Erfahrungen mit Kreationismus an staatlichen Schulen

  • da ich ja nun explizit zitiert wurde. Ich vergleiche die Evolution ganz sicher nicht mit der Schöpfungsgeschichte. Denn die biblische Schöpfungsgeschichte ist nur eine Metapher, sonst würden ja nicht zwei verschiedene Schöpfungsmythen hintereinander stehen. Und das sage ich auch meinen Schülern. Aber ich spreche den Schülern ganz sicher nicht den Glauben ab, dass Gott etwas mit der Entstehung der Welt/Menschen zu tun hat.
    wer das göttliche im Leben sehen will, der soll das tun, wieso auch nicht. So lange keine radikalen Ansichten bei rauskommen und die Evolution abgelehnt wird.
    Und wenn der Biologielehrer da andere Ansichten hat, dann soll er das in seinem Unterricht kund tun

    Ob du das, was du tust, nun "vergleichen" oder "parallelisieren" oder "zusammenhangslos in den Raum stellen" nennst, ist mir relativ gleichgültig. Aber schon die wenigen Zeilen, die du oben geschrieben hast, zeigen nun einmal, dass du das Prinzip der biologischen Evolution ganz grundsätzlich nicht verstanden zu haben scheinst. Welche Punkte das u.a. berührt, habe ich geschrieben. Dein eigenes Pflichtgefühl als Lehrerin sollte dir gebieten, dich über Dinge erst einmal selber gründlich zu bilden, bevor du sie im Unterricht ansprichst!


    Abgesehen davon finde ich es schon etwas seltsam, dass du dich hier hinstellst und sagst, dass es ja gleichgültig sei was für ein Unfug geglaubt und geredet wird, solange eben nichts extremistisches dabei rauskommt. Und die Verantwortung dafür, das ganze halb- und falschverstandene gerade zu biegen, dann den Kollegen in den richtigen Schulfächern zuweist. :/

  • Ob du das, was du tust, nun "vergleichen" oder "parallelisieren" oder "zusammenhangslos in den Raum stellen" nennst, ist mir relativ gleichgültig. Aber schon die wenigen Zeilen, die du oben geschrieben hast, zeigen nun einmal, dass du das Prinzip der biologischen Evolution ganz grundsätzlich nicht verstanden zu haben scheinst. Welche Punkte das u.a. berührt, habe ich geschrieben. Dein eigenes Pflichtgefühl als Lehrerin sollte dir gebieten, dich über Dinge erst einmal selber gründlich zu bilden, bevor du sie im Unterricht ansprichst!
    Abgesehen davon finde ich es schon etwas seltsam, dass du dich hier hinstellst und sagst, dass es ja gleichgültig sei was für ein Unfug geglaubt und geredet wird, solange eben nichts extremistisches dabei rauskommt. Und die Verantwortung dafür, das ganze halb- und falschverstandene gerade zu biegen, dann den Kollegen in den richtigen Schulfächern zuweist. :/


    Es ist nicht meine Aufgabe die Evolution in allen Einzelheiten und Tiefen zu unterrichten, so wie es auch nicht die Aufgabe des Biolehrers ist die Schöpfung zu unterrichten.
    Und sei unbesorgt, dass was ich den Schülern beibringe ist wissenschaftlich fundiert und nicht an den Haaren herbeigezogen. Aber selbst der Lehrplan setzt als Ziel, die Vereinbarkeit von Glaube und Naturwissenschaft zu prüfen. Und ich bin sehr bemüht, dass die,Schüler das eine und das andere nicht ausschließen.


    Das was du mir unterstellst ist ziemlich anmaßend und ich habe eher das Gefühl, dass du das Prinzip des Relgionsunterrichtes nicht kennst bzw dich nicht damit auseinander gesetzt hast.


    Aber egal, der Thread hat den eigentlichen Sinn der Sache eh verfehlt.
    Ich hoffe, du urteilst im "echten" Leben nicht so schnell und haltlos wie in der Anonymität des Forums.

  • Es ist nicht meine Aufgabe die Evolution in allen Einzelheiten und Tiefen zu unterrichten, so wie es auch nicht die Aufgabe des Biolehrers ist die Schöpfung zu unterrichten.

