Verzweifelt Im Referendariat

  • Mittlerweile geht es mir so schlecht, dass ich denke, dass ich das alles nicht mehr lange durchhalten werde...ich habe keine Energie mehr. Ich stehe gefühlt vor dem Nichts, kann nicht mehr schlafen, bin nur noch fertig. Eigentlich habe ich schon aufgegeben. Ich kann komplett von vorne anfangen, neues Studium etc. Irgendwann, wenn es mir wieder besser geht. Gibt es hier jemanden, der diesen Schritt ebenfalls gehen musste/wollte/konnte?

  • Mittlerweile geht es mir so schlecht, dass ich denke, dass ich das alles nicht mehr lange durchhalten werde...ich habe keine Energie mehr. Ich stehe gefühlt vor dem Nichts, kann nicht mehr schlafen, bin nur noch fertig. Eigentlich habe ich schon aufgegeben. Ich kann komplett von vorne anfangen, neues Studium etc. Irgendwann, wenn es mir wieder besser geht. Gibt es hier jemanden, der diesen Schritt ebenfalls gehen musste/wollte/konnte?

    ich weiß, dass es dir nicht hilft, aber: es ging mir GENAU SO. Nicht übertrieben! Versuche es mal so zu betrachten: wenn du jetzt sofort hinschmeißt, bist du arbeitslos und hast noch weniger Geld als jetzt. Bleibst du dabei, ziehst du das irgendwie (und ich meine irgendwie!) durch,hast bis XY dein Geld mehr und kannst aber gleichzeitig noch versuchen, da irgendwie durchzukommen mit nem Abschluss. Klappt es nicht, dann kannst du immer noch Hartz4 anmelden und dich umschauen. Ich fand die Optionen damals, als es ganz schlimm war, vor dem Schulwechsel, gut zu wissen, und habe mich genau so verhalten innerlich.


    Schreib mich gerne per PM an.


    PS: Vor Karl- Dieters Frage möchte ich warnen. Wenn man nämlich so nette ABBs hatte, wie ich, und naiv dachte, dass man da offen und ehrlich reden kann, weil man Unterstützung bekäme....dann merkt man erst spät, dass das alles gesammelt wurde, um einem das berufliche Genick brechen zu wollen.

  • Hallo,


    ich würde auch nicht alles hinschmeißen. Du brauchst Abstand, lass dich weiter krank schreiben oder geh zur Kur oder in eine Klinik. Auch wenn sich dein Ref. verzögert. Du kannst es immer noch schaffen, wenn es dir besser geht. Mir ging es im Ref auch teilweise so schlecht. Es wird wieder besser. Unternimm was schönes mit Freunden und Familie und mach dich nicht verrückt.


    LG M.

  • Ich würde es auch erst einmal mit einer "Pause" versuchen und "Kraft" sammeln, evtl. auch die Schule wechseln, wenn das geht. Manchmal bringt ein Neustart etwas.
    Mit den ABBs würde ich auch nicht reden, das kann je nach Karrierewillen des ABB und Beziehung zu Schulleitung etc. nach hinten losgehen.

  • Halte durch! Lehrer ist ein sehr schöner Beruf, und du wirst es bereuen, wenn du nicht weiter machst! Gönn dir eine Auszeit und kehr dann wieder zurück. Im Grunde hat das alles doch weder mit Fachkompetenz, Fähigkeiten als Lehrer etc., zu tun, sondern lediglich mit der psychischen Verfassung und Motivation - ich finde es unverantwortlich, dass dich deine Ausbilder, statt dich konstruktiv zu motivieren und aufzubauen, in diese Lage gebracht haben - irgendwann traut man sich dann tatsächlich nichts mehr zu und es wird zu einer self-fulfilling prophesy. Die Fach- und Seminarleiter sind oft die größten Pfeifen, die es überhaupt nicht beurteilen können und auf diesen Posten sind, weil sie dem Schulleben entkommen wollten. Versuch, mehr Distanz zu ihrem Urteil zu gewinnen und stelle sie dir in lächerlichen Situationen o. ä. vor. Glaub mir, deine Mitreferendare und die anderen Lehrer kochen auch nur mit Wasser - sie reden vielleicht nur nicht so offen über ihre Schwächen.
    Es stimmt auch nicht, dass sich die Probleme später potenzieren würden - wenn du im normalen Berufsleben stehst und diese ständige Anspannung, das Beobachtetwerden und die existentielle Unsicherheit weg sind, kannst du trotzdem eine gute Lehrerin sein. So habe ich es bei vielen erlebt - und andererseits habe ich sehr viele unfähige Lehrer gesehen, die trotzdem die Prüfung geschafft hatten. Stell dir die von deinem inneren Auge vor und sage dir: "Wenn DIE das geschafft haben, dann schaffe ICH es auch!" Und es gibt ja nicht nur DIE eine Lehrerpersönlichkeit, da ist Platz für ganz unterschiedliche Typen, ich kenne auch viele introvertierte erfolgreiche Lehrer.
    Die Ausbildungszeit ist ätzend - aber danach ist der Beruf sehr viel besser als viele andere, weil du auch viel mehr Freiheiten hast.
    Um gut unterrichten zu können, braucht man Selbstsicherheit und eine gewisse Lockerheit - und die musst du wiedergewinnen!
    Ich drücke dir die Daumen! :victory: Du schafft das!!!!!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Im Grunde hat das alles doch weder mit Fachkompetenz, Fähigkeiten als Lehrer etc., zu tun, sondern lediglich mit der psychischen Verfassung und Motivation

