Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

  • Nur weil ich Beamter bin, heißt es nicht, das ich Ungerechtigkeiten, die NICHT im System absichtlich vorgesehen sind, akzeptieren muss.

    Es ist Absicht, dass Refs höchst temporär "Beamte auf Widerruf" sind. Das sie da unten stehen, sich nicht wehren können und alles schlucken müssen, was auf ihre Schultern geladen wird, ist gerade kein Zufall.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Meike, "Das System" im Sinne von: SL die in Berlin zumindest teils nur geringfügig qualifiziert werden und im Schnellverfahren aufgrund des systemischen " wir nehmen fürs Ref erstmal alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist" ins Verfahren reingeschmissen werden.


    Das da natürlich Einzelpersonen stehen ist mir bewusst. Aber, das schätze ich an dir, du hast mir gerade gezeigt, das ich auch immer noch zu Pauschalisierungen in diesem Bereich neige. Danke dafür :) Und dennoch empfinde ich es als interessantes Gedankenspiel, was ein Einzelner durchaus zur Verbesserung eines "Systems" leisten kann, wenn man als Vorbild ran geht und die faulen Eier dadurch deutlicher werden.


    Thamiel:
    Beamte dienen dem ganzen Volk, nicht einer Partei. Sie haben ihre Aufgaben unparteiisch und gerecht zu erfüllen und bei ihrer Amtsführung auf das Allgemeinwohl Bedacht zu nehmen. Sie müssen sich durch ihr gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen und für deren Erhaltung eintreten. Bei politischer Betätigung haben sie Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren (§60 BBG).
    Beamte haben sich mit vollem persönlichem Einsatz ihrem Beruf zu widmen. Sie haben das ihnen übertragene Amt uneigennützig nach bestem Gewissen wahrzunehmen. Ihr Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes muss der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die ihr Beruf erfordert (§61, Abs. 1 BBG).



    "Haltung kannst du nur haben, wenn du mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst.
    Rückgrat kannst du nur zeigen, wenn du es dir leisten kannst, Wiederstand zu zeigen.
    Solidarität kannst du nur zeigen, wenn du etwas von Gewicht in die Waagschale werfen kannst."


    Dementsprechend siehst du Menschen wie die Mitstreiter der "Weißen Rose", der "Szare Szeregi" und andere Personen, die im Laufe der Geschichte gegen Unrechtsstaaten von innen heraus angegangen sind (und das obwohl sie nicht mit beiden einen fest auf dem Boden standen/es sich nicht leisten konnten Widerstand zu leisten/nicht genug hatten das von Gewicht für die Waagschale ist) als, ja als was eigentlich an? Denn Haltung und Widerstand, Rückgrat und Solidarität sollte man eben nicht nur an den Tag legen, wenn man in der günstigsten Position ist.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • tamiel, du findest es okay, dass jemand alles schlucken muss und sich nicht wehren kann, nur, weil er/sie sich in einer ausbildungssituation befindet? es ist okay, refs zu mobben (oder sonstwen) oder noch schlimmeres? sorry, aber geht's noch? ich bin sehr froh, dass meine seminarlehrer da alle ganz anderer ansicht waren.


    meinst du das wirklich ernst?

  • kecks, Thamiel hat m.E. nirgends geschrieben, das es i.O. ist. Nur das die Situation eben so ist derzeit und das wohl auch nicht so ohne Grund.

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    • Offizieller Beitrag

    Meike, "Das System" im Sinne von: SL die in Berlin zumindest teils nur geringfügig qualifiziert werden und im Schnellverfahren aufgrund des systemischen " wir nehmen fürs Ref erstmal alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist" ins Verfahren reingeschmissen werden.

    Das ist kein System = Struktur / Verfahrensabläufe, sondern eine politische Fehlentscheidung.

    Das da natürlich Einzelpersonen stehen ist mir bewusst. Aber, das schätze ich an dir, du hast mir gerade gezeigt, das ich auch immer noch zu Pauschalisierungen in diesem Bereich neige. Danke dafür

    Gerne doch :)

  • Kapa: Parteien sind nicht mein Thema. Refs sind auch keine Beamten im Sinne der vollen Semantik dieses Begriffes. Refs sind schlichtweg Beamte, weil sie dadurch pflegeleicht sind. Die Alternative wäre nämlich ein ordinärer Ausbildungsvertrag wie für jeden anderen Azubi auch. Aber die sind halt doch ein wenig anders gestellt als "Beamte auf Widerruf".

