Karriere im Schuldienst bei spätem Einstieg in den Lehrerberuf noch möglich?

  • Hallo zusammen.


    Ich habe eine eher allgemeine, denn spezielle Frage, die aber für mich persönlich von Relevanz ist. Ich hoffe, der ein oder andere kann hierzu was aus Erfahrung sagen, oder zumindest seine Einschätzung abgeben:


    Wenn man mit Ende 30 erst in den Schuldienst einsteigt und verbeamtet wurde, hat man dann noch realistische Chancen auf eine Karriere im Schuldienst (Eignung immer vorausgesetzt, Dienstposten: Schulleitung, Seminarleitung etc.), oder muss man realistischerweise sagen, dass der Zug abgefahren ist, da man die Dienstjahre der Mitbewerbe nicht mehr aufarbeiten kann und als Mann noch zusätzlich durch eine Quoten-/Gleichstellungsregelung benachteiligt ist?


    Ich muss mir nämlich leider eingestehen, dass ich doch zu karriere- und leistungsorientiert denke, als dass ich dauerhaft bis zur Verbeamtung die klassische Lehrertätigkeit ausüben könnte.


    Danke für Antworten...

  • Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Wenn du nur Lehrer werden willst um an deiner "Karriere" zu feilen, bist du eh im falschen Film. Deshalb würde ich an deiner Stelle gar nicht weiter darüber nachdenken und nach einem Beruf suchen, bei dem deine "karriere- und leistungsorientierte" Einstellung angebracht ist.

    Religion, eine mittelalterliche Form der Unvernunft, wird, wenn sie mit modernen Waffen kombiniert wird, zu einer echten Gefahr unserer Freiheiten. (Salman Rushdie)

  • Vor allem steigst du doch auch nicht automatisch in die Schulleitung (!) oder Fachleitung (!) auf, nur weil du im Laufe der Zeit älter wirst. Ein bisschen Qualifikation, Glück, evtl. auch Vitamin B sind da schon von Nöten ;)

  • Im übrigen würde ich schon sagen, dass es nicht einfach ist, noch eine Leitungsfunktion zu erreichen, wenn man erst mit knapp 40 einsteigt. Es ist in den meisten Schulen übrlich, dass man bestimmte Funktionen und Zusatzaufgaben erst ein paar Jahre übernehmen muss, bis dann daraus eine entsprechende Stelle wird, und bis zur Schulleitung sind es nun mal in der Regel 4-5 "Karrierestationen" die man durchlaufen muss, zumindest in Gymnasialbereich. Und mit 57 wird kaum noch einer Schulleiter (schon weil man sich das in dem Alter nicht mehr antut).
    Einzelfälle gibt es sicher, aber es dürfte doch deutlich schwieriger sein, als wenn man mit 26 einsteigt.

  • Deshalb würde ich an deiner Stelle gar nicht weiter darüber nachdenken und nach einem Beruf suchen, bei dem deine "karriere- und leistungsorientierte" Einstellung angebracht ist.

    Kann ich nur dick unterstreichen. Ein mir bekannter Wirtschaftspädagoge hat es aufgrund dieser beruflichen Motive keine zwei Jahre im Schuldienst gemacht.
    Dicke Boni für herausragende Leistung und steile Karriereoptionen bei hartem Ellenbogeneinsatz werden nicht so begrüßt wie im Frankfurter Bankenviertel.

  • Nicht zu vergessen die Kolleginnen und Kollegen, die viel Freude haben, mit solchen Kollegen zusammenzuarbeiten...

  • Wobei eine übermäßige Portion Idealismus ebenso anstrengend werden kann. Schon alleine aus Rücksicht auf Kollegen, die es im Sinne ihrer eigenen Gesundheit nicht gerade als Befriedigung empfinden, in den Altruismus anderer mit reingezogen zu werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ein Kollege, der allerdings schon jahrelange Erfahrung bei freien Trägern und Privatschulen hatte, wurde 2 Jahre nach seiner Einstellung (mit über 40) Abteilungsleiter, zwei jahre später stellvertretender Schulleiter. Dies ist allerdings eine große Ausnahme, und meist auch nicht wirklich wünschenswert für alle Beteiligten.

