Selbstständigkeit in der 1. Klasse

  • Also wenn ich sehe, wie viele Mütter jeden Morgen bei den Kolleginnen der kleineren Klassen (1-3) stehen und sie belabern, aber auch ihren Kindern die Schultasche tragen oder ihnen die Jacke ausziehen, dann verstehe ich solche Zettel durchaus. ;)

    Okay, ist vielleicht eine Frage der Relation. Hierzulande können sich Kinder mit Zweieinhalb alleine anziehen, weil die Kindergärten ein anderes Selbstverständnis haben.


    Wenn man aber den neuen Klassenlehrer eines Erst-, oder Zweitklässlers das erste Mal nach 8 Wochen zum Elternabend zu Gesicht bekommt und rausgeworfen wird, wenn man es wagt, vorbei zu kommen und mal guten Morgen zu wünschen, klingt ein solches Schild, wie "Wir müssen draußen bleiben". Dann sommerfestliches Kuchenbacken als Elternmitarbeit zu verkaufen kann man sich auch sparen :skeptisch:

  • Na ja, das könnte ja nun genau so auch auf die Mutter zutreffen, oder?I

    Wenn Pausenbrot schreibt "Alles habe ich durch meine Mama und andere Menschen, die mich lieben" und Karl-Dieter bemängelt, dass der Vater nur noch unter "andere Menschen" fällt, wo ist dann der Bezug zu deinem Einwand?

  • Ein Erstklässler kann sich ja auch nicht behaupten, wie jemand mit dem Selbstbewusstsein von Pipi Langstrumpf. Oder etwas sagen, wie [...]

    Diese Formulierung ist ja nun allgemein gehalten ("Ein Erstklässler", nicht "meine/deine Tochter in der ersten Klasse"); deshalb kann man durchaus fragen, warum in diesem allgemeinen Fall die Mutter explizt erwähnt wird, während der Vater nur zu den "anderen Menschen, die mich lieben" gehört.
    Klar kann es aus verschiedenen Gründen sein, dass der Vater nicht im Bild ist. Genauso kann es aber auch aus verschiedenen Gründen sein, dass die Mutter nicht im Bild ist. Deswegen verstehe ich deine Nachfrage nicht ganz.


    Im Grunde störe ich mich auch überhaupt nicht an Pausenbrots Formulierung. Ich vermute, dass sie das halt aus ihrer Perspektive geschrieben hat, weil sie eben Mutter ist (nicht Vater). Daran kann ich auch nichts Schlimmes finden.


    Allerdings fällt mir halt auch im Arbeitsalltag immer wieder auf, dass es vor allem die Mütter sind, die sich für das Kind verantwortlich fühlen und dann bei Krankheiten der Kinder zu Hause bleiben. Der Vater hat ja einen richtigen Job und ist deshalb unabkömmlich. Das finde ich schwierig, so gesehen hat Karl-Dieters Kommentar und deine Reaktion darauf einen "pet peeve" angesprochen - daher das OT. Sorry.

  • Ok Pausenbrot, ich denke, wir haben verstanden, dass du da ein persönliches Problem, weil schlechte Erfahrung damit gemacht, hast. "Hierzulande" können Kinder sich übrigens auch alleine anziehen. In meinem Beispiel ging es nicht darum, dass die Kinder das nicht auch alleine könnten. :)

  • So, nachdem nun alles monatelang eigentlich gut lief, fand mein Mann heute in dem Hefter meiner Tochter etliche Arbeitsblätter zu den einzelnen Buchstaben der Vergangenheit. Meine Tochter meinte, das müsse sie bis Dienstag nacharbeiten.
    Uns sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, denn es handelt sich um 10 Blätter.


    Morgen ist Elternsprechtag.


    Am liebsten würde ich der Lehrerin die Frage stellen, ob sie mein Kind nicht mag. Ich bin auf 180!


    Klar müssen die Kinder selbstständig werden, aber ich muss doch als Lehrerin regelmäßig nachgucken, ob auch alles vollständig ist??


    Abgesehen davon kann meine Tochter hervorragend schreiben und hat alles sonst in Hummel, Eule, Libelle etc. zu den Buchstaben fertig. Sie ist bei dem Buchstaben, der aktuell behandelt wird. Die Stempelblätter sind z.T. von der Lehrerin abgestempelt, z.T. fehlen Stempel zu Aufgaben, die sie schon vor Wochen erledigt hat. Die Lehrerin scheint also auch nicht nachzugucken. Ich glaube, sie wartet, bis die Kinder zu ihr kommen und um einen Stempel bitten.