    Nein. Das ist eine stigmatisierende Aussage, weil sie impliziert, dass der Fehler grundsätzlich beim Referendar liegt. Ich hoffe, dass du diesen Teil nur missverständlich formuliert hast, denn bei dem Rest gebe ich dir absolut recht.

  • Die Fach- und Seminarleiter sind oft die größten Pfeifen, die es überhaupt nicht beurteilen können und auf diesen Posten sind, weil sie dem Schulleben entkommen wollten.

    Das ist keine stigmatisierende Aussage??? Meiner Erfahrung nach trifft das in 90% Prozent der Fälle NICHT zu. Ich erlebe aber immer mal wieder Referendare und Kollegen, die sachliche, konstruktive Kritik nicht hören wollen oder falsch auffassen und in einer anderen Realität zu leben scheinen - nicht, dass ich das Rotkehlchen unterstelle.


    Glaub mir, deine Mitreferendare und die anderen Lehrer kochen auch nur mit Wasser - sie reden vielleicht nur nicht so offen über ihre Schwächen.

    Da stimme ich allerdings zu.

  • Ob du das Referendariat fortsetzt oder auch nicht, würde ich an deiner Stelle nicht in dieser Sekunde entscheiden. Im Moment bist du in einem massiv erschöpften Zustand und hängst in depressiven Gedankenkreisen fest, die dich nicht weiterbringen.
    Selbst wenn du dich umorientieren möchtest, gibt es Möglichkeiten, ohne dass du nochmal von vorne anfangen musst mit einem Zweitstudium. Und vielleicht möchtest du auch gerne Lehrer werden, wenn du mit fachlicher Hilfe wieder Kraft schöpfen konntest.


    Ich würde mich in deinem Bundesland erkundigen, wie das rein rechtlich aussieht, wenn du längere Zeit krank geschrieben bist. Du setzt dich gerade selbst sehr unter Druck, weil du nur noch schwarz-weiß/ alles-oder-nichts sehen kannst. Aber auf längere Sicht gesehen besteht kein Grund zur Panik, du findest deinen Weg genauso, wie ihn auch alle anderen Menschen finden. Ich kenne jedenfalls NIEMANDEN, der mit 14 wusste, was er/sie werden wollte und dann durchmarschiert und 40 Jahre an einer Arbeitsstelle geblieben wäre.

  • Die Fach- und Seminarleiter sind oft die größten Pfeifen, die es überhaupt nicht beurteilen können und auf diesen Posten sind, weil sie dem Schulleben entkommen wollten.

    Gequirlter Käse...


    Wie sagte ein Fachleiter-Kollege neulich: "Die Schüler-Generation kommt langsam im Referendariat an, es sind nämlich immer die Anderen Schuld..."

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Ich habe auch eine furchtbare Zeit im Referendariat hinter mir und bin auch mit einer ziemlichen Wut auf einen Teil der Ausbilder aus dem Referendariat gegangen; aber dass sie keine Ahnung haben und nichts können, würde ich nicht unterschreiben. Damit als Erklärung für schlechte Leistungen oder Beurteilungen macht man es sich zu leicht bzw. belügt man sich selbst.

  • Ich habe mein 1. wie 2. Staatsexamen c. l. gemacht, und: Professoren waren durchweg qualifiziert, höchstens einmal ungerecht oder unfreundlich, FachleiterInnen dagegen zu 90 % SchulflüchterInnen, NarzisstInnen, Napoleon-SyndromistInnen und fachlich unfähigst -- nicht selten dem Peter-/Petra-Prinzip nach "aufgestiegen". Im besten Fall waren sie Mittelmaß.


