Verpflichtende Teilnahme an politischer Veranstaltung?

  • Super. SuS als Lückenfüller benutzen, um den Saal für den Vortragenden zu füllen und danach dann in der Klasse über das Thema diskutieren. Als SuS käme ich mir da richtig veräppelt vor.

    Ich würde das hinkriegen, daraus eine richtig spannende Diskussion zumachen. Und die Schüler würden sich ernst genommen genug fühlen, weil ich mit ihnen nicht nur die Inhalte, sondern auch die Umstände der Anwesenheit diskutieren würde. Und ich krieg das auch so hin, dass die nicht alle in genau die Gegenrichtung gedrängelt werden oder schwarzweiß nur "dafür" "dagegen" votieren könnten, sondern offen verschiedene Teilaspekte gegeneinander oder zueinander abwägen können.


    Halte das für normale Lehrerkompetenz.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Es geht doch überhaupt nicht darum, dass die Schüler bei dem Vortrag was lernen können und ob der Vortrag dann im GGk-Unterricht nachbesprochen wird. Kann man alles machen, keine Frage. Es geht allein um das Vorgehen. Und das find ich nicht in Ordnung. Dabei bleibe ich.


    Die Schüler, die davon ausgehen, dass der Donnerstag Nachmittag frei ist, wissen bis vergangenen Donnerstag nichts von diesem Vortrag, da der Vortrag überhaupt nicht für Schüler gedacht war. Dann kommt eine Mail der SL, die die Schüler bestimmter Jahrgangs- und Klassenstufen urplötzlich und ohne jegliche Begründung zur Teilnahme an diesem Vortrag, der bereits eine Woche später stattfindet, verpflichtet.


    Das Beispiel mit dem Theaterbesuch, anderen außerschulischen Veranstaltungen ist mMn kein Vergleich. Da geht man als Lehrkraft doch ganz anders vor. Zudem muss man vorher das Einverständnis der Eltern einholen. Man spricht hier in der Regel auch den Termin im Vorhinein mit den Schülern ab, um Kollisionen mit Klausuren in anderen Fächern, etc. zu vermeiden.


    Hier heißt es: Ihr habt dann und dann, dort und dort zu sein, vollkommen egal, welche sonstigen Verpflichtungen ihr habt und wehe, ihr kommt nicht. Und das in dieser Kurzfristigkeit... Nein, ich finde das nicht in Ordnung.

  • Über die Planungsfehler hier kann man ja gerne geteilter Meinung sein und wenn's scheiße gelaufen ist, sollten sich die Kollegen dann halt auch mal, statt leise zu murren oder die Schüler vorzuschicken, an den SL wenden und sagen "Planerische Kacke. Bitte nicht nochmal so!".


    Mir kam es im bisherigen thread nur so vor, als sei der ach so heilige Schutz der Schüler vor inhaltlicher Beeinflussung der Grund. Und da bin ich halt der Meinung, dass Schüler, die in freier Wildbahn dauernd mit lauter inhaltlichem Wahnsinn konfrontiert werden, das sehr wohl abkönnen und in der Schule es sogar gut aufgehoben ist, weil sie hier die Gelegenheit haben, das in einem pädagogischen Kontext zu aufzuarbeiten.


    Wenn die politische Dimension allerdings nur vorgeschoben war, weil man eigentlich mit der Kurzfristigkeit ein Problem hat: selbst das Gespräch mit den verantwortlichen suchen.

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  • Wenn ich die Andeutungen und Infos richtig lese, kommt "ein hohes Tier" zum Vortrag.
    Ein "hohes Tier" mal aus der Nähe zu sehen, zu hören was der/die so von sich gibt und eine Rede schwingt - und das im Unterricht danach zu zerpflücken, finde ich spannend.


    Gleichzeitig bin ich jedoch auch skeptisch: Würde ich bei einer Veranstaltung "Hurra! Alles hin!" rufen, wenn sie mit Jürgen Trittin stattfindet und "Buh! Keinesfalls möglich!", wenn der Redner Wolfgang Gedeon, Meuthen oder Frauke Petry hieße? Wie viel Einfluss kann ein Vortragender auf die Schüler und deren politische Entwicklung nehmen - und soll man ihm die Möglichkeit dazu geben? Würde ich eine Veranstaltung mit Angela Merkel oder Joachim Gauck an unserer Schule verhindern wollen?


