Verpflichtende Teilnahme an politischer Veranstaltung?

  • ...aber hast mit den Schülern vor der Veranstaltung rumdiskutiert, wie du/ ihr es anstellen kannst/ könnt, dass sie stattdessen zu ihren Freizeitaktivitäten gehen können. Vermittelt den Schülern natürlich auch ein Bild davon, wie du die ganze Sache siehst.

    Und ich unterrichte natürlich selbstverständlich alle 240 Schüler und habe mit allen rumdisktuiert... :autsch:

    • Offizieller Beitrag

    Das ist das, was ich mit Schulkultur meinte. Wenn alle an einem Strang ziehen und grundsätzlich auf die minimale Einhaltung der Höflichkeit achten, auch bei weniger beliebten Veranstaltungen, ist sowas kein Problem.
    In einer Schule, wo man es toleriert, wenn sich z.B. im Unterricht von Kollegen daneben benimmt, weil man meint, deren Unterrichtsqualität berechtige einen zu solchem Verhalten - und wo die anderen Kollegen dann noch meinen, das geschähe dem Kollegen Recht, weil man selbst ja so toll ist und der Kollege halt nicht.... dürfte Hopfen und Malz verloren sein.

  • Das ist das, was ich mit Schulkultur meinte. Wenn alle an einem Strang ziehen und grundsätzlich auf die minimale Einhaltung der Höflichkeit achten, auch bei weniger beliebten Veranstaltungen, ist sowas kein Problem.
    In einer Schule, wo man es toleriert, wenn sich z.B. im Unterricht von Kollegen daneben benimmt, weil man meint, deren Unterrichtsqualität berechtige einen zu solchem Verhalten - und wo die anderen Kollegen dann noch meinen, das geschähe dem Kollegen Recht, weil man selbst ja so toll ist und der Kollege halt nicht.... dürfte Hopfen und Malz verloren sein.

    Siehst du es im Ernst ein, dir deine Lebenszeit mit Dingen zu vergeuden, die dir nichts aber auch gar nichts bringen? Ich habe das noch nie eingesehen und werde das auch weiterhin nicht tun. Ich bin schon von Fortbildungsveranstaltungen vorzeitig gegangen, wenn ich festgestellt habe, dass mir das SO nichts bringt. Ich sehe nämlich nicht ein, dass ich da einen Tag rumsitze und mich im Nachhinein ärgere, dass mein Unterricht ausgefallen ist. Mittlerweile habe ich rausgefunden, welche Referenten was taugen und welche nicht und melde mich nur noch zu entsprechenden Veranstaltungen an.


    Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich es satt habe, Defizite von Kollegen aufzufangen, die ihre Arbeit (aus welchen Gründen auch immer) nicht ordentlich machen. Ich unterrichte jedes Jahr eine einjährige Schulart. Da kommen Schülerinnen und Schüler die hatten im Vorjahr in Englisch eine 2 und bekommen keinen geraden Satz raus. Weder mündlich noch schriftlich. Sie schließen dann bei mir mit einer 5 ab. Und ja, es gibt eine Zweitkorrektur. Und ja, der Kollege/die Kollegin weicht in der Regel maximal eine halbe Note von meiner Korrektur ab.

  • @meike
    Verstehe nicht ganz was du meinst. Jeder Lehrer ist selbst verantwortlich, ob er seine Klasse im Griff hat. Wie soll ich da den Einfluss nehmen, wenn dem Kollegen X die SuS auf der Nase herumtanzen?
    Selbst wenn der Schulleiter da eine Ansage machen würde, dann hält das höchstens eine Stunde.
    Entweder man hat eine Autorität als Lehrer und die SuS akzeptieren das, oder man hat ein großes Problem.


    Dieses pädagogische "Wir ziehen an einem Strang" funktioniert halt nicht bei allem. Irgendwo muss eine Person auch in der Lage sein, sich durchzusetzen. Wir stehen nun einmal alleine vor einer Klasse. Wer das nicht kann, ist wohl im falschen Job. Spätestens nach einem Jahr wäre die Person erst einmal krankgeschrieben.