    Was soll ich da morgen sagen? Ich habe überhaupt keine Lust, wieder da zu sitzen und mir anzuhören, wie verträumt und unselbstständig meine Tochter ist! Ich spiele zur Zeit echt mit dem Gedanken, einen Antrag auf Versetzung in die Parallelklasse zu stellen oder sie von der Schule zu nehmen.

  • Was soll ich da morgen sagen? Ich habe überhaupt keine Lust, wieder da zu sitzen und mir anzuhören, wie verträumt und unselbstständig meine Tochter ist!

    Ja, ich weiß, dass meine Tochter verträumt ist. Haben Sie eine Idee, wie wir sie dabei unterstützen können, sich zu organisieren? Zu Hause kann ich ... was tun Sie in der Schule, um...?


    Eine andere Schule suchen kannst du immer noch, auch wenn du da natürlich genauso auf die Chemie zum Lehrer angewiesen bist.
    Aber auf 180 sein ist meist keine gute Grundlage, um irgendwas zu erreichen. Und glaube, ich weiß wie wütend man auf die Unfähigkeit von Lehrern sein kann, die ihre eigene Unzulänglichkeit auf die Kinder abwälzen! Nur leiden dann die Kinder darunter, wenn die Eltern sich aufführen, wie Rumpelstilzchen. Ganz schnell wird das Kind dann durch eine Trotzbrille gesehen (jetzt wollen wir den Eltern mal zeigen, dass...).

    Einmal editiert, zuletzt von Schantalle () aus folgendem Grund: vertippt

  • Am liebsten würde ich der Lehrerin die Frage stellen, ob sie mein Kind nicht mag. Ich bin auf 180!


    Micky, komm erstmal runter! ;)
    Das hat ja nun nichts damit zu tun, ob die Lehrerin dein Kind mag, oder nicht.


    Erstmal würde ich in Erfahrung bringen, was es mit diesen 10 Blättern auf sich hat.
    Ob die Lehrerin wirklich gesagt hat, dass das alles bis Dienstag nachzuarbeiten sei oder ob es vielleicht nur ein Missverständnis ist.


    Sofern deine Tochter die "alten" Buchstaben beherrscht und sie die sonstigen Aufgaben dazu erledigt hat, würde ich auch vorsichtig anfragen, worin dann der Sinn besteht, diese ganzen Blätter noch zu bearbeiten. Dadurch lernt deine Tochter auch nicht mehr Selbstständigkeit.


    Es wäre sicher sinnvoll, wenn du in Zusammenarbeit mit der Lehrerin und deiner Tochter für die Zukunft dann eine Vereinbarung triffst, wie ihr es gemeinsam schaffen könnt, dass deine Tochter selbstständiger wird, sich die erforderlichen Stempel einholt usw.
    Arbeitsblätter, die sie in der Schule nicht schafft, falls sie zu sehr träumt, könntet ihr ja zuhause nachholen.


    Wenn deine Tochter besonders große Schwierigkeiten hat, sich zu organisieren, könntest du die Lehrerin ja auch freundlich bitten, dass sie dir das genaue Vorgehen bei der Buchstabenerarbeitung mal erklärt (wie das nun mit den Stempeln ist, was die Lehrerin kontrolliert und was nicht etc)., so dass du darüber informiert bist und es nicht zu Missverständnissen kommt.
    Ggf. kannst du dann auch zuhause kontrollieren, was deine Tochter so im Unterricht schafft und was nicht.


    Eine Versetzung in die Parallelklasse oder eine andere Schule löst das Problem der Selbstständigkeit und der Träumerei ja nun auch nicht. Insofern würde ich davon abraten.

  • himmel, die lehrerin wird erwarten, dass die kinder zu ihr kommen, um das zeugs abstempeln zu lassen, und wer das nicht macht, der soll es dann eben nacharbeiten. logische konsequenz. das würde ich nochmal mit dem kind besprechen, klar und deutlich, und dann halt das ganze in für eine erstklässlerin machbare portionen aufteilen. falls dein kind das wirklich als zu negativ erleben würde (wirklich? meiner erfahrung nach trauen die eltern meinen minis im sportverein oft viel zu wenig zu... gerade was das verarbeiten von negativen konsequenzen angeht, die für die kinder gar nicht so negativ sind, aber von den eltern als solche wahregenommen werden.), kannst du ja einen kurzen entschuldigungszettel wegen "hausaufgaben wegen termin bla nicht gemacht" mitgeben, und fertig.