  • Ich habe mich auch im höheren Alter entschlossen, mich Richtung Lehramt um zu orientieren. ich bin zwar erst im Referendariat, aber bisher habe ich es nicht bereut. Ich unterrichte gern, ich mag meine Schüler und die Gestaltungsmöglichkeiten, die ich habe. Mir ist aber klar, dass das Kerngeschäft das Unterrichten ist und ich denke, das sollte auch der Hauptantrieb sein, es gibt einfach wenig Führungsstellen. Wirst du enttäuscht sein, wenn du immer unterrichten muss und es dir nicht gelingt eine Führungsposition zu ergattern? Mir persönlich wäre das Risiko dann zu hoch, es gibt viele andere Jobs in denen man mit viel Einsatz leichter Karriere machen kann.

  • Ich halte es für möglich ... aber ganz ehrlich: ich will doch Lehrer werden, um zu unterrichten, nicht um als Schulleiter alle möglichen und unmöglichen Verwaltungsaufgaben zu übernehmen. Wenn Du jetzt schon sagst, dass Du nicht bis ans Ende unterrichten willst - lass es lieber ganz. Unterricht ist für mich die Kernaufgabe des Lehrers und ich finde es eine merkwürdige Sichtweise, wenn jemand es als leistungsmäßigen Makel sieht, wenn man "nur" unterrichtet. Erfolgreicher, guter Unterricht (jetzt kann man diskutieren, wie das gemessen werden soll) ist für mich die wahre Topleistung.



    Und: Als Karriere würde ich den Aufstieg vom "normalen" Lehrer zum "Seminarlehrer" nicht unbedingt bezeichnen (um Missverständnisse zu vermeiden: natürlich ist es ein Aufstieg, bedeutet auch mehr Einkommen, aber mit Karriereschritten in anderen Berufen ist das wohl eher nicht zu vergleichen). Ein Seminarlehrer, der selbst nicht mehr (gern) unterrichtet, ist für mich übrigens eine Fehlbesetzung (und ja, ich weiß auch, dass es solche Seminarlehrer gibt).

  • Wie Trantor schon sagte: wenn man einschlägig vorbelastet ist, kann das schneller gehen, als man AQS sagen kann. Insbesondere, da sich Kandidaten für SL nicht gerade die Klinke bei der Behörde in die Hand drücken. Wenn jedoch SL das erklärte Ziel ist... das kann übel in die Hose gehen, denn eine Garantie gibts nicht und das RIsiko, in der Ochsentour Klassenraum stecken zu bleiben, ist groß.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Liebe Kollegen,



    ohne etwas zu den Karrierechancen des Threaderstellers sagen zu können, wirft es IMHO ein bezeichnendes Licht auf unseren Berufsstand, wenn einer zugibt, AUCH Ambitionen auf Leitungsaufgaben zu haben und dann von allen Seiten fast nichts anderes zu hören bekommt, als dass das doch ganz "pfui" sei und man doch deswegen nicht Lehrer werde... Leute, überlasst es doch bitte jedem Einzelnen, warum er Lehrer wird. Und die ohnehin mageren Karrierechancen nutzen zu wollen, die einem der Beruf bietet, ist überhaupt nicht verwerflich. Da kann die "Wir-sind-doch-alle-Lehrer-wir-machen-doch-alle-das-gleiche"-Fraktion noch so laut meckern.


    Davon abgesehen finde ich es durchaus begrüßenswert, wenn die Leute auf Funktionsstellen kommen, die das auch wollen. Und nicht die, die nicht schnell genug "nein" sagen konnten.



    Just my two cents!



