Motivationskultur an euren Schulen

  • Bei uns ist die Schulleitung entscheidend dafür verantwortlich, wer überhaupt eingestellt wird. Offiziell werden die Leute zwar vom Schulrat gewählt, aber der richtet sich im Regelfall nach dem Vorschlag der Schulleitung. An meiner Schule werden neue Kollegen, die noch nicht ausreichend Referenzen vorweisen können (ja, es wird an der vorherigen Schule angerufen und nachgefragt, falls es eine vorherige Schule gibt ...), zunächst für ein Jahr befristet angestellt. In der Zeit wird ein Mentor zur Seite gestellt und man schaut, ob es eben passt oder nicht. Wenn es nicht passt, wird der Vertrag nicht verlängert, so einfach ist das.


    Hin und wieder kommt es schon vor, dass auch alt-eingesessene Kollegen irgendwie aus der Spur geraten. Dafür haben wir jährlich ein Mitarbeitergespräch in dem es unter anderem darum geht, sowas zu klären. Die Schulleitung und die jeweilige Fachschaft sind also dafür verantwortlich, die Leute wieder einzunorden bzw. wenn es um persönliche Probleme geht, wird natürlich soweit es geht unterstützt. Wenn das nicht klappt, hat die Schulleitung die Verantwortung, eine anderweitige Lösung zu finden, die auch die Kündigung bedeuten kann. An meiner Schule wird das sehr konsequent umgesetzt, was für ein nachhaltig gutes Betriebsklima sorgt. Faktisch arbeiten bei uns überwiegend Leute, die eine ähnliche Einstellung zum Beruf und gegenüber den Schülern haben, so dass eigentlich mehr oder weniger alle miteinander können. Bei vereinzelten persönlichen Befindlichkeiten ignoriert man sich halt.


    An meiner vorherigen Schule war der Schulleitung insbesondere daran gelegen, möglichst viele Leute mit Doktortitel oder sonstigen vorzeigbaren "Papierli" zu holen. Von sieben Chemielehrern waren z. B. sechs promoviert ... Ob das nun Leute sind, die in die jeweilige Fachschaft reinpassen oder besondere didaktische/pädagogische Fähigkeiten haben, hat irgendwie nicht so die Rolle gespielt. Mit entsprechenden Auswirkungen auf das Betriebsklima.

  • Warum ich gerne in meine Schule gehe?
    Weil ich mich eigentlich jeden Tag darauf freuen kann, meine Freunde auf der Arbeit zu treffen. Es herrscht eine gute Stimmung im Kollegium und ich kann auch gut und problemlos meinen Unterricht halten, ohne ständig mit Disziplinproblemen kämpfen zu müssen.
    Der Schulleiter hat eine gute Meinung von mir (und ja, ich hatte mich kürzlich über seinen Smiley auf einer Notiz wirklich gefreut) und bisher war unser Verhältnis stets von Vertrauen geprägt.
    Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich nun seit bald 14 Jahren an mei er Schule bin und in der Zeit noch keinen einzigen Tag hatte, wo ich mit einem Bäh-Gefühl oder Bauchschmerzen hingegangen bin. Meine Sorge ist nur die, wenn unser Schulleiter einmal in den Ruhestand geht und dann womöglich jemand nachrückt, mit dem ich nicht kann und es dann plötzlich ganz anders wird. Aber bis dahin sind es noch einige für mich harmonische Jahre.


    Sarek

  • Ich habe für mich auch inzwischen die Erfahrung gemacht, dass ein gutes Kollegium wichtig ist (wobei bei uns auch nicht alles super ist... wenn alle bei Disziplin-/Regelfragen etwas mehr an einem Strang ziehen würden/ konsequenter wären, wäre das schon schön, bei um die 80 Leuten aber vielleicht auch illusorisch?), ich kriege ein gutes Feedback zu meiner Arbeit von Schülern, Eltern und den Kollegen, von denen ich auch viel halte, und zum Glück auch vom Schulleiter.
    Bei uns hat die Schulleitung vor einer Weile gewechselt und das ist definitiv eine extrem unruhige Phase, der Schulleiter muss sich einfinden, wir müssen ihn kennenlernen und damit leben, dass manche Dinge eben anders laufen als früher und uns an einen neuen "Führungstypen" gewöhnen. Da läuft definitiv nicht alles rund und er macht auch echt viele Fehler, aus unserer Sicht... es ist aber gleichzeitig auch spannend zu sehen, wo das alles mal hinführen wird.


