Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängste

  • Ich habe auch Deutsch und Englisch als Kombi. Beide Fächer machen mir Spaß, allerdings lese ich trotzdem in der Freizeit nur ganz selten einen sogenannten Klassiker. Da ich im Berufsleben und in der Uni so viel damit zu tun habe/hatte, liebe ich es eher, privat zur Triviallektüre zu greifen. Bei uns im Kollegium gibt es viele, die nicht dem typischen Stereotyp des Deutschlehrers entsprechen (also von wegen privat nur ins Theater gehen und lesen). Ich finde es also nicht schlimm, wenn du in deiner Freizeit keine Klassiker liest.
    Die Fächerkombi Deutsch und Englisch hat aber schon den Ruf der 'Todeskombination' und meiner Meinung nach zu Recht. Ich liebe die Fächer, aber der Arbeitsaufwand ist einfach enorm. Noch dazu habe ich fast nur Oberstufe, weswegen ich nachmittags quasi nur noch am Korrigieren bin. Bin erst im zweiten JAhr nach dem Ref. und hoffe, dass sich das mal bessert. Ich hätte früher allerdings auch nicht gedacht, dass man wirklich so viel zu korrigieren hat. Klar, schon mein damaliger Lehrer hat uns immer vorgerechnet: "Ein Klassenarbeit bedeutet 1h korrigieren, 25 Schüler, also 25h für einen Klassensatz, ich habe 7 Klassen a 2 Klausuren im Halbjahr, das bedeutet 350h Korrekturen..." So eine Auflistung empfand ich damals jedoch als lächerlich und unglaubwürdig. Heute weiß ich, dass es wahr ist, aber eine derartige Erklärung der eigenen Arbeit wirkt irgendwie trotzdem lächerlich, also so nach dem Motto: "Guckt, ich bin der schwerstarbeitende Mensch der WElt". Da denke ich sollte man nicht vergessen, dass andere Menschen auch viel arbeiten und trotzdem glücklich sind. Ich bin auch zufrieden an meiner Schule, auch wenn es harte Phasen gibt und ich öfter auch Phasen der Verzweiflung aufgrund der Arbeitsbelastung habe. Allerdings ist das laut den Kollegen in den ersten Jahren nach dem Referendariat normal.
    Dennoch zu deiner Frage: Wenn du selbst das Gefühl hast, sensibel auf Leistungsdruck zu reagieren, würde ich eine andere Fächerkombination wählen. Dort gibt es natürlich auch Belastungen, aber auf andere Art und Weise. So sollte man meiner Meinung nach nicht den Lärm einer Turnhalle unterschätzen. Dafür gibt es in Sport weniger oder in den meisten Jahrgangsstufen keine Klausuren. (Nur um ein Beispiel zu nennen).
    Sinnvoll könnte eine Kombi aus einem Haupt- und einem Nebenfach sein. Im Nebenfach werden sowieso weniger Klausuren geschrieben. Auch KANN es sein, dass man nicht so viele Eltern am Elternsprechtag hat, da diese aus ZEitgründen oft nur beim Hauptfachlehrer vorbeikommen.
    Wenn du dir nicht sicher bist, ob du wirklich Lehrer werden willst, so gibt es an der Uni doch bestimmt die Möglichkeit eines Doppelabschlusses - oder? Ich bin ja jetzt einige Zeit draußen, aber damals gab es die Möglichkeit mit vergleichsweise wenig Aufwand Magister und erstes Staatsexamen gleichzeitig zu absolvieren. Vielleicht gibt es so etwas heutzutage ja auch. Erkundige dich doch mal bei der Studienberatung.
    Ansonsten würde ich auch mal in eine Schule hineinschnuppern und mir den Alltag eines Lehrers anschauen. Aber geregelte Arbeitszeiten würde ich mir dort abschminken. Dafür hast du am Nachmittag/Abend quasi freie Zeiteinteilung.