    Viele Grüße
    Fossi

  • Als Karriere würde ich den Aufstieg vom "normalen" Lehrer zum "Seminarlehrer" nicht unbedingt bezeichnen (um Missverständnisse zu vermeiden: natürlich ist es ein Aufstieg, bedeutet auch mehr Einkommen, aber mit Karriereschritten in anderen Berufen ist das wohl eher nicht zu vergleichen)


    Mehr Einkommen bedeutet der Seminarlehrerposten in Bayern aber nicht. Eher weniger, weil die Arbeit mehr wird. Schadet aber nichts, das mal gemacht zu haben - ein Großteil der Schulleiter an Gym und RS war vorher mal Seminarlehrer.




    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • ohne etwas zu den Karrierechancen des Threaderstellers sagen zu können, wirft es IMHO ein bezeichnendes Licht auf unseren Berufsstand, wenn einer zugibt, AUCH Ambitionen auf Leitungsaufgaben zu haben und dann von allen Seiten fast nichts anderes zu hören bekommt, als dass das doch ganz "pfui" sei und man doch deswegen nicht Lehrer werde...

    Da stimme ich vollkommen zu. Ich persönlich ziehe das Unterrichten jeglicher Verwaltungsarbeit vor,
    aber wenn jemand sich gezielt für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben interessiert, bitte! Finde ich vollkommen in Ordnung.



    Ich fände es übrigens im Allgemeinen gut, wenn es mehr Lehrer gäbe, die auch wirtschaftliche Aspekte des Berufs stark betonen anstatt sich in irgendwelchen ideellen Fantasien zu ergehen. Vielleicht wird aus solchen Reihen dann auch endlich mal ein Schulleiter rekrutiert, der Firmenkontakte herstellt für wirtschaftsnahe Praktika und Zusammenarbeit, MINT-Fächer gezielter fördert und sich dafür stark macht, dass an der Schule all die Aktivitäten groß geschrieben werden, die Bezug zu Fächern haben deren Experten in der deutschen Wirtschaft gesucht werden und mit denen SuS später einen gut bezahlten, wichtigen Job bekommen.
    Von Schulleiter/innen mit Geisteswissenschaften als Fächern, die den Großteil der Poolstunden in Theater-AGs, Darstellendes Spiel und Ähnliches stecken und lieber einen Kunst LK mit 20 SuS sowie einen dritten (!) Deutsch LK, als einen Chemie LK mit 12 hochintelligenten Cracks, einrichten, habe ich persönlich genug.
    Vielleicht wird das ja mal ein Schulleiter, der auch versteht, dass man als Lehrer kein Geld für Arbeitsmaterial ausgeben sollte und deshalb Teile des Etats darauf verwendet, dass die Lehrer Druckerpatronen und Druckerpapier (sofern sie es eh nicht aus der Schule mit nach hause nehmen) über die Schule bestellen können, damit sie die Blaupause für die Arbeitsblätter nicht auf eigene Kosten ausdrucken. Vielleicht ist so jemand auch ein Schulleiter, der keine Klassenfahrten und Austausche genehmigt, wenn es dafür keine Geldmittel gibt und ein Lehrer auch nur einen Cent selber zahlen müsste.
    So ein Schulleiter bleibt aber wohl eher Wunschdenken meinerseits ;)


  • Bei mir an der Schule werden die MINT-Fächer stark gefördert bzw. sind mindestens gleichberechtigt und auf die finanziellen Aspekte bei den Klassenfahrten wird auch geachtet bzw. das ist Entscheidungskriterium für die Genehmigung

  • Liebe Kollegen,



    ohne etwas zu den Karrierechancen des Threaderstellers sagen zu können, wirft es IMHO ein bezeichnendes Licht auf unseren Berufsstand, wenn einer zugibt, AUCH Ambitionen auf Leitungsaufgaben zu haben und dann von allen Seiten fast nichts anderes zu hören bekommt, als dass das doch ganz "pfui" sei und man doch deswegen nicht Lehrer werde... Leute, überlasst es doch bitte jedem Einzelnen, warum er Lehrer wird. Und die ohnehin mageren Karrierechancen nutzen zu wollen, die einem der Beruf bietet, ist überhaupt nicht verwerflich. Da kann die "Wir-sind-doch-alle-Lehrer-wir-machen-doch-alle-das-gleiche"-Fraktion noch so laut meckern.

