 1. Staatsexamen nicht immer auf der Hand liegen. Hier setzt meine Kritik am Referendariat an - die jungen Leute müssen viel früher in den Schulbetrieb, um sich rechtzeitig umentscheiden zu können, um nicht mit Nichts dastehen zu müssen. Ohne diese Einbahnstraße würde der Druck auch geringer.

    So sehe ich es auch, die Organisation der Lehrerbildung in D ist dramatisch schlecht. Die entscheidende Auswahl nach Ende des Studiums durchzuführen, führt zu unglaublichem Druck, da ja letzlich die persönliche Zukunft (überspitzt: "A13 oder Hartz4") am Wohlwollen des oder der FSL hängt. Mir ist auch unklar, warum sich nicht ein Kultusministerium einer grundlegenden Reform der Lehrerbildung annimmt.

    Ich wehre mich explizit gegen ein Fachleiterbashing - viele Fachleiter investieren viel Zeit und Mühe in die Ausbildung der Junglehrer.

    Naja, wie wir aus der Schule schon wissen: Viel Zeit und Mühe garantieren eben leider noch nicht, dass das Ergebnis auch gut ist, so bitter das ist. Deswegen ist Kritik durchaus zulässig, weil das Ergebnis zählt, nicht der Aufwand...

  • Naja, wie wir aus der Schule schon wissen: Viel Zeit und Mühe garantieren eben leider noch nicht, dass das Ergebnis auch gut ist, so bitter das ist. Deswegen ist Kritik durchaus zulässig, weil das Ergebnis zählt, nicht der Aufwand...

    ... und was ist, wenn das Ergebnis ausnahmsweise GUT sein sollte?
    Wenn es Seminargruppen gibt, die...
    sich für feedbacks ausdrücklich bedanken (auch wenn diese definitiv nicht nur positiv sind)
    untereinander ohne Konkurrenzdruck kooperieren
    keine Probleme haben, ihre Fehler und schiefgelaufenen Stunden zur Diskussion zu stellen, weil man daraus mehr lernt als aus perfekten Show-Arrangements
    am Ende der Sitzung auch dann noch diskutierend zusammensitzen, wenn ihnen keiner dafür Fleißpunkte verteilt??
    ...und dadurch niemals perfekt, aber immer besser werden?


    Empirisch erprobt 1x die Woche seit einem Jahr
    Danke an mein derzeitiges FS - werde nach dem Examen alle vermissen!


    t.-t.

  • Wenn es Seminargruppen gibt, die...
    sich für feedbacks ausdrücklich bedanken (auch wenn diese definitiv nicht nur positiv sind)

    Haben wir auch immer gemacht, besser war das...

    Zitat von Traumjob-teacher

    am Ende der Sitzung auch dann noch diskutierend zusammensitzen, wenn ihnen keiner dafür Fleißpunkte verteilt??

    Haben wir auch gemacht, solange wir vermuten konnten, dass es der FSL sieht oder zumindest erfährt

    keine Probleme haben, ihre Fehler und schiefgelaufenen Stunden zur Diskussion zu stellen,

    Das hatten wir auch nicht, besser war das...


    - die Folge sind Duckmäusertum im Seminar

    Da ja jeder schnell begreift, dass die Kriterien wachsweich sind und ein Fachseminarleiter jeden nach Gutdünken durchfallen oder bestehen lassen kann, ist das Einzige, was den Referendaren bleibt, eine breite Schleimspur hinter sich her zu ziehen.


    Ja, so, wie Du oben schreibst, war es auch bei uns! Jeder wollte so gut wie möglich da stehen und möglichst optimal dem Bild des optimalen, kritikfähigen und selbstkritischen Lehrers entsprechen, solange man sich im Kontext des Seminars befand. Außerhalb des Seminars im privaten Umfeld wurden die meisten dann aber ehrlich...



    Fällt was auf?


    Vielleicht bist Du aus Überzeugung so, hast keine Angst, eine schlechte Note zu bekommen oder durchzufallen. Dass es Deinen Mitrefs genauso geht, deren Lebensplanung sämtlich von Bestehen und Note abhängt, möchte ich dennoch bezweifeln.