    Damit hast du ja recht.
    In deinen Posts klingt es aber so, wie neleabels richtig anmerkte, als hättest du (wie viele andere übrigens auch ;) ) den Grundmechanismus der Evolution falsch verstanden. Das ist dann schon ein kritischer Punkt, wenn du irgendwas in die Richtung im Unterricht thematisierst.


    Dieser Grundmechanismus ist:
    Merkmale setzen sich durch, wenn sie zu einer höheren und erfolgreicheren Fortpflanzungrate führen.
    In der Regel geht das mit bessere Anpassung an den jeweiligen Lebensraum oder seiner Veränderung einher. Das ist ein selbststeuerndes System. Es gibt kein Ziel, keine irgendwie geartete zentrale Steuerung, keine Präferenz für komplexere Lebensformen, wie z. B. Tier und Pflanzen oder den Menschen. Ein Grund für viele Fehlvorstellungen ist auch die taxonomische Baumdarstellung, weil diese nur im Rückblick gültig ist und grafisch Entwicklungsziele suggeriert, die es nicht gibt und die nur durch unsere Interpretation der Darstellungsart suggeriert werden.


    Das ist meiner Meinung nach so das absolute Minimalbasiswissen. Da fehlen viele wichtige Aspekte und Mechanismen, z.B. drift. Aber wenn du dich an obiges Grundprinzip hältst, vermeidest du schonmal 80% aller Laienfehler.

  • das denken in intentionen und 'richtungen' ist evolutionär für uns sehr nützlich gewesen - wenn man nicht weiß, warum der andere was macht bzw. keine recht passenden ideen dazu basteln kann, dann wird man vermutlich deutlich weniger fortpflanzungserfolg haben als jemand, der das kann. insofern wundert es wenig, dass es vielen sehr, sehr schwer fällt, evolution (oder komplexe systeme generell) auch nur ansatzweise zu verstehen. der gedanke, dass ein 'schöpfer' oder wer auch immer (gern genommen auch 'die evolution') dieses und jenes so und so gebastelt habe, ist für menschliche hirne erstmal extrem naheliegend.

  • Bin kein Biologielehrer und sicher auch kein Kreationist, aber aus Erfahrung habe ich immer gesehen, dass die Spannung sich lockert wenn man mit der Evolutionstheorie nicht ein atheistisches Weltbild verteidigt. Ich sehe oft wie das mehr oder weniger unbewusst letztendlich doch getan wird. Wenn man klar sagt, dass die Evolutionstheorie uns nichts Ultimatives sagen kann in Bezug auf einer göttlichen Intervention oder über philosophische Aspekte wie das vermeintliche "Ziel" der Evolution, dann hat man die meisten Widerstände abgeschalten. Es wird aber trotzdem von beiden Seiten mehr oder weniger indirekt und subliminal immer wieder auf das eine oder andere metaphysisches Weltbild extrapoliert und das führt natürlich dann (richtigerweise) auf die Gegenreaktion.

  • jein. die schöpfungsbla-kiste *braucht* den metaphysischen kram, weil sie als religionsbestandteil per definitonem metaphysisch unterwegs ist (transzendenz ist ja das kerngeschäft der religion). die evolutionstheorie als wissenschaftliche theorie innerhalb der biologie als naturwissenschaft braucht eben gerade keine metaphysik, insofern wissenschaft ebenfalls per definitionem gerade *keine* aussagen über metaphysisches macht, sondern sich auf nicht-metaphysisches beschränkt. das ist ganz (!) was anderes als eine veranstaltung, die metaphysisches aktiv leugnet/negiert! wissenschaft funktioniert auch prima, wenn die leute sagen: totale/absolute aussagen interessieren uns hier nicht (z.b., weil sie nicht falsfizierbar, da immunisiert, sind).


    dass bestimmte kombis wie z.b. wissenschaftler/nicht-religiös vielleicht öfter vorkommen als wissenschaftler/religiös (ist das so? keine ahnung... weiß einer der sozialwissenschaftler hier mehr? zahlen? studien?) bleibt davon unberührt/ist eine ganz andere fragestellung.


    wissenschaft als eine art ersatzreligion (aka 'weltanschauung') zu betrachten ist eigentlich eine sache, die mit der zweiten hälfte des 19. und spätestens mit dem frühen 20. jahrhundert im deutschsprachigen raum nur noch historisch von interesse sein sollte (vgl. etwa haeckel und konsorten um 1900). (vs. etwa den usa, die tatsächlich noch so eine art "kulturkampf" zu veranstalten scheinen?!)

