Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

  • [..] denn ich bin im Recht und ich werde keine Gerechtigkeit erfahren weil ich in dem Falle das Maul aufgerissen habe und mich da keiner unterstützen kann und das System des Arschkreichens recht gut in Berlin etablliert ist. Und noch weiteR: ICh wusste vorher das mri das auf die Füß fallen kann. Bin aber so dämlich an das Gute im Menschen/Lehrer/Ausbilder zu glauben.


    Und jetzt bist du verbittert, weil du das Gewicht dessen, was dir da schlussendlich auf die Füße gefallen ist, vorher in deinen Träumen nicht vorstellen konntest? Hallo? Du legst dich als Refi mit einem Seminarleiter an und glaubst, dass deine "Nebenqualifikationen" in der Schule und im Seminar dir dabei helfen, diesen selbst eingebrockten Konflikt zu bestehen?


    Wir reden hier über deutsches Beamtentum. Wie kann es sein, dass du da rein drängst und nicht weißt, wie dieser Hase laufen und Haken schlagen kann? Das finde ich ziemlich blauäugig.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • kapa, ich kann das sehr gut nachvollziehen. ich finde deine einstellung wunderbar, und wir brauchen mehr solche leute im schulsystem, auch wenn das ref als herrschaftssystem durchaus dazu tendiert, gerade diese leute auszusortieren: leute, die eine haltung haben und für diese einstehen, statt in beamten-untertanen-manier brav zu nicken und aus angst vor möglichen 'konsequenzen' bloß keine hierarchien in frage zu stellen, nur weil das für einen selbst ungemütlich werden könnte.


    alles gute dir! (und behalt dir bitte deine wortwahl bei. die ist faust aufs auge. lieber klartext als sonstwas. wir sind hier unter erwachsenen und nicht im klassenzimmer. und wenn wirklich was scheiße ist, dann darf und soll man das auch so nennen.)

    Einmal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Hallo kapa.
    Abgesehen von deiner "Wortwahl" stimme ich dir in den Kritikpunkten zu. Auch an zwei mir bekannten Seminaren sind solche "Fälle" schon vorgekommen. Leute die sich aufgeregt oder beschwert haben, hat man als Nestbeschmutzer angesehen und rausgekickt. Das Problem liegt hier an der Abhängigkeit der Refis vom Fachleiter und vom Seminar. Dinge die nicht gut im System laufen werden totgeschwiegen. Wehe es kommt davon was an die oberste "Heeresleitung" !Dann steht man als Seminar oder Fachleitung ja blöd da und müsste sich rechtfertigen oder sogar noch etwas änderrn. Meine Erfahrung: Die Leute buckeln noch oben und treten nach unten. Liegt vielleicht auch gesamt am Ausbildungssystem. Rechtlich gegen solche Entscheidungen vorzugehen ist so gut wie unmöglich. leider!
    Nochmals...alles Gute weiterhin!!!

    • Offizieller Beitrag

    Vieleicht nochmal zur Klärung:
    Bei Referendaren ist es wie mit Schülern:


    Ein Teil regt sich über ungerechte, miese Noten auf und hat sie wirklich zu Unrecht, weil ihre Fachleiter oder einer/zwei davon Mist sind. Gibt's.
    Ein Teil regt sich über ungerechte, miese Noten auf und hat sie zu Recht, die empfundene Ungerechtigkeit liegt hier im Mangel an Selbstwahrnehmung. Gibt's genauso oft.
    Beide Gruppen erzählen dieselben Geschichten in mehr oder weniger den selben Worten. Wenn sie es in Diskussionsforen tun, klingen alle Postings mehr oder weniger gleich schlüssig.


    Bei Schülern kann man als Tutor/Klassenlehrer womöglich noch einschätzen, was berechtigte Klage ist, und was nicht - weil man die Schüler und die Kollegen kennt.
    Hier im Forum kennt an nur die eine Seite der Geschichte und die Erfahrung zeigt, dass die mal mehr und mal weniger angemessen dargestellt ist.
    Die Menschen, die hier posten, versuchen sich also, ein Urteil zu bilden. Das ist ihr gutes Recht, wenn man das nicht will, sollte man nicht in einem Diskussionsforum posten.