    LG


    Sylvana

    • Offizieller Beitrag

    Sylvana, ich kann dir versichern, das mit den Korrekturen wird besser. Nicht gut, aber besser. Man wird schneller und effizienter. Und irgendwann so routiniert, dass man es auch mit 80% Hirneinsatz machen kann und nicht mehr so unglaublich hoch konzentriert sein muss, wie am Anfang - das ist nämlich auch noch ein Teil der Belastung.


    Und was Literatur in der Freizeit angeht: ich hab ein Abo bei watchever und gucke amerikanische Polizeiserien wie Shield und Wire, oder eben Breaking Bad (die ultimative Gewerkschafterserie: DAS passiert, wenn ihr den Lehrern nicht genug zahlt ;) ). Okay, Downton Abbey hab ich auch komplett geguckt. "Lesen" - das tue ich fast nur noch via Hörbuch beim Joggen/Putzen oder eben am Handy in der Sbahn. So ist der Deutsch/Englischlehrer heute ;) ... Na, ins Theater gehe ich immerhin noch gern.

  • Hmmm, ich sehe das mit dem Deutschstudium nicht ganz so unkritisch wie meine Vorschreiber. Ich selbst hatte schon einiges mit Referendaren zu tun, die Deutsch als Notfach gewählt haben. Häufig in Kombination mit Sport. Die verzapfen manchmal Sachen, da bekommt man Schnappatmung.... Da sind dann rhetorische Mittel beispielsweise grundsätzlich Metaphern oder der Referendar unfähig, selbst eine klassische Dramenszene zu analysieren. Wie soll man das dann den Schülern beibringen können? Gerade in der Oberstufe sollte es schon Hand und Fuß haben, was du erzählst.


    Beim Durchlesen deines Posts habe ich mich gefragt, wieso jemand, dem ein sicherer Job wichtig ist, das Duale Studium nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hat. Da gibt's doch schon Geld während des Studiums und die Übernahme ist so gut wie garantiert? Als Lehrer bekommst du übrigens auch erst nach Jahrzehnten im Dienst die Gehaltsendstufe und über die Angst vor dem Schichtdienst habe ich gerade herzhaft gelacht. Es ist gerade Samstag kurz vor Mitternacht und ich halte mich mit der Antwort auf diesen Post gerade erfolgreich vom Korrigieren ab. Irgendwie bin ich auch Schichtarbeiter.


    Hast du mal in Erwägung gezogen, ob Englisch plus Musik an der PH (Lehramt (Werk)Realschule) was für dich wäre? Ich glaube jetzt nicht, dass asiatische Musikroboter massenhaft die PHs stürmen. Klar, Aufnahmeprüfung und z.B. ein zweites Instrument (Gitarre oder Klavier) muss dort bestimmt auch sein, aber das Anforderungsniveau ist vielleicht dann doch nicht mit den Musikhochschulen vergleichbar.

    • Offizieller Beitrag

    Was das Fachliche im Unterricht angeht, gebe ich gingergirl recht. Das muss sitzen. Ich bezog mich nur darauf, dass man in der Freizeit (!) nicht unbedingt Literatur lieben muss, um fachlich fit zu sein.


    Die Erfahrungen mit den "Notfach"-Referendaren habe ich nämlich auch. Besonders heftig, wenn die nie im Ausland waren und ein Englisch sprechen, bei dem den (teilweise auslandsaufenthaltserfahrenen) Schülern die Augenbrauen hochgehen. Mich haben dann Schüler mal - zu Recht! - gefragt: "Und der/die soll UNS dann später in Englisch BENOTEN dürfen??"


    Das geht gar nicht.