    Meine Güte, wie habe ich mich öfter wundern dürfen, dass die größten kommunikationsgestörten SchleimerInnen und Flachpfeifen (teilweise Ex-KommilitonInnen) bei uns an der Schule mit einem Male sehr wichtig durchs LehrerInnenzimmer wehend an unserer Schule auftauchten und sich als FachleiterInnen vorstellten -- eine grauenvolle Vorstellung (sic!)!


    Eine Fachleiterin war hervorragend (DANKE, Frau Dr. W.!). Die hat es am IPTS (heute IQSH) allerdings -- verständlicherweise -- nicht lange ertragen und ist lieber Schulleiterin geworden.


    Aber es ist schön zu hören, dass es anderswo anders sein kann.


    In diesem Sinne: Wenn du Freude am Unterrichten hast, mit den SchülerInnen zurechtkommst -- zieh es durch -- vielleicht wirklich nach einer Phase des Durchatmens!

  • Dieses Referendarsbashing kotzt mich so an.


    Ich bin unglaublich dankbar für meine jeweils 2. Fachleitung, die ausschließlich an der Sache orientiert waren und mich wirklich ausgebildet haben. Und nicht etwa bewertet haben, ob es jetzt angemessen ist, die Haare offen oder geschlossen zu tragen. Ja. Ich bin froh, dass ich den Wechsel gewagt hatte, denn bei den ersten Soziopathen (!) dachte ICH am Ende, dass ich auf dieser Welt (ja, genau diese Gedanken haben sie durch die Länge dieser Willkür und die Vielzahl der vermeintlich qualifizierten Beurteilen bei mir erweckt!) falsch sei.


    Nach 2 Wochen neue Schule und neue Fachleitung wusste ich dann wieder, dass ich grundsätzlich richtig in diesem Job bin - ab dann ging es nur noch um die Frage, ob WIR das gemeinsam hinkriegen, dass ich bis zur Prüfung 5 Monate später fit bin. Und es ging.

  • Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder zurück...ich habe nun aus Krankheitsgründen unterbrochen. Zurück will ich so schnell nicht.
    Aber es ist der Schritt vom Regen in die Traufe..ich merke nun, dass ich in Hinblick auf den restlichen Arbeitsmarkt genauso gut nach der 9.Klasse hätte abgehen können. Keine Sau interessiert es, dass ich graduiert bin. Nur 450 Eurojobs auf Mindestlohnbasis von denen man nicht leben kann.
    Ich wünschte ich hätte BWL studiert oder was anderes Nützliches und nicht meine Zeit mit diesem wertlosen Studium verschwendet. Ich fühle mich dumm und nutzlos, auch wenn ich meinen Schritt nicht bereue, denn ich hatte keine Wahl mehr. Meine Gesundheit hat es gefordert.
    Für ein Zweitstudium fehlt das Geld, für eine Ausbildung bin ich zu alt. Und selbst wenn bekäme ich nicht mal Miete und die ganzen Versicherungen von einem Azubigehalt bezahlt. Ich bewerbe mich, aber es ist sinnlos. Selbstständig machen..aber womit? Und wieder die Krankenkasse die einen aussaugt (300€) bei Selbstständigkeit. Da müsste ein Unternehmen schon verdammt gut laufen umd das zu bezahlen.
    Ich bin traurig, dass mein Studium wirklich so gar nichts wert ist.


    Und warne eindringlich die Mitlesenden, die noch kein Studium begonnen haben: Studiert auf GAR KEINEN Fall Geistes oder Sprachwissenschaften mit der vagen Idee damit Lehramt machen zu können. Wenn ihr nur den leisesten Zweifel daran habt, ob ihr für den Beruf geeignet seid, lasst es.
    Glaubt nicht, dass ein gutes Lehramtsstudium ein Garant für späteren Erfolg ist, das ist es ganz sicher nicht. Im Lehramt seid ihr nur noch 5% Wissenschaftler und 95% Pädagoge/Sozialarbeiter. An allen Schullformen. Differenzierung wird immer mehr aufgeweicht, alle sind gleich.
    Studiert was sinnvolles, BWL oder ein MINTfach, der Rest ist Ausschuss auf dem restlichen Arbeitsmarkt. Ist die Ramschware, die höchstens noch Taxifahren darf. Stellen für Geisteswissenschaftler sind rar gesät und an sehr spezielle Bedingungen geknüpft, die man nur äußerst selten erfüllen kann. Und dann wird man ohnehin von anderen Konkurrenten ausgestochen, die zufällig genau den passgenauen Bachelor für diesen Beruf studiert haben (Übersetzung, Verlagskaufmann etc.)


    Ich bin echt am Ende, sehe keine Perspektive, habe keine Hoffnung. Ich weiß, das all das heftig klingt, aber ich wünschte ich hätte damals zu Abizeiten einen solchen Forenbeitrag gelesen, der mich umgestimmt hätte von meiner absolut idiotischen Berufswahl.
    Mein Leben ist kaputt..dazu reicht heutzutage schon ein falsches Studium...