    Ob die gefühlte Ungerechtigkeit den Tatsachen entspricht oder nicht, können wir hier ohnehin nicht beurteilen. Was wir tun können, ist Denkanstöße zu geben, das ist der Sinn des Forums. Man kann die mitnehmen und überdenken, oder als Unterstellung weit von sich weisen (allerdings frage ich mich dann wofür man eigentlich herkam? Eine Runde Mitleid gibt's eher bei der Familie / den Freunden).


    Über das System zu klagen und jedem, der darin arbeitet, zu unterstellen, dass er nur angepassten Mist macht und nach oben buckelt (wo ist denn dieses "oben" realistisch bei lebenszeitverbeamteten A15ern? Real können die machen, was sie Lust haben - genau wie wir, übrigens), ist immer die einfachste Methode. Ich erlebe Fachleiter, die sich ein Bein für ihre LiVs ausreißen, auch für die, bei denen wir Kollegen alle heimlich beten, dass sie nie Kollege/in werden mögen - und ich erlebe Fachleiter, die die klassischen Unterrichtsflüchtlinge sind. Aber letztere nicht in der Überzahl.
    Wie auch immer: was ich etwas seltener (nicht: nie!) erlebe, sind Referendare, die, selbst wenn die Schüler Schlange stehen beim Beschweren und es ständig Konflikte und Reibereien gibt, finden, es läge an ihnen. Es liegt, und da sind die Ähnlichkeiten zu den Schüler auch gegeben, immer am SYSTEM, an den Fachleitern, an ...allem.
    Emotional absolut nachvollziehbar (!), aber inhaltlich bringt's nicht weiter.
    Das geht vielen Kollegen ähnlich. Vor allem denen, die, wie ich, häufig Referendare betreuen, weil die gerne zu einem kommen.


    Daher ist es vielleicht nachvollziehbar, dass hier, wo die Perspektive eine ist, die nicht mehr nur aus der Sicht des vermeintlichen Ausgeliefertseins an DAS SYSTEM, mit ein paar Jahren Abstand und etwas Selbst- und Fremdreflektion, eine differenziertere Interpretation dessen, was im Ref. läuft, zulässt - und daher auch die Interpretationen dessen, was hier geschrieben sind, von diesen Erfahrungen geprägt sind.

  • Wenn die Benotung so willkürlich war, wie du es darstellst und alle Anwesenden dir da zustimmen, dass dein FSL dir einen reinwürgen wollte, dann muss das doch anfechtbar sein. Es gibt ein Prüfungsprotokoll, anhand dessen die Benotung nachvollzogen werden kann.


    Ich frage mich weiterhin, wie es sein kann, dass der FSL alleine dir die Noten verhagelt. Der gibt die Noten ja nicht alleine, es sitzt doch eine Prüfungskommission in der Unterrichtsstunde und bewertet diese. Oder ist das in Berlin anders.


    Weiterhin muss ich leider sagen, je mehr du schreibst, desto mehr höre ich die Nachtigall trappsen. Kann es sein, dass du dich aufgrund deiner Vergangenheit als Vertretungslehrkraft im Ref ein bisschen über die Dinge gestellt hast, nach dem Motto "Was wollt ihr mir eigentlich erzählen, ich weiß das nicht nur alles schon, ich weiß es auch noch alles besser!" Wäre menschlich und auch nicht ungewöhnlich, und tatsächlich habe ich das in meinem Ref bei einer Kollegin, ebenfalls erlebt, die sich nichts mehr beibringen lassen wollte, weil sie ja schon erfolgreich als Vertretrungslehrkraft mit X Stunden eingesetzt gewesen war. Zugegeben, ist aber nur Spekulation, aber du solltest auch dein eigenes Verhalten kritisch betrachten.

  • leute, die eine haltung haben und für diese einstehen, statt in beamten-untertanen-manier brav zu nicken und aus angst vor möglichen 'konsequenzen' bloß keine hierarchien in frage zu stellen, nur weil das konsequenzen für einen selber haben könnte.

    Und was ist das letztendliche Ergebnis davon? Jetzt haben wir davon einen weniger im Schuldienst! Bravo. Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe. Wenn du dir die Kämpfe nicht aussuchst, kommst du in dieser Hierarchie nie in Positionen, in denen du einen Unterschied machen könntest.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Wenn die Benotung so willkürlich war, wie du es darstellst und alle Anwesenden dir da zustimmen, dass dein FSL dir einen reinwürgen wollte, dann muss das doch anfechtbar sein. Es gibt ein Prüfungsprotokoll, anhand dessen die Benotung nachvollzogen werden kann.