    Und der allergrößte Hohn in dieser Hinsicht ist, dass die sprachliche Leistung nicht zu einem Durchfallen im 2. Staatsex führen darf, weil die sprachliche Kompetenz ja bereits im ersten Staatsex. bescheinigt wurde.
    Wobei sie hier in der Gegend gar nicht mehr abgeprüft wird, weil die die einzige echt harte Sprachprüfung abgeschafft haben, die sowas mal verhindert hatte. Wegen des Englischlehrermangels.... :D Da sind, als ich noch studierte, teilweise bis zu 60% eines Jahrgangs durchgefallen. Die, die's überlebt haben, konnten dann aber wenigstens auch Englisch!


    Und jetzt kommen immer mal wieder Referendare zu uns in die Oberstufe, die im Unterricht regelmäßig sowas raushauen wie der letzte, den ich betreute: "And sis is why ju cänt put oll immigrants in won pot" (Schülergekicher) "Ei dont make fun". (Schülergekicher).
    Die Ausbilderin sprach mich auf meine Einschätzung der sprachlichen Leistung an, ich kommentierte entsprechend und dann erklärte sie mir, dass das aber vermutlich keinen/wenig Einfluss auf seine Note haben werde denn - siehe oben. Das finde ich haarsträubend.


    Zum Glück sorgen die meisten Refs selber dafür, nicht solch ein blamables Englisch zu sprechen. Aber die, die es tun, kommen damit durch ... so auch o.g. Referendar, der sein Examen bestanden hat... :schreien:

    • Offizieller Beitrag

    Nein, ich muss dich enttäuschen.


    Er war allerdings auch der härsteste Fall. Das Examen nicht glänzend (by far!) aber bestanden. Unterrichtet jetzt an einer IGS mit Oberstufe.... :weissnicht: :weissnicht:

  • Ich habe sowas auch schon erlebt. Und die Fachleiter, die ich kenne, klagen darüber unisono - ich bin ebenfalls der Meinung, dass nicht unerheblich damit zusammenhängt, wenn ein längerer Auslandsaufenthalt fehlt.


    Was die authentische Leidenschaft für Literatur angeht (oder eben für die Grundlagen anderer Fachinhalte) bin ich einer etwas anderen Meinung als Meike. Ich sehe die ultima ratio des Literaturunterrichts darin, dass Schüler aus der Schule heraustragen, dass die Beschäftigung mit Bildung, Texten, Musik, Kultur im allgemeinen etwas Lustvolles und Lebensbereicherndes sein kann. Man sieht plötzlich so unendlich viel mehr um sich herum, und sei es, dass man mehr Anspielungen bei den Simpsons versteht. Das ist für mich nur möglich, wenn der, der da vorne im Klassenraum steht, das auch vorlebt. Ansonsten verfällt jede literarische Analyse zu bloßen Klimmzügen - going through the moves, wie man auf Englisch sagt.


    Das hat für mich aber nichts damit zusammen, das man, keine Ahnung, die Brocken-Szene in Faust II auswendig kann oder über das Schicksal Rollos in Effi Briest weint. Ich lese nicht allzu viele Klassiker im Alltagsleben. Was ich liebe ist klassische Science Fiction und Pulp Fiction der 30er und 40er Jahre und Horror- und Actionfilme. Oder alte Computerspiele; da stecke ich sehr viel Zeit rein. Trotzdem finde ich, dass auch diese Dinge reicher werden, vielschichtiger, interessanter. Zusammenhänge entstehen; wenn ich auf Youtube zufällig "Faust - eine Deutsche Volkssage" finde und mir im Hinterkopf der expressionistische Film der 20er dahergeistert und das Faustbuch aus dem 16. Jh. oder für Englischlehrer meinetwegen Marlowes "Dr. Faustus" und ich wenn ich dann den Blick für visuelle Medien entwickelt habe und die standbildartigen Szenen Murnaus, die einerseits an Holzschnitte andererseits an Gemälde aus der düsteren Romantik des Fin de Siècle erinnern, dann gehen die Assoziationen los, dann treibt sich das Konzept des Faustischen um, die Gedanken kreisen, und das ist pure Lebensfreude. Das ist literarische Bildung und ich sehe meine Aufgabe darin, den Schülern bei den ersten zögerlichen Schritten in die richtige Richtung zu helfen. Es geht nicht um das Kochrezept der "Textanalyse" im Deutschunterricht. Das ist ein Anfängerwerkzeug, das man wegschmeißen kann, wenn seine Möglichkeiten erschöpft sind.


