Verpflichtende Teilnahme an politischer Veranstaltung?

  • Hallo zusammen,


    bei uns an der Schule findet demnächst außerhalb der Unterrichtszeit eine politische Veranstaltung statt. Die Schulleitung hat gewisse Jahrgangsstufen zur Teilnahme daran verpflichtet. Meine Frage: Ist das rechtens? Meine Schüler wollen aus bestimmten Gründen daran nicht teilnehmen.


    Ich habe versprochen, mich zu erkundigen. Könnt ihr mir helfen?


    Grüße,
    Mrs Pace

  • Ich wollte es eigentlich nicht genauer spezifizieren, damit die Schule nicht recherchiert werden kann... Es geht um einen zweistündigen Vortrag mit einer politisch brisanten Problematik.


    Bei uns ist an diesem Tag grundsätzlich kein Nachmittagsunterricht. Entsprechend haben die Schüler auf diesen Nachmittag ihre Freizeitaktivitäten gelegt. Training im Sportverein, Nachhilfe-Unterricht, etc.

    • Offizieller Beitrag

    Also dann nehme ich als Beispiel eine Podiumsdiskussion zur Flüchtlingspolitik.
    Wenn da nur CDU-Politiker eingeladen werden, kann von Seite der SchülerInnen / LehrerInnen argumentiert werden, dass es sich um eine(n Versuch der) Einflussnahme handele. Ich gehe mal davon aus, dass dies nicht dr Fall ist und unterschiedliche (wenn auch nicht ALLE) Aspekte diskutiert werden.


    Wenn eine solche Veranstaltung nicht jede 2. Woche stattfindet, wird es meiner Meinung nach schwierig mit dem freien Nachmittag zu argumentieren. Schließlich ist eine schulische Veranstaltung nicht nur zwischen 8 und 13uhr15. Es gibt zum Beispiel mal einen Theaterbesuch in einer (Fremd-)Sprache, ...


    und da es in BaWü vermutlich auch so ist, dass politische Bildung / das jeweilige Fach bis zum Abi belegt werden muss (wenn auch gekürzt oder epochal), dann kann man auch mit dem fehlenden Interesse nicht argumentieren.


    chili

  • Bei so einen Arguemnt würde ich meinen Schülern sagen, dass ich mit ihnen keine Tagesausflügen, Klassenfahren, ... machen werde, da sie ja Nachmittags frei haben. Wenn Sie nicht von alleine sehen was sie da vorschlagen, dann würde ich ihnen sagen, dass Schule rechtlich leider vorrang hat. Das können Sie sich nicht aussuchen.

  • Danke für deinen Beitrag. Politische Einflussnahme merke ich mir mal. Könnte man in diesem Fall durchaus als Argument vorbringen.


    Es gab seitens der SL keinerlei Begründung, warum die SuS verpflichtet werden. Zudem finde ich es unfair, dass einige Klassenstufen verpflichtet werden und andere nicht.

  • Das mit den Klassenstufen ist auch kein sinnvolles Argument. Wenn nicht in allen Klassenstufen eine Klassenfahrt gemacht wird, dann ist das also auch unfair; daher Klassenfahrten in allen Stufen verbieten?
    Es gibt dafür wahrscheinlich ganz einfache und gute Gründe: Es ist für die anderen Schüler evtl. noch nicht dem Alter entsprechend sinnvoll; der Raum fasst schlicht und ergreifend nicht alle Schüler der Schule; ...

  • Also für die 12er wäre der Vortrag altersmäßig angemessen und für die 13er nicht? Der Raum fasst alle Schüler. Es würden einige stehen müssen, aber es ginge.


    Kein Schüler wird gezwungen auf Klassenfahrt zu gehen. Wer nicht möchte, bleibt zuhause und besucht Ersatzunterricht. Ich finde nicht, dass man das vergleichen kann.


    Ich will es immer noch nicht einsehen, dass ein solches Vorgehen ok sein soll... ;)

  • Ich habe nur Beispiele aufgezählt und Pünktchen gesetzt. Die Gründe kannst du den Schulleiter fragen. Ob du den Grund verstehst oder nicht ist dabei übrigens nebensächlich. Er setzt eine schulische Veranstaltung an.


    Grund bei den 13er könnte z.B. sein: Sie haben das schon im Politikunterricht besprochen; die 13er besuchen dafür in 3 Wochen eine andere Veranstaltung; der Raum reicht doch nicht, da dir die Schulleitung gar nicht gesagt hat wer noch alles eingeladen ist, ...