  • @Yummi


    Danke. Wenigstens einer versteht mich. :)


    Also wo man in der Tat einen Unterschied merkt, ist wenn die Klasse einen starken Klassenlehrer hat, der eine klare Klassenführung an den Tag legt.


    Ansonsten gebe ich dir im vollen Umfang recht. In aller Regel ist man vor der Klasse alleine und muss es selbst hinbekommen.

  • "die klasse" und "es" sind aber kein blank slate, bei dem jeder lehrer von null ganz vorne beginnt und sich dann eben "durchsetzt" oder nicht, sondern das sind menschen mit einer gemeinsamen geschichte (und wenn die bisher keine gemeinsame geschichte hatten, da alle neu, dann ist es aufgabe der schule, so eine zu schaffen) und "es" ist unter anderem die viel beschworene "schulkultur" als soziale praxis, in der wir uns alle bewegen.


    wenn das vor allem bewusst von (fast) allen mitgetragen und gestaltet wird - und das zeigt sich u.a. darin, dass sich *nicht* alle als einzelkämpfer begreifen, sondern als team mit gemeinsamen grundhaltungen -, dann hängt sehr viel weniger von den unterrichtsqualitäten des einzelnen ab als mit der von euch hier zu tage getragenen einstellung.


    das fängt z.b. damit an, dass man sich nicht an regeln hält, weil man sonst auf den deckel bekommt, sondern weil man aufeinander achtet und sich grundsätzlich prosozial verhält, auch wenn das für einen selbst eventuell aktuell anstrengender ist als die egoistsiche alternative ("ach, der vortrag nervt, lass handy zocken"; "ach, bei kollege z war es wieder schweinelaut; soll der mal seine bande in den griff bekommen, was geht mich das an"...).

    • Offizieller Beitrag

    Ich meinte vor allem, dass es keine von Lehrern oder einer Schulgemeinde akzeptierte Haltung sein kann, sich unhöflich und rüpelhaft zu verhalten, wenn einem was nicht passt und dabei ist es vollkommen egal, ob es einem zu zu Recht oder Unrecht nicht passt.
    Schlimm genug, dass ich das hier noch erklären muss. Unglaublich.

  • Aber @kecks, ich bin Lehrerin und keine Superheldin... Man kann die Kolleginnen und Kollegen nicht ändern, nur sich selbst. Ich bin erst im sechsten Berufsjahr, habe aber bereits versucht, Entwicklungen wie du sie beschreibst, anzuleiern. Aber wenn die Kollegen nicht mitziehen, kannst du doch nichts ausrichten.


    Was ich mittlerweile geschafft habe, ist den fachlichen Austausch in Mathe anzuregen. Obwohl es da auch noch einige Kollegen gibt, die sich sperren. Vergangene Woche hat sich eine Kollegin auf den Schlips getreten gefühlt, weil ihr Mathe- Kurs auch in unseren SOL-Kurs im Moodle für die Oberstufe eingeschrieben werden möchte. Leidtragende sind die Schüler, denen nun eine wertvolle Ressource verwehrt bleibt.


    In Englisch hat das mit dem fachlichen Austausch gar nicht geklappt. Im Gegenteil. Da herrscht Konkurrenzdenken pur. Habe das nach mehreren Enttäuschungen aufgegeben.


    Auch in der Klassenführung wollte ich das "an einem Strang ziehen" anregen. Mit dem Ergebnis, dass der Abteilungsleiter und ich regelmäßig alleine beim vereinbarten Termin saßen. Kollege X musste zum Arzt, Kollege Y musste heim, weil Kind Durchfall, Kollege Z will die Mail nicht bekommen haben... Zur Dienstverpflichtung wollte der AL nicht greifen, also haben wir es wieder aufgegeben...