    Wer hat denn hier Pfui gerufen und dem Threadersteller die Pest an den Hals gewünscht? Ich habe die Ausgangslage so verstanden, dass er sich noch gar nicht darüber im Klaren ist, ob der Schuldienst etwas für ihn ist und die Pro/Contra-Analyse unter a) karrieretechnischen Gesichtspunkten und b) damit verbundenen Altergründen fällt. Falls er bereits/bald im Schuldienst ist und sich im Hinterkopf behält möglichst viele Optionen zur beruflichen Weiterentwicklung offen zu lassen, dann ist das eine ganze andere Kiste. Falls er aus rein karrieretechnischen Gründen nun abwägt in den Schuldienst einzusteigen, dann wird das nach hinten losgehen - für Schüler, Kollegen und insbesondere ihn selbst. Ein "bezeichnendes Licht auf unseren Berufsstand" halt ich in diesem Fall mal für arg überinterpretiert.

  • Wer hat denn hier Pfui gerufen und dem Threadersteller die Pest an den Hals gewünscht?

    Letzteres: niemand (habe ich auch nicht behauptet!); ersteres: z.B. Postings # 2, 3, 5, 6, 10.



    Zitat

    Falls er aus rein karrieretechnischen Gründen nun abwägt in den Schuldienst einzusteigen, dann wird das nach hinten losgehen



    Das steht natürlich außer Frage - aber wer verbindet denn den Schuldienst schon mit dem Begriff "Karriere" in dem Sinn, wie er im von Dir erwähnten Frankfurter Bankenviertel verstanden wird?



    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich muss mir nämlich leider eingestehen, dass ich doch zu karriere- und leistungsorientiert denke, als dass ich dauerhaft bis zur Verbeamtung die klassische Lehrertätigkeit ausüben könnte.

    Hi!
    Pfui rufe ich da natürlich nicht. Aber wenn jemand noch nicht einmal "bis zur Verbeamtung die klassische Lehrertätigkeit ausüben" will, also schon vorher Karrieregelüste in den Vordergrund stellt, dann finde ich das befremdlich. Wie will man denn Seminartätigkeit, Schulleitung oder Schulaufsicht ausüben, wenn man gar keine Lust aufs Unterrichten hat und den Umgang mit SchülerInnen eher nebensächlich findet?


    L.G. Pia

  • Hi!
    Pfui rufe ich da natürlich nicht. Aber wenn jemand noch nicht einmal "bis zur Verbeamtung die klassische Lehrertätigkeit ausüben" will, also schon vorher Karrieregelüste in den Vordergrund stellt, dann finde ich das befremdlich. Wie will man denn Seminartätigkeit, Schulleitung oder Schulaufsicht ausüben, wenn man gar keine Lust aufs Unterrichten hat und den Umgang mit SchülerInnen eher nebensächlich findet?


    L.G. Pia



    Meint er nicht sowieso die Verrentung?? Oder habe ich was verpasst und müsste seit Jahren ganz anders arbeiten, eben nicht mehr im "klassischen Lehrerberuf"? ;)

  • Hi!
    Pfui rufe ich da natürlich nicht. Aber wenn jemand noch nicht einmal "bis zur Verbeamtung die klassische Lehrertätigkeit ausüben" will, also schon vorher Karrieregelüste in den Vordergrund stellt, dann finde ich das befremdlich. Wie will man denn Seminartätigkeit, Schulleitung oder Schulaufsicht ausüben, wenn man gar keine Lust aufs Unterrichten hat und den Umgang mit SchülerInnen eher nebensächlich findet?

    Ohne StephanNRW persönlich zu kennen, würde ich hier blind unterstellen, dass er nicht die Verbeamtung, sondern die Pensionierung gemeint hat. "Bis zur Verbeamtung" wird er wohl schon unterrichten müssen - und zwar in exzellenter Qualität so, dass es seinen Ausbildern gefällt.



    Viele Grüße
    Fossi



    edit: Mist, zu langsam.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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