    Ist dem Redner das Thema freigestellt - oder steht das Thema fest?
    Würde Angela Merkel einen Vortrag über die Naturschönheiten in der Uckermark halten, hätte ich wohl kein Problem mit dem Vortrag, jedoch sicherlich eins mit der verpflichtenden Teilnahme meiner Schüler.


    Wenn das "hohe Tier" über seine Tätigkeit im Parlament oder über seine Verpflichtungen als Politiker berichtet, wäre das ein echter Einblick in das politische System. Wenn er nur seinen Senf zur Flüchtlingspolitik abgibt, ist es ein Propagandaversuch.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich habe mich da mit einzelnen (!) Mitgliedern meiner Gewerkschaft bös gestritten, weil die unbedingt die Bundeswehr aus den Schulen ganz raushalten wollten. Ich bin gegen "reden über" statt "reden mit". Ich finde: ladet sie ein, aber bereitet euch gut vor und das Treffen gut nach. Das gilt für alle Richtungen. Auch Jürgen Trittin. Im Zweifelsfall begegnen sie den Vertretern der Richtung A-Z sonst draußen, ohne einen Kontext von Fakten und Geschichte. Dann gibt es wenig Möglichkeiten oder Wahrscheinlichkeit einer umfassend eingebetteten Reflexion - dann zählt nur der erste Eindruck (die BW zB. schickt nur junge, gut trainierte, hübsche Kerlchen, eine echte Augenweide) und das Bauchgefühl. Und das reicht nicht für eine informierte Meinung.

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  • Über die Planungsfehler hier kann man ja gerne geteilter Meinung sein und wenn's scheiße gelaufen ist, sollten sich die Kollegen dann halt auch mal, statt leise zu murren oder die Schüler vorzuschicken, an den SL wenden und sagen "Planerische Kacke. Bitte nicht nochmal so!".

    Habe ich bereits getan. Und keinerlei Antwort erhalten.

    Ein "hohes Tier" mal aus der Nähe zu sehen, zu hören was der/die so von sich gibt und eine Rede schwingt - und das im Unterricht danach zu zerpflücken, finde ich spannend.

    Als Erwachsener, der einigermaßen politisch interessiert ist und regelmäßig Zeitung liest, kennt man ihn. Als Durchschnittsschüler eher nicht. Zumindest wurde in der Mail erklärt, wer das überhaupt ist. ;)

  • Ich würde das hinkriegen, daraus eine richtig spannende Diskussion zumachen. Und die Schüler würden sich ernst genommen genug fühlen, weil ich mit ihnen nicht nur die Inhalte, sondern auch die Umstände der Anwesenheit diskutieren würde. Und ich krieg das auch so hin, dass die nicht alle in genau die Gegenrichtung gedrängelt werden oder schwarzweiß nur "dafür" "dagegen" votieren könnten, sondern offen verschiedene Teilaspekte gegeneinander oder zueinander abwägen können.
    Halte das für normale Lehrerkompetenz.


    Und das würdest Du auch bei politisch brisanten Themen machen? Wenn z.B. jemand von einer Pro-Flüchtlings-Organisation in die Schule kommt um einen einseitig-befürwortenden Vortrag zum Thema Flüchtlingsaufnahme zu halten und gegen die politischen Gegner der Flüchtlingsaufnahme zu agitieren, würdest Du dann auch dafür sorgen, dass alle Schüler angstfreie ihre eigene Meinung in die anschliessende Diskussion einbringen können, dass auch alle Argumente Pro und Contra sachlich und wertfrei erörtert werden und dass der Referent von der Organisation ggf. von der andersdenkenden Schülerschaft ebenfalls mehr oder weniger inhaltlich "gegrillt" wird?


    Ich fände es ja durchaus gut, wenn man das so machen würde. Ich kann allerdings verstehen, dass viele Schüler sich eben nicht mehr offen trauen zu gewissen Themen ihre ehrliche Meinung zu sagen. Vorallem dann nicht, wenn bereits aus der Konzeption einer Veranstaltung im voraus ersichtlich ist, dass offener, kritisch-kontroverser Meinungsaustausch eher nicht vorgesehen und erwünscht ist.