    Allerdings gestehe ich gerne zu, dass die Literaturauswahl im Sprachunterricht der Oberstufe anscheinend nach dem Prinzip erfolgt, dass man Schülern die Freude am Lesen verdirbt. "Tauben im Gras" oder "The Catcher in the Rye" (larmoyantes Jammerbuch), bloß, weil "man das kennen muss"? Die Bildung hört doch nicht mit der Schule auf und vielleicht kehren die erwachsen gewordenen Schüler später auf anderem Wege zu diesen Texten zurück? Mach ich doch auch ständig. Aber da vorne nur ein Griesgram steht, der das selber alles langweilig findet, dann Prost Mahlzeit...

    • Offizieller Beitrag

    Aber inwieweit widerspricht das dem, was ich schreibe?


    Die Tatsache, dass ich in meiner Freizeit lieber The Wire gucke, als einen weiteren Klassiker zu lesen, bedeutet nicht, dass ich mich für Shakespeare zum Beispiel, dessen unglaubliche Vielschichtigkeit udn Modernität sich nicht nur in den vielen hunderten (tausenden?) von modernen Adaptionen zeigt, begeistern und das auch vorleben kann. Ich für meinen Teil mag gute Texte. Egal ob aus dem 17. Jahrhundert oder von 2012. Und gute Filme. Und Serien. Und alte, ledergebundene Bücher und Technikspielzeug. Usw. :) Mein Statement heißt nur, dass man, um ein guter Deutsch/Englischlehrer zu sein, nicht unbedingt dem Klischee Deutsch/Englischlehrer gehen privat nur ins Museum, lesen obsessiv klassische Literatur und besuchen das Theater entsprechen muss. Das wollte ich mit obigem aussagen, weil mir der TE zu befürchten schien, dass man diesem (anti-)Ideal zu enstprechen habe. Vielleicht habe ich ihn ja aber auch nur missverstanden.


    Und ich glaube, dass ich trotz der Tatsache, dass ich für die deutsche "Heulbojenliteratur" nach 45 wenig Begeisterung aufbringen kann und mir die britischen und amerikanischen Zyniker immer schon lieber waren als die deutschen an-der-Welt-Leider, die letzteren gut unterrichten kann, weil ich eben doch der Meinung bin, dass man auch Dinge, die einem nicht "im Herzen brennen" gut vermitteln kann, wenn man generell einen Zugang zu Texten, Themen, Methoden hat. Literaturunterricht ist Literaturunterricht, und auch wenn man den Roman/den Text selbst nicht mag, kann man STUNDEN halten, die gut sind und die man mag und den Schülern Freude bereiten und sie weiter bringen. Das sind noch mal zwei paar Schuh, find ich. Ich erinnere mich zB an ein paar tolle Stunden zur Barocklyrik, die die Schüler nachher begeistert im Abijahrbuch erwähnten. Wir hatten Gedichte umgeschrieben und kurze Monologe zu einzelnen Gedichts-Zeilen unter dem Motto "Fressen und Sterben" ;) erarbeitet - die Schüler waren genial und ich hatte Riesenspaß mit ihnen. Und - kein Zweifel - sie hatten all die barocktypischen Gedankengänge wirklich verstanden und eingewoben. Privat ... hasse ich Barocklyrik. :P


    Edit und PS: Und nochwas Interesantes dazu: wir lesen alle 2 Jahre auch "The Catcher in the Rye" (ja, du hast Recht: extreeem nerviges larmoyantes Jammerlappenbuch!). Und am Ende des Jahres lassen wir die Schüler immer die Lektüren evaluieren - rate, was immer wieder raus kommt?