    Aber Fazit: ein entspanntes, nettes und unterstützendes Kollegium und eine gute und wertschätzende Schulleitung würde ich auch als die wichtigsten Aspekte ansehen, dann kann man vermutlich recht vieles, was sonst vielleicht schief läuft, auffangen.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich bin aber in diesem Teil meines Jobs fast ununterbrochen mit denen befasst, die in Verhältnissen arbeiten, wie sie Dejana beschreibt.

    Was machst du dann eigentlich konkret? Also z.B. wenn die SL die Kollegen nicht unterstützt, die sich mit schwierigen Schülern auseinandersetzen müssen. Oder wenn SL Kollegen gegeneinander ausspielen, einzelne Kollegen im Einzelgespräch stundenlang vollmaulen, weil ihnen deren Arbeit nicht passt oder wenn sie nur demotivierende Worte parat haben, weil sie sich permanent angegriffen fühlen?


    Es muss eine SL ja nicht nur "regelwidrige" Methoden anwenden, um den Kollegen das Leben schwer zu machen. Oft scheint es ja ausschließlich darum zu gehen, dass eine SL versucht, jedem Konflikt aus dem Wege zu gehen und dabei allen anderen (sprich Eltern, Schulamt, Schülern) nachzugeben und den Lehrern einzeln das Gefühl zu geben, dass sie für alle Probleme selbst verantwortlich seien.


    Oder konkreter: wie sah der lange und steinige Weg aus, bis deine Fachschaft in Notfällen zusammengestanden hat und eben nicht all die anderen Mechanismen griffen, von denen du auch schriebst ("Ängste, nicht mehr gemocht zu werden", Egal-Gefühl, Pochen auf die eigenen Vorteile etc.)

  • Was machst du dann eigentlich konkret?

    Das lässt sich jetzt echt nicht in einen Beitrag fassen, weil es so vielfältig ist, wie die Fälle, die auf meinem/unserem Tisch landen. Meistens Kollegien/Kollegen/Personalräte beraten, da ich ja nicht an anderen Schulen der zuständige PR bin. Nur an meiner. Rechtslagen sondieren. Mit der Rechtsstelle telefonieren. Stellungnahmen schreiben. Mich mit Menschen treffen und Überzeugungarbeit leisten. Personalräte schulen. Bei Dienstgesprächen dabei sein. Mit Dezernenten reden. Oder Sachbearbeitern. Andere Zuständige einschalten (Frauenbeauftragte, Schwerbehindertenvertreter, ein Gericht). Usw usf.

    Oder konkreter: wie sah der lange und steinige Weg aus, bis deine Fachschaft in Notfällen zusammengestanden hat und eben nicht all die anderen Mechanismen griffen, von denen du auch schriebst

    Das war eine ganz andere Geschichte, die nichts mit Personalratsarbeit zu tun hatte. Ein paar Kollegen wollten eine andere Arbeit: weniger Konferenzen mit zähen Diskussionen um nichts, weniger Einzelkämpfertum des Typs "ich und mein Schreibtisch bis spät in die Nacht", weniger Profilneurose, mehr Team, aber auch keine verordnete Gleichschaltung.


    Wir haben dann einen Materialpool angelegt - erst nur auf einem PC und mit einem zusätzlichen Papierordner, später bei lo-net. Immer zwei oder drei haben sich - ohne feste Konferenztermine - zusammengetan und schon zu Anfang des Schulhalbjahres Klausurvorschläge zu den Halbjahresthemen mit Erwartungshorizont gemacht und vorgeschlagen, dass die jeder mitschreiben kann. Der StellvSL hat dann auf Anfrage die Klausurtermine koordiniert, weil er das gut fand. Wir haben den Pool erweitert und immer aufgefordert, mitzumachen. Es gab Gemecker, aber auch viel Zuspruch.


    Es bildeten sich mit der Zeit feste Koordinationsgruppen, meist die GKs und die LKs auf einer bestimmten Zeitleiste. Es gab immer mehr Zuspruch, aber auch Gemaule. Da aber kein Zwang herrschte, hatten die Mauler wenig echte Angriffsfläche. Mittlerweile gibt es am Anfang des Halbjahres einen Reader zu jedem Thema mit den Lieblingstexten/aufgaben aller beitragenden Lehrer. Wenn man den benutzt, kann man locker die koordinierten Klausuren mitschreiben. Es gibt immer genug Leute, die welche entwerfen. Man muss aber nicht. Allerdings machen es fast alle. (Oder alle? Ich wüsste im Moment gar keinen, der sich ausklinkt.) Man muss dann nur noch einmal im Jahr oder noch seltener eine entwerfen.
    Die Schüler finden die Verlässlichkeit und die Transparenz gut. Der Lehrer hat noch genug Freiraum zur eigenen Gestaltung. Die neuen Kollegen wissen, dass sie abivorbereitungsmäßig nicht komplett daneben liegen können, wenn sie die Koordinationsmaterialien benutzen. Das gibt Sicherheit, nicht nur den Neuen. Der Materialpool jenseits des Basisreaders ist mittlerweile so voll, dass man, wenn man nicht will, gar nix größer selbst entwerfen muss, viele wollen aber, deshalb wächst er ständig weiter. Texte, Arbeitsblätter, Videos, Links, ...


    Das Ganze passiert mit einer Konferenz am Anfang des Jahres, wo man sich auf den Basisreader einigt und einer am Ende, wo man sagt, was gut lief und was nicht, und sich Leute finden, die ggf. was umarbeiten. Sonst ist man per mailverteiler in Kontakt, oder im Gespräch am "Anglistentisch" in der Nähe der Süßigkeitenkiste. ;) Klappt stresslos. Die Kollegen sind es gewohnt, ihre arbeitsweise und Materialien so offen zu legen, dass eigentlich auch jeder bei jedem mal einspringen kann, wenn's brennt. Bei den Korrekturen ist es ähnlich, aufgrund der Koordination ist das Maß, das wir anlegen, so ähnlich, dass Kokorrekturen im Abi in kürzester Zeit abgeschlossen sind. Ich höre von Schulen, wo tagelang rumgezackert wird... grauslich.


    Wichtig war, glaube ich, ein langer Atem (hat über 10 Jahre gedauert) und die Tatsache, dass das nicht verordnet, sondern gewachsen war. Es gab mittendrin ein paar Quertreiber und es gab "nur-Nehmer" und "nur-Geber", das dauerte, bis es sich einrüttelte, aber jetzt läuft's. Ein paar nehmen immer noch nur. Die tragen wir mit. Weil das System an sich halt gut ist. Drei, vier andere Fachschaften halten das ähnlich. Bei anderen scheint jede Konferenz eine Quälerei zu sein und die eine verpflichtend koordinierte Klausur gibt Mord und Totschlag. Die Schüler finden es Mist, weil sie nicht verstehen, wo der rote Faden zum Zentralabi ist und ich glaube, diese Kollegen arbeiten signifikant mehr, weil sie nicht kapieren, dass Koordination das Gegenteil von Arbeitsbeschaffung ist. Aber gut. Jeder nach seiner Facon...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Motivationskultur?


    Ab und zu ein Anschiss und ansonsten gilst das schwäbische: "Nix g'sagt ist g'nug g'lobt."


    Zumindest an meiner Abteilung.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Von mir gibt es öfters ein freundliches "Gut so, weitermachen!" ^^

  • Nachdem nach lagen 11 Jahren usnere gruselige Schulleiterin nun woanders wirkt, merke ich erst wieder, wie viel zufriedener und vor allem entspannter ich zur Arbeit gehe. Unterbewusst war es 11 Jahre lang der Kampf gegen den Schweinehund "Ihretwegen gehe ich nicht an eine andere Schule, da hier sonst alles (Schülerschaft, Kollegium, Elterschaft, Teamgeist, Lob/ gute Rückmeldungen, Einzugsgebiet etc.)stimmt!"

  • Für mich gibt es nichts Schlimmeres als eine lethargische Schulleitung.
    Da bekomme ich lieber einen (berechtigten) Anschiss, weil ich mal die Pausenaufsicht verpennt habe und just an dem Tag ein Kontrollgang gemacht wurde, als dass alles drunter und drüber geht und ich nie genau weiß, welche Positionen die SL eigentlich vertrittt und ob sie gerade für oder gegen mich arbeitet.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Für mich gibt es nichts Schlimmeres als eine lethargische Schulleitung.
    Da bekomme ich lieber einen (berechtigten) Anschiss, weil ich mal die Pausenaufsicht verpennt habe und just an dem Tag ein Kontrollgang gemacht wurde, als dass alles drunter und drüber geht und ich nie genau weiß, welche Positionen die SL eigentlich vertrittt und ob sie gerade für oder gegen mich arbeitet.

    Ja, ich hätte auch nie gedacht, dass ich mir mal einen Despoten wünschen würde :teufel:
    Aber Anarchie öffnet Mobbing unter Schülern und Kollegen Tür und Tor.

  • Im Zweifel holt man sich eine Krankschreibung. Dann ist man auf der sicheren Seite. Es spielt ja auch eine Rolle, ob man wohnortnah arbeitet (ich habe mal 43km von meiner Schule entfernt gewohnt und weiß nicht, ob ich dann zur Arbeit gekommen wäre).


    Die eingeschränkte Mobilität ist ein Problem, wenn Schüler Probleme machen. Es muss nur der 0,2%-Schüler sein (einer von 500), aber du hast die 100%-ige Ar***karte.

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