Drogenprophylaxe - Schnüffeln von Deos

  • Hallo miteinander,
    bin zufällig auf einen Artikel im Stern gestoßen, der in Heft 16/2015 erschienen ist. Dort wird über eine Schülerin berichtet, die durch Schnüffeln von Deos ums Leben kam. Diese Form des "Kicks" scheint unter Jugendlichen wohl verbreitet zu sein - weil billig und problemlos verfügbar. Es gab wohl bereits mehrere Todesfälle.


    http://www.stern.de/panorama/d…dlichem-kick-6212864.html


    Kennt Ihr gute Materialien, mit denen man das Thema "Schnüffeln" im Unterricht thematisieren kann?
    Wie geht man am besten vor, damit das nicht zu einer Anleitung wird?


    Nachtrag:
    Ein weiterer Artikel, der dort verlinkt ist:
    http://www.stern.de/panorama/s…hes-roulette-3553448.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist zwar nur eine Quote von 0,1 für das Jahr 2011 aus.


    Ist das so relevant? Das würde ich eher in die normale Drogenprävention einbauen, als eine Möglichkeit.




    Zitat

    Wie geht man am besten vor, damit das nicht zu einer Anleitung wird?

    Genau wie bei jeglicher anderen Thematisierung von illegalen Substanzen.

  • Wenn du schon zitierst, dann bitte richtig:


    Zitat

    Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist zwar nur eine Quote von 0,1 für das Jahr 2011 aus. Thomasius hält andere Studien aber für aussagestärker. Die europaweit erstellte Schülerstudie ESPAD ergibt: 10,6 Prozent der deutschen Jugendlichen in neunten und zehnten Klassen haben bereits einmal in ihrem Leben geschnüffelt. Eine aktuelle Untersuchung, die sich allein auf die Stadt Frankfurt bezieht, kommt sogar zu noch dramatischeren Ergebnissen: 15 Prozent der 15- bis 18-Jährigen haben danach mindestens einmal Inhalantien probiert.

    Dein zweiter Nebensatz hat einen gewaltigen Schönheitsfehler:
    Alle illegalen Substanzen haben eine "Beschaffungshürde". Deo gibt's dagegen für billig Geld problemlos bei Aldi.
    Wenn in deinem Klassenzimmer mal ein Schüler Deo versprüht, sollten in Zukunft die Alarmglocken läuten.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wenn in deinem Klassenzimmer mal ein Schüler Deo versprüht, sollten in Zukunft die Alarmglocken läuten.

    Endlich spricht jemand dieses WICHTIGE Thema an. Man sollte Deos auf eine Stufe mit Alkohol und Rauchen stellen und für alle Minderjährigen VERBIETEN. Kauf nur gegen Vorlage des Personalausweises!


    Als PÄDAGOGE muss man Gefahren frühzeitig erkennen, sonst kann man die Welt nicht retten.


    Als SOFORTMASSNAHME schlage ich vor, falls es im Klassenraum mal wieder nach Deospray riecht: Jeden Morgen STUHLKREIS und mindestens eine Stunde über die Gefahren des unreflektierten Deokonsums REDEN. Dafür sind wir schließlich da. Da muss der Fachunterricht notfalls warten oder gar ausfallen.


    Gruß !

  • Ach Mikael, von dir bin ich sachbezogenere und intelligentere Repliken gewohnt. Du lässt nach.
    Wobei ihr in dieselbe Falle tappt wie die Kids, die das Inhalieren von Deos und anderer Sprays für ungefährlich halten - weil das ja bei jedem rumsteht.
    Ich werde sicher nicht wegen jedem Deo im Klassenzimmer einen Aufstand fabrizieren.


    Ich finde es jedoch wichtig, genau diesen verharmlosenden Umgang mit dem Thema zu durchbrechen und auf die drohenden lebensbedrohlichen Folgen hinzuweisen. Bei 10% Schnüfflern in Klasse 8-10 hast du statistisch mindestens 2 potentielle Todeskandidaten in der Klasse sitzen. Das ist nicht witzig.