    Genau. Sie lieben es. Es bekommt bis zu 70% der best-of rankings. Und das nicht, weil die anderen Bücher noch bekloppter waren (wir haben wirklich gute, aktuelle Sachen dabei). Offensichtlich trifft das teenage-Rumgeeiere des Catcher aber genau den Nerv. :weissnicht:
    Man darf auch nicht denken, dass der eigene Geschmack übertragbar ist. Meine Deutschkurse liebten zum Beispiel auch immer wieder Effi Briest. Da kann ich persönlich ja gar nicht drauf. Michael Kohlhaas, den ich klasse finde... fanden sie blöd. Okay. So ist es eben. In dem Falle lasse sich mich von der Begeisterung der schüler für die nervige Effi anstecken und sie sich von mir von der Begeisterung für den Text über den durchgeknallten Gerechtigkeitsfanatiker ... :handschlag: Das ist auch ein Teil von Unterricht.

  • möchte das nur unterstreichen - die germanistik-dozenten/literaturwissenschaftler allgemein an der uni lesen bei weitem nicht alle gerne privat ständig goethe und kleist und dann wieder schiller, sondern haben im allgemeinen schlicht ein großes interesse an guten texten und überaupt an gut gemachten künstlichen welten/geschichten, auch in form von bühnenwerken, audio, film, spiele, was auch immer. ich kann persönlich der literatur des 19. jahrhunderts sehr wenig bis gar nichts abgewinnen, halte sie aber für einen faszinierenden forschungsgegenstand. bloß lesen mag ich das nicht so gern. dafür tue ich sehr viel für literatur der neuen sachlichkeit, brecht, oder neil gaiman und pratchett und science fiction und kabarett und modern family. meine deutschklassen hielten bisher trotzdem "romeo und julia auf dem dorfe" für total toll und so. geschmäcker sind halt verschieden, und ich denke schon, dass man eine eigene grundsätzliche begeisterung/faszination für eine bestimmte art des fragens gegenüber literarischen texten (eben nicht eine nur noch wissenschaftshistorisch interessante hermeneutik aus dem 19. jahrhundert a la "was wollte uns der autor damit sagen", sondern eher "was tut der text und was tun wir, damit der text so wirkt, wie er wirkt und nicht vielmehr ganz anders?") an jedem beliebigen beispiel vermitteln kann, so man diese faszination denn teilt (vulgo: das eigene fach als wissenschaftliches fach schätzt).

    • Offizieller Beitrag

    meine deutschklassen hielten bisher trotzdem "romeo und julia auf dem dorfe" für total toll und so.

    Örglörgs! :D


    Und ansonsten volle Zustimmung Kecks! ...

  • Kreachers, für mich klingt das so, als würdest du deine Prüfungsangst mit deiner Zukunftsangst vermengen. Ich würde dir dringend empfehlen, dir Hilfe zu suchen, um herauszufinden, ob dich die Prüfungsangst so beherrscht, dass du die Zukunftssorgen sozusagen vorschiebst, um dich den Prüfungsanforderungen zu entziehen. Ich glaube, das ist gar nicht so selten. Und du solltest herausfinden, was dich eigentlich so panisch macht.


    Natürlich ist es sinnvoll, das, was man studiert, dann auch durch eine Prüfungsleistung zu dokumentieren, ganz unabhängig davon, wie es danach weitergeht. Und in keinem Studium hat man nur Fächer, für die man brennt. Ich kann mich gut erinnern, dass mich einige Themen ziemlich gequält haben. Das ist doch normal?! Auch im Job gibt es nette und nervige Sachen - überall.


    Es ist eine merkwürdige Vorstellung, dass ein Deutschlehrer sich in seiner Freizeit mittelhochdeutsche Lyrik reinzieht. Also, ich lese in meiner Freizeit jedenfalls keine Mathebücher, sondern eben gerade was anderes als das, was mich im Job sowieso beschäftigt. Allerdings programmiere ich gern, aber dein "Spaßfach" hast du ja auch schon gefunden.


