Erfahrungen mit Schulhund?

  • Hallo zusammen,


    wir haben seit dem laufenden Schuljahr eine neue Kollegin, die einen ausgebildeten Schulhund besitzt. Sie möchte ihn demnächst mit in die Schule bringen. Sofern die Schulleitung es erlaubt. Da ich selbst einen Hund besitze, stehe ich dieser Sache sehr aufgeschlossen gegenüber. Leider sehen das viele meiner Kolleginnen und Kollegen anders. :( Manche wollen es schlicht nicht. Machen Witze, sie würden dann demnächst ihr Kind, ihre Katze, ihren Hamster, ihre Mutter, etc. mitbringen. Andere haben "ernstere" Bedenken wie Hygiene, Tiergefahr, Belastung für Allergiker, etc.


    Daher wollte ich hier mal nach Erfahrungen fragen. Auch um die neue Kollegin in ihrem Vorhaben etwas unterstützen zu können. Gibt es hier jemanden, der einen Schulhund führt oder jemanden, an dessen Schule ein Schulhund eingesetzt wird und mir eventuell von Erfahrungen, etc. berichten kann?


    Grüße und danke,
    Mrs Pace

  • ich war mal an einer schule, in der ein blindenhund (samt blinder kollegin im schlepptau) dienst tat. das hat den betroffenen klassen und der stimmung im lehrerzimmer sehr, sehr gut getan.

  • Ich habe während des Studiums an einer Schule mit Schulhund gearbeitet. Er war unglaublich beliebt bei Lehrern wie Schülern. Die Kollegin, zu der der Hund gehörte, berichtet, dass sich die Anwesenheit des Hundes sehr positiv auf das Sozialverhalten der Klassen auswirkt, da die SuS den Hund natürlich gern im Klassenzimmer haben, aber wissen, dass bei zu viel Lärm und Unruhe (dazu zählen auch runterfallende Mäppchen, geworfene Papierkugeln etc.) der Hund das Zimmer verlassen muss, weil es für ihn mit seinen scharfen Sinnen sonst zu viel Stress bedeutet.


    Aufgrund dieser positiven Erfahrungen habe ich mich auch selbst noch in das Thema etwas eingelesen. Basierend hierauf kann ich noch ergänzen: Mit Bedenken wie Hygiene und Allergikerbelastungen muss sich die Schule vor der Einführung des Schulhundes befassen und einen Hygieneplan entwickeln. Dazu zählt für gewöhnlich, dass in allen Klassenzimmern, in denen der Hund eingesetzt wird, Waschbecken zur Verfügung stehen müssen, und dass nach jeder Schulstunde durchgefegt wird. Weiterhin müssen die Eltern der betroffenen Schüler unterschreiben, dass keine starken Tierhaarallergien vorliegen. Ist dies bei einem Schüler der Fall, kann der Hund nicht bei der Klasse eingesetzt werden. Schließlich sollte, wenn der Hund nicht nur für eine Einzelstunde am Tag, sondern auch mal für mehrere Stunden eingesetzt werden soll, auch ein Ruheraum für den Hund zur Verfügung stehen und natürlich für seine körperlichen Bedürfnisse (Trinknapf, Gassi-Pausen, Schlafpausen) gesorgt werden.
    Übrigens gibt es auch Einsatzszenarien zur Stärkung bestimmter Verhaltensweisen oder Förderung bestimmter SuS. Von einer Lehrerin, die ebenfalls selbst einen Schulhund hat, habe ich bspw. mal erfahren, dass ihr Hund zur Förderung besonders zurückhaltender SuS eingesetzt wird. Dazu zählt einerseits, dass die Hündin ein "Vorlesehund" ist, d.h. im Rahmen des Ganztagsangebotes ihrer Schule gibt es das Projekt, dass ausgesuchte (besonders stille/schüchterne) SuS dem Hund vorlesen. Dadurch sollen sie Ängste vor dem lauten Lesen überwinden (der Hund lacht nicht!). Außerdem trainiert sie mittels des Hundes Körpersprache und Aussprache der SuS: Ohne entschiedene Befehle hört der Hund nicht, bestimmte Posen bedeuten bestimmte Kommandos. Ich kenne diese Einsatzszenarien nur aus ihrer Erzählung, finde die "Idee Schulhund" aber wirklich toll.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Als Hundebesitzer kann ich aber auch diejenigen verstehen, die keinen Hund in Schule wollen.
    Es gibt Menschen, die mögen keine Hunde. Warum sollen diese Personen damit am Arbeitsplatz konfrontiert werden?
    Was ist mit Allergikern?