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    Heinrich Böll

  • Einmal geschnüffelt* =/ Todeskandidat





    *Unabhängig davon: Was wird im Sinne dieser Umfrage als schnüffeln verstanden? Hier müsste man die genaue Fragestellung wissen. Ich sehe eher die 0,1% als realistisch an.

  • Es ist schon so eine Sache mit der Lesekompetenz...


    Aus dem verlinkten Artikel:

    "Schnüffeln ist wie russisches Roulette"
    Die inhalierten Substanzen gelangen in kurzer Zeit ins Gehirn und berauschen wie reichlicher Alkoholgenuss. Die Rauschzustände klingen oft nach wenigen Minuten wieder ab. Das Hochgefühl kann aber auch Stunden andauern. Regelmäßiger Konsum beeinträchtigt Medizinern zufolge das Nervensystem. Konzentrationsschwierigkeiten, Nasenbluten, Husten, Erbrechen oder Hautschäden können folgen. "Schnüffeln ist wie russisches Roulette: Du kannst beim ersten oder beim 50. Mal sterben", sagt der Direktor der Nationalen Inhalationsstoff- Präventionskoalition, Harvey Weiss.

    [Blockierte Grafik: http://www.straussenfarm-riederfelde.de/mediapool/128/1285102/resources/24478409.jpg]

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Da die Grenze oder Auffälligkeiten im Klassenraum zu bemerken, erscheint mir aber schwierig. Nach meinem Empfinden ist es bei den Schülern oft so: Anfang der 8. Klasse haben noch nicht alle bemerkt, dass es gut ist, sich täglich zu duschen und nach dem Sport ein Deo zu benutzen. Dann aber deodorieren sich plötzlich "alle" und die Räume riechen ja mehr oder weniger "leckerem" Deo, weil sie plötzlich ständig - oft auch sichtbar - nachsprühen.

  • Ein prämortaler Alkoholkonsum im Klassenzimmer ist wohl vorhersehbarer und seltener als ein Herzstillstand oder ein hämorrhagischer Hirninfarkt, der bereits Minuten nach dem Schnüffeln auftreten kann.


    Ich hoffe, dass keiner von uns mit einem akuten Todesfall im Klassenzimmer konfrontiert wird - und die Wahrscheinlichkeit ist sicher gering. Ich werde jedoch meine Schüler im neuen Schuljahr im Rahmen der Drogenpropylaxe - die sowieso ansteht - darauf hinweisen, dass Schnüffeln kein billiger, schneller "Kick" ist, sondern dafür mit hoher Wahrscheinlichkeit mit massiver Gesundheitsschädigung oder dem Leben bezahlt werden muss.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich weiß von einem Jungen, der beim Klebstoffschnüffeln erstickt ist, das ist schon Jahre her.


    Es ist unfassbar, auf welche Ideen Leute kommen: Tampons rauchen oder sie mit Wodka tränken und einführen. Mich schüttel's bei dem Gedanken!

  • Ich werde jedoch meine Schüler im neuen Schuljahr im Rahmen der Drogenpropylaxe - die sowieso ansteht - darauf hinweisen, dass Schnüffeln kein billiger, schneller "Kick" ist, sondern dafür mit hoher Wahrscheinlichkeit mit massiver Gesundheitsschädigung oder dem Leben bezahlt werden muss.

    Das klingt auch schon deutlich realistischer als der Alarmismus Typ "Wenn jemand mit Deo sprüht, sollten alle Alarmglocken läuten"

  • Nimmst du dein Deo/Haarspray mit in die Schule? Ich kenne keinen Kollegen - und kaum Schüler.
    Und die Schüler, die ich kenne, benehmen sich seltsam.
    Vielleicht liegt das auch an meiner Schulart.
    Oder meiner Wahrnehmung.
    Vielleicht achte ich zu sehr auf die mir anvertrauten Schüler.
    Diesen Vorwurf nehme ich jedoch gerne in Kauf.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Nimmst du dein Deo/Haarspray mit in die Schule? Ich kenne keinen Kollegen - und kaum Schüler.