    Mein großes "neues" Projekt ist IF. Da zeichnen sich nach zwei Jahren erste Erfolge ab. Mein damalig erster IF-Jahrgang geht 2017 ins Abi. Ich hoffe und bete, dass die Schüler da genauso absahnen wie in den Klausuren. Viele Kollegen wollen eben erstmal Resultate sehen, bevor sie sich überzeugen lassen...

  • Ich meinte vor allem, dass es keine von Lehrern oder einer Schulgemeinde akzeptierte Haltung sein kann, sich unhöflich und rüpelhaft zu verhalten, wenn einem was nicht passt und dabei ist es vollkommen egal, ob es einem zu zu Recht oder Unrecht nicht passt.
    Schlimm genug, dass ich das hier noch erklären muss. Unglaublich.

    Natürlich ist es keine akzeptierte Haltung, aber wie gesagt, im Vergleich zu den Szenarien die hätten auftreten können, ist das noch glimpflich abgelaufen...

    • Offizieller Beitrag

    Danke. Zumal man dieses Verhalten auch definitiv als eine Art Protest verstehen kann.

    versus

    Natürlich ist es keine akzeptierte Haltung,

    Tja... ich glaube, es ist immer noch nicht verstanden.

    • Offizieller Beitrag

    Oder an einer fehlenden Grundhaltung. Da ich aber nicht für deine verantwortlich bin, ist es mir ehrlich gesagt auch wurscht.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Wenn meine Schüler etwas nicht verstehen, liegt es in der Regel daran, dass ich es nicht gut genug erklärt habe.

    Wenn meine Schüler etwas nicht verstehen, dann sind sie einfach dafür zu dumm.


    Du beschäftigst dich mit Angelegenheiten, für die du nicht zuständig bist.

  • Das ist doch kein Protest, sondern genauso hohl, wie in der Konferenz Sudoku zu spielen.

    Wobei letzteres durchaus eine legitime und notwendige Form des Protestes darstellen kann. Nämlich dann, wenn es in der Schule an Konferenzkultur fehlt. Soll nicht ganz selten vorkommen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • @all


    Vielleicht sollte man aber auch wirklich mal in Erwägung ziehen, dass die von derTE angegebenen Rahmenbedingungen zutreffend sind. Wenn der Vortrag wirklich für Schüler uninteressant ist, für das Kollegium aber relevant, dann erschließt sich mir nicht ganz, warum man das Ganze nicht als Fortbildung deklariert und halt nur das Kollegium verpflichtet hat. Das wären wahrscheinlich auch ein paar Dutzend Zuhörer gewesen, und bei entsprechender Abstimmung hätte man ja auch noch das Kollegium der Nachbarschule mit einbeziehen können; da wäre man auch schnell bei 200 Leuten. Leider kann/mag MrsPace ja nicht mehr über Art und Thema des Vortrags verraten, das hätte vielleicht einige Unklarheiten hier ausgeräumt. Ich hätte mir als Schüler kurz vor dem Abitur auch keinen Vortrag über das volksbeglückende Wirken des KM und die Zukunft des Gymnasiums (das nur als Beispiel für ein Thema, das für Schüler nicht so relevant ist wie für Lehrer) anhören wollen, gehalten vom CSU-Ortsgruppenspezi des Schulleiters.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wobei letzteres durchaus eine legitime und notwendige Form des Protestes darstellen kann. Nämlich dann, wenn es in der Schule an Konferenzkultur fehlt. Soll nicht ganz selten vorkommen.

    Nein, das ist kein angemessener Protest, sondern kindisches Verhalten. Und selbst wenn der eine oder die andere Erwachsene für sich persönlich entschieden haben sollte, seine Arbeitszeit so zu vertrödeln ist es noch lange kein Argument, SchülerInnen zu vermitteln, dass zur Schau getragene Ignoranz eine angemessene Form von irgendwas sei.


    Ich hätte mir als Schüler kurz vor dem Abitur auch keinen Vortrag über das volksbeglückende Wirken des KM und die Zukunft des Gymnasiums (das nur als Beispiel für ein Thema, das für Schüler nicht so relevant ist wie für Lehrer) anhören wollen, gehalten vom CSU-Ortsgruppenspezi des Schulleiters.