    Die Schule ist ein Lernort. Wer Lust auf Tiere hat, soll sich eines anschaffen und andere Personen damit nicht belasten.

  • genau, ein lernort. von tieren - vor allem von unserem sozialpartner hund kann man extrem viel lernen. außerdem bekommst du als kollege von dem vierbeiner wenig mit, wenn du das nicht willst. man kann ja miteinander sprechen... ein schulhund ist zudem kein haustier, das mal eben so mitgebracht wird (wobei auch das an manchen schulen möglich und eine große bereicherung ist), sondern ein ausgebildetes exemplar mit "job", ähnlich einem therapiehund oder eben einem blindenhund.


    im übrigen sollten schulen, wenn wir alle schon den ganzen tag dort sind, doch auch ein stück weit lebensort für schüler, lehrer, andere mitarbeiter sein?!

  • Wir haben uns als Schule gerade ganz offiziell auf den Weg gemacht. Ich habe in diesem Rahmen eine 2 tägige Fortbildung zu tiergestützter Pädagogik gemacht. Es gibt ganz viele gute Argumente für einen Schulhund, die sogar objektiv messbar sind (Stresshormonmessung z.B.). Da gibt es auch Studien zu.


    UNser Schulhund ist in der Vorschule eingesetzt. Wissen wir von Allergikerkindern, kommen sie in die andere VOrschulklasse. Sollte es sich bei einem Kind später rausstellen, müsste der Hund leider zu Hause bleiben. Der Hund kommt an 3 von 5 Tagen und ist nur mit der Kollegin im eigenen Klassenraum. Warum also sollte das jemand anderen belästigen?


    LG Anja

  • Was ist mit Kindern, die Angst vor Hunden haben?


    Persönlich fände ich noch die Frage wichtig, wie oft der Hund gebadet wird. So ein Hund riecht für den einen oder anderen doch recht streng. Den wollte ich nicht unbedingt neben mir im Lehrerzimmer haben. ;)

  • genau, ein lernort. von tieren - vor allem von unserem sozialpartner hund kann man extrem viel lernen. außerdem bekommst du als kollege von dem vierbeiner wenig mit, wenn du das nicht willst. man kann ja miteinander sprechen... ein schulhund ist zudem kein haustier, das mal eben so mitgebracht wird (wobei auch das an manchen schulen möglich und eine große bereicherung ist), sondern ein ausgebildetes exemplar mit "job", ähnlich einem therapiehund oder eben einem blindenhund.


    im übrigen sollten schulen, wenn wir alle schon den ganzen tag dort sind, doch auch ein stück weit lebensort für schüler, lehrer, andere mitarbeiter sein?!

    Deshalb habe ich einen Hund. Die Kinder lernen u.a. Verantwortung für das Tier zu tragen. Das ist mein Job als Vater; diese Werte zu vermitteln. Aber an meinem Arbeitsplatz hat ein Tier nichts zu suchen. Ich verstehe jeden Kollegen, der dagegen ist.


    Warum soll der Kollege denn sagen, dass er den Hund nicht sehen will? Wie soll das denn gehen? Über den Weg läuft man sich immer mal wieder. Oder willst du als Kollegin nicht mehr ins Lehrerzimmer?


    Nebenbei, mein Lebensort ist mein Zuhause mit meiner Familie. Die Schule ist mein Job, nicht mehr und nicht weniger.

  • Was ist mit Kindern, die Angst vor Hunden haben?


    Persönlich fände ich noch die Frage wichtig, wie oft der Hund gebadet wird. So ein Hund riecht für den einen oder anderen doch recht streng. Den wollte ich nicht unbedingt neben mir im Lehrerzimmer haben. ;)

    Kinder, die Angst vor Hunden haben, sind die Kinder, die einen Schulhund wohl am besten brauchen können. Denn wie kecks schon ansprach bedeutet "Schulhundausbildung" in Deutschland bislang für gewöhnlich "Therapiehundausbildung", sprich Hund und Mensch sind gerade dafür ausgebildet und geeignet, solche Ängste zu nehmen. Und die Angst vor Hunden zu verlieren ist eine absolute Bereicherung fürs ganze Leben.


