Türkisch als Schulfach

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Meine Schule (Gymnasium!) überlegt seit nicht weniger Zeit, Türkisch ins Fremdsprachenangebot aufzunehmen. Auf einer Tagung vom Netzwerk für Lehrkräfte mit
    Zuwanderungsgeschichte hatte ich vor ein paar Jahren mitbekommen, dass es da ziemlich unterschiedliche Konzepte in NRW gibt. Von der 2. (? oder falsche Erinnerung?) zum reinen Angebot in der Oberstufe, über Teilung zwischen "Kurse für Muttersprachler / Kids mit Vorkenntnissen" (aber nicht muttersprachlicher Ergänzungsunterricht, sondern halt Ersatz der Fremdsprache) und "Kurse für 0-Anfänger" ... ich hatte sogar in Erinnerung, dass einige Schulen selbst differenzierten.
    Bevor ich jetzt alle möglichen Schulen des Ruhrgebiets und Gegend abklappere, um tatsächlich Infos zu finden:
    sind hier KollegInnen (bevorzugt NRW, aber erstmals egal), die entweder selbst Türkisch anbieten oder die an einer Schule arbeiten, an welcher Türkisch zum regulären Sprachangebot gehört? (also keine AG)
    oder vielleicht Schulen, in denen solche Diskussionen geführt wurden / werden und die uns/mir bei der Argumentensammlung aushelfen könnten.


    vielleicht jetzt ein paar Fragen im Vorfeld, wobei ich sicher noch mehr Fragen haben könnte ;)
    - Wie groß ist das Angebot?
    - nach welchen Kriterien dürfen die Schüler das Fach wählen (falls begrenztes Angebot, zb aufgrund des Personals)
    - gibt es pädagogische Punkte, die im Vorfeld / noch dagegen sprechen? Bei uns ist zum Beispiel die Angst, dass wir damit Französisch und Latein endgültig verabschieden. Andererseits hätte es eventuell den Vorteil, dass wir keine Kids mehr mitziehen müssen, die in Französisch / Latein absolut überfordert sind und in ihrer "Muttersprache" vielleicht mehr Motivation aufbringen würden?


    Auch über Links zu Schulhomepages freue ich mich , wenn euch Schulen aus der Umgebung bekannt sind.


    Chili

  • Hallo,
    an meiner alten Abiturschule wurde das Fach Türkisch in der Oberstufe als normale Fremdsprache neben Spanisch, Latein Französisch angeboten. Da es nur einen Türkischlehrer gab, war das Angebot auch entsprechend klein- ebenso wie die Nachfrage. Ich meine, der Kurs war für Muttersprachler ausgelegt. Trotzdem entschied sich ein Großteil der SchülerInnen für das Fach Spanisch. Also ein "Aussterben" anderer Fremdsprachen war nicht zu beklagen- abgesehen von Latein (aber das wäre sicherlich auch ohne Türkisch als Option so gewesen)


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das mit der Gefahr für die anderen Fremdsprachen ist natürlich erstmals nur eine Befürchtung.
    Obwohl es nicht von der Hand zu weisen ist, dass überhaupt das Angebot einer dritten Fremdsprache ab der EF uns einen sehr großen Einbruch in der 2. Fremdsprache beschert (viele Schüler wechseln da die Sprache und nehmen 3 Jahre "neu einsetzend" in Kauf).
    Mit einer (vermeintlich? noch) einfacheren Sprache könnten wir (andere FremdsprachlerInnen) sicher einpacken, zumindest bei den sprachlich weniger begabten / interessierten SchülerInnen. aber auch das ist erstmals nur eine Variable im Raum, weswegen Erfahrungswerte uns interessieren würden.
    Rückfrage: Warst du in einem G9- oder G8-System? (Das macht einen riesen Unterschied, was das Sprachverhalten angeht. Vorausgesetzt, die 2. Fremdsprache war ab der 6. Klasse, haben die SuS nämlich keinen "Bedarf" mehr an eine 2. Fremdsprache in der Oberstufe.)


    chili

  • Ich wurde nach dem G-9-System unterrichtet,viele meiner MitschülerInnen nach G8. Wir waren also der berühmt-berüchtigte Doppeljahrgang.


    An ist es ja nicht schlimm, wenn SchülerInnen aufgrund einer Schwäche in der 2. Fremdsprache diese beim Eintritt in die Oberstufe beenden und eine 3. beginnen. Dieser "Neuanfang" kann sowohl für SchülerInnen, die sich sonst mit schlechten Noten und totalem Desinteresse/Unverständnis herumplagen müssen, als auch für leistungsstarke SchülerInnen und LehrerInnen sehr vorteilhaft sein.


    An meiner alten Abiturschule war Türkisch auch die Muttesprache der halben SchülerInnenschaft. Aber auch SchülerInnen ohne Migrationshintergrund wechselten in der EF die Fremdsprache, da sich während der Sek I wohl sehr oft große Wissenslücken ergeben haben. Deswegen denke ich, dass die Einführung des Fachs Türkisch nicht unbedingt mehr Daseinsprobleme anderer Fremdsprachen verursacht wie beispielsweise bei der Einführung von Portugiesisch.

    • Offizieller Beitrag

    Das stimmt! Ich gönne wirklich jedem Schüler, der während der Pubertät mehr Interessen als die französische Grammatik, den Neuanfang. Das hat aber auch den Nachteil, dass viele sich gar nicht mehr erst anstrengen, weil 'man kann ja abwählen / wechseln', und wir also schon in der 7 SchülerInnen haben, die gedanklich aufgegeben haben.
    Leidtungsstarke SchülerInnen würden davon profitieren, wenn es 1) noch genug davon gäbe und 2) sie wiederum nicht in der Mittelstufe unter dem sehr niedrigen Niveau gelitten hätten und deswegen Angst haben, dem Oberstufenniveau gerecht zu sein und slso auch selbst auf den 'sicheren Neuanfang' setzen. Aber das hat wirklich nicht mit der Sprache Türkisch an sich, ich schweife ab.


    Meine Frage zielt auf Türkisch ab, weil es als "Muttersprache" vieler SchülerInnen eben anders wahrgenommen wird.
    Aber vielleicht muss ich tatsächlich Schulen gezielt ergoogeln und hoffen, dass sie ihre Konzepte transparent darstellen.


    Chili

    • Offizieller Beitrag

    Danke!
    Die offiziellen Seiten habe ich natürlich gefunden und gelesen, ich bin tatsächlich eher an realen Erfahrungen (wie deine Erzählung) interessiert. Ich vergleiche es mal mit dem anderen bei uns großen Projekt "Inklusion". Die offiziellen Seiten bringen uns wenig, wir profitieren aber viel von realen Erfahrungen von realen KollegInnen.

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