Schüler spielen ungeeignete Videospiele bis spät in die Nacht

  • In meiner 5. Klasse habe ich mitbekommen, dass manche Schüler anscheinend bis spät in die Nacht (teilweise weit nach 0 Uhr) vor ihrer Spielkonsole sitzen und Videospiele spielen, die für sie nicht geeignet sind.


    Da ich selbst Gamer bin, finde ich nichts daran auszusetzen, Video- oder Computerspiele zu spielen, aber bitte erstens nicht bis spät in die Nacht wenn am anderen Morgen Schule ist und zweitens sollten 10-Jährige auch keine Spiele spielen, die nicht für Jugendliche freigegeben sind. Im konkreten Fall handelt es sich um GTA V, welches aus guten Gründen keine Jugendfreigabe hat.


    Was würdet ihr machen? Im Prinzip sehe ich drei Möglichkeiten:

    • Raushalten, weil nicht Baustelle der Schule sondern Elternsache.
    • Allgemeine Informationen an die Eltern geben, mit der Bitte darauf zu achten dass das Kind früh genug ins Bett kommt und auch nur Medien konsumiert, die für die Altersstufe geeignet sind.
    • Eltern zum Gespräch bitten/anrufen und konkreten Fall ansprechen, was aber als Einmischen in Familienangelegenheiten empfunden werden kann.

    Habe ich eine Möglichkeit 4 übersehen?

  • Wenn es sich negativ auf ihr Verhalten und/oder ihre Leistung auswirkt, würde ich zum Gespräch bitten. Ansonsten: Privatsache.
    An meiner Schule kann man sich aber zum Elternabend den Sozialpädagogen einladen, der die Eltern über Risiken und Nebenwirkungen von Social Media, Computerspielen usw. aufklärt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Hallo Xiam,
    1. naja, wenn das Verhalten die schulischen Leistungen beeinträchtigt, wird es m.E. schon zu "deiner Sache"
    2. meine Erfahrung zeigt: nützt nichts, "mein Kind macht so was ja nicht, Info betrifft mich daher nicht".
    3. Falls das Verhalten die schulischen Leistungen betrifft, d.h., das Kind morgens ständig müde und unkonzentriert ist, sich die Auswirkungen dieser "ungeeignetn" Spiele im Unterricht zeigt, ist sicher das Gespräch mit den Eltern angebracht. Einer unserer Fünfer hatte bei allen Arbeitsaufträgen, in denen sie selber beschreiben, zeichnen, bzw. kreativ sein sollten, Szenen, Beschreibungen etc. aus Computerspielen angeführt. Spätestens da war es dann an der Zeit, mit den Eltern Kontakt aufzunehmen.

  • Ich würde mich raushalten. Wir übernehmen sowieso schon genug Erziehungsaufgaben, die eigentlich Elternsache sind. Da würde ich mich nicht auch noch "freiwillig" anbieten, die Problematik versuchen zu lösen.


    Die Eltern werden es ja wohl mitbekommen, wenn die Kinder bis nach 0 Uhr GTA V spielen. Wenn sie nichts dagegen unternehmen können oder wollen, ist das doch nicht mein Problem.


    In der Klasse mit der ich letztes Jahr auf Klassenfahrt war, wurde sich unter den Eltern amüsiert, dass wir Lehrer scheinbar so "spießig" waren und den Minderjährigen den Wodka weggenommen haben. Seither habe ich beschlossen mich aus solchen Dingen rauszuhalten... Zum Deppen mache ich mich nicht.

  • Wenn es sich negativ auf ihr Verhalten und/oder ihre Leistung auswirkt

    Ich sehe hier das Problem, dass dieses Verhalten sich eben nicht unmittelbar auswirkt aber Langzeitfolgen haben kann. Klar, sie sind morgens müde. Dass sie dann im Unterricht in den Seilen hängen, ist aber noch die am wenigsten dramatische Folge des Verhaltens.


    Was häufiger Schlafmangel gerade im Gehirn Jugendlicher und Kinder an Entwicklungsschäden/-verzögerungen auslöst, ist ja bekannt. Und dass es für das sich gerade formende Weltbild eines Kindes schädlich ist, Medien zu konsumieren, die es noch gar nicht reflektieren und einordnen kann, sollte ebenfalls bekannt sein. Beides sind natürlich Folgen, die nicht unmittelbar messbar sind.

  • Die Eltern werden es ja wohl mitbekommen, wenn die Kinder bis nach 0 Uhr GTA V spielen. Wenn sie nichts dagegen unternehmen können oder wollen, ist das doch nicht mein Problem.

    Aber es wird in der 8. oder 9. Klasse irgendwann dein Problem, wenn durch Entwicklungsstörungen konzentriert problematisches Fehlverhalten auftritt.

  • Aber es wird in der 8. oder 9. Klasse irgendwann dein Problem, wenn durch Entwicklungsstörungen konzentriert problematisches Fehlverhalten auftritt.

    Mag sein. Dann gibt es Schulgesetz, Paragraph 90.


    Nicht falsch verstehen. Ich nehme mich durchaus den Problemen junger Menschen an und tue dies auch verständnisvoll. Wenn ich so etwas mitbekomme, würde ich durchaus versuchen, das innerhalb der Schule zu lösen. Aber in die Privatsache der Eltern mische ich mich nicht ein. Und wenn Gespräche, Wohlwollen, etc. von meiner Seite und seitens der Abteilungsleitung, Schulleitung nichts bringen, ja, dann gibt es eben Paragraph 90. Außer die Eltern kommen von selbst auf uns zu. Dann sieht die Sache anders aus.

  • Ich würde mich raushalten. Wir übernehmen sowieso schon genug Erziehungsaufgaben, die eigentlich Elternsache sind. Da würde ich mich nicht auch noch "freiwillig" anbieten, die Problematik versuchen zu lösen.


    [...]


    In der Klasse mit der ich letztes Jahr auf Klassenfahrt war, wurde sich unter den Eltern amüsiert, dass wir Lehrer scheinbar so "spießig" waren und den Minderjährigen den Wodka weggenommen haben. Seither habe ich beschlossen mich aus solchen Dingen rauszuhalten... Zum Deppen mache ich mich nicht.

    :ohh: Du hast doch eine Fürsorgepflicht gegenüber deinen Schülern, und da gehört es eben dazu, dass man eben "unangenehme" Regeln aufstellen muss bzw. sich in Sachen einmischen muss, die unangenehm sind und mit Reaktionen hierzu rechnen muss, auch wenn diese natürlich in dem von Dir beschriebenen Fall äußerst unangemessen sind.


    Sich generell rauszuhalten, finde ich äußerst problematisch und unkollegial, da dies die "Autorität" derer, die die Schüler "ermuntern", sich an die Regeln zu halten, untergräbt!

  • :ohh: Du hast doch eine Fürsorgepflicht gegenüber deinen Schülern, und da gehört es eben dazu, dass man eben "unangenehme" Regeln aufstellen muss bzw. sich in Sachen einmischen muss, die unangenehm sind und mit Reaktionen hierzu rechnen muss, auch wenn diese natürlich in dem von Dir beschriebenen Fall äußerst unangemessen sind.
    Sich generell rauszuhalten, finde ich äußerst problematisch und unkollegial, da dies die "Autorität" derer, die die Schüler "ermuntern", sich an die Regeln zu halten, untergräbt!

    Trotzdem, es gibt Bereiche, da hat man sich nicht einzumischen. Das ist jetzt vermutlich kein Vergleich, aber da ich keine eigenen Kinder habe, kann ich nur diesen ziehen: Ich habe einen Hund. Und weißt du, wie viele Leute sich da das Recht rausnehmen, meinen "Erziehungsstil" zu kritisieren. Weißt du, wie das bei mir ankommt? Nur weil andere auch einen Hund haben, heißt es nicht, dass sie mir sagen können, wie ich meinen Hund zu erziehen habe.


    Das Gleiche kann man für Kinder sagen. Da komme ich als Lehrerin, die selbst keine Kinder hat, und will den Eltern vorschreiben, wie sie ihr Kind zu erziehen haben... Nein, also das mache ich nicht.

  • Ich kenne auch einige solcher Gamer, ich habe sie zwei, drei Stunden im Unterricht und keine ihre Vita: Sie sprechen im Erwachsenenalter ein besseres Englisch als ihre Altersgenossen und gucken Filme und Serien im Original. Ihre Handschrift sieht aus wie die von 12-jährigen. "Meine" Gamer haben in dem Alter angefangen zu bläuen, wenn sie auf einer Gesamtschule waren, sind sie nach der Wiederholung der 9. ohne Abschluss abgegangen. Wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, höre ich oft, dass sich niemand um ihren Medienkonsum gescherrt hat. Ob das stimmt, kann ich natürlich nicht nachhalten, wenn sie bei mir sind, sind sie allerdings meist über 20 und versuchen sehr mühsam, ihren Schulabschluss nachzuholen, sie sind mit ehemaligen Förderschülern in einer Klasse, mit denen ich einen einfachen Satzbau trainiere.


    Ich finde es begrüßenswert, dass du dir Gedanken machst und mit den Eltern das Gespräch suchst. Einen vorsichtig formulierten Brief finde ich gut. Und immer mit den Kindern im Gespräch bleiben.


    Wir haben nun mal einen Erziehungsauftrag, man muss sich nicht jede Baustelle antun, aber wenn sich ein Kollege um die Gamer kümmert, ist es gut, auch im Sinne von Suchtprävention. Wir kümmern uns auch, wenn die Schüler mit einer Fahne in den Unterricht kommen.

  • ...
    Das Gleiche kann man für Kinder sagen. Da komme ich als Lehrerin, die selbst keine Kinder hat, und will den Eltern vorschreiben, wie sie ihr Kind zu erziehen haben... Nein, also das mache ich nicht.

    Damit rechtfertigst du, auf einer Klassenfahrt Kindern das Trinken von hartem Alkohol zu erlauben?!


    Würdest du deinen Hund noch mal in irgendeine Obhut geben, wenn du wüsstest, dass er dort rohes Schweinefleisch und Sahnetorte bekommt? Nur so, um beim Beispiel zu bleiben.


    Hier wird sich dieselbe Diskussion entspinnen, wie dort, wo es um Geburtstagsgeschenke und Nutellabrote geht.


    Ich zitiere zur Erinnerung unser Grundgesetz:
    "(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
    (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
    (3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen."


    Dazwischen gibt es 1000 Abstufungen, von 'zu viel Zucker bis krankhaft fehlernährt', 'von zu viel Zocken bis suchtkrank vor dem PC verweilen, Alltag nicht mehr organisiert kriegen.'


    Wer diese Trennung von diesen beiden Extremen
    a) wie bin ich selber erzogen worden und was finde ich persönlich deswegen nicht so gut
    und
    b) das Kindeswohl ist gefährdet, ich suche zumindest das Gespräch mit den Eltern oder schalte gar weitere Institutionen ein
    nicht vollziehen kann, sollte sich wohl tatsächlich besser raushalten und den Schulleiter oder Sozialpädagogen um Hilfe bitten.

  • Die Jungs in meiner 5. Klasse spielen auch sehr viel und teilweise sehr lange PC Spiele; nicht alle davon sind für ihre Altersklasse freigegeben. Ein Kind wurde mit schädlichem Gebrauch elektronischer Medien diagnostiziert. Die schulischen Leistungen sind motivationbedingt...entsprechend. Auch das Thema WhatsApp führt nun verstärkt zu Problemen. Ich habe mich im Netz auf die Suche nach Vorträgen zum Thema gemacht. Aufklärung betreibe ich immer wieder in meiner Klasse und habe, als es gerade Mode war, auch regelmäßig die YouTube Videos meiner Kids gecheckt, weil es sonst niemand machte... Aber ich denke, dass es noch einmal anders wirkt, wenn ein Externer ihnen zum Thema Internet, Sicherheit und Spielen etwas erzählt.


    Dabei habe ich allerdings mehr Angebote für Elternabende gefunden als für die Schüler selbst. Da soll sich meist der Lehrer belesen und dann aufklärend wirken. Für die Eltern bekommst du eher extern jemanden ran. Ich werde versuchen, für beide Bereiche jemanden einzuladen.

  • Das Problem hatte ich in meiner (letztes Jahr) dritten Klasse auch. Ich habe dann eine allgemeine Info zu FSK rausgegeben. Bei mir waren das teilweise Spiele ab 16. Bei einer Familie habe ich dann auch angerufen. Die Mutter ist aus allen Wolken gefallen und hat massive Maßnahmen ergriffen (das Spiel wurde wohl vom großen Bruder, der aber auch erst 12 ist, besorgt). Die Kinder erzählten mir dann später, dass sie im Moment nicht mehr spielen dürfen und das betreffende Spiel verkauft wurde.


    Ich wäre für einen allgemeinen Infobrief (tut ja nicht weh) und bei Schülern, bei denen sich das Problen auf die schulischen Leistungen auswirkt, würde ich schon mal persönlich vorsprechen. Manchmal wissen die Eltern tatsächlich nichts davon.

  • Damit rechtfertigst du, auf einer Klassenfahrt Kindern das Trinken von hartem Alkohol zu erlauben?!

    Wie kommst du darauf, dass wir ihnen den Konsum von hartem Alkohol erlaubt hatten??????? Natürlich war es nicht erlaubt!

    Würdest du deinen Hund noch mal in irgendeine Obhut geben, wenn du wüsstest, dass er dort rohes Schweinefleisch und Sahnetorte bekommt? Nur so, um beim Beispiel zu bleiben.

    Wenn ich meinen Hund in Obhut gebe, habe ich keine Kontrolle darüber, was er dort zu fressen bekommt oder wie dort mit ihm umgegangen wird. Wenn mir das aus irgendwelchen Gründen zu heikel ist, gebe ich ihn nicht in Obhut. Punkt.


    Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Es ist ja nicht so, dass die Schüler zu uns in die Schule kommen und wir sie da Ballerspiele mit FSK 18 spielen lassen...


  • In der Klasse mit der ich letztes Jahr auf Klassenfahrt war, wurde sich unter den Eltern amüsiert, dass wir Lehrer scheinbar so "spießig" waren und den Minderjährigen den Wodka weggenommen haben. Seither habe ich beschlossen mich aus solchen Dingen rauszuhalten... Zum Deppen mache ich mich nicht.

    Naja daraus schließe ich, dass du Minderjährigen auf Klassenfahrt Wodka nicht mehr wegnehmen würdest.


    Und den Apfel-Birnen-Vergleich hast doch du gezogen. Das ergibt so natürlich keinen Sinn, die Erziehung zu Hause mit dem Einhalten des Jugendschutzes auf Klassenfahrt zu vergleichen.

  • Naja daraus schließe ich, dass du Minderjährigen auf Klassenfahrt Wodka nicht mehr wegnehmen würdest.
    Und den Apfel-Birnen-Vergleich hast doch du gezogen. Das ergibt so natürlich keinen Sinn, die Erziehung zu Hause mit dem Einhalten des Jugendschutzes auf Klassenfahrt zu vergleichen.

    Ach so. Doch, natürlich würde ich in Zukunft auch Minderjährigen den Wodka wegnehmen. Mich hat es eben nur immens geärgert, dass Eltern das heutzutage so locker sehen...


    Der Apfel-Birnen-Vergleich war aber der Vergleich Hund-Kind und nicht Erziehung - Einhaltung JuSchG. ;)

  • Es gibt noch einen vierten Weg, den du allerdings nur beschreiten kannst, wenn du selbst ziemlich gut unterwegs bist was Computerspiele angeht. In meiner 7. Klasse haben fast alle der "richtigen Gamer" auf League of Legends oder Smite gewechselt, einfach weil ich mich mit ihnen relativ häufig darüber unterhalten habe. Die Casuals bleiben bei Fifa und ihren Energie-/Farmspielen auf dem Handy, aber mit denen hast du schlafmangeltechnisch eh keine Probleme. Auch was die Zeiten angeht, kannst du ein bisschen persönliche Erfahrung einfließen lassen, wenn du gefragt wirst "Sie spielen doch heute bestimmt wieder irgendwas" und mit"Geht nicht, ich muss noch Klassenarbeiten kontrollieren und morgen hab ich zur 1. Stunde Schule" antwortest...


    Wenn es zu viel wird (Kind regelmäßig unausgeschlafen), würde ich allerdings auch die Eltern dazu holen, allerdings nur das ansprechen was schulisch gerade schiefläuft (keine Hausaufgaben, Leistungen brechen ein, regelmäßig unausgeschlafen, etc.) und mal nach den Ursachen fragen. Die meisten Eltern kommen dann allein mit dem Spielethema und dann kann man es auch gut ansprechen ohne dass es wie eine Einmischung aussieht. Vor allem wenn die Kinder schon zuhause erzählt haben, dass der Lehrer Ahnung von Computerspielen hat. ;)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Information an die Eltern geben mit Hinweis, dass die Leistungen leiden. Wie die Eltern das dann regeln, ist allerdings nicht mehr deine Sache, und eine Bewertung, ob Spiele "ungeeignet" sind, steht dir sowieso nicht zu. Da ist es letztendlich egal, ob die Schüler wegen spielen, fernsehen oder ausgehen morgens zu müde sind. Da sich die noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Schulzeiten sowieso nicht mit den neusten neurologischen Forschungen über Jugendliche (insbesondere deren Schlafverhalten) in Einklang bringen lassen, wirst Du allerdings sowieso weiterhin übermüdete Schüler in der 1. Stunde haben.

  • OT:

    Da sich die noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Schulzeiten sowieso nicht mit den neusten neurologischen Forschungen über Jugendliche (insbesondere deren Schlafverhalten) in Einklang bringen lassen, wirst Du allerdings sowieso weiterhin übermüdete Schüler in der 1. Stunde haben.

    Und übermüdete Lehrer! :pfeifen:

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