    Das mit den Klassenfahrten sehe ich anders. Ich kenne Schulen, die auch schon Bußgelder gegen Eltern verhängt haben (und einige Eltern dann sogar in Haft genommen wurden, da sie nicht gezahlt haben.)
    Ja, mir ist klar, dass man sich von der Klassenfaht auch befreien kann. Kenne ich auch und habe ich auch schon erlebt. Aber dafür ist man doch Klassenlehrer und regelt das. Bei uns (NRW) kann ich als Klassenlehrer den Schülern für eine bestimmte Anzahl an Tagen pro Jahr vom Unterricht befreien. Das liegt alleine in meiner Entscheidungsfreiheit ob ich den Grund akzeptiere oder nicht. Wenn das bei euch auch erlaubt ist, dann nutze dein Recht doch.

  • Danke für deinen Beitrag. Politische Einflussnahme merke ich mir mal. Könnte man in diesem Fall durchaus als Argument vorbringen.


    Es gab seitens der SL keinerlei Begründung, warum die SuS verpflichtet werden. Zudem finde ich es unfair, dass einige Klassenstufen verpflichtet werden und andere nicht.

    Genau. Und am Ende wird da noch "gegen Rechte gehetzt". Mit genau diesen Worten hat mir eine Schülerin kürzlich erklärt, warum sie eine solche Veranstaltung an ihrer früheren Schule total doof fand. Und sie sei ja politisch "zu neutral" und werde deshalb von manchen für rechtsradikal gehalten...


    Mit anderen Worten: Meinst du das ernst?!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wie kommst du auf "gegen Rechte hetzen"? Wir kennen das Thema doch gar nicht. MrsPace hat es uns nicht gesagt. Politik ist nicht nur "links" gegen "rechts". Es gibt tausende andere politische Themen. Evtl. plant die Stadt die neue Bushaltestelle und dafür soll jetzt ein Teil der Wiese geopfert werden auf der die Schüler sonst in der Pause stehen können, ...

  • Wie kommst du auf "gegen Rechte hetzen"? Wir kennen das Thema doch gar nicht. MrsPace hat es uns nicht gesagt. Politik ist nicht nur "links" gegen "rechts". Es gibt tausende andere politische Themen. Evtl. plant die Stadt die neue Bushaltestelle und dafür soll jetzt ein Teil der Wiese geopfert werden auf der die Schüler sonst in der Pause stehen können, ...

    Ich störe mich ein wenig daran, dass MrsPace so pauschal gegen diese Veranstaltung zu sein scheint. Politische Bildung ist ein Kernauftrag der Schule, und ich finde es reichlich seltsam, dass eine Lehrerin eine darauf ausgerichtete Schulveranstaltung in Frage stellt. Ich kann mir keine *vernünftigen* Gründe vorstellen, warum Schüler an einem "Vortrag mit politisch brisanter Thematik" nicht teilnehmen wollen. Das von Dir gebrachte Beispiel würde ich nicht gerade als "politisch brisant" bewerten.


    Das mit dem "gegen Rechte hetzen" war ein plakatives Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung, würde aber zu den von MrsPace gemachten Andeutungen ganz gut passen.


    MrsPace: Sag halt wenigstens mal, um was für eine Art Veranstaltung es sich handelt, wenn Du schon meinst, es bestehe die Gefahr der politischen Einflussnahme.

  • Soweit ich weiß kann die SL in Bayern bestimmte Veranstaltungen für Klassen, Jahrgangsstufen oder eben die ganze Schule zu Schulveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht erklären (Theaterbesuche zum Beispiel oder Vorträge). Daran finde ich (solange es sich in bestimmten Grenzen bewegt) nichts falsch. Ohne genauer zu wissen, welche Art von Veranstaltung es ist, kann ich dazu nichts weiter sagen.

  • Generell würde ich mich auch nicht gegenüber den SchülerInnen gegen die Schulleitung stellen. Wenn diese eine Schulveranstaltung ansetzt, ist diese verbindlich. Und wenn du, Mrs Pace, Fragen oder Probleme damit hast, wäre es besser, diese direkt mit der Schulleitung zu besprechen bzw. bei Problemen der SchülerInnen mit der Veranstaltung diese direkt dorthin zu schicken. An deiner Stelle würde ich mich da komplett raushalten. Warum du so gegen die Veranstaltung bist, erklärst du ja leider nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Und das Neutralitätsgebot ist auch mitnichten verletzt, wenn man mal Politiker der einen oder anderen Seite einlädt. Es kommt darauf an, was man damit dann macht, was der Plan und die Überschrift der Veranstaltung ist.
    Man liest ja im Deutschunterricht auch Reden von Goebbels. Die gelten grundsätzlich als eher wenig politisch neutral ;) - Allerdings tut man dies auch nicht zum Applaus, sondern zur Analyse. So kann man das auch mit Podiumsdiskussionen oder Vorträgen machen.