    Ich frage mich weiterhin, wie es sein kann, dass der FSL alleine dir die Noten verhagelt. Der gibt die Noten ja nicht alleine, es sitzt doch eine Prüfungskommission in der Unterrichtsstunde und bewertet diese. Oder ist das in Berlin anders.


    Weiterhin muss ich leider sagen, je mehr du schreibst, desto mehr höre ich die Nachtigall trappsen. Kann es sein, dass du dich aufgrund deiner Vergangenheit als Vertretungslehrkraft im Ref ein bisschen über die Dinge gestellt hast, nach dem Motto "Was wollt ihr mir eigentlich erzählen, ich weiß das nicht nur alles schon, ich weiß es auch noch alles besser!" Wäre menschlich und auch nicht ungewöhnlich, und tatsächlich habe ich das in meinem Ref bei einer Kollegin, ebenfalls erlebt, die sich nichts mehr beibringen lassen wollte, weil sie ja schon erfolgreich als Vertretrungslehrkraft mit X Stunden eingesetzt gewesen war. Zugegeben, ist aber nur Spekulation, aber du solltest auch dein eigenes Verhalten kritisch betrachten.

    Tatsächlich nö, weil ich fachfremd als Vertretung eingesetzt war und fachlich bzw methodisch-spezifisch noch gerne was dazu lernen wollte und will.


    Und noch mal fürs Protokoll: ich wusste worauf ich mich einließ als wir uns in Seminar entschieden haben uns zu beschweren. Ich wusste das es nur als Seminarsprecher auf die Füße fallen könnte. Und trotzdem hab ich mich damals dafür entschieden, weil zwei andere dadurch nachträglich die Chance hatten auf unzureichende Ausbildung zu klagen und dann für die beiden Personen entschieden wurde. Hätten wir uns nicht beschwert, wäre Ihnen die Möglichkeit verbaut gewesen.


    Abgesehen davon: In Berlin dräng ich auch mit nem 2. Stex nicht mehr ins Beamtentum.


    Und noch einmal, weil ich vmtl. Genauso ungläubig wie manch einer hör auf einen post wie den meinen reagieren würde:
    Nein ich bin nicht der Meinung das ich eine 1 oder 2 hätte kriegen müssen undicht die Weisheit mit Löffeln Gefressen habe. Nein ich bin nicht der Meinung das meine Stunden super super waren. Ja mir wurde bisher bescheinigt das ich sehr gut meine. Unterricht reflektieren kann, in der Prüfung nun aber fehlte etwas auf das ich nach Aussagen EINES Prüfers nie im Leben hätte kommen können. Ja, die Begründung die als tragende Erwägung vorgetragen wurde ist in großen Teilen nachvollziehbar (wobei die Gewichtung durchaus fragwürdig ist und das ist nun mal eine Aussage die mir von einem Mitglied der Kommission gesagt wurde).


    Für mich ist es eine Befreiung aus dem System, das ich zwar gerne mit gestützt und verbessert hätte, aber das ich aufgrund der leider immer noch (ihr schreibt es ja teils selbst) Willkür so nicht akzeptieren kann. Einerseits soll Schule zu demokratischen und selbstständig denkenden Menschen führen und andererseits ist das System in dem wir Lehrer uns freiwillig begeben ein anderes und antiquiertes.


    Und ja es gibt Wege für mich das rechtlich anzufechten und recht zu bekommen und nochmal antreten zu dürfen WEIL es eben nicht koscher lief (nach Aussage EINES Prüfers). Aber mit welchem Zweck? Ich habe mich mit dem System angelegt und "verloren" und würde es vmtl aufgrund meiner Unbequemheit wieder tun. Und nein es geht mir nicht in dem Schädel das ich solch ein System hätte akzeptieren müssen und klares Mobbing und eine fehlende Ausbildung runterschlucken müssen. Da bin ich stur. Da gab ich ein Rechtsempfinden. Und jop: recht haben und recht kriegen sind zweierlei. Dem System Mach ich kein Vorwurf, nur bestimmten Menschen in demselbigen die es für sich ausnutzen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Und was ist das letztendliche Ergebnis davon? Jetzt haben wir davon einen weniger im Schuldienst! Bravo. Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe. Wenn du dir die Kämpfe nicht aussuchst, kommst du in dieser Hierarchie nie in Positionen, in denen du einen Unterschied machen könntest.