  • Quatsch.
    Das wäre nur dann der Fall, wenn es den Lehrern untersagt wäre, mit einer Veranstaltung inhaltlich pädagogisch hinterher im Unterricht umzugehen. Was ist das denn für eine neue Mode, dass man meint, man dürfe in der Schule nur noch lauwarm aufbereiteten Kram präsentieren? Der Punkt ist, dass man mit den Schülern darüber sprechen muss. Das wird man als Kollege ja wohl gerade noch drauf haben.
    Bei uns kommen Zeitzeugen, sehr Konservative, Neoliberale, sehr Linke, Aktivisten, Bosse - alle mit sehr dezidierten Meinungen. Im Unterricht spricht per Video Trump, Corbyn, Rachel Maddow, Fox News, der Chef des KuKluxKlan, Londoner Salafisten und die Aktivisten des Southern Poverty Law Centre, und genau deswegen ist der Unterricht nah am Leben und kein dröges Gedümpel - es wird halt mit dem, was man anbietet umgegangen. Und ja, das darf man. Noch genauer: das soll man.


    Beutelsbacher Konsens zu rufen ist die neueste Mode derer, die keinen Bock haben, mit Gegenmeinungen zu ihrer Meinung umzugehen oder mal ne etwas anspruchsvollere Moderation eines Diskurses durchzuführen.

    Hey Meike,
    für mich persönlich macht es einen Unterschied, ob man zusammen mit Schülern ein Video ansieht, Rede liest oder jemanden einläd - im Unterricht - oder ob die Schüler verpflichtet werden sich abends einen Vortrag "allein" anzuhören, bei dem die Nachbereitung irgendwann zwischen dem nächsten Tag und nach dem Wochenende statt findet. Vielleicht würde ich den Schülern empfehlen, sich den Vortrag anzuhören, und das ganze so oder so auf die ein oder andere Art im Unterricht einsetzen, aber:
    Für mich persönlich gehört zu einem mündigen Bürger auch, dass er selbst entscheidet, ob er sich so etwas außerhalb des Unterrichts ansehen will. Meiner Meinung nach sollte so eine Einladung auf freiwilliger Basis erfolgen. (Der eigentliche Grund scheint ja zu sein, dass die Schüler als Jubelperser mißbraucht werden sollen bzw. zumindest leere Reihen füllen sollen - ich denke darüber muss man hier hoffentlich gar nicht sprechen)

  • Und das würdest Du auch bei politisch brisanten Themen machen? Wenn z.B. jemand von einer Pro-Flüchtlings-Organisation in die Schule kommt um einen einseitig-befürwortenden Vortrag zum Thema Flüchtlingsaufnahme zu halten und gegen die politischen Gegner der Flüchtlingsaufnahme zu agitieren, würdest Du dann auch dafür sorgen, dass alle Schüler angstfreie ihre eigene Meinung in die anschliessende Diskussion einbringen können, dass auch alle Argumente Pro und Contra sachlich und wertfrei erörtert werden und dass der Referent von der Organisation ggf. von der andersdenkenden Schülerschaft ebenfalls mehr oder weniger inhaltlich "gegrillt" wird?

    Das hab ich schon richtig verstanden, dass es zur Strategie der "neuen Rechten" (die in Wirklichkeit gar nicht neu, sondern immer noch die alten A*löcher sind) gehört, sich immer als verfolgte Minderheit hinter der Fahne der Freiheit hinzustellen, oder? :gruebel:

  • Ja, das hast du richtig verstanden, Fossi. Same same.

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  • Wenn z.B. jemand von einer Pro-Flüchtlings-Organisation in die Schule kommt

    Zwischenfrage: Was soll denn das für eine Organisation sein, die sich auf die Fahnen schreibt: "wir sind für Flüchtlinge?" :sterne: Flüchtlinge existieren in jedem Falle, da kann man nicht für oder gegen sein.



    Ich überlege gerade als Mutter: wenn Altgruselmeister Höcke an der Schule meines Kindes Reden halten dürfte, würd ich ihm auch freistellen, ob es hingeht. Manchen Menschen sollte man keine Bühne bieten.


    Jedem der verfassungstreu ist, kann man getrost zuhören. Sonst erzieht man sich die nächste Generation des "öööh, interessiert mich alles nicht, ich geh schaukeln" heran.

  • Ich überlege gerade als Mutter: wenn Altgruselmeister Höcke an der Schule meines Kindes Reden halten dürfte, würd ich ihm auch freistellen, ob es hingeht.