  • Natürlich braucht die "Schöpfungsbla-kiste" den metaphysischen Kram, muss aber deswegen nicht die Evolution leugnen. Und umgekehrt gilt das aber auch: dass, Naturwissenschaft keine Metaphysik braucht ändert nichts daran, dass ich genau so gut an einen Schöpfer glauben kann UND mit Evolution kein Problem habe. Es wird nur dann ein Problem wenn man andere (besonders in Schulen) implizit (d.h. nicht unbedingt direkt aber auch nur andeutend) vom Gegenteil zu überzeugen versucht. Das passiert gerade eben wenn Wissenscahftler selbst beginnen totale/absolute Aussagen zu machen. Z.B.: "Evolution beruht auch auf Zufallsprozesse und das beweist wissenschftlich wie es kein "Ziel" in der Evolution geben kann, sowie einen Schöpfer, usw...". Das sind typische *metaphysische* Aussagen die nicht selten gerade von Wissenschaftler kommen. Würde man das sein lassen glaube ich nicht, dass es zu jegliche Konflikte kommen würde.

  • ja, natürlich machen manche wissenschaftler metaphysische aussagen. aber das tun sie dann nicht als wissenschaftler, sondern eben als philosophen oder glaubende oder... die aussage, dass evolution kein ziel hat, ist in keiner weise metaphysisch, sondern eine beschreibung eines komplexen systems. natürlich kann hinter dem zufallsprozess auch noch ein schöpfer stehen, der jeden einzelzufall organisiert oder auch das ganze mal gebastelt hat und jetzt alles seinen gang gehen lässt, ohne einzugreifen. aber das berüht die aussage "die evolution hat kein ziel" in keiner weise?! (kategorienfehler?)

  • Das mag ein Kategorienfehler sein, aber die Idee eines Schöpfers der jeden "Einzelzufall" organisiert scheint mir schwierig mit einer Ziellosen Evolution zu vereinbaren. Wie auch immer, das sind aber genau die Art von Auffassungen die ich als Grund des Konflikts sehe. Denn auch die Aussage, dass Evolution kein Ziel hat, ist genau so metaphysisch wie die Behauptung des Gegenteils. Wenn man glauben will (und die Evolutionstheorie hindert einen nicht daran), dass es einen Schöpfer gibt der hinter den Ereignisse steht die wir "Zufälle" nennen, dann macht man natürlich eine metaphysische Aussage. Das Gegenteil ist aber auch war: wenn der Biolehrer im Klassenzimmer den Schülern erzählt "Die Evolution hat doch kein Ziel, alles ist mit dem Zufall erklärt", dann ist man auch (meist unbewusst) in eine metaphysische-ideologische Aussage gestolpert. Oft hört man somit auch von Wissenschaftlern ähnliche Aussagen die sie als wissenschaftliche Wahrheit unterbreiten wollen. Schon die Debatte wie und ob Konzepte wie "Zufall" und "Ziel" überhaupt zusammenhängen sollten ist nicht mehr ein wissenschaftliche sondern philosophische Problematik. Ich denke man sollte jedem selbst überlassen was man aus solchen philosophisch-metaphysische Extrapolationen machen sollte. Oder man kann sie auch in den Philosophieunterricht einbringen, aber dann sollte es klar sein wie es eben Philosophie und nicht mehr exakte Wissenschaft ist. Das man das all zu oft doch nicht tut ist genau der Grund weshalb der Kreationismus trotz allem so tief verwurzelt bleibt und so oder so immer wieder auftaucht.


  • dass bestimmte kombis wie z.b. wissenschaftler/nicht-religiös vielleicht öfter vorkommen als wissenschaftler/religiös (ist das so? keine ahnung... weiß einer der sozialwissenschaftler hier mehr? zahlen? studien?)

    Ich kann dir keine konkrete Studie nennen aber ich habe vor wenigen Jahren in einem damals aktuellen Anthropologie-Lehrbuch gelesen, dass 70% der Biologen Atheisten seien.

  • Ich gebe zu, dass ich früher toleranter war.

    Was auch gut so ist: Denn wenn Toleranz so weit geht, Intoleranz zu akzeptieren, wird es für ein Ausüben von Toleranz auf lange Sicht schwierig.

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