    naja, kapa war seminarsprecher. wenn aber die gewählten sprecher im konfliktfall kuschen/sich niemand mit haltung in solche positionen wählen lässt, dann perpetuiert sich das herrschen der leider tatsächlich ab und an existenten seminarlehrer mit wenig bis keinem anstand endlos weiter.


    so oder so, ein klassisches dilemma und es ist ein unding, dass jemand deshalb durchs zweite examen rasselt (soweit man das von außen beurteilen kann).

  • Für mich ist es eine Befreiung aus dem System, das ich zwar gerne mit gestützt und verbessert hätte, aber das ich aufgrund der leider immer noch (ihr schreibt es ja teils selbst) Willkür so nicht akzeptieren kann.

    Wenn du das System so nicht akzeptieren kannst, kannst du es nur von außerhalb, durch Bildungspolitik ändern. Dann ist Lehramt klar der falsche Weg gewesen.


    Einerseits soll Schule zu demokratischen und selbstständig denkenden Menschen führen und andererseits ist das System in dem wir Lehrer uns freiwillig begeben ein anderes und antiquiertes.

    Das eine schließt das andere nicht aus. Insbesondere von den Beamten wird erwartet, das trennen zu können und diese Unfreiheit wird ihnen ja auch vergütet.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • aber mir schaut nicht ständig einer auf die Finger und notiert sich, was ich gerade seiner Meinung nach vollkommen falsch mache, um es mir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit auf's Butterbrot zu schmieren.

    Ich kenne den Fall eines Kollegen, der (was natürlich nie hätte passieren dürfen, da hatte jemand im KM ordentlich geschlafen) als Schulleiter und Seminarvorstand nach vielen Jahren an seine Seminarschule zurückkehrte (Bayern). Mit großem Genuss stellte er fest, dass seine ehemaligen Ausbilder noch dort waren... nach ganz kurzer Zeit (so zwei oder drei Schuljahre) waren beide nicht mehr an der Schule: der eine weit vor der Zeit in Frühpension, der andere langzeitkrank und dann versetzt. Der SL und ehemalige Referendar wunderte sich dann sehr und meinte, er habe doch nur genau die Methoden der Bewertung und Beurteilung angewendet, die er als Referendar (kennen-)gelernt habe. Als Beispiel führte er an, UBs nach 20 Minuten unter Kopfschütteln zu verlassen und anschließend die Nachbesprechung zu verweigern, "weil man ja kaum etwas gesehen habe".

  • naja, kapa war seminarsprecher.

    .. und kommissarischer Klassenleiter, und und und... Das Bild, das ich von ihm habe, ist das einer engagierten, vielleicht zu selbstbewußten Person, die sich Hals-über-Kopf auf unbekanntes Terrain gestürzt hat in der irrigen Annahme, genug Einfluss zu haben um Dinge in eine Richtung beeinflussen zu können, von der sie glaubt, das sie "gerechter" oder zumindest "richtiger" ist. Sorry, ich finde immer noch, dass das blauäugig war.


    Egal, ob du promoviert hast oder sonstwie Erfahrung gesammelt hast, der Vorbereitungsdienst war nie etwas anderes als machen, was einem gesagt wird. Die eigene Machtbasis ist derart kümmerlich und erlaubt nichts anderes. Sich in so einer Position aus dem Fenster zu lehnen ist selbstmörderisch. Bestenfalls verliert man nur Zeit. Schlimmstenfalls die eigene Berufsperspektive.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich möchte hierr nochmal betonen, und damit auch direkt u.a. Karl-Dieter ansprechen (auch wenn wir hier schreiberisch schon paar mal aneinander geraten sind):


    Wäre ich in eurer Position, wäre ich auch sehr skeptisch wenn da so ein jungspund kommt und die Schuld anfänglich nur den Oberen zuschreibt und Stück um Stück erst nachlegt. Das ist euer Recht und ich kenne auch genug Fälle von unberechtigten und unreflektierten Jammerein.


