ältere Schüler ohne Englischkenntnisse integrieren

  • Hallo,

    die bei uns in der Deutsch-Intensiv-Klasse (Hessen) unterrichteten
    SchülerInnen sollen nach ca. einem Jahr am Unterricht in der
    Regelklasse teilnehmen. Dazu werden sie im ersten Jahr sukzessive
    in den Fachunterricht eingegliedert. Jetzt stellen sich folgende
    Fragen:
    wie geht man mit älteren Schülern (12-16), die noch niemals
    Englisch gelernt haben, um? Sie sollen in Real- bzw. Hauptschule integriert werden, da findet ja englisch ab Klasse 5 statt.


    - hat jemand Material oder kann ein Buch empfehlen für ältere
    Jugendliche, unsere Einstiegsenglischbuch ist für 5. Klässler, das
    kann ich einem 16-jährigen schlecht in die Hand drücken.


    Danke!!!

  • Hallo turtlebaby,


    also ich glaube, dass du dir zu viele Gedanken machst und zu viel auf deine Schultern nimmst.


    Ich würde als Erwachsene auch Norwegisch mit Kinderbüchern lernen, wenn die Motivation (= Lernen der Landessprache) groß genug ist. Dementsprechend kannst du auch Englisch mit "infantilen" Büchern beibringen. ABER:


    Der Punkt ist, dass du denkst, dass du deine Schüler für den Regelunterricht Englisch vorbereiten sollst. Es wird dir nicht gelingen! Bei den Jüngeren möglicherweise, aber nicht bei den Älteren, die so viel Stoff einer Fremdsprache neben einer wichtigeren Fremdsprache lernen sollen.


    Da es nicht nur dir, sondern vielen anderen Lehrern so geht, werden die zuständige Regierung und die Kultusminister eine Lösung finden müssen. Das ist jetzt erstmal blöd für den einzelnen Schüler (den du womöglich vor Augen hast), aber langfristig ist da bald eine Grundsatzentscheidung notwendig.


    Bis so eine Entscheidung fällt, kannst du versuchen an der Schule Leistungsgruppen in Englisch aus verschiedenen Jahrgängen parallel laufen zu lassen. So könnte ein 15-jähriger am Englischunterricht der 5. Klasse teilnehmen und ein fitter 5er ginge in den Englischunterricht der 6. Klasse. Aber das durchzusetzen sehe ich als sehr schwierig an. Dann müsste der Englischunterricht in allen Klassen parallel laufen und der STundenplaner müsste alles neu planen. Unmöglich wird es, wenn nur bestimmte Personen Englisch unterrichten.


    Fazit: Du kannst sie in Englisch unterrichten, aber du wirst es kaum schaffen, dass die Schüler am Englischunterricht in der Regelklasse teilnehmen.

  • So sehe ich das auch. Ich unterrichte auch Englisch in einer inetrnationalen Klasse und es ist extrem überfordernd für die Kids, 2 Sprachen gleichzeitig neu lernen zu sollen. Es klappt auch nicht richtig, schon allein, weil es kein Material gibt, das nicht auf Deutsch als Grundsprache zurückgreift (und sei es nur im Vokabelregister). Wir arbeiten mit den 5er Büchern fürs Gymnasium, was anderes gibt es ja nicht. Und das geht halt so gut, wie es eben geht..

  • Ich danke euch für Eure Rückmeldung, es hilft mir sehr weiter, da es genau das widerspiegelt, was ich in der Schule auch vertreten habe. Da wir aber bei vielen Dingen hier keine Vorgaben durch die Schulämter bekommen, versucht jede Schule ihr eigenes Süppchen zu kochen. Ich bin weder diejenige, die dieses Projekt leitet, noch diejenige, die da viel Erfolg sieht. Im Gegenteil mir geht es gehörig gegen den Strich, dass zur Zeit Unmengen an Manpower an unserer Schule in das "wir müssen das schaffen" gesteckt werden, obwohl die Aussicht auf Erfolg, dass die Schüler z.B. noch einen Realschulabschluss schaffen, wenn sie mit 15 zu uns kommen und weder Deutsch noch Englisch können, meiner Meinung nach minimal sind. Ich denke auch, dazu bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen und entsprechend ehrgeizig und begabter Schüler, bisher haben wir die so noch nicht in unseren Intensivklassen entdeckt.
    Trotzdem kann es ja nicht schaden zu fragen, wie das an anderen Schulen gehandhabt wird und ob es Erfahrungen oder Material gibt. Ich bin aus organisatorischen Gründen nunmal eingeteilt ein paar Stunden zu geben, das werde ich dann mit den vorhanden Lehrwerken machen und nach 2 Wochen eine Rückmeldung an die Leitung geben.
    Falls es noch andere Erfahrungen gibt, bitte weiterhin melden, ich finde den Austausch sehr hilfreich. Danke

  • In NDS gibt es die Möglichkeit, eine Fremdsprache durch die Muttersprache zu ersetzen (ist ja schließlich in D auch eine Fremdsprache bzw. Deutsch ist für die SuS die Fremdsprache).
    Damit das möglich ist, wird eine Sprachstandsfeststellung in der Muttersprache gemacht (hat der Schüler B1? - geprüftes Niveau abhängig von der Schulform, eben analog Fremdsprache).


    Die Regelung ist nur möglich bei Schülern, die später hinzukommen (also nicht bei denen, die z.B. bereits zu Beginn der Grundschule ins deutsche Schulsystem einsteigen). Je nachdem, wie früh oder spät der Einstieg an der dt. Schule geschieht, muss in der Abschlussprüfung (der Real- oder Hauptschule) dennoch ein Teil Englisch absolviert werden, bei sehr spätem Einstieg entfällt auch das.


    Vielleicht gibt es ähnliche Regelungen in anderen Bundesländern? (Die Regelung hier gibt es übrigens schon seit einer ganzen Weile und nicht erst seit kurzem...)



    Zum Englischunterricht:
    Wenn die Schüler in einem "Intensiv-Deutschkurs" sind, kann man dort Wortschatz (zumindest ab und zu) nicht nur in Deutsch, sondern gleichzeitig in Englisch einführen.
    Wenn die Schüler am "normalen" Englischunterricht teilnehmen, könnte man es ihnen zur Aufgabe machen, neue Vokabeln (die im Lehrwerk für alle SuS Lernwortschatz sind), gleichzeitig Englisch-Deutsch-Muttersprache zu lernen.
    Manchmal bietet sich auch in der Grammatik der Bezug zwischen Englisch und Deutsch an (z.B. Steigerung der Adjektive). Vielleicht ließen sich da ab und zu Bezüge herstellen?

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