  • Hallo,


    Vielleicht bist Du aus Überzeugung so, hast keine Angst, eine schlechte Note zu bekommen oder durchzufallen. Dass es Deinen Mitrefs genauso geht, deren Lebensplanung sämtlich von Bestehen und Note abhängt, möchte ich dennoch bezweifeln.


    ... als ich noch Mitrefs hatte (ist schon ein paar Jahre her ;) ), habe ich natürlich diverse Formen von Duckmäusertum und Schleimerei beobachtet - und genügend ehrliche Meinungen unter der Hand gehört.
    Natürlich war mir meine Note nicht egal, zumal ich ortsgebunden war.
    Sie wurde okay, aber nicht überragend.
    Vieles fand ich nicht gerecht.
    ABER: Ich habe auch viel gelernt, was ich ohne das Ref. und meine FSL nicht gelernt hätte.
    Fazit:
    In meinen eigenen Seminarveranstaltungen bemühe ich mich, die Dinge, die mir wirklich etwas gebracht haben, weiterzugeben - pragmatisch, so dass man sie auch an Berliner Gesamtschulen brauchen kann. Dazu kommen ein paar Dinge, die ich damals vermisst habe. Anderes, was ich als überflüssig oder verletzend empfunden habe, versuche ich wegzulassen. Kritik ist kein Sahnebonbon, aber sie kann konstruktiv sein.


    Und: Ja, ich bin aus Überzeugung so.


    Viel Erfolg allen Referendaren/-innen - "prüft alles und behaltet das Gute!" :top:
    t.-t.

  • Ich bin immer etwas irritiert bei solchen Threads, weil sie sich nicht mit meinen Erfahrungen decken.
    Ich selbst konnte z.B. nie ausgeprägte Schleimer- oder Duckmäusertypen bei meinen Kollegen identifizieren.


    Auch war mein Studienseminar sehr professionell organisiert.
    Es gab sowohl in den Fachseminaren als auch im Hauptseminar einen klaren Ausbildungsplan, den wir vom ersten Tag an kannten. Die Erwartungen und Bewertungskriterien wurden uns sehr transparent dargestellt.
    Meine Fachleiter zeigten sehr deutlich die Spannungspunkte zwischen pädagogischer Theorie, empirischen Studien, Fachdidaktik und dem Berufsalltag auf.
    Die Rückmeldungen zu den Unterrichtsbesuchen fanden nach einem festen Handlungsschema mit beratendem Charakter statt und waren immer konstruktiv.
    Bei keinem meiner Fachleiter hatte ich das Gefühl er wäre ein Schulflüchtling, ganz im Gegenteil. Sie hatten ein starkes Interesse an ihren Fächern und daran weiter zu geben, wie man guten Unterricht macht und uns auf dem Weg zum Lehrerjob zu unterstützen.


    Vielleicht hatte ich da einfach Glück mit meinem Studienseminar....vorstellen kann ich mir das aber nicht so richtig.


    Was ich allerdings beobachten konnte und was mir manchmal auch so ging, geht in die Richtung von 'Stille Mitleserin'. Manchmal ist die Rollentrennung zwischen einem selbst als Person und einem selbst als Lehrer nicht ganz einfach, sodass Kritik an der Lehrerrolle fälschlicherweise als Kritik an der Person verstanden wird. Das ist ein Lernprozess den der eine schneller durchläuft als der andere. Im Referendariat geht es immer nur um die professionelle Lehrerrolle.

  • Hallo Kodi,
    die Emotionalität aufgrund (noch) fehlender Distanz kann ich in solchen threads schon verstehen auch wenn der Ton verletzend sein kann.
    Daher habe ich ja auch bewusst versucht, aus der "Gegenperspektive", also der der FSL zu schreiben - ohne Anspruch, perfekt zu sein, aber eben so, wie Du es beschreibst: offen, pragmatisch, konstruktiv, transparent... und ich glaube ebenfalls daran, dass nicht alle positiven Rückmeldungen der Ref.s nur taktischer Natur sind ;)
    Danke für Deinen Beitrag
    t.-t.

    • Offizieller Beitrag

    Wie gehen eigentlich die hier anwesenden Fachleiterhasser damit um, dass sie den Schülern gegenüber die selbe Position haben und nur gehasst, belogen und vollgeschleimt werden, ein Berufsleben lang?!

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