Positives aus der Bildungspolitik...

  • Könntest Du kurz darstellen, was genau Du daran positiv findest, wenn ein Lehrplan von einem Parlament ohne Opposition verabschiedet und gegen den ausdrücklichen Willen des Landeselternbeirats per Ministerentscheid durchgedrückt wird, der unwissenschaftliche Inhalte umfasst und durch das Einfordern von Akzeptanz gegen das Überwältigungsverbot verstößt?

  • Claudius, hast du nicht neulich dafür plädiert, dass Sexualkunde in den Aufgabenbereich der Lehrkräfte gehöre? Und werden Elternbeiräte normalerweise in die Lehrplanentwicklung einbezogen?

  • Abesehen davon bezweifel ich, das bestimmte Lehrerkollegen sowie Eltern und damit auch Schüler sehr gut darauf eingehen werden.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • was genau Du daran positiv findest, wenn ein Lehrplan von einem Parlament ohne Opposition verabschiedet

    Im Autoradio ertönt eine Durchsage:
    "Vorsicht! Auf der A8 kommt Ihnen ein Falschfahrer entgegen!"
    Schreit der Fahrer: "Einer???? Hunderte!!!"


    Pietkong? - Ich hau' mich weg! :rotfl:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Und werden Elternbeiräte normalerweise in die Lehrplanentwicklung einbezogen?


    Ja und eigentlich ist auch die Zustimmung des Elternbeirats zur Inkraftsetzung des Lehrplanes zwingend notwendig. Das hat die Landesregierung aber übergangen, indem der Kulturminister den Lehrplan einfach per Ministerentscheid gegen den Elternbeitrag in Kraft gesetzt hat.


    Der Hauptkritikpunkt des Elternbeirates war dieser hier:


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  • @Claudius


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    In Hessen regiert Schwarz-Grün. Wenn es dort keine Opposition gäbe, wie du schreibst, was machen denn dann die roten, gelben und lila Bereiche in diesem Diagramm der Sitzeverteilung, die immerhin gut 40 % des Landtags ausmachen.


    kl. gr. frosch

  • Claudius:


    Toleranz: ich finde es nicht gut / ich stehe nicht dahinter, wie du lebst- aber mach ruhig, solange du mich damit nicht belästigst.


    Akzeptanz: ich würde anders leben wollen, aber es ist gut so, wie du lebst.


    kl. gr. frosch

  • @Claudius, das Ziel aus dem Lehrplan heißt doch "Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen (LSBTI)", wer gibt da welche Überzeugung auf und übernimmt die Meinung eines anderen? Es geht um die Akzeptanz aller Menschen, gleich welcher Orientierung.


    Das bedeutet nicht, dass du lesbisch werden musst ;)

  • Oha, ich sehe gerade: Prof. Dr. jur. spricht. Na dann hoffe ich inständig, dass die Statistiker unter uns nicht rein rechnerisch in die Debatte einsteigen, so viele krude Studien, wie rund um Homosexualität kursieren. Immer schön selber denken :_o_D:flieh:

  • Ich würde mir wirklich wünschen, dass alle Menschen Menschen mit anderen Eigenschaften akzeptieren, die Frage ist nur a) ob ich das juristisch erreichen kann (ein Gesetz oder eine Verordnung die nicht umgesetzt werden kann, ist schlecht) und b) ob ich das juristisch erreichen wollen darf oder damit gegen das staatliche Neutralitätsgebot verstoße. Ich fände es zum Beispiel auch ganz großartig, wenn niemand mehr populistische Parteien wählte, allerdings kann ich es aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht staatlich verordnen (z.B. durch Parteienverbote).


    Komm Schantalle, jetzt sind wir doch auf einem gänzlich mathematisch unverdächtigen Gebiet. Kläre uns doch einmal bitte auf, was an der von Claudius zitierten Aussage deiner Meinung nach falsch ist. Übrigens sind wir hier dieses Mal auf derselben Seite, ich will nur sehen ob du auch argumentieren kannst oder einen Horizont mit Radius Null als Standpunkt bezeichnest. :pfeifen:

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.


  • Ja, genau das wird doch kritisiert.


    Toleranz bedeutet, dass ich Deine Lebensführung strikt ablehnen, verabscheuen, moralisch verurteilen, für verwerflich und schändlich halten kann, Dich aber trotzdem so leben lasse, wie du es eben möchtest, solange Du mich in Ruhe damit lässt und mich nicht belästigst.


    Akzeptanz bedeutet, dass ich Deine Lebensführung persönlich wertschätze und gutheisse, also ein grundsätzlich positives, zustimmendes Werturteil über eine Lebensführung treffe.

  • Ein Professor für Finanz- und Steuerrecht, des Europarecht sowie Währungsrecht ist sicher die höchste Koriphäe zur Definition der Begriffe Duldsamkeit, Akzeptanz und Toleranz.
    Dissertation: Preisstabilität in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion


    Jeder, der studiert hat, weiß, dass der Titel "Professor" nicht per se die unerschütterliche Weisheit repräsentiert ;-)


    Dich aber trotzdem so leben lasse, wie du es eben möchtest, solange Du mich in Ruhe damit lässt und mich nicht belästigst.

    also auf deutsch: "...das Maul hältst und mir nicht begegnest"

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Akzeptanz (von lat. „accipere“ für gutheißen, annehmen, billigen) ist eine Substantivierung des Verbes akzeptieren, welches verstanden wird als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein.



    Ziemliche Bedeutungsvielfalt. Kann sich jeder aussuchen, wie viel er zu geben bereit ist.


    Ich freu mich über den Teil des Lehrplans und werde mich bemühen, ihn umzusetzen - und das mimimimi der Neurechten hör ich nicht ...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Akzeptanz (von lat. „accipere“ für gutheißen, annehmen, billigen) ist eine Substantivierung des Verbes akzeptieren, welches verstanden wird als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein.



    Ziemliche Bedeutungsvielfalt. Kann sich jeder aussuchen, wie viel er zu geben bereit ist.


    Akzeptanz = gutheißen, billigen, annehmen. Wer etwas akzeptiert, fällt ein positives Werturteil über darüber


    Toleranz = erdulden, ertragen, hinnehmen. Wer etwas toleriert, erduldet etwas, obwohl er ein negatives Werturteil darüber gefällt hat


    Das sind zwei grundverschiedene Dinge.

  • also auf deutsch: "...das Maul hältst und mir nicht begegnest"

    Toleranz ist keine Einbahnstraße. Wenn Du von mir verlangst Deine Lebensführung zu tolerieren, dann kann ich im Gegenzug auch verlangen, daß Du mich dann aber mit Deiner Lebensführung auch in Ruhe lässt. Mit anderen Worten: Wir gehen uns aus dem Weg und jeder lebt nach seiner Facon. Das ist Toleranz.

  • Toleranz ist keine Einbahnstraße. Wenn Du von mir verlangst Deine Lebensführung zu tolerieren, dann kann ich im Gegenzug auch verlangen, daß Du mich dann aber mit Deiner Lebensführung auch in Ruhe lässt. Mit anderen Worten: Wir gehen uns aus dem Weg und jeder lebt nach seiner Facon. Das ist Toleranz.

    Was du verlangst ist nicht Toleranz, sondern Distanz. Also kein "Zusammenleben" als Gesellschaft, sondern eine grüppchenweise Abschottung und Zaunziehung.
    Akzeptanz bedeutet, dass ich meinen Nachbarn freundlich grüße und ihn so leben lasse, wie er mag. Ich gehe ihm nicht aus dem Weg. Falls er mit einem rosa Tütü durch die Gegend laufen will - soll er. Genauso wie er einen Anzug oder Frack tragen kann. Die Grenzen des guten Geschmacks und der Sittlichkeit sind durch Gesetze und Musterurteile gezogen.
    Das bedeutet nicht, dass ich jeden Nachmittag beim Nachbarn zum Kaffee sitzen und ihn von Herzen lieben muss.


    Aber deine Wortklauberei ist sowieso Humbug und zielt letztlich auf Intoleranz. Es ist vergebliches Getue. Der Bildungsplan ist Gesetz.
    "Und das ist auch gut so!" (Klaus Wowereit)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Kläre uns doch einmal bitte auf, was an der von Claudius zitierten Aussage deiner Meinung nach falsch ist.

    Das Problem ist, dass du nicht zuhörst, denn das habe ich bereits. Natürlich kann man nicht staatlich verordnen, dass jemand jemanden lieb hat. aber ich kann verordnen, dass gelehrt wird, dass Menschen einander akzeptieren sollen. (Auch wenn die Formulierung sicher neutraler hätte gewählt werden können.)


    Aber die Frage ist generell interessant! Wenn man die Lehrpläne so nach Normen und Werten durchforstet, treten durchaus auch woanders nicht ganz wertfreie Formulierungen zu Tage:


    "Die Schülerinnen und Schüler reflektieren den Wert der Meinung anderer und formulieren Anerkennung und Achtung des anderen als notwendige Grundlage einer pluralen Gesellschaft" (NRW PhilosophieLP Gymi)


    "...beschreiben Gefahren für die Demokratie und leiten daraus ihre eigene Verantwortung für die Sicherung der Demokratie ab." (Werkrealschule, Bildungsplan Ba-Wü)


    "...Sich bewußt werden, daß Mädchen sich zu Jungen und Jungen zu Mädchen hingezogen fühlen" (Rheinland-Pfalz, Ethik, Förderschule)




    Ich fände es zum Beispiel auch ganz großartig, wenn niemand mehr populistische Parteien wählte, allerdings kann ich es aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht staatlich verordnen (z.B. durch Parteienverbote).

    Was du großartig findest, ist uninteressant. Wir brauchen nunmal einen gemeinsamen Nenner (= das GG). Wenn eine Partei die freiheitliche demokratische Grundordnung gefährdet, wird