    Den muss man mal gesehen haben. Wie Trump. :schreck:


    Wir hatten übrigens mal Menschen von Pro Asyl da, zur Diskussion. Und die sind sehr gegrillt worden. An meiner Schule haben über 60% Migrationshintergrund, die Migranten waren diejenigen, die die meisten Ängste hatten und die schärfsten Beiträge formulierten. Die Leute von Pro Asyl waren sehr offen, auch und gerade für kritische Töne und konnten gut mit z.T. auch erheblichen Bissigkeiten umgehen. Sie konnten auch sehr gut erläutern, dass und warum sie nicht "pro mehr Flüchtlinge" sind, weil sie keinem Menschen wünschen, dass die Lebensbedingungen in seinem Land so scheiße sind, dass er/sie fliehen muss. Am liebsten sähen sie alle Flüchtlinge sicher und zufrieden daheim in ihren Ländern. Es ging dann darum zu diskutieren, welche Bedingungen es braucht, damit man die Tatsache, das dem halt nicht so ist, menschenwürdig hinkriegen kann.
    War eine spannende Diskussion, hat die Schüler noch lange beschäftigt. Viele haben sich dann mal drangemacht, sich wirklich schlau zu machen und statt bauchgefühlter Ängste nach Fakten zu suchen. Gut so.

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  • @Meike., hast du??


    Naja, meine Kinder sind noch klein und formbar. Mögen sie als Zwölftklässler gefestigt aber flexibel und diskutierfreudig durchs Leben gehen und Fußballtraing sowie brisante politische Themen angemessen gewichten können :)

  • @Meike., hast du??

    Trump noch nicht. Höcke schon, bei nem Thüringenkurzurlaub. :schreck::schreck::flieh:
    Den konnte auch die sehr leckere Bratwurst nicht kompensieren. Ist echt nix für kleine Kinder... jedenfalls nicht ohne elterliche Begleitung.

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  • Ich überlege gerade als Mutter: wenn Altgruselmeister Höcke an der Schule meines Kindes Reden halten dürfte, würd ich ihm auch freistellen, ob es hingeht. Manchen Menschen sollte man keine Bühne bieten.
    Jedem der verfassungstreu ist, kann man getrost zuhören. Sonst erzieht man sich die nächste Generation des "öööh, interessiert mich alles nicht, ich geh schaukeln" heran.


    Unser Kollege Höcke ist doch geradezu das Paradebeispiel dafür, dass einem die soziale und berufliche Existenzvernichtung droht, wenn man eine eigene Meinung zu bestimmten Themen hat und diese auch öffentlich äussert.


    Da ziehen wir uns ein stromlinienförmiges Duckmäusertum heran. Besser nichts sagen, bloss nicht mit klarer Meinung auffallen, schon gar nicht wenn sie politisch inkorrekt erscheint. Leider haben viele Schüler das schon verinnerlicht.

  • Wir hatten übrigens mal Menschen von Pro Asyl da, zur Diskussion. Und die sind sehr gegrillt worden. An meiner Schule haben über 60% Migrationshintergrund, die Migranten waren diejenigen, die die meisten Ängste hatten und die schärfsten Beiträge formulierten.

    Logisch, Fatima und Ahmed können sich das auch erlauben scharfe Kritik zu üben ohne in den Verdacht zu geraten ein "Nazi" zu sein. Bei Lisa und Max sieht das schon ganz anders aus.

  • vielleicht haben die schüler auch einfach nur das grundgesetz verinnerlicht und halten was von menschenwürde und verachten rassismus. du bist doch sonst so ein großer fan von "werteerziehung", nicht wahr?


    und ganz vielleicht haben sie auch schon das konzept der wehrhaften demokratie verstanden. könnte ja sein.


    ... im übrigen: und die rechten wieder so: mimimimimi. wir armen opfer. nicht mal wertgeschätzt werden unsere menschenverachtenden äußerungen, die wir freilich frei von uns geben dürfen, solange sie nicht volksverhetzend sind. ich sage rassistische sachen und werde dann ein "rassist" genannt. sooooo gemein! das is' voll mobbing!

  • Lisa und Max waren auch gut dabei, sei mal ganz beruhigt, Björn...äh..Claudius. Und die hat auch keiner Nazi geschimpft, vor allem nicht die von Pro Asyl. Die hatten stattdessen nämlich Geduld und Argumente.


    Und der "Kollege Höcke" als aufrichtiger Wahrheitssager: :hammer: Noch nichtmal in der Nähe von guter Versuch.

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