Jemand Erfahrungen mit kleinwüchsigen Schülern in der Regelgrundschule?

  • Hallo,


    ich bekomme im September in meine erste Klasse eine Schülerin, die kleinwüchsig ist. Hat jemand Erfahrung damit? Würde mich über Austausch freuen!


    LG

  • Nicht als Lehrerin aber als Schülerin. Die Schwester eines Schulfreunds von mir ist kleinwüchsig und ging auf Regelschulen (erst Grundschule dann Gymnasium). Sie hatte einen Fahrdienst, weil sie im vollen Schulbus Probleme hatte. Sie wurde also zu Hause und in der Schule von einem Taxi abgeholt. Ansonsten gab es höchstens im Sportunterricht Ausnahmen/Sonderbehandlung.

  • Nicht als Klassenlehrer, aber als Fachlehrer in der 5. und 6. Klasse. Ich habe da niemals irgendwelche Probleme miterlebt und soweit ich das mitbekommen habe, haben auch die Klassenlehrerinnen da nie intervenieren müssen oder so.


    Ein oder zwei Mal habe ich mich erwischt, wie ich bei der Begrüßung sagen wollte "xxx, steh' du bitte auch auf!". Ich hab's dann aber noch früh genug gemerkt ;-)

  • Das ist doch "nur" eine kleinere Körperbehinderung.
    Dann lässt du einfach einen kleinen (bei uns sind sie lila) Tisch und Stuhl mit in den Raum stellen und alles andere müsste doch beinahe normal klappen.
    Lange Ausflüge zu Fuß müsste man im Blick haben, aber ansonsten sehe ich da keine Probleme.
    Wie klein ist sie/er denn?
    Von Konfektionsgröße 110-146 und 15kg-45kg ist im ersten Schuljahr doch alles drin.

  • Dass das gar nicht soooo schwerwiegend ist, dachte ich auch, als ich gehört habe, dass ich ein kleinwüchsiges Kind in die Klasse bekomme. Ich kenne privat zwei kleinwüchsige Kinder, aber diese sind einfach "nur" etwas kleiner.


    Aber es gibt ja viele verschiedene Arten von Kleinwuchs. Und dieses Mädchen hat schon größere Schwierigkeiten. Allein schon, dass gerade mal knapp über 80 cm groß ist. Somit kann sie weder normale Stühle / Tische in der Schule, noch Toiletten, Waschbecken, ... usw benutzen. Sie hat auch größere Schwierigkeiten, Treppen hochzulaufen. Daher finden aktuell einige Umbauarbeiten in der Schule statt. Sie kann auch keine längeren Wege laufen, was bei Wandertagen, Ausflügen, ... schwierig ist.
    Sie hat auch noch ein paar andere Beeinträchtigungen, ist als nciht "nur" kleiner als die Mitschüler...


    Ich bin sehr motiviert und freue mich auf diese neue Aufgabe, habe nur gehofft, dass ich mich mit anderen vielleicht austauschen kann.


    LG

  • Nein, wir bekommen keine zusätzliche Kraft. Bei Ausflügen nimmt der Kindergarten bisher einen Bollerbagen, einen Buggy möchten die Eltern nicht...

  • Da wäre mir glaube ich egal, was die Eltern wollen. Ein Bollerwagen ist unpraktisch. Einen Buggy kannst du viel leichter verstauen, in Bus/S-Bahn heben, im Museum schieben...

  • Hat das Kind sonderpädagogischen Förderbedarf im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung? Wie sieht es aus mit Hilfsmittelversorgung? Schwierig ist das immer, wenn Eltern sich gerade dagegen sperren, weil sie vielleicht noch nicht wirklich verarbeitet haben, dass ihr Kind eine Behinderung hat...Wir bekommen im nächsten Schuljahr auch ein Kind mit körperlicher Behinderung, bei dem die Eltern noch sehr verleugnen, wo alles Schwierigkeiten sind. das macht die Sache nicht unbedingt leicht...

  • Hallo,


    die Mutter sieht alles schon sehr realistisch, finde ich...
    Aber zumindest hier in Bayern werden behinderte Kinder "einfach so" inkludiert. Also die Probleme werden genannt und der Lehrer hat damit umzugehen.
    Wie gesagt, es finden einige bauliche Maßnahmen in der Schule statt - z. B. bekommt sie eine eigene kleine Toilette und Waschbecken, einen Handlauf für die Treppe, usw. Aber mehr Unterstützung von außen bekomme ich meines Wissens nicht! So lang sie im Unterricht kognitiv mitkommt, sollte das aber auch zu schaffen sein...

  • Hallo,


    inzwischen habe ich mich gedanklich mehr mit der Thematik beschäftigt und bin größtenteils optimistisch, dass wir den Schulalltag gut meistern werden. Aber mir fallen immer wieder neue Sachen ein, wo ich unsicher bin...


    Zum Beispiel:
    Die Kinder lieben es ja, wenn sie an der Tafel etwas machen dürfen (Bilder hinhängen, zuordnen, verbinden, ... oder gerade in der ersten Klasse lieben sie es, den aktuellen Buchstaben an der Tafel groß nachzuspuren, das war immer Teil meiner Buchstabeneinführung). Oder eben auf der Overheadfolie etwas zu schreiben, verbinden, usw.
    Nun, meine Schülerin ist ja wirklich so viel kleiner als die anderen Kinder, dass sie nicht wirklcih an die Tafel kommen wird, bzw. Nachspuren in Groß wäre wohl auch unmöglich. Für den Projektor habe ich zwar einen kleinen Hocker für kleinere Kinder, aber sie ist ja so viel kleiner als die anderen Kinder, dass ihr das auch nichts helfen würde.
    Ich habe schon an einen größeren Hocker (gibt es z. B. von Ikea) gedacht, der ist aber zweistufig - da wären ihr die Stufen viel zu hoch!
    Habe schon an eine Art kleine "Treppe" gedacht, aber ich bin ratlos, wo man sowas herbekommt. Er müsste ja ca. 40-50 cm hoch sein mit mehreren kleinen Stufen.
    Oder hat jemand eine andere Idee?

