berufliche Umorientierung in die freie Wirtschaft

  • Die schlimmere Auswirkung der Nicht-Messbarkeit unserer Leistung als Lehrer ist übrigens meiner Meinung nach die Tatsache, dass man auch extreme Minderleister kaum los wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

    Was stört dich denn so sehr am minderleistenden Kollegen? Klar ist das nicht optimal, betrifft einen selbst aber eher indirekt, wenn man mal als Klassenleitung diese Kollegen gegenüber Eltern verteidigen muss oder einen Kurs übernimmt, der nichts gelernt hat. Aber so what, dann wiederholt man mit denen halt Grundlagen, ich werde für die Unterrichtsstunden bezahlt und was ich da genau unterrichte, ob neuen Stoff oder Wiederholung des Vorjahresstoffs, ist da für mich eigentlich relativ egal. Ich mag minderleistende Kollegen aus mehreren Gründen:
    1) Man selber steht in der Regel bei Eltern und Schüler (meist ;)) besser da, weil man sich (meist ;)) besser vorbereitet.
    2) Es nimmt einem den Druck, ganz im Gegensatz zu sich übertrieben aufopfernden Kolleginnen, die trotz Teilzeit Vollzeit arbeiten, Zeit haben den Unterricht zur Show zur machen und damit eine (unrealistische) Erwartungshaltung bei Eltern und Schülern schüren. Total unkollegial so ein Verhalten.


    Was die viel schlimmere Auswirkung meiner Meinung nach dastellt, ist, dass man auch bei sehr guter Leistung keinerlei Vorteile genießt. Im Gegenteil, man wird dann meist für umso mehr eingespannt, sieht aber keinen Cent mehr. Ich erinnere mich an ein Jahr, wo sich 25 SuS eines Kurses zur mündlichen Prüfung im Abitur bei mir angemeldet haben.
    Da es keinerlei Entlastung für KollegInnen mit vielen Prüflingen gibt, hatte ich die Arschkarte. Daraufhin habe ich meinen Unterricht massiv umgestellt und zack, nur noch 6 Prüfungen. Warum sollte ich auch Interesse haben so viele Prüfungen abzunehmen, wenn die Zusatzarbeit im Vergleich zu den Kollegen nicht honoriert wird?


    Ebenfalls: Ein Lehrer, der sich sehr gut auf den Unterricht vorbereitet, kommt genauso schlecht weg wie der Minderleister.
    Wenn man mehr Geld verdienen möchte, muss man Funktionsstellen ansteuern, und das ist aber eben einfach ein ganz anderer Tätigkeitsbereich, sprich Verwaltungsaufgaben. Viel Engagment und Fachkompetenz im Kerngeschäft (=Unterrichten) ist total unerheblich und bietet keinerlei Chance für den Aufstieg. Im Gegenteil, man schafft sich zusätzliche Arbeit durch viele mündliche Abituranmeldungen usw.
    DAS ist das Problem des Systems und da wundert es nicht, wenn sich der ein oder andere eben kein Bein ausreißt.

  • Was stört dich denn so sehr am minderleistenden Kollegen? Klar ist das nicht optimal, betrifft einen selbst aber eher indirekt, wenn man mal als Klassenleitung diese Kollegen gegenüber Eltern verteidigen muss oder einen Kurs übernimmt, der nichts gelernt hat.[...] Viel Engagment und Fachkompetenz im Kerngeschäft (=Unterrichten) ist total unerheblich und bietet keinerlei Chance für den Aufstieg. Im Gegenteil, man schafft sich zusätzliche Arbeit durch viele mündliche Abituranmeldungen usw.
    DAS ist das Problem des Systems und da wundert es nicht, wenn sich der ein oder andere eben kein Bein ausreißt.

    Du hast grundsätzlich recht, verkennst aber, dass der Minderleister dort erhebliche Probleme für die Kollegen verursacht, wo Fachschaften eng zusammenarbeiten und darauf angewiesen sind, dass jeder zumindest solide Leistungen abliefert. Hier kann ein Minderleister schon für erhebliche Reibungsverluste sorgen (braucht aber dann ein extrem dickes Fell, um den Unmut der Kollegen auszuhalten).


    Klar besteht das Problem, dass der Mehrleister auch immer mehr aufgebürdet bekommt. Einer meiner Profs hat mal zu mir gesagt, dass es eine ganz einfache Art gibt, vom Wissenschaftsministerium nicht mit Aufgabenentwürfen für das Staatsexamen betraut zu werden: Nämlich die erste Anfrage dieser Art mit vollkommen abstrusen Themen und Aufgaben zu beantworten. Wer hier brauchbares liefert, ist eben nächstes Jahr wieder dran (und hat bald den Ruf, seine Studenten gut aufs Examen vorzubereiten, weil er das ja gezielt tun kann... mit der Folge, dass sich immer mehr Studenten für seine Kurse einschreiben, und so weiter immer heiter).

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Fairerweise muss man aber sagen, dass die Regionalmanager einem extremen Druck unterliegen, den man dann auch häufig eben nach unten weitergeben muss. Und für das Einstiegsgehalt hat man dann aber auch eine 70h Woche.

    Unbestritten. Ich wollte auch wirklich nur darauf hinaus, dass man als gelernter Lehrer mit Ausstiegswunsch eben NICHT ZWINGEND auf die fast immer schlechter bezahlte Schiene soziale Berufe / Erwachsenenbildung etc. beschränkt ist.

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