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • @Kapa mh ja, mag sein. immerhin spricht er sich dafür aus, nicht für andere einzutreten. kann man machen, perpetuiert aber die existenz von leuten ohne anstand in entscheidungspositionen.

  • Refs sind schlichtweg Beamte, weil sie dadurch pflegeleicht sind.

    Mal eine Verständnisfrage: Sind Berliner Referendare (sorry, aber ich finde, schon in der Verniedlichung "Refis" steckt ganz viel drin, was nicht reingehört - Stichwort "mündige Erwachsene"!) eigentlich noch Beamte auf Widerruf, nachdem Berlin ja nun gar nicht mehr verbeamtet?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Nochmal zum mitlesen: Du trittst nicht für jemanden ein, wenn dir die Möglichkeit fehlt, für irgendetwas einzutreten. Du hast als Ref keine Entscheidungskompetenz. Dir wird zwar gern das Gegenteil suggeriert ("Probieren Sie sich aus!", etc.), aber am Ende hast du keine Handhabe gegen die Dinge, die mit dir veranstaltet werden. Darüber kannst du jammern und klagen, bringt aber nix. Im Vorfeld bringt es etwas, wenn man sich damit arrangieren kann und dadurch überlebt. Was danach kommt, ist eine ganz andere Geschichte. Aber erstmal dieses "danach" erreichen!

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  • Kecks, das steht ja auch außer Frage, aber so wie ich (Meike verzeih) das System verstanden habe, ist das nun mal auch darauf ausgelegt. Das ist nunmal die Begleiterscheinung des Beamtentums und Öffentlichen Dienstes, das dort nicht immer nach fachlicher Eignung entschieden wird und auch nicht immer wirtschaftlich verständliche Entscheidungen getroffen werden.


    Er spricht sich m.E. (Thamiel, ich hoffe du bist ein "Er", falls nicht: Sorry!) eher dafür aus, das man als Refi wissen solltem das man Schütze Arsch ist und lieber still ist und alles hinnehmen sollte wenn man auf Widerstände stößt die einem das Bestehen kosten können. Und das seh ich an sich auch so, man muss für sich entscheiden, ob es das wert ist, sich aufzulehnen wenn man kaum Recht hat. Ich hab für mich diese Entscheidung im letzten Jahr getroffen, da ich mich auch in der Verantwortung gegenüber meinem Fachseminar gesehen habe. Und meinem eigenen Gewissen gegenüber genauso.


    Das ich jetzt natürlich auch hier an Unverständnis stoße, weil ich es ja wider besseren Wissens gemacht habe und mich dann hier teils doch auskotze, war mir auch klar.



    Thamiel:
    Ok, ich versteh das also richtig, das du der Meinung bist, das die Umstände des Refs aufgrund der Struktur und der vermeindlcihen Freiheiten an sich Willkürlich ist udn gegen unsere demokratische Grundordnung und das GG spricht, aber der Referendar sich damit nun erst einmal arrangieren muss? Verbesserer mich bitte, wenn ich das jetzt falsch interpretiert habe. Geschriebenes ist ja meist missverständlicher als Gesprochenes.



    meike:
    Es scheint aber ja "System zu haben", das man sich da als Land kaputtspart an der Bildung und Entscheidungen trifft, die solche Fehlentscheidungen begünstigen odeR? Wie siehst du das? :)


    @fossi
    JA Beamter auf Probe ohne danach Verbeamtungsoption zu haben.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
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    • Offizieller Beitrag

    meike:
    Es scheint aber ja "System zu haben", das man sich da als Land kaputtspart an der Bildung und Entscheidungen trifft, die solche Fehlentscheidungen begünstigen odeR? Wie siehst du das?

    Doch, das ist so, aber es ist kein offizielles System - im Sinne einer Struktur. Es ist flächendeckende politische Hilflosig- oder Unwilligkeit. Nichts, was du in deiner Klasse verändern kannst. Oder was die einzelne Note rechtfertigt oder nicht rechtfertigt.