    Und jop ich hab gedacht das ich Kraft meiner Wassersuppe mir einbilden kann als Seminarsprecher eine unzureichende Ausbildung zu reklamieren. Nach dem Gespräch mit dem betreffenden SL erfolgte erst das Mobbing und Seminarsprecheren gegenüber worüber wir uns an höherer Stelle beschwert haben.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Wenn die Benotung so willkürlich war, wie du es darstellst und alle Anwesenden dir da zustimmen, dass dein FSL dir einen reinwürgen wollte, dann muss das doch anfechtbar sein. Es gibt ein Prüfungsprotokoll, anhand dessen die Benotung nachvollzogen werden kann.


    Ich frage mich weiterhin, wie es sein kann, dass der FSL alleine dir die Noten verhagelt. Der gibt die Noten ja nicht alleine, es sitzt doch eine Prüfungskommission in der Unterrichtsstunde und bewertet diese. Oder ist das in Berlin anders.


    Weiterhin muss ich leider sagen, je mehr du schreibst, desto mehr höre ich die Nachtigall trappsen. Kann es sein, dass du dich aufgrund deiner Vergangenheit als Vertretungslehrkraft im Ref ein bisschen über die Dinge gestellt hast, nach dem Motto "Was wollt ihr mir eigentlich erzählen, ich weiß das nicht nur alles schon, ich weiß es auch noch alles besser!" Wäre menschlich und auch nicht ungewöhnlich, und tatsächlich habe ich das in meinem Ref bei einer Kollegin, ebenfalls erlebt, die sich nichts mehr beibringen lassen wollte, weil sie ja schon erfolgreich als Vertretrungslehrkraft mit X Stunden eingesetzt gewesen war. Zugegeben, ist aber nur Spekulation, aber du solltest auch dein eigenes Verhalten kritisch betrachten.

    Wir haben seit Beginn des Kalenderjahres einen Referendar bei uns, der seit Jahren gewerblich neben der Uni her Nachhilfe in Mathematik gibt. Alle Praxis (insgesamt 16 Wochen) hatte er bei uns an der Schule absolviert und sich währenddessen bei mir und allen meinen Fachkollegen unbeliebt gemacht. Zum Beispiel hat er Kollegen vor den Schülern bloß gestellt, indem er sie laufend "verbessert" hat. [In einer BFS-Klasse in der man schon Wörter wie "Fruchtsafttank" erklären muss, bemängelte er zum Beispiel, ich würde nicht genügend "Fachsprache" verwenden... "Ähm, Entschuldigung, das heißt aber nicht so."] Kurz: Er hielt sich für den absoluten Obermacker. Dass er zwar fachlich durchaus top ist, aber sonst in allen anderen Bereichen absolut 0, wollte er nicht einsehen. So, dann wollte er zu uns ins Referendariat kommen... Ihr könnt euch vorstellen, dass da bei den Kollegen helle Begeisterung ausgebrochen ist... Ich als Fachschaftsvorsitzende habe alles versucht, jemanden zu gewinnen, der ihn freiwillig betreut... Schließlich musste die Schulleitung entscheiden, weil sich absolut niemand finden wollte. Nun, jetzt ist er bei uns und bekommt in beiden Fächern den dritten Unterrichtsbesuch. Danach wird entschieden, ob man ihm überhaupt eigenen Unterricht geben kann oder nicht. Wenn nicht, geht es in die Verlängerung...


    Nun ja, zumindest hat er mittlerweile eingesehen, dass er wohl doch in einigen Bereichen Nachholbedarf hat und ist mittlerweile ganz kleinlaut geworden, wenn man ihn fragt, wie es läuft...


    Wie @Xiam vorgeschlagen hat, würde es dir @Kapa eventuell tatsächlich mal gut tun, dich selbst zu reflektieren... Zwei Fünfen kommen nicht von ungefähr...