    Wir haben Refernten aller Couleur da - vom Grünen bis zum Kreationisten, Unternehmensberater bis PETA - Aktivist, unsere Geschichtler oder PoWi-Kurse besuchen immer mal wieder Abgeordnete oder laden sie ein. Und da selten zwei Abgeordnete einer Partei am selben Tag / zur selben Stunde Zeit haben, kommt eben nur einer von einer Partei. Den befragt man zu seiner Meinung, später bespricht man das und stellt es in einen Kontext. Wenn man Glück hat, kann man später nochmal jemanden von der anderen Seite einladen.
    Ich erinere mich noch gut an den völlig verschwitzt und mit zerrauften Haaren aus dem PoWi-Unterricht kommenden Abgeordneten der Partei X: die Schüler haben ihm die 60 Minuten offensichtlich nicht leicht gemacht. Glaube nicht, dass er viele Chancen hatte, jemanden zu beeinflussen.


    Man kann der Schule/den Kollegen schon zutrauen, sowas pädagogich aufzufangen. Das ist unser Auftrag. Und ein Untericht, der nicht nur immer noch'n Text beinhaltet, also lebendige Politik zeigt, ist umso besser. Daran erinnert schüler sich, manchmal so, dass der eine oder andere das Thema nochmal genauer nachforscht. Gut so.

  • Genau. Und am Ende wird da noch "gegen Rechte gehetzt". Mit genau diesen Worten hat mir eine Schülerin kürzlich erklärt, warum sie eine solche Veranstaltung an ihrer früheren Schule total doof fand. Und sie sei ja politisch "zu neutral" und werde deshalb von manchen für rechtsradikal gehalten...

    Das kommt mir bekannt vor. Ich habe mittlerweile diverse Schüler, die an bestimmten Diskussionen in der Schule grundsätzlich gar nicht mehr teilnehmen, weil sie befürchten durch das Äußern einer abweichenden, kritischen, politisch nicht korrekten Meinung in eine bestimmte Ecke gedrängt zu werden. Sobald bestimmte Themen zur Sprache kommen, klinken sich dieser Schüler aus.


    Möglicherweise besteht deshalb auch bei den Schülern von Mrs.Pace eine gewisse Abneigung gegen die geplante Veranstaltung. In der 12. durchschauen Schüler es natürlich leicht, wenn es sich z.B. um Propagandaveranstaltungen handelt.


    Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie man uns damals in der Oberstufe zur kollektiven Teilnahme an einer Anti-Kriegs-Demo verpflichten wollte, mit anschließender Diskussion über das Thema im Unterricht. Schüler, die sich weigerten an der Demo teilzunehmen, weil sie deren Anliegen nicht teilten, mussten sich dafür auch noch rechtfertigen.

  • Danke @Claudius. Genauso ist die Lage...


    Dieser Vortrag wird bereits seit Anfang des vergangenen Schulhalbjahrs beworben und war eigentlich nicht für Schüler vorgesehen. Zumindest wurde in der Schülerschaft nicht explizit dafür geworben. Anfang dieser Woche war Anmeldefrist. Nun ja, die Resonanz war gering... Von unserem Kollegium haben sich gerade einmal 25% angemeldet. Und das wohl auch nur, weil der Vortrag bei uns an der Schule stattfindet. Aus der Bevölkerung kamen noch weniger Anmeldungen... Und da der Vortragende eben so ein hohes Tier ist, möchte/muss man ihm natürlich ein volles Haus bieten. Und da werden dann einfach mal 230 Schüler, die teilweise zum ersten Mal überhaupt hörten, dass so ein Vortrag stattfindet, verpflichtet dort hinzugehen und dürfen das mangelnde Interesse der eigentlichen Zielgruppen ausbaden...


    Gestern habe ich vor Schulbeginn die Schulleitung deswegen angeschrieben und kritisch nachgefragt... Den gesamten Freitag kam keine Antwort... Das spricht für mich schon Bände...

  • Dann macht sich die Schulleitung damit selbst keinen Gefallen. Schüler zu einer Veranstaltung zu verpflichten, die zunächst nicht verpflichtend war ist wohl das Dümmste was man anstellen kann.


    Wenn das nicht mit Störungen oder offensichtlich zur Schau gestellter Unlust endet, wäre ein Wunder.


    Spinnen wir das mal weiter. Was sollen Schüler tun, die Nebenjobs haben und diese auf schulfreie Zeitpunkte gelegt haben? Und jetzt die Schule plötzlich mit einer Schulveranstaltung ankommt die auch urplötzlich verpflichtend ist?


    Wir erwarten Verantwortung und Selbstständigkeit von unseren Schülern. Und jetzt wird dies torpediert?
    Ich hätte da nichts dagegen, wenn mein Sohn dort fehlen würde.

  • Du sprichst genau die Probleme an, die meine Schüler damit haben.


    Zumal meine Klasse dann zum Beispiel durchgehend von 7.45 Uhr bis 16 Uhr beschäftigt wäre ohne eine Mittagspause zu haben... Da müsse dann halt Unterricht entfallen... Sehe ich nicht ein. Zumal die Zeit in dieser Klasse äußerst knapp ist, da es sich um eine einjährige Schulart handelt und da im Mai schon Prüfungen sind...

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