    dreißig erstklässler differenziert zu unterrichten ist eine beinahe heroische leistung, wenn du mich fragst. dass dabei mal organisatorisch was fürs einzelne kind nicht super läuft kann schon passieren. keiner hat deinem kind ein riesenleid zugefügt, auch wenn du das aktuell so erleben magst, und schon gar nicht ist das absichtlich geschehen.


    ansonsten dem kind einen zettel ins mäppchen/auf die hand schreiben, mit symbol für "frau x blatt zum stempeln bringen" und lob, wenn das gemacht wird. lehrerin über diese maßnahme deinerseits informieren ("mir ist aufgefallen, dass x immer noch etwas unorganisiert ist und probleme hat, ihre zettel selbstständig zu ihnen zu bringen zum abstempeln. ich habe daher z getan, um sie dabei zu unterstützen. fällt ihnen noch etwas ein, was wir (!!!) sonst noch machen könnten, um das mit ihr einzuüben?").


    ich bin mir sehr sicher, dass die lehrkraft dein kind nicht mehr oder weniger mag als jedes andere auch. ausatmen, und nochmal laaaange ausatmen. alles wird gut. :)

    Einmal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Ich wunder mich auch gerade über die Formulierung "ob sie mein Kind nicht mag". Gerade von einer Kollegin würde ich doch mehr Sachlichkeit erwarten.


    Sie hat gar nichts gegen dein Kind. Einfach mal nachfragen, manchmal stellt es sich doch alles ganz anders raus als es ist.


    LG Anja


  • Ich habe überhaupt keine Lust, wieder da zu sitzen und mir anzuhören, wie verträumt und unselbstständig meine Tochter ist!

    Ich verstehe die TE so, dass die Klassenlehrerin selbst sehr chaotisch ist und sich dann über die Erstklässler beschwert, dass die ihren Kram nicht in Ordnung hätten. Gepaart mit Pauschalisierungen zu einem bestimmten Kind und natürlich ärgert man sich darüber als Mutter, auch wenn das vielleicht niemanden weiterbringt.


    Wie ging das Gespräch denn aus liebe Micky?

  • Ob die Lehrerin chaotisch ist, kann die Threadstarterin wohl kaum beurteilen. Sie hat jegliche Informationen ja nur vom Hörensagen. Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach nachfragt, wenn was unklar ist. Dieses aufstauen bringt doch auch nichts.


    LG Anja

  • Aus der Lehrerinnenperspektive wünsche ich mir, dass in meiner 1. Klasse die Schulthemen zu Hause nicht so das Familienleben beherrschen, sondern das "Ding" der Kinder sind und bleiben...
    Daher mein Tipp: Du lässt dein Kind 15 - 20 min. Hausuafgaben machen und so viel es eben in dieser Zeit von den 10 Blättern bearbeitet hat, so viel nimmt es nächsten Tag mit ind ie Schule.
    Hallo? Es sind Erstklässlerarbeitsblätter...die Welt geht nicht unter, wenn die nicht alle ausgefüllt sind.

  • Die Welt geht nicht unter. Je nach Lehrer bekommt das Kind aber einen mords Ärger.
    Als Lehrer geht man natürlich von sich aus, nur vermute ich, niemand hier würde von Erstklässlern mehr verlangen, als sie schaffen können und dann den Eltern erzählen, was ihr Kind alles nicht kann. Es gibt ja noch mehr Beiträge von Micky, die das Problem schildern.


    Leider ist die TE aber gar nicht mehr da?

  • Sorry, ich bin im Klausurstress.


    Und ich war echt emotional, als ich das geschrieben habe - natürlich weiß ich, dass es unprofessionell ist, davon auszugehen, dass ein Lehrer Schüler weniger oder mehr mag. Ich weiß auch, dass das Quatsch ist. Ich habe aber seit Schulbeginn das Gefühl, dass die Lehrerin etwas von den Schülern erwartet, das sie selber nicht vorlebt/ ausreichend vorbereitet! Und das tut zumindest meiner Tochter nicht gut. Ich hatte mir die Grundschulzeit bzw. v.a. das erste Jahr auch anders vorgestellt... es ist so schade, dass sie jetzt schon Motivationsprobleme und Angst vor Konsequenzen durch die Lehrerin hat (in den Pausen nacharbeiten). Eigentlich bin ich sehr solidarisch mit jedem Lehrer, weil ich nun mal weiß, was der Job mit sich bringt, auch wenn ich keine Grundschullehrerin bin.