  • MrsPace: nur weil du so einen offenbar selbstverliebten ref erlebst, auf kapa zu schließen, ist genau dasselbe, was du oben schon gemacht hast: von deinem scheinbar eher weniger heftigen referendariat (ich meine, zehn stunden unterricht? klingt nach paradies. in bayern hast du 17 stunden am gymnasium...) und deiner jetzt erlebten belastung in vollzeit schließt du auf die mangelnde belastbarkeit kapas, wenn er (?) im ref probleme hat, die aber offenbar nicht belastungsbedingt sind? übergeneralisierung ist menschlich, aber trotzdem ein klassischer argumentationsfehler und hier zudem evtl. verletzend für den anderen.


    Thamiel: ich gebe dir recht, im ref geht es in vielem vor allem darum, herauszufinden, was dein fachleiter sich wünscht und ihn/sie dann glücklich zu machen, da die position der referendare - von den seminarsprechern mal abgesehen (und ein solcher war kapa) - eine de facto mehr oder weniger rechtlose ist.


    das gehört zu den größten problemen der konstruktion "ref" in meinen augen.


    das ist zugleich meist kein problem, da die ausbildungslehrer sich anständig verhalten und die allermeisten wissen, was sie da tun. wie gesagt, die allermeisten. gegen die restmenge wollte kapa in seiner position angehen. das kann man "blauäugig" nennen. ich nenne das "haltung zeigen" und "arbeitnehmerrechte wahren" und "kein untertan, sondern bürger sein".


    wenn jeder stattdessen immer nur auf die eigenen risiken schaut, dann ist einem unrechtsstaat tür und tor geöffnet ("man muss sich halt anpassen", "so ist es halt" etc.). als vertreter einer gruppe mit weniger rechten muss man soldarisch für die anderen einstehen, auch wenn einem das persönliche nachteile einbringt. wer das aus egoistischen erwägungen nicht kann, der möge sich nicht wählen lassen.

    2 Mal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Darüber kann man trefflich diskutieren. Zum Beispiel, ob Referendare noch "junge Menschen" sind im Sinne gesammelter Lebenserfahrung. Sicherlich sind sie keine Teenager mehr. Wenn du Lehrling im ersten Jahr bist, darfste gerne blauäugig sein. Da geniesst du zu einem gewissen Grad noch Welpenschutz im Betrieb und die Kollegen sagen dir im voraus, was eine schlechte Idee ist. Aber Studierten kann man mMn schon unterstellen, dass sie aus eigenem Antrieb vorsichtig sind, wenn sie in unbekanntem Fahrwasser schwimmen sollen.


    Edit: @kecks: "kein untertan, sondern bürger sein" -> Nur als Refi bist du halt kein Bürger sondern Beamter und damit Untertan.

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  • ...wenn ich diesen thread so lese, dann wundert mich wenig, dass so mancher personalrat an schulen außer nicken und grillfestorganisieren nicht viel bewegt.


    tamiel, natürlich bist du auch als refi ein bürger und kein untertan, und das selbe gilt für beamte! haltung, rückgrat, solidarität... geht auch ohne, keine frage, aber das ist dann wieder die klassische frage nach der welt, in der wir leben wollen und in der unsere kinder und schüler leben sollen.

    3 Mal editiert, zuletzt von kecks ()

  • MrsPace:
    Du schriebst ja:
    "Wie @Xiam vorgeschlagen hat, würde es dir @Kapa eventuell tatsächlich mal gut tun, dich selbst zu reflektieren... Zwei Fünfen kommen nicht von ungefähr...".
    Kleiner Tipp: Das tue ich tatsächlich und das wurde mir in den UBs auch als Stärke bescheinigt. Das wurde mir auch von meinem Fachbereichsleiter und meinen anleitenden Lehrkräften bescheinigt.
    Und ja zwei Fünfen kommen nicht von ungefähr....wie bereits geschrieben: Ich empfand die Stunden beide nicht als 1 oder 2. Wenn jemandem aber vorgeworfen wird er hätte die Problemfrage in einem Fach nicht von den SuS entwickeln lassen sollen und das ohne weitere Erklärung (und als Hauptbegründung) für die Benotung herangezogen wird, dann ist das, gerade im Hinblick auf den Ausbildungsinhalt "Leitfrage IMMER wenn es geht von den Sus entwickeln lassen, alles Andere ist zu lehrerzentriert." anmutend seltsam, findest du nicht?


