Schüler setzt sich bewusst über Verbot hinweg -- angemessene Reaktion

  • Ich würde den Schüler nicht für sein Verhalten bestrafen.
    Es ist keine Strafe oder Ordnungsmaßnahme, wenn ich als Lehrer entscheide, dass ich bei einer Veranstaltung - bei der ich die Verantwortung für die Gruppe tragen muss - für mich, die Gruppe und für mein Nervenkostüm entscheide, dass ich diese Verantwortung für einen bestimmten Schüler nicht tragen kann.
    Falls die Schulleitung meint, dass ich den Schüler nicht ausschließen könne, findet die Veranstaltung mit mir nicht statt.
    Ich laufe nicht sehenden Auges in ein Verfahren wegen Aufsichtspflichtverletzung, wenn ich vorweg absehen kann, dass ich diese Pflicht nicht erfüllen kann.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • ich habe sehr gute erfahrungen damit, solche kandidaten einfach nah bei sich zu behalten, schließlich hat er sich als unzuverlässig erwiesen und trifft immer wieder die falschen entscheidungen. da ist ein bisschen mehr an aufsicht leider angebracht. wenn die anderen freilauf erhalten, darf der junge bei kollegin und dir bleiben. handy ist abzugeben.


    für die aktion am flughafen erscheint mir sozialdienst angemessen zu sein. er hat sich über für alle gültige regeln hinweggesetzt - da kann er ruhig auch an der gemeinschaft wieder was gutmachen. den zusammenhang verstehen schon fünftklässler sehr gut. ein zehntklässler kann das nachvollziehen. und selbst, wenn er es als reine strafe versteht - so what?


    auf noch einen ausflug mit dem schüler würde ich persönlich mich nicht einlassen.

  • Na das mit dem "feinen Herr" kann man sich durchaus verkneifen. Du zeigst ihm damit, dass er Dich nervt und genau das will er ja - Aufmerksamkeit.

    Und du liest ohne mich und den Schüler zu kennen aus wenigen Zeilen etwas heraus, was dir erlaubt über meinen und seinen Charakter umfassend Rückschlüsse zu ziehen. Da gehe ich gar nicht weiter drauf ein, außer erneut auf das zu verweisen, was ich oben schon schrieb, tut mir leid ;)


    Ich lese da aus dem Vorfall eine Menge "dem muss ich es jetzt aber zeigen" heraus.
    Wenn ich mit 25 Schülern am Gate stehe und ihnen verbiete, zu BK zu gehen, dann muss ich auch aktiv (!) dafür Sorge tragen, dass sich niemand unerlaubt aus der Truppe entfernt, vor allem, wenn der Schüler bereits durch entsprechendes Fehlverhalten im Hotel aufgefallen ist. Den Schuh müssen sich die begleitenden Lehrkräfte zum Teil mit anziehen.

    Ebenfalls eine gewagte Behauptung, ohne die Umstände zu kennen. Die Gates im Bereich waren am späten Vormittag gut besucht, Menschen über Menschen wuseln umher, es gab keine 25 zusammenhängenden Sitzplätze, also hat sich die Klasse über mehrere Sitzreihen verteilt. Den Überlehrer, der da jeden Moment lang komplett und vollkommen den Überblick behält, möchte ich mal kennen lernen. Alles weitere hat Mikael bereits geschrieben.


    Bei dem Zuspätaufsteher hätte ich [...] ihn am nächsten Morgen persönlich um halb neun aus dem Bett geklopft oder geklingelt - und das im Notfall so ungerührt und gelassen solange bis es von selbst klappt.

    Genau das habe ich getan. Ist übrigens ein und derselbe Schüler.


    Was den Ausschluss angeht, so wäre das in NRW ein Beschluss der Ordnungsmaßnahmenkonferenz. Ob die Schulleitung bei uns mitziehen würde, wage ich zu bezweifeln. Man muss bei uns die Eskalationsstufen einhalten, wenngleich besonders schwerwiegendes Fehlverhalten natürlich ggf. sofort härtere Maßnahmen nach sich ziehen kann.

    Ist überhaupt kein Problem, das einzurichten, zumal die Abteilungsleitung an meiner Schule den Kollegen den Rücken stärkt, was solche Ordnungsmaßnahmen angeht. Und auch da gehe ich mit Mikael vollkommen d'accord.


    Allen noch einmal vielen Dank für eure Anregungen, ich gehe in mich :)

  • Und du liest ohne mich und den Schüler zu kennen aus wenigen Zeilen etwas heraus, was dir erlaubt über meinen und seinen Charakter umfassend Rückschlüsse zu ziehen.

    Ich ziehe keine Rückschlüsse über "Charaktere" sondern interpretiere lediglich das Verhalten im konkreten Fall. Zynische Kommentare wie das mit dem "feinen Herrn" halte ich für grundsätzlich unangebracht. Du wolltest wissen, wie wir im konkreten Fall gehandelt hätten - ich hab Dir geschrieben, was ICH gemacht hätte. Es gibt noch andere hier, wie unter anderem Bolzbold, die eine andere Sichtweise auf den Vorfall haben als Du selbst. Wenn's Dir aber nur drum geht, Dich von den Mikaels dieses Forums bestätigen zu lassen - bitte ... Ist auch gut.

  • Ich ziehe keine Rückschlüsse über "Charaktere" sondern interpretiere lediglich das Verhalten im konkreten Fall. Zynische Kommentare wie das mit dem "feinen Herrn" halte ich für grundsätzlich unangebracht. Du wolltest wissen, wie wir im konkreten Fall gehandelt hätten - ich hab Dir geschrieben, was ICH gemacht hätte. Es gibt noch andere hier, wie unter anderem Bolzbold, die eine andere Sichtweise auf den Vorfall haben als Du selbst. Wenn's Dir aber nur drum geht, Dich von den Mikaels dieses Forums bestätigen zu lassen - bitte ... Ist auch gut.

    Nein, es geht mir nicht um Bestätigung, sondern darum, was ihr getan hättet.


    Schau mal, wenn ich eine Situation schildere und frage, was ihr in der Situation an meiner Stelle tun würdet, dann hilft es mir doch herzlich wenig, mir zu erzählen, dass ich vorher schon alles falsch gemacht hätte. Das ist, als käme die Feuerwehr und hält vor dem Löschen dem Hausbesitzer erstmal einen Vortrag, was für einen schönen Scheiß er da angestellt hat. "Hättest du mal lieber nicht geraucht, weiß man doch wie gefährlich das ist". Das hilft überhaupt nicht.


    Eben weil du (und auch kein anderer) meine Kinder und mich kennen, kann hier auch gar keiner beurteilen, wie ich etwas, was geschehen ist, effektiv hätte verhindern können. Der pissige Tonfall des Schülers kommt z.B. überhaupt nicht daher, wie ich ihn frage, sondern daher, dass er überhaupt nicht kritikfähig ist und immer in so einem Ton antwortet, wenn man ihm sein Fehlverhalten vor Augen führt. Das kannst du aber natürlich nicht wissen.


    Deswegen frage ich auch gar nicht danach, wie ich das alles hätte verhindern können. Ich wollte mal verschiedene Sichtweisen davon lesen, wie mit der Situation weiter verfahren werden kann, um mir dann etwas für mich und den Schüler sinnvolles dadurch angeregt zu überlegen.


    Du kannst mir und meiner Kollegin durchaus zutrauen, unser Verhalten zu reflektiern und unsere eigenen Fehler weitestgehend zu erkennen und daraus zu lernen ;)

  • Ich hab Dir auch nicht geschrieben, was zu tun gewesen wäre um den Vorfall zu verhindern. Ich erlaube mir lediglich anzumerken, dass ich zynische Kommentare gegenüber Schülern für unangemessen halte. Unabhängig davon, wie der Schüler sonst so drauf ist, provoziert zynisches Verhalten des Lehrers eben eine entsprechende Reaktion auf Schülerseite. Wenn der Schüler selbst schon dünnhäutig ist, geht das entsprechend leichter/schneller. Das solltest Du nicht als "Belehrung" sehen, sondern schlicht als Binsenweisheit - "ist-halt-so-Gesetz" ;)

  • Ich erlaube mir lediglich anzumerken, dass ich zynische Kommentare gegenüber Schülern für unangemessen halte.

    Das mag sein und ich bin mir sicher, du hast es gut gemeint, aber genau das war überhaupt nicht Gegenstand der Frage/Diskussion ;) hättest du dir also auch sparen können, denn...


    Das solltest Du nicht als "Belehrung" sehen,

    Doch, solche Anmerkungen sind genau das: eine Belehrung a'la "ist einfach so, weiß man doch". Siehe meine Analogie mit der Feuerwehr ;)

  • Das hängt natürlich davon ab, was SuS in solchen Situationen an Reaktionen ihrer Umwelt gewohnt sind. In dem Zusammenhang gibt es kein "ist-halt-so-Gesetz". Xiams SuS sind seine SuS. ;)

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Man sieht an der Reaktion auf meine Bemerkung, dass es ne Menge "ist-halt-so-Gesetze" im Bereich des menschlichen Verhaltens gibt. Lehrer wollen nicht belehrt werden ist z. B. eines davon. ;)

  • Schon möglich. Fehlt halt nur noch, dass du behauptest, dieses spezielle "ist-halt-so-Gesetz" hätte etwas mit deinem erstgenannten zu tun. ;)

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Man sieht an der Reaktion auf meine Bemerkung, dass es ne Menge "ist-halt-so-Gesetze" im Bereich des menschlichen Verhaltens gibt. Lehrer wollen nicht belehrt werden ist z. B. eines davon. ;)


    Das ist dann wohl der Bruder von "Lehrer wollen belehren, egal ob es zur Frage passt oder nicht"

  • Fehlt halt nur noch, dass du behauptest, dieses spezielle "ist-halt-so-Gesetz" hätte etwas mit deinem erstgenannten zu tun.

    Natürlich. Wir haben es hier mit der emotionalen Variante des 3. Newtonschen Axioms zu tun:


    "Actio und Reactio" :doc:


    (Ich hoffe, dass alle Beteiligten die Ironie erkennen.)

  • Was ich an der Stelle am Flughafen gemacht hätte weiß ich spontan jetzt auch nicht. Bisher habe ich nur Busreisen gemacht. Da ist die Abfahrtszeit ja ein gewissen Rahmen flexibel.


    Aber ich bin schon der Meinung, dass auf das Verhalten des Schülers noch eine Konsequenz (welcher Art auch immer) folgen muss. Allein schon wegen der Signalwirkung auf die anderen.
    Wenn Schüler x sich über Verbote und Anweisungen hinwegsetzt und dies keine Konsequenzen hat, dann hat das immer auch eine "Botschaft" an die anderen. Beim nächsten Mal setzen sich noch andere über Verbote und Regeln hinweg, nach dem Motto: "Ist doch nur hohles Geschwätz was Herr Xiam da von sich gibt. So what."


    Was spricht gegen Sozialdienst? Da kann der Schüler x ja noch mal nachdenken und sich über diese Zeit, die er nun ... machen muss ärgern. Die anderen sehen eine Folge und fühlen sich nicht für "dumm verkauft".

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Zum Thema "wie hättest du agiert":


    Auf meiner letzten Kursfahrt mit einer Q2 kamen zwei Damen morgens wiederholt zu spät, der ganze Kurs war massiv genervt, also habe ich ihnen (durchaus im Auftrag des Kurses ;) ) eine "Standpauke" gehalten, dass das Verhalten eben nicht in Ordnung ist, weil alle anderen drunter leiden, sie sollten sich bis zum Abend eine Wiedergutmachung ausdenken. Es gab jede Menge Schokolade für alle, der Kurs schien zufrieden und ab dem nächsten Morgen waren sie auch pünktlich, also alles gut (wenn sie sich nichts hätten einfallen lassen, wäre mir irgendwas eingefallen wie Tische für alle abräumen und sauber machen oder so etwas in die Richtung).


    Bei allen anderen und heftigeren Dingen (und Anweisungen missachten, wie z.B. in der Nähe des Gates zu bleiben, nicht zu Burger King zu gehen, finde ich, u.a. auch wegen der möglichen Konsequenzen, wenn sie das Gate hätten wechseln müssen, finde ich schon "heftiger") habe ich mir angewöhnt, dem Schüler klar mitzuteilen, dass es hierfür Konsequenzen geben wird, entweder ein paar Stunden später oder eben wieder zu Hause, ggf. mit der Schulleitung, Stufenleitung oder wen auch immer ich einzubeziehen für sinnvoll halte.
    So gebe ich mir die Chance, abzukühlen (denn so eine Situation setzt mich ggf. ganz schön unter Stress), mich mit Kollegen abzusprechen und keine Entscheidungen aus der Emotion heraus zu fällen.
    Für mich (die ich durchaus sehr aufbrausend reagieren kann) der beste Weg.


    Jetzt allgemein, ohne den Schüler, den weiteren Werdegang an eurer Schule, etc. genauer zu kennen, zu sagen, ich würde xyz machen, finde ich schwierig.
    Vom ernsthaften Gespräch mit dem Schulleiter (und einer entsprechenden Standpauke durch ihn), Gespräch mit den Eltern, zu schriftlicher Missbilligung oder auch Ausschluss von allen weiteren Fahrten (ist bei uns mal entscheiden worden, weil die Schüler auf der letzten Fahrt der SI Drogen konsumiert haben, da waren dann alle weiteren Fahrten der SII für sie gestrichen) ist theoretisch alles drin. Auch so Sachen wie extra Ordnungsdienst mit dem Hausmeister als Wiedergutmachung an der Gemeinschaft gibt es. Sehe es ähnlich wie andere hier, dass ältere Schüler durchaus verstehen können, dass das zwar nicht direkt im Zusammenhang mit der eigentlichen Tat steht (und was sollte das hier in dem konkreten Fall auch sein??), sie aber schon verstehen, warum sie sich das erarbeitet haben.
    Hängt u.a. auch davon ab, wie sich der Schüler verhält, wie einsichtig er sich zeigt, was vorher schon so vorgefallen ist usw.


    Wichtig finde ich, dass auf jeden Fall der Klassen- oder Stufenleiter darüber informiert wird, ggf. kurze Notiz in die Akte, da die ggf. besser einschätzen können, wie "regelmäßig" so etwas passiert, und dann ggf. entsprechende Maßnahmen treffen können. Und gerade in der SII unterrichten häufig so viele verschiedene Lehrer, dass nur die Stufenleiter den Überblick haben können, was an Maßnahmen schon gelaufen ist, welche "Eskalationsstufe" - so sie denn notwendig ist - als nächste dran ist (sofern nicht eh so etwas gravierendes wie Drogenmissbrauch/-verkauf, Gefährdung anderer vorgefallen ist, da greifen dann ja eh ganz andere Dinge und es ist relativ egal, was da vorher an Maßnahmen gelaufen ist oder eben nicht).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Und du ... ...Bolzbold schrieb:


    Ich würde für mich entscheiden, ob ein Ausschluss/ Fegedienst angemessen ist, oder nicht und ansonsten kannst du dir guten Gewissens auch mal Belehrungen hier anhören, weil andere Menschen vielleicht mehr Erfahrung haben und vor allem aber, weil sie anders ticken, als du selbst.


    Die Diskussion hier ist dafür da, im Umgang mit Schülern Neues zu lernen. Und wenn du jetzt anfängst, die kulturellen Hintergründe und Geschwisterkonstellation des Schülers zu analysieren, extra Ausflüge zu planen, nur damit du einen ausschließen kannst etc., sehe ich dich in dieselbe Falle tappen, die Wollsocken bereits ansprach.


    Das bedeutet nicht, dass andere Lehrer/innen immer supersouverän, entspannt und konsequent sind, sondern einfach, dass der Blick von außen das suggeriert. Wenns anders ist, umso besser, denn du musst mit dem Schüler zusammenarbeiten :)

  • [...] ansonsten kannst du dir guten Gewissens auch mal Belehrungen hier anhören, weil andere Menschen vielleicht mehr Erfahrung haben und vor allem aber, weil sie anders ticken, als du selbst.

    Ich kann mir Ratschläge anhören und das tue ich auch, danach habe ich ja auch gefragt. Belehrungen von Kollegen gegenüber Kollegen sind allenfalls anmaßend und die muss ich mir nicht anhören ;)



    Die Diskussion hier ist dafür da, im Umgang mit Schülern Neues zu lernen. Und wenn du jetzt anfängst, die kulturellen Hintergründe und Geschwisterkonstellation des Schülers zu analysieren, extra Ausflüge zu planen, nur damit du einen ausschließen kannst etc., sehe ich dich in dieselbe Falle tappen, die Wollsocken bereits ansprach.

    Wie oben geschrieben, der Ausflug war angedacht, der wird nicht extra deswegen geplant, um diesen Schüler auszuschließen.


    Wie auch immer, das Ding ist jetzt durch, in Zusammenarbeit mit meiner Abteilungsleitung haben wir uns für eine entsprechende Ordnungsmaßnahme entschieden. Danke für alle Anregungen :)

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