    Aber die Klassenlehrerin meiner Tochter scheint ... hm, wie sage ich es ... etwas "altmodisch" bzw. "vom alten Schlag" zu sein, dazu ist sie extrem unorganisiert - und viele Kinder leiden darunter. Ständig gibt es Hausaufgaben in Mappen, die aber nicht gemacht werden können, weil sie die Mappen eingesammelt und zuhause hat, dann werden Termine 2 Tage vorher mitgeteilt und auf Elternsprechtagen kommt man sich selber vor wie ein Erstklässler - der erste Elternsprechtag war bei den meisten Eltern total defizitorientiert.


    Natürlich sind Hausaufgaben nicht alles. Ich sehe, dass mein Kind liest, schreibt und rechnet und ich bin stolz auf sie!
    Aber da ist etwas, das mich stört: Die Lehrerin fordert eine extrem hohe Selbstständigkeit von den Kindern, bereitet die Materialien aber nicht immer ausreichend vor - die Kinder erarbeiten sich die Buchstaben mittlerweile in Einzelarbeit und sind einen Großteil der Unterrichtszeit damit beschäftigt, an den besagten Stempelblättern zu arbeiten. Die Lehrerin hatte wohl das Stempelblatt um eine Kategorie (Arbeitsblatt) erweitert, das sie handschriftlich einträgt. Das war bei meiner Tochter aber nur bei 2 Buchstaben so, bei den restlichen 10 nicht. Und diese Blätter bekam meine Tochter dann an den Kopf geknallt, mit dem Auftrag, sie innerhalb von 4 Tagen zu machen, natürlich zusätzlich zu den Hausaufgaben, die im Moment jeden Tag aus 30 Minuten Stempelblatt und einer Seite im Matheheft bestehen. Das heißt, wir sitzen zur Zeit mindestens eine Stunde plus Pause(n) an den Hausaufgaben plus nachzuarbeitende Stempelblätter.


    Und meine Tochter weiß, dass sie diese Arbeitsblätter machen muss, denn sonst muss sie sie in den Pausen in der Schule machen, bis sie fertig ist und es gibt eine Mitteilung an mich im Hausaufgabenheft "xxx muss die Arbeitsblätter nacharbeiten/ hätte sie nacharbeiten müssen!"


    Meine Tochter ist wieder mal demotiviert, denn sie wusste nicht, dass sie auch diese Blätter nehmen muss. Außerdem geht es da um Buchstaben, die im Herbst behandelt wurden und die Aufgaben sind wirklich pipifax und mit den anderen Materialien doppelt und dreifach.


    Dass man auf dem Elternsprechtag dann noch um die Ohren kriegt, was das Kind alles nicht kann, hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt!


    Gottseidank war der zweite Elternsprechtag besser. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Individualität der Kinder mehr in Fokus hat und ihre Sichtweise war ressourcenorientiert - das haben mir auch andere Eltern berichtet.


    Daher werde ich in Zukunft einfach gucken, wie es läuft - wenn ich das Gefühl habe, dass meine Tochter deutlich über- oder unterfordert ist und ihr das nicht guttut, werde ich Kontakt zur Lehrerin aufnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Aber warum schreibst du der Lehrerin nicht einfach einen Eintrag ins HA-Heft, dass ihr das neben den normalen HA nicht schafft. Ich würde nachfragen, ob es okay ist, wenn es am Wochenenden nachgemacht wird. Ich würde auch meine Fragezeichen äußern, warum das jetzt so geballt kommt. Sollte sie deiner Tochter Pausenverbot erteilen, würde ich das schnellstens gerechtfertigt wissen.


    Meine Tochter ist in einer Jahrgangsübergreifenden Klasse 1-4, mir sind solche kleinen Strukturprobleme nicht fremd. Ich spreche es immer sofort an und auch wenn ich den Lehrer vielleicht nerve, bis jetzt ist es immer zu Gunsten meiner Tochter ausgegangen. Ich bemühe mich aber auch immer kollegial zu sein und freundlich zu hinterfragen.

  • Anja, das werde ich zukünftig auch so machen. Eine kurze Bemerkung ins Heft. Allerdings guckt sie da nicht immer rein... Ich werde das einfach auf mich zukommen lassen, ich kanns nicht ändern. Und wenn meine Tochter in der Pause da sitzt, dann ist es halt so, vielleicht schafft sie es auch selber mal, sich mit der Lehrerin auseinanderzusetzen.

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