    Das mit den Korrekturen ist natürlich so eine Sache, klar, aber sicher kein Grund, jetzt das Studium abzubrechen.

  • Ich selbst hatte schon einiges mit Referendaren zu tun, die Deutsch als Notfach gewählt haben. Häufig in Kombination mit Sport.

    Nun ja, für einen Teil der Sportstudenten ist schon das Lehramt an sich ein Notfach. Zumindest war das immer mein Eindruck an der Uni.



    Gruß
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Es ist eine merkwürdige Vorstellung, dass ein Deutschlehrer sich in seiner Freizeit mittelhochdeutsche Lyrik reinzieht.


    Äääähm.... :) Aber es gibt doch so spannende mittelalterliche Literatur in schönen neusprachlichen Übersetzungen.

  • Was das Fachliche im Unterricht angeht, gebe ich gingergirl recht. Das muss sitzen. Ich bezog mich nur darauf, dass man in der Freizeit (!) nicht unbedingt Literatur lieben muss, um fachlich fit zu sein.


    Bei uns gibt es jedes Jahr ein massives Rumgeeiere, weil keiner die Englisch-Leistungskurse belegen will. Einige Kollegen sagen direkt: "Da muss ich ja Romane für lesen." Das ist ein Armutszeugnis. Eine Bankrotterklärung der Fachkollegen. Wenn ich allerdings bei privaten Einladungen der Fachkollegen mal einen Blick auf den Bücherschrank werfe, dann wird mir einiges klar. OK, ich stimme zu, dass man nicht ausnahmslos Klassiker lesen muss, aber ein Umgang mit Literatur, klassisch oder popkulturell, wie Nele es weiter unten beschreibt, sollte doch drin sein. Ist es aber bei sowohl den Englisch- als auch nahe zu 100% der Deutschkollegen nicht. Wenn es so aussieht, dass die promovierte Deutschkollegin die "Gala" abonniert hat, die Dame mit Englisch/Deutsch die "In Touch" und die Englischkollegin in ihrer Freizeit vorrangig an der VHS Filzkurse belegt und "Billy Elliot" als "das ist aber nicht anspruchsvoll" tituliert, dann graut mir..... Denn mehr haben die nicht zu bieten. Merkt man in Gesprächen. Und Deutsch-Leistungskurse machen sie lieber, weil es da schon ewig die Abiboxen gibt, welche Romane nur anreißen. Traurig....

    • Offizieller Beitrag

    Krass. Da bin ich eher verwöhnt. An einer reinen Oberstufe hat jeder E/D Kollege standardmäßig LKs und immer Abi, entweder im LK oder GK (die auch alle mindestens 1-2 Romane pro HJ lesen). Und eigentlich alle meine Kollegen sind literarisch sattelfest und lesen gerne. Das hat mir dem privaten Nutzungsverhalten nichts zu tun - also die Kollegen sind da eher wie ich: ich mag grundsätzlich gute Texte. Wenn ich einen neuen für den Unterricht lesen darf, freue ich mich. Ist es ein schlechter, komme ich auch damit klar ihn zu unterrichten.
    Und ich habe meterweise Bücherregale (gelesener ! Bücher :) ) zu Hause. Wie die meisten meiner Kollegen. Und da ist nicht die Gala drin (Gala?? im ERNST???)


    Trotzdem guck ich gern Serien bei watchever. Das geht zusammen. Man muss halt mehr können als "nur".

  • fachlich kompetente kollegen sind ein traum. fachlich desinteressierte kollegen ("ich hab mein studium eigentlich hier nicht mehr gebraucht"... ja nech, is klar) dagegen - no comment. meistens gibt's ja gottseidank solche und solche. schlimm sind allerdings fachlich nicht sattelfeste und vor allem deinteressierte fachleitungen, vor allem in deutsch. da könnte ich... **********!

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