    Und es tut mir für dich auch Leid, das du so einen Referendar hast wie du ihn beschrieben hast. Ehrlich.
    Dasselbige können dir meine Kollegen über mich aber eben nicht berichten. Im Gegenteil, aber da könnt ich jetzt noch mehr zu schreiben und glauben würdest du mir das dennoch nicht. Ist dein gutes Recht. Mein gutes Recht ist es aber mir mal die Frage zu stellen, warum du Selbstreflexion forderst und auf der anderen Seite einfach massig rumpauschalisierst. Eventuell solltest du, was das angeht, auch mal in dich gehen. Aber beor du jetzt hoch gehst wie eine Bombe: Lass dir von dem doofen gescheiterten Refi lieber nichts sagen, ist ja eh blos nen junges Dummchen... ;)


    @Tahmiel: Nö blauäugigkeit sollte ich schon überwunden haben. Ich glaube aber leider Gottes immer noch an das Gute im Menschen und Beamten. Und wie gesagt: Blauäugig war ich nicht, mir war bewusst, in was ich mich da rein begebe mit meinem "Aufbegehren". Wenn jemand aber Untergebene Drangsaliert und wie Kot behandelt und somit seine Position als SL ausnutzt, dann kommt mir die Galle hoch, denn genau das ist es, was für "die einfachen Bürger" einen Beamten ausmacht. Und das MUSS SO NICHT SEIN. Wenn bestimmte Leute den Arsch in der Hose hätten, wäre das für mich auch anders gelaufen. Hätte ich die Klappe gehalten, wäre das anders gelaufen und ich würde jetzt lustig fröhlich mit nem 2. Stex hier hocken. Wobei Letzteres vmtl nicht, weil ich mir immer die Frage stellen würde, warum ich so einen Wurm habe walten lassen wie ihm das passt obwohl ich weiß, das es rechtlich nicht rechtens war.



    Nur weil ich Beamter bin, heißt es nicht, das ich Ungerechtigkeiten, die NICHT im System absichtlich vorgesehen sind, akzeptieren muss. Dass das nicht Wenige machen, die in der Position sind, ist eigentlich ein Armutszeugnis, denn ohne das Duckmäusertum sähe das System vmtl. anders aus. Aber es ist nun mal so und ich als gewählter Seminarsprecher habe auch meine Position korrekt genutzt. Ist mri nun auf die Füß gefallen, bleibt mir nichts weiter übrig, als damit leben zu müssen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Haltung kannst du nur haben, wenn du mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehst.
    Rückgrat kannst du nur zeigen, wenn du es dir leisten kannst, Wiederstand zu zeigen.
    Solidarität kannst du nur zeigen, wenn du etwas von Gewicht in die Waagschale werfen kannst.


    Das sind alles Sachen, die Refs qua Amt nicht können, weil der Diensteid und ihre Position in der Hierarchie ihnen die Voraussetzungen dafür nimmt. Solange du nicht auf Lebenszeit verbeamtet wurdest (und dir die gelegentlichen Einträge in deine Dienstakte schnurzpiep sind), bist du als Beamter fremdbestimmter als jeder Angestellte. Klar, es ist ein goldener Käfig mit hoher Attraktivität. Aber der täuscht doch nicht darüber hinweg, das der Diensteid viel stärker und weiter bindet als jede Verpflichtung, die aus einem Arbeitsvertrag resultiert.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

    • Offizieller Beitrag

    ür mich ist es eine Befreiung aus dem System, das ich zwar gerne mit gestützt und verbessert hätte, aber das ich aufgrund der leider immer noch (ihr schreibt es ja teils selbst) Willkür so nicht akzeptieren kann. Einerseits soll Schule zu demokratischen und selbstständig denkenden Menschen führen und andererseits ist das System in dem wir Lehrer uns freiwillig begeben ein anderes und antiquiertes.

    DAS SYSTEM, DAS SYSTEM. Du fühlst dich befreit, hättest es aber gerne gestützt? Willst unbedingt rein, kannst es aber nicht akzeptieren?
    Ich glaube, du müsstest dir mal über ein paar Sachen klar werden:


    Die Willkür bei Bewertungen hängt nicht an "dem System", sondern erstmal immer an den einzelnen, darin arbeitenden Menschen. Du wirst, wenn du gut bist, nicht das System verbessern, das halte ich für Selbstüberschätzung vom Feinsten, sondern bestenfalls deinen Schülern ein guter Lehrer sein. Prima für die. Und wenn du es nicht auf die Reihe kriegst, wirst du sie entnerven bis zum geht nicht mehr, eventuell Willkür üben (dem Vorwurf wirst du überhaupt höchst wahrscheinlich ausgesetzt sein, egal, wie du es machst - freu dich schonmal drauf! ;) ) und das System wird sich auch dadurch nicht ändern.
    Systeme sind erstmal Ordnungs- und Verfahrensstrukturen und nicht an sich und per se böse oder willkürlich.