    Ja ... hab immer eins in der Tasche. Allerdings eins zum rollern, nicht zum sprühen, weil ich die Sprühdinger per se nicht mag. Bei uns sind insbesondere die Sprachklassen (lauter Mädchen) gerade zu schwerstbewaffnet mit Vanilla-Raspberry und was weiss ich nicht, was es für "interessante" Düfte gibt. Hilft gegen Mief jeglicher Art und macht Lüften überflüssig - lieber erstunken, als erfroren! Bisher habe ich in meinem Schulzimmer jedenfalls schwer den Eindruck, dass ich die EINZIGE bin, die hin und wieder unter akutem Sauerstoffmangel infolge einer "leicht erhöhten" Konzentration an Antitranspirantien in der Raumluft leidet.


    Spass bei Seite ... bei uns gibt es Rahmbläserkartuschen mit Lachgas als Treibmittel frei in jedem Supermarkt zu kaufen. DAS ist ernsthaft eine Schnüffeldroge. Ich thematisiere es in der Chemie immer mal wieder so beiläufig und ohne spezielle Unterrichtsmaterialien. Es ist halt technisches Lachgas und kann mit weiss der Geier was verunreinigt sein. Allein das ist schon Grund genug, es sich nicht reinzupfeifen.

  • Nimmst du dein Deo/Haarspray mit in die Schule? Ich kenne keinen Kollegen - und kaum Schüler.

    Ich habe IMMER ein Deospray in meinem Fach. Im Sommer, an langen Tagen, gibt das zumindest ein Mindestmaß an Frische. Und ich würde mich sehr darüber freuen, wenn mehr Kollegen das auch so handhaben würden.

  • Deo ist seit der Pubertät mein ständiger Begleiter. Ich habe zwar seit Jahren DAS Deo für mich entdeckt, das mich ab dem Morgen durch den ganzen Tag ohne Schweiflecken und Geruch rettet, aber sicher ist sicher! Und oft kommt die Frage (auch von Kollegen): "Du, hast du zufällig Deo dabei? ... Du bist meine Rettung!!!"


    Ich mache mir eher Sorgen um die Aluminiumzusätze und Mineralien in vielen Deos, die ja krebs- und alzheimerauslösend sein sollen.


    Das Schnüffeln würde ich in der regulären Drogenprävention thematisieren. Klebstoffschnüffeln ist ja auch in den Materialien z.B. von der Bzga eh dabei. Dann eben auch das Deoschnüffeln ansprechen.

  • Ich mache mir eher Sorgen um die Aluminiumzusätze und Mineralien in vielen Deos, die ja krebs- und alzheimerauslösend sein sollen.

    Ja ... das mit dem Aluminium gibt bei mir jetzt direkt nach den Ferien tatsächlich eine eigene Unterrichtseinheit. Ich bin sonst echt nicht paranoid mit Dingen wie Acrylamid in den Pommes etc. (meine Güte, ich bin Chemikerin ...), aber beim Deo achte ich seit einiger Zeit schon drauf, das eben keine Al-Salze drin sind.


    Was mich mal ernsthaft interessieren würde: Gibt es eigentlich irgendwo eine Statistik drüber, ob die ganze Drogenprävention an den Schulen irgendeinen signifikanten Einfluss auf das Konsumverhalten der jungen Menschen hat? Ich weiss gar nicht, wie die Veranstaltungen bei uns jetzt an der Schule aussehen, aber die Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit sind schon ein recht schlechter Witz. Das hat sicher niemanden von irgendwas abgehalten.

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