    Erstens wurde im zweiten Posting der TE von "politisch Hochbrisantem" geprochen. Und zweitens ist das trotzdem kein Argument dafür, den Schülern zu vermitteln, es sei ok, sich so zu verhalten. Ich habe mich auch schon kriminell verhalten, trotzdem würde ich meinen SchülerInnen niemals sagen, kiffen und klauen wäre okay. Als Beispiel :pirat:


    Wenn es tatsächlich einen (unwahrscheinlichen) Grund gäbe, dieser Veranstaltung fernzubleiben (weil sie verfassungsrechtlich problematisch wäre zum Beispiel), dann sollte man schon richtig Aufstand proben und sich nicht mit seinem Handy dorthin setzen.

  • selbst wenn der eine oder die andere Erwachsene für sich persönlich entschieden haben sollte, seine Arbeitszeit so zu vertrödeln ist es noch lange kein Argument, SchülerInnen zu vermitteln, dass zur Schau getragene Ignoranz eine angemessene Form von irgendwas sei.

    Du hast mich falsch verstanden Ich habe mich nicht adressatengerecht ausgedrückt: Wenn ein Schulleiter meint, MEINE Arbeits-/Lebenszeit mit schlecht geplanten (schwammige Tagesordnung, open end) und noch schlechter geleiteten Konferenzen vertrödeln zu müssen, dann nehme ich mir das Recht heraus, diese Zeit in FÜR MICH sinnvoller Weise zu nutzen. Das Beispiel war auch völlig losgelöst vom Verhalten von Schülern zu sehen.


    wurde im zweiten Posting der TE von "politisch Hochbrisantem" geprochen

    Als "Politisch hochbrisant" wurde seinerzeit auch die Einführung des G8 empfunden. "Politisch hochbrisant" ist auch Stuttgart 21. Ich bleibe dabei: Solange wir nichts genaueres wissen, ist hier viel Nebelstochern angesagt.


    - Davon ab: Ich weise explizit darauf hin, dass ich die Vorgehensweise und das Verhalten von "MrsPace" nicht gutheiße. Ich sehe da - wie wohl die Mehrheit hier - viel Drückebergerei oder gar Kumpelei mit den Schülern. Ich kann mir aber sehr lebhaft Schulen, vor allem auch Schulleitungen vorstellen, bei denen das von MrsPace geschilderte Vorgehen das einzig zielführende ist, weil alles andere ohnehin in den Wind gesprochen wäre. Und wenn es ohnehin nur darum ging, eine Lokalgrande parteipolitisch Gefärbtes absondern zu lassen, ohne die Möglichkeit zu Diskussion oder auch nur Rückfragen, dann ist es vielleicht gar kein so schlechtes Signal, dem Vortragenden sein Desinteresse deutlich zu signalisieren.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wo hat MrsPace eigentlich geschrieben, dass sie die Schüler dazu angehalten hat oder es gegenüber den Schülern gutgeheissen hat, während des Vortrages mit den Handys rumzuspielen? Das kann ich hier nirgendwo rauslesen.


    Im Übrigen wundert es mich ehrlich gesagt nicht, wenn Schüler, die am Nachmittag nicht zum Sport oder Musikunterricht gehen können, weil sie von Seiten der Schule für irgendeine politische Propagandaveranstaltung zwangsrekrutiert wurden, sich die Zeit während des Vortrages mit irgendwelchen anderen Dingen vertreiben und ggf. auch ihren Widerwillen durch zur Schau gestelltes Desinteresse bekunden.

  • das fängt z.b. damit an, dass man sich nicht an regeln hält, weil man sonst auf den deckel bekommt, sondern weil man aufeinander achtet und sich grundsätzlich prosozial verhält, auch wenn das für einen selbst eventuell aktuell anstrengender ist als die egoistsiche alternative


    Das gleiche gilt auch für Groß- und Kleinschreibung in Foren.

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