    Bezüglich Hygiene schrieb ich ja schon, dass ein Hygieneplan erstellt werden müsste. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Hund nun täglich eingeseift wird, der Hund bleibt Hund. Aber bezüglich empfindlicher Nasen lässt sich da wohl sicher anführen, dass Menschen sich für gewöhnlich schnell an Gerüche gewöhnen, die in ihrem Umfeld häufiger vorkommen. Du würdest den Hund bald nicht mehr riechen, wäre er häufiger im Lehrerzimmer. Und das wäre dann auch für dich wieder eine Bereicherung, da du künftig kein Problem mehr in Autos von Hundebesitzern hättest ;)

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich war mal an einer Schule mit Schulhund. Der Hund war übrigens nie im Lehrerzimmer, sondern hatte einen Extraraum in dem er seine Arbeitspausen verbrachte. Die Kollegin ging mit dem Hund in Klassen, aber es konnten auch Kinder in den Hunderaum kommen, z.B. im Rahmen von Pausen (da gab es vorab abgesprochene Termine für interessierte Kinder). Der Hund war dort eine große Bereicherung, sehr gut ausgebildet und auch für schüchterene oder besonders aufgedrehte Kinder eine Hilfe. Da konnten sich auch Schüler, denen Regeln sonst schwer fallen, an Regeln halten.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Wie schon gesagt ist unser Schulhund im Klassenraum seiner Besitzerin und in einem kleinen Extraraum wenn er Pause macht. Sonst nirgendwo.

  • Meine Erfahrung mit Kollegien ist, dass generell wenig bis gar keine Bereitschaft dazu besteht, IRGENDETWAS mal auszuprobieren.
    Letztlich müsstest du also den Schulleiter überzeugen, mal ein paar Probewochen zu machen. Wenn ihm der Aufwand zu groß ist (Infozettel Eltern, Allergien abklären etc.), dann ist die Sache eh gelaufen. Wenn er solchen Sachen ggü. aufgeschlossen ist, muss man auch nicht jedem einzelnen Kollegen erzählen, wie prima Hunde sein können.
    Wie wenig (verbale) Überzeugungsversuche funktionieren, sieht man ja nicht zuletzt in diesem Forum ;)

  • Bei uns (HH) musste der Hund bzw. die tiergestützte Pädagogik ins Schulprogramm und von der Lehrerkonferenz, dem Elternrat und später Schulkonferenz angesegnet werden. Das wurde von unserer Schulleitung so gefordert.


    Meine Kollegin schrieb dann ein Konzept, in dem die vielen Vorteile aufgezählt und viele Vorurteile (Hygiene z.B.) widerlegt wurden.

  • Wir haben einen Schulhund und er ist toll und bereichernd für alle. In der Klasse, in der er mit den meisten Stunden ist (die Klasse seiner Besitzerin), ist es wirklich leise und unglaublich angenehm. Das Sozialverhalten ist besser als in anderen Klassen, möchte ich behaupten.


    Der Hund musste vorher eine zweijährige(!) Schulhundausbildung machen, ist also nicht ein x-beliebiges Haustier, das mit in den Unterricht geschleppt wird und muss jedes halbe Jahr tierärztlich untersucht werden. Da werden dann auch solche Sachen wie Impfungen, Wurmkur u.s.w. gemacht. Die Dokumente sind im Sekretariat für skeptische Eltern einsehbar.


    Allergien wurden bei der Einschulung in Klasse 5 abgefragt. Kinder mit Hundehaarallergien oder die von Eltern, die das partout nicht wollten, kamen halt in die Parallelklassen.


    Im Lehrerzimmer hat er eine Decke in der Ecke liegen, wo er sich ganz brav von alleine drauf legt. Er ist noch nie alleine/ohne Aufforderung rumgelaufen.

  • Meine Hunde, eine Katze, die vier Ziegen und eines der Pferde nutze ich regelmäßig im Unterricht; seit dem letzten Schuljahr auch Honigbienen. Die Hunde sind am häufigsten dabei. Ja, die Themen "Allergie, Angst, XY mag keine Hund" werden immer wieder, wie die sprichwörtliche Sau, durchs Dorf getrieben.
    Das Thema "Angst": ja, es gibt ängstliche Kinder. Da habe ich schon sehr krasse Beispiele erlebt und manche Diskussion mit vor allem älteren, hochbesorgten Eltern geführt - jedoch nie im schulischen Kontext, sondern bei Zufallsbegegnungen im Privatleben. Bei den berufsbedingten Waldpädagogikaktionen erlebe ich allerdings auch immer wieder ängstliche Kinder mit echter Furcht vor dem Hund. Meine beiden sind als voll ausgebildete und regelmäßig genutzte Jagdhunde sowieso recht abgeklärt und interessieren sich wenig für Menschen, die ihnen nicht zu nahe kommen. Die Schulen, mit denen ich regelmäßig zusammenarbeite haben in ihrem Lehrplan das Thema "Umgang mit dem Hund" fest implementiert. Die Kinder, die Angst haben, gehen halt nicht ran; spätestens am Ende des Tages sind sie jedoch meist doch sehr nah, wenn die anderen auf meinen beiden herumhängen und kuscheln. Angst ist nichts, was man in meinen Augen fördern sondern abbauen sollte. Durch Bilder von Hunden in Bio-Büchern schafft man das jedoch mit Sicherheit nicht.


    Zum Thema "Allergie": das liebe alte Totschlagargument. In der Regel sind es Allergien gegen den Hundespeichel, auch wenn dieser am Tier nach dem Belecken anhaftet - nicht umherfliegende Haare. Wie bei allen Allergenen darf der/die Betreffende dann einen Hund nicht anfassen, was die meisten sowieso nicht machen. Eine allergenfreie Schule, ohne Milchprodukte, Zitrusfrüchte, etc. ist sowieso kaum umsetzbar. Mal dazu: ich bin gegen Katzen allergisch, trotzdem haben wir drei davon im Haus (ich mag keine singvögelmeuchelnden Freigänger). Es geht. Man muss sich nur an bestimmte Hygienemaßnahmen halten.


    Zum Thema "XY mag keine Hunde": ja, und? Ich mag auch viele Dinge an der Schule nicht. Zeugnisse schreiben, Konferenzen, Teamsitzungen - tiergestützte Pädagogik hat durchaus seine Vorteile und Berechtigung. Wieso sollte ich einem anderen seinen methodischen Ansatz vorschreiben? Wenn eine Schule so ein Konzept gut findet, dann muss de


    Ich bin, wie bei meinem Vorstellungspost seinerzeit geschrieben, eigentlich Berufsschullehrer, komme aus der Zoopädagogik, habe Forst- und Agrarwissenschaften studiert. Ich erlebe Verbraucher, die anhand von Zolllstock-Tierschutz Tierwohl beurteilen, ein diffuses Wissen um dieses Thema aufweisen und Tierhaltung anhand von solchen Dingen wie einem "schönen" Aussehen beurteilen. In der Zoopädagogik habe ich oftmals erlebt, dass Kinder und Jugendliche keine Ahnung davon haben, wie sie mit einem Tier umgehen sollten. Tiere im Unterricht einzusetzen halte ich für sehr gut - und sei es nur die Honigbiene, einstmals DAS Haustier der Lehrer, noch vor dem Kleinen Münsterländer und dem Huhn.


  • Mal dazu: ich bin gegen Katzen allergisch, trotzdem haben wir drei davon im Haus (ich mag keine singvögelmeuchelnden Freigänger).

    Katzen im Haus? So viel zum Thema artgerechte Tierhaltung ;)


    Ich finde tiergestützte Therapien eine wunderbare Sache. Allerdings ist Therapie eben was anderes, als Pädagogik. So ähnlich, als würde ein Kollege gerne seine privat erworbenen Spieltherapieerfahrungen im Unterricht anwenden.
    Solange ich nicht wüsste, ob die Kollegin ihren Hund im Griff hat, würde ich das Experiment nicht unbedingt den Kindern und dem Hund zumuten wollen. Deswegen, wollte ich betreffende Idee unterstützen, eben den Schulleiter überzeugen und nicht die Kollegen.

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