Fehler in einem Diktat - eventuell Hörprobleme?

  • Wenn ein Schüler in einem Diktat Folgendes schreibt:


    vielt (statt "wild")
    schlägt (statt "schleckt")
    stokschin (statt "Stöckchen")
    ede (statt "Idee")


    deutet das eventuell auf Hörprobleme hin?


    Ist "wagth" eine Art Überkorrektur?



    Es finden sich auch noch andere Fehler, die vermuten lassen, dass die Regel zur Konsonantenverdopplung nicht beherrscht wird, aber die oben genannten Fehler finden sich sonst nirgendwo.

  • Ich würde vermuten, das Kind spricht die Wörter überdeutlich vor sich hin und schreibt, was es gesprochen hat, wobei es wirklich ALLES richtig machen will.


    "stokschin" = Dialekt? Sagt das Kind auch sowas, wie Stöckschn?



    Ist "wagth" eine Art Überkorrektur?


    Im Sinne von: wagen/ sich etwas trauen? Dann ja. Kind denkt: "eeeerrrr waaaahgthhh es..." und schreibts auf.

  • Dialekt ist mir bisher nicht aufgefallen.
    Das Diktat lief so, dass die Schüler 50 Wörter in einen Lückentext einsetzen mussten und ich zunächst den ganzen Satz mit einzusetzendem Wort gesprochen habe und dann das einzusetzende Wort wiederholt habe.
    Die vielen Fehler sind mir bereits in einer Hausaufgabe, einem freien Text aufgefallen, in dem auch so gut wie kein Punkt gesetzt wurde und alles sehr brainstormartig wirkte.

  • Das Kind schreibt wie meine lernbehinderten Schüler, aber sags den Eltern nicht ;)


    Man müsste halt einen längeren Text sehen. Kann es einfache Funktionswörter, wie Artikel, Hilfsverben fehlerfrei? Nutzt es irgendwelche Rechtschreibphänomene konsequent (ie, Dehnungs-h, ss, ei/ai etc.?) Oder schreibts ausschließlich lautgetreu mit Übergeneralisierungen? Wenn ja, ist das Lernstand Anfang 2. Klasse.


    Ist mir ein Rätsel, wie du das im Gymnasialunterricht fördern willst. Ich würd mich an deiner Stelle weigern, sprich diese Aufgabe auf schnellstem legalen Wege delegieren. Aber ich seh schon, die I-Kinder interessieren dich eigentlich mehr, als die Selbständigen. Warts ab, irgendwann wechselst du noch in die Sonderpädagogenecke :prost:

  • Mehr als die Hälfte der Klasse hat von 50 einzusetzenden Wörtern weniger als 36 Wörter richtig (geringste Zahl: 20) ... ich lese Wörter wie (und ich spreche Hochdeutsch):pd
    Fotten (Pfoten)
    stökschin
    verkrischen
    pfliezen (flitzen)
    Kwall
    Katsenarrung


    Wie ich diese Defizite alle beseitigen soll, weiß ich auch noch nicht so ganz. Es wird zwar einen Förderkurs geben, aber bei 5 Klassen können wir nicht die Hälfte der Klasse in den Förderkurs schicken. Einige setzen ja noch nicht mal Punkte ans Satzende.


    Ich stehe im Moment vor (Nicht)Kompetenzen, die ich so noch nie hatte - eine solch große Anzahl an Schülern, die so massive Probleme haben (und ich gehe mal davon aus, dass an den Grundschulen über kurze Vokale/Doppelkonsonanten und so Tricks wie Verlängern, Ableiten usw. gesprochen wurde), habe ich noch nie gestanden. Im Moment muss ich zusehen, dass ich nicht aus den Augen verliere, dass ich Gymnasialunterricht machen soll....

  • so hart es klingt: mach gymnasialunterricht, auch wenn dann 90% der kinder eine sechs haben. das ist dann eben so. falsche schulform. das müsste doch bei engagierter elternarbeit den werten erzeugern irgendwie kommunizierbar sein? das ist freilich nur machbar, wenn schulleitung und kollegen auf derselben linie fahren und entsprechend geschlossen auftreten könnt. wie kommen diese kinder ans gymnasium?

  • @Aktenklammer


    Auf keinen Fall das Niveau absenken, denk an die Schüler/innen, die dort wirklich hingehören. Behalte diese im Fokus und quittiere die Leistungen der
    Schwachen eben deutlich. Auch in Klassenstufe fünf kann man bereits mangelhafte Noten vergeben. Ich würde den Eltern auftragen, dass sie die Defizite in Heimarbeit aufarbeiten,
    da dafür am Gymnasium keine Zeit ist. Es kann ja schlicht nicht sein, dass man in der 5. Klasse wieder Grundschulstoff in solch einem Umfang aufarbeiten muss, denn das ginge
    nur auf Kosten der eigentlichen Inhalte der Klassenstufe. Wehrt euch gegen diese Abwertung des Gymnasiums!

  • ?


    Du bist an den Lehrplan gebunden, ob dein Schulleiter Angst vor der Behörde hat oder nicht. Klar, du musst in Konfrontation mit allen gehen, wenn 1/3 der Kids das 5. Schuljahr nicht schafft. Es wird dir aber nichts anderes übrig bleiben. Oder willst du Noten verschenken? du kannst mündliche 1en verteilen etc., Noten sind willkürlich. Aber dann kommt der Stress im nächsten Jahr. Ihr KÖNNT nicht alle Kinder durchfüttern und dein Schulleiter weiß das. Such dir im Kollegium Verbündete.

  • ?


    Du bist an den Lehrplan gebunden, ob dein Schulleiter Angst vor der Behörde hat oder nicht. Klar, du musst in Konfrontation mit allen gehen, wenn 1/3 der Kids das 5. Schuljahr nicht schafft. Es wird dir aber nichts anderes übrig bleiben. Oder willst du Noten verschenken? du kannst mündliche 1en verteilen etc., Noten sind willkürlich. Aber dann kommt der Stress im nächsten Jahr. Ihr KÖNNT nicht alle Kinder durchfüttern und dein Schulleiter weiß das. Such dir im Kollegium Verbündete.

    Dazu könnte ich jetzt einiges schreiben ... könnte ...


    Ich beginne morgen meine Förderung ... Es war jedenfalls anhand der Diktate ersichtlich, dass die Schüler unterschiedliche Grundschulen besucht haben mit unterschiedlichen Methoden. Meine wildesten Schreibexperimente stammen alle von Schülern ein und derselben Schule.

  • Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich bin mittelmäßig entsetzt, was wir da dieses Jahr sehen. Und ich muss in der Tat zusehen, dass ich mich an dem orientiere, was in den Richtlinien als Kompetenz gefordert wird - wenn man lang genug 'runtergeschaltet' hat, dann läuft man wohl Gefahr, dass man gar nicht mehr sieht, wie wenig nur noch da ist.


    In einem Fremdsprachenkurs blieb mir letztens nichts mehr übrig als das Spiel zu veranstalten "Wer findet als erster das gesuchte Wort im Text", damit sie überhaupt mal anfangen, nicht immer ganzen Text genau zu lesen, wenn sie nach einer Information suchen.

Werbung