Beurteilung Referendar

  • ich finde es erstaunlich, was von euch von Referendaren erwartet wird...
    ... Vertretungen sind bei uns grundsätzlich verboten
    ... Aufsichten sind im 1. Jahr verboten
    ... AGs leiten o.ä. würde bei uns keiner auf die Idee kommen


    ... ich war im 1. Jahr als 3. Begleitung auf dem Wandertag dabei, das war aber auch kein besonders Engagement, sondern selbstverständlich, weil ja auch mein Unterricht an dem Tag ausfiel
    ... ich war bei einigen Besprechungen (Qualitätsmanagement, Schulentwicklung usw.) um mein Engagement zu zeigen. Reine Anwesenheit reichte da allerdings aus, keiner hätte erwartet, dass ich da sonstige Aufgaben übernehme. Die Kollegen haben mich da eher ermuntert mich raus zu halten und auf den Unterricht zu konzentrieren.
    ... Konzertabend oder besser Theaterabend hätte es wohl gegeben, da ist aber keiner von uns Referendaren hin. Das lag komplett in der Prüfungsphase. Da finde ich muss man Prioritäten setzen.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Würde so ein Satz im Schulleitergutachten stehen, was ja bei Bewerbungen auch häufig mitgeschickt wird, könnte er jeden Job vergessen.

    Und die meisten LAA hätten sich zumindest zu meiner Zeit nicht getraut, gegen solche Formulierungen Widerspruch einzulegen. Die LAA lernen während des Refs seltsamerweise häufig nur ihre Pflichten kennen, aber über ihre Rechte wird ihnen wenig erzählt.

  • Und die meisten LAA hätten sich zumindest zu meiner Zeit nicht getraut, gegen solche Formulierungen Widerspruch einzulegen. Die LAA lernen während des Refs seltsamerweise häufig nur ihre Pflichten kennen, aber über ihre Rechte wird ihnen wenig erzählt.

    Von einem Akademiker kann man allerdings auch erwarten, dass er sich selbst mal in die Thematik einarbeitet. Da gibt es nämlich zig Heftchen usw der Verbände zu.

  • Und die meisten LAA hätten sich zumindest zu meiner Zeit nicht getraut, gegen solche Formulierungen Widerspruch einzulegen. Die LAA lernen während des Refs seltsamerweise häufig nur ihre Pflichten kennen, aber über ihre Rechte wird ihnen wenig erzählt.

    Das ist heute noch ganz genauso, wenn nicht schlimmer. Das ist natürlich auch so gewollt und die Seminare machen das gezielt. Ich nehme an die bekommen entsprechende Instruktionen von den Ministerien.
    Aus diesem Grund hat man in SLH auch die Probezeit, bis man auf Lebenszeit verbeamtet wird, auf drei Jahre erhöht. Da zählen keine besonderen Leistungen, kein FSJ oder bei den Männern keine Wehrdienstzeit etc. zur Verkürzung. Man möchte gezielt angehende Lehrer in der Zeit des Referendariats und in den ersten drei Berufsjahren in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis und ständiger Gefahr halten, damit sie diese Haltung automatisieren und auch ihr restliches Berufsleben an den Tag legen. Das ist eine gewollte, geschickte, wenn auch verwerfliche Strategie um Lehrer zu produzieren, mit denen man eigentlich fast alles machen kann ohne Widerstand zu erwarten.
    Natürlich gehören da auch die Seminare im Ref dazu, wo einem erzählt wird, was man als verbeamteter Lehrer so alles nicht darf (z.B. Streiken oder wehe man macht eine gesundheitliche Falschaussage beim Amtsarzt, dann wird einem alles wieder weggenommen).
    Das hat bei uns geklappt, da kennen die Kollegen auch nur Pflichten, so schert sich niemand um Teilzeitregelungen und macht munter oder zähneknirschend eigentlich alle Klassenfahren, Projektwochen, Umwelttage, Elternsprechtage, Schulentwicklungstage usw. in vollem (!) Umfang wie auch eine Vollzeitkraft. Ich sehe es genauso daran, dass wir neue Fachanforderungen in Physik, Chemie und Biologie bekommen sollen. Unser Fachleiter berichtete von der unmöglichen Art und Weise wie das von oben aufgedrückt wird, ohne, dass man Zeit dafür hat. Wehrt sich jemand? Natürlich nicht!

  • Ich melde mich mal als Referendar zu dem Thema:


    Was das außerunterrichtliche Engagement angeht:
    Ja klar können Refis das machen und leisten. Aber es ist an sich nirgends verpflihctend festgeschrieben und wenn ein Refi lieber seinen Unterricht vorbereitet oder einfach mal die Seele baumeln lassen will, weil die Seminarleiter z.B. übermäßig fordernd oder sogar link sind, spielt das doch auch mit rein und ist durchaus legitim.
    Bei meinem Schulleiter hatte ich bisher immer das Gefühl, das ich mich unbedingt viel und überall einbringen muss um eine vernünftige Benotung zu bekommen. Glücklicherweise will ich mich aber auch bei bestimmten Dingen mit einbringen (daher war ich bereits 2x auf Klassenfahrt und 6x auf Wandertagen mit dabei, einen der Wandertage habe ich dann auch selbst geplant). Zum unterrichtlichen Engagement gehört in einigen Fächern auch das Durchführen von Exkursionen dazu. Viele der außerunterrichtlichen Engagements sind aber für einen Refi mit Seminarbesuchspflicht auch nicht leicht durchführbar. Ich hab es mittlerweile so oft erlebt, das ich um Freistellung vom Seminar gebeten habe, da ich einfach an ungünstigen Tagen Seminar hatte. Wenn der Seminarleiter dann aber sagt "Ist nicht drin.", dann ist das so, dann kann der Refi nichts dafür.
    Was das rumjammern und sich nicht einbringen angeht kann ich auch ein Lied von singen: Wir haben einen neuen Refi bei uns, der 6h eigenverrantwortlichen Unterricht gibt (in jeder Stunde sitzt einer seiner Mentoren drin) und bei dem die UBs so dermaßen schlecht laufen (weil unvorbereitet, 1 Tag vor der Angst und das bisher IMMER vor UBs). Organisatoisch ist die Person nicht mit Talent geschlagen und was die Reaktion auf Eingaben der Mentoren angeht, könnte ma die Person auch als beratungsresistent bezeichnen. Auf der anderen Seite bringt sich die Person im Lehrerzimmer auch sehr gerne duch rumjammern ein, wie schwer doch alles sei und wie kompliziert das Ref ist und und und. Ich denke mir dabei immer "Hey, du hast aber Menschen, die sich als Mentoren bei dir rein setzen und dir in den Hintern treten. Ich hatte lediglich im 1. Halbjahr einen Mentor in einem meiner beiden Fächer drin und hätte ich mir nicht Kollegen organisiert die ab und an in den Unterricht mit reinkommen....".


    Was die Beurteilung vom Engagement angeht:
    Mein Schulleiter hat mir vergangenes Jahr eine Beurteilung gegeben, wo in dem Bereich stand, das ich mich zu wenig einsetze (in dem Bereich die Formulierungen für die 4). Die Realität sah so aus: Teilnahme an 2 Klassenfahrten, Mitgehen auf 4 Wandertagen, Durchführung von 3 Exkursionen, Betreuen eines Standes beim Sommerfest, 2x Betreuen eines Bereichs beim Tag der offenen Tür, 3x Betreuen eines Standes auf einem Hoffest (außerhalb der Schule an einem Samstag), Vertretung des Fachbereichsleiter bei einer Informationsveranstaltung, Co-Lehrer in einer Sport-AG, Mitarbeit in unserer Lehrer-AG für die Verbesserung der Außenwirkung unserer Schule, kein Murren und Knurren als bei uns im Zuge von 2 Wochen übermäßiger Krankheit alles vertretungstechnisch drunter und drüber ging (in den beiden Wochen habe ich stundenmäßig fast ein volled Deputat gehabt).
    Auf die Frage, warum ich denn so eine miese Beurteilung in dem Bereich bekommen habe, wurde ich dann gefragt, was ich den außerhalb des Unterrichts gemacht habe. Nach Klärung gab es dann eine neue Beurteilung.
    Manchmal sieht man als Bewerter auch nicht das Engagement. Vlt. ist dem Refi auch gar nicht bewusst, dass das von ihm erwartet wird und ein klärendes Gespräch brächte Besserung ins Verhalten?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Von einem Akademiker kann man allerdings auch erwarten, dass er sich selbst mal in die Thematik einarbeitet. Da gibt es nämlich zig Heftchen usw der Verbände zu.

    Du wirst nicht glauben, wie wenig manch ein erfahrener Lehrer weiß. Und ich wette auch, dass viele Ausbildungslehrer nicht mehr wissen als das, was ihnen das Seminar schickt. Außerdem kann man von einem Ausbildungslehrer auch erwarten, dass er den LAA zu einem mündigen Lehrer ausbildet. Bei mir hieß es auf der einen Seite "Du musst dieses und darfst nicht jedes", aber gleichzeitig "Du bist selbstverantwortlicher Lerner, das musst du selber herausfinden". Absolutes Rosinen herauspicken.

  • Aus diesem Grund hat man in SLH auch die Probezeit, bis man auf Lebenszeit verbeamtet wird, auf drei Jahre erhöht.

    Ja und? Ich bin "nur" Angestellte - vor was muss ich mich jetzt fürchten?


    Interessant übrigens zu lesen, wie sich die konträren Positionen hier offenbar mal wieder bewusst missverstehen.

  • Interessant übrigens zu lesen, wie sich die konträren Positionen hier offenbar mal wieder bewusst missverstehen.

    Da wir vom Konstruktivismus ausgehen müssen, ist es sicher kein bewusstes Missverstehen, sondern ein Nicht-Nachvollziehen-Können. Ebenso könnte man dem TE unterstellen, dass er den LAA bewusst missverstanden hat. Scheint irgendwie menschlich zu sein. :)

  • Du hattest ja nach Formulierungsmöglichkeiten gefragt. Ich würde es vermutlich eher implizit als explizit irgendwie reinschreiben. Habe hier mal versucht, sie gegenüber zu stellen.


    Implizit durch Weglassen:
    "Der LAK zeigte sich im zweiten Teil seiner Ausbildung sehr auf die Unterrichtsvorbereitung fokussiert."


    Explizit durch Vergleich:
    "Während der LAK im ersten Ausbildungsteil ein ausgewogenes Verhältnis zwischen unterrichtlichem und außerunterrichtlichem Engagement zeigte, war im zweiten Ausbildungsteil eine deutliche Fokussierung auf die eigene Unterrichtsvorbereitung zu erkennen."


    Schlussfolgerungen zur Belastbarkeit würde da nicht reinschreiben. Ich würde einfach bei den konkreten, möglichst gut beobachtbaren Fakten bleiben.

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