    Es gibt übrigens in jedem Moment, wo du etwas von jemandem brauchst, ein Machtgefälle. Dass der einzelne Arzt oder das einzelne Elternteil zum Beispiel zu deinen oder des Kindes Gunsten oder Ungunsten nutzen kann. Deswegen gibt es aber kein übergeordnetes, böses Willkürsystem "Eltern" oder "Ärzte" - es sei denn man trägt den Aluhut und sieht in jedem Abhängigkeitsverhältnis das "Böse System". Die Alternativen wären dann - was ? Kinder und Eltern auf Augenhöhe, jede Regel eine Abstimmung? Du liest deine Behandlung im Internet nach und behandelst dich selbst - der Arzt darf assistieren?


    Ja, du bekommst Noten. Von Menschen. Nicht vom System. Davon hängt deine Einstellung ab. Du vergibst Noten. Als Mensch. Davon hängt über kurz oder lang die Versetzung/Schuform/Studienfach deiner Schüler ab. Du änderst damit nichts am System und das System nicht oder kaum daran, wie und ob du das mit größter oder mit Null Sorgfalt machst. Die Verantwortung kann man nicht immer einfach an das System abgeben. Außer dafür, dass du es überhaupt musst: dann kannst du ehrenamtlich oder gewerkschaftlich aktiv werden und gucken, ob du das abgeschafft kriegst.


    Natürlich gibt es auch systemisch bedingte, flächendeckende Probleme. Die Dauerüberlastung und Unterausstattung der meisten Kollegen an der meisten Schulen zum Beispiel. Und die damit einhergehenden Folgen - von Krankheitsständen bis fehlender Zeit für den einzelnen Schüler. Daran kann man als einzelner kaum arbeiten - dafür muss man sich organisieren oder ins KuMist gehen (?** naja)... als einzelner Lehrer wirst du nichts am System ändern. Du wirst deine individuellen Wege finden müssen, damit umzugehen. Oder du wähst den kollektiven Weg - dann werden Änderungen aber ein richtig dickes, dickes Brett. Nur dadurch, dass du darin arbeitest und - oft willkürlich erscheinende :) - Noten gibst, änderst du jedenfalls nix.


    Unspezifische Systemschelte ohne Zielrichtung und / oder Alternativsystem halte ich für einen netten Zeitvertreib, aber darüber hinaus für sinnfrei.


    Und wenn der Diensteid einen an irgendwas binden würde, gäbe es die ganzen ähm... "Spezialkollegen" nicht. Wie Nele einst so schön sagte: einen Lehrer, der sich nicht schämt, kann man zu gar nichts zwingen. :) Dem ist so.
    Im Gegensatz zu denen, die man feuern, kann, haben wir die größten Freiheiten überhaupt. Manche nutzen sie so - die anderen so.


    Ich erlebe auch nicht alle Refs als angepasst. Im Gegenteil. Und den Korrelationskoeffizient angepasst = gute Noten halte ich auch für eine Legende. Auch hier hängt es wieder vom Seminarlehrer ab, und auch in den Seminaren gibt es solche mit guten und slche mit unguten Traditionen. Wie in Schulen/Klassen.
    Ich zum Beispiel hatte das Glück an einem Seminar zu sein, wo ich auch als "Krawallschachtel" ;) sehr gut durchkam. Erlebte aber auch viele, die von vorneherein keinen Widerspruch abgaben, weil sie MEINTEN, das erzeugte Nachteile. Wenn man von vorneherein diese Haltung hat, kommt man natürlich nie an den Punkt, wo man mal testen kann, ob das Legendenbildung ist oder nicht. Diese Haltung bedauere ich auch bei den lebenszeitverbeamteten Lehrern öfter mal.

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