  • Kannst du dich nicht für solche Fragen an eure zuständige beratende Förderlehrerin wenden? Genau für so etwas sind sie doch da.
    Außerdem würde ich mich an deiner Stelle wirklich nicht so stressen.
    Du machst doch sicher auch nicht bei jedem stotternden/lispelnden/schielenden Schüler so einen Aufriss.
    Ja - sie wird nicht an die Tafel kommen. Ja - sie ist kleiner. Sie lebt aber nicht in Lilliputanien, wo es spezielle kleine Häuser gibt, sondern geht auf eine Regelschule und wird in einer Regelumwelt leben. Da ist es normal, dass manche Dinge aufgrund der Größe bzw. Kleine nicht gehen und das muss man auch ertragen können und die eigenen Grenzen akzeptieren.
    Du sollst sie ja jetzt nicht plötzlich gar nicht mehr fördern , unterstützen, ... aber ich denke, manches ist einfach so und du solltest viel lockerer an die Sache gehen. Umso lockerer kann sie mit ihrer Behinderung umgehen.
    Dann spurt sie halt nicht die Buchstaben an der Tafel nach, weil sie nicht dran kommt.
    Oder du lässt ihr eine Kindertafel von IKEA kaufen (wichtig: Du LÄSST ihr kaufen... nicht: Du KAUFST), damit sie mitmachen kann.

  • Ähm, ich habe keine beratende Förderlehrerin...


    Also ich kann es mir nicht vorstellen, dass ich sie im Unterricht generell von vielen Dingen ausschließe, also Dinge, die regelmäßig stattfinden. Das kann doch nicht Sinn und Zweck der Inklusion sein, einem kleinen Kind täglich zu sagen: Du bist anders als die anderen, deswegen können alle mitmachen, nur du nicht...
    Das mit der Tafel habe ich eventuell missverständlich ausgedrdückt. Die Kinder spuren alle "meine" großen Buchstaben an der Tafel nach, da hilft ihr ne eigene Tafel auch nicht...

  • Ich bin ebenfalls in Bayern tätig und kenne es nur so, dass körperlich und/ oder seelisch behinderte Kinder grundsätzlich eine Schulbegleitung genehmigt bekommen, wenn die Eltern es beantragen! Ansprechpartner ist z. B. das Jugendamt. Ich würde an deiner Stelle alles daran setzen, dass die Eltern sich dahinterklemmen. Das würde den Schulalltag nicht nur für dich, sondern vor allem auch für das Kind enorm erleichtern.

  • Hallo,


    nein, es ist nicht so, dass eine Schulbegleitung genehmigt wird. Dazu muss das Kind schon sehr stark eingeschränkt sein. (Mein Sohn hat selber ne Behinderung und ich weiß daher GANZ sicher, dass es nicht so einfach ist. Er würde, selbst wenn wir es wollten, keine Schulbegleitung bekommen, weil er zu angepasst ist und relativ gut zurechtkommt.) Das "Problem" ist daran, dass sie kognitiv absolut fit ist und es eben nur kurze Phasen wären, in denen sie Hilfe bräuchte. Dafür wird keine Schulbegleitung genehmigt.
    Meine Klasse ist eine ganz "normale" Klasse mit eben diesem Inklusionskind. Das Ganze ist mir auch absolut neu, daher bin ich noch etwas unsicher. Bisher hatte ich nur Regelschüler...

  • Dann ist es wohl in Bayern auch von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich. Ich habe ein geistig absolut fittes Kind in der Klasse mit einer sehr leichten Form des Asperger Autismus. Er hat eine Schulbegleitung, obwohl er die aus meiner Sicht gar nicht bräuchte. Körperlich eingeschränkte haben grundsätzlich eine, oft inzwischen auch Kinder mit ADHS. Alleine an meiner Schule sind etwa 10 begleitete Kinder.


    Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Schulbegleitungen erst NACH Auftreten schulischer Probleme vehement genug von Eltern-/ Lehrerseite beantragt werden. Dann dauert es gefühlte Ewigkeiten, bis diese Kinder schulusch wieder stabilisiert werden.


    Schulbegleitungen sind im Übrigen nicht für das Auffangen geistiger Defizite gedacht, sondern dazu da, dass ein Kind trotz Einschränkungen am normalen Unterricht teilnehmen kann, wozu das Organisieren von Arbeitsmaterialien oder auch der Toilettengang gehören können.

  • Hallo,


    ja, ich habe mich inzwischen intensiv mit dem Thema Schulbegleitung beschäftigt und weiß, was die eigentlichen Aufgaben der Schulbegleiter sind. Allerdings sehe ich die Chancen bei meiner Schülerin da sehr gering, dass das genehmigt wird, weil sie eben für die meiste Zeit im Schulalltag keine Hilfe bekommt. Sie kann ja alles mitmachen, es sind wirklich nur Kleinigkeiten wie in den Bus einsteigen (da kann aber jemand helfen), oder eben die Tafel erreichen (aber da hilft auch kein Schulbegleiter, der kann sie auch nicht größer machen).
    Ich finde es interessant, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass eine Schulbegleitung einfach zu bekommen ist bei bestimmten Beeinträchtigungen, weil meine Erfahrung ne andere ist... Vielleicht hängt es auch vom entsprechenden Amt oder Bearbeiter ab...

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