  • oh weia. Das deutet auf eine handfeste Depression hin


    Was hattest du erwartet an Stellen für Geisteswissenschaftler?


    Gibt es nicht für Spanisch irgendwas im Breich Übersetzer/Dolmetscher oder Tourismus? Bafög während der Ausbildung?

  • Liebes Rotkehlchen,


    ich bin mir sicher, dass es da draußen auch noch etwas anders gibt als nichts.
    Ich habe oft Schüler jenseits der 30 in der Berufsschule sitzen.
    Es ist gar nicht schlimm, immer wieder neu anzufangen - das machen ganz viele ihr ganzes Leben lang. Manche brauchen das auch, um sich lebendig zu fühlen.


    Es gibt eine ganze Menge Ausbildungsstellen, die noch offen sind. Es müssen vielleicht nicht die großen und bekannten Betriebe sein,
    der Mittelstand sucht manchmal ganz schön lang nach geeigneten Leuten.
    Die Frage ist, ob es Mainstream sein muss.
    Eine meiner Schülerinnen mit einem ähnlichen Weg hat vor ein paar Jahren bei mir die Einzelhändlerausbildung bei A.... und nebenher
    ein Wsstudium absolviert. Heute ist sie im mittleren Management, am Umsatz beteiligt und verdient definitiv mehr als ich.
    Aber: Sie muss dafür auch richtig schutteln.


    Den Haken sehe ich momentan mehr in der Motivation: In so einer Phase der Depression ist es kaum möglich, freudig und energiegeladen an
    neue Berufsmöglichkeiten zu denken. Dein Selbstbild muss wieder aufgebaut werden, du musst wieder zu der Überzeugung kommen, dass du etwas kannst.


    Und wenn es das Unterrichten nicht ist, so what? Dann kannst du etwas anderes besser.


    Aber nicht ich muss das denken, du musst das tun.
    Mein rat wäre, tätig zu werden, ehrenamtlich, für andere, damit du aus deinem Elend herauskommst und du dich wieder schätzen lernst.
    Dann erst werden sich Wege für dich auftun.

  • Stille Mitleserin, danke. Dieses Fallbeispiel macht mir Hoffnung.
    Ich bin nicht so depressiv wie es scheint...nur im Moment habe ich wieder einen Durchhänger. Ich habe bereits c. 20 Bewerbungen für duale Studien und Ausbildungen rausgeschickt und noch weitere für sonstige Jobs. Aber es werden noch viele weitere folgen.
    Im Moment verbringe ich meine Tage nur vor dem Computer mit dem Durchforsten von Jobseiten.
    Aber deine Idee ist gut mit dem Ehrenamt..als Ausgleich zur Jobsuche wäre das was...für Hobbys und Freunde habe ich eh kein Geld mehr XD. Kleiner Spaß am Rande.


    An Aktionismus fehlt es also nicht.
    Nur dass ich mit dem bisherigen Studium so gar nichts anfangen kann schockt mich. Dass es so schlimm ist, hätte ich nicht gedacht.
    Aber ich bleibe dran.


    Friesin, das ist das, was ich meinte: Für diese wenigen Stellen gibt es viele, die spezielle Übersetzungsbachelor absolviert haben. generell spezialisierter und besser ausgebildet sind als ich mit dem Lehramtsstudium.


    Und nochmal zu dem Geschriebenen aus November, was die Fachleiter betrifft: der eine Fachleiter war fähig, aber sehr streng, mit sehr hohen Ansprüchen, da konnte man selbst mit absoluter Perfektion nur eine 3-4 erzielen (was mir nie gelungen ist). Der andere war Die Verkörperung des Fehlers im System: Unvorbereitete Seminarstunden, "lesen sie das da mal", wahllose Referatsverteilungen, damit er bloß nichts machen musste; insgesamt konnten nur die bestehen, die sehr gute SuS an ihrer Schule erwischt hatten und/oder einen breiten Fundus an Unterrichtsentwürfen von Mitrefis angesammelt hatten. Beschweren konnte man sich theoretisch über einen tollen Evaluationsbogen, bei dem man aber auch seine Fächerkombi angeben musste, was bei gewissen Fächerkombis schon einer Namensangabe gleicht. Kritik also unmöglich ohne das man dafür büßen musste. Und selbst wenn dies nicht so gewesen wäre- die Seminare waren so klein, dass der Seminarleiter sich ausrechnen konnte, wer denn jetzt der "Böse" war. Seine Lieblinge bestimmt nicht.

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