  • Thamiel:
    Ok, ich versteh das also richtig, das du der Meinung bist, das die Umstände des Refs aufgrund der Struktur und der vermeindlcihen Freiheiten an sich Willkürlich ist udn gegen unsere demokratische Grundordnung und das GG spricht, aber der Referendar sich damit nun erst einmal arrangieren muss?

    Mündliche Prüfungssituationen sind willkürlich, weil sie idR nicht so dokumentiert werden, um transparente Bewertungsmaßstäbe zu ermöglichen. Das ist aber keine Eigenart von Prüfungsstunden, sondern eine Eigenschaft jeder mündlichen Prüfung, inkl. mündl. Abitur und derartiger akademischer Prüfungen sowieso.


    Weiterhin spricht das Ref nicht gegen unsere demokratische Grundordnung (und das GG ??? meine Güte - höher ging jetzt nicht mehr, oder?!). Das der Beamte das hoch halten muss, heißt nicht, das er im Innenverhältnis nicht autoritären Führungsstrukturen unterliegen kann. Schaffen Berufssoldaten ja auch irgendwie ohne sich zu beschweren.


    Du musst dich nicht mit dem Ref arrangieren. Aber wenn du den Vorbereitungsdienst machst, gehe ich davon aus, dass der Sinn und Zweck darin bestanden hat, das 2. StEx zu erreichen und nicht, irgendwelchen Dienstvorgesetzten, die den Job seit was-weiß-ich wie vielen Jahren machen und schon alle Arten von Refis gesehen haben (inkl. deiner Sorte) mit Vorschriften und Gesetzestexten vor der Nase rum zu wedeln, nur weil etwas abläuft, worüber du dir als Anfänger nach eigenem Gutdünken einfach mal ein negatives Urteil erlaubst.


    Bin ich der einzige, der das als unheimlich dämlich ansieht?


    Klar kannst du anderer Meinung sein. Oder etwas ungerecht finden. Aber es ist nicht an dir, das zu ändern. Dir fehlen als Refi schlichtweg die Werkzeuge dazu. Wenn du dein 2. StEx mit 1.0 gemacht hättest und nach x Jahren verbeamteter Lehrtätigkeit auf Fachleiter umgesattelt hättest, nach weiteren 2 Generationen am Seminar die Strukturen ausgekundschaftet wären.... dann wärs soweit gewesen, etwas ändern zu können. Nicht vorher.

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  • Karl-Dieter, hast du mich im Ref im Unterricht gesehen? Ich denke nicht. Du erlaubst dir also ein recht undifferenziertes und unfundiertes Urteil. Aber hey, deine Entscheidung.

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  • So ganz hab ich es noch nicht verstanden. Nach dem ersten Durchfallen hast du zwei neue Fachleiter bekommen und die haben dich auch durchfallen lassen? Geben denn nur die Fachleiter die Noten? Bei uns setzt sich jede Lehrprobennote aus vier Noten von vier verschiedenen Leuten zusammen. Sprich, auch wenn der Fachleiter die Püfungsstunde blöd fand und die 5 zieht, gibt es immer noch drei andere Personen. Wenn die also jeweils die 4 ziehen ist alles in Butter.


    Wenn bei euch wirklich nur eine einzige Person über die Note entscheidet finde ich das System auch komisch.

  • ABER: Wer sich im Referendariat schon an der Belastungsgrenze sieht und deshalb psychische Probleme bekommt, für den ist es wohl tatsächlich besser, wenn er nicht besteht oder von selbst die Segel streicht.

    Hier kann ich nur 100% zustimmen. Hinterher wird alles nur noch schwieriger und anstrengender.


    Ansonsten empfehle ich mal mein eigenes Bundesland. Ich habe selbst in Ref keine Schikane erlebt. Keiner meiner Mitreferendare hat je von
    Schikane gesprochen und ich habe seitdem noch nie von einem Referendar erzählt bekommen, dass er schikaniert wurde/ wird.
    Jedoch sagt jeder, dass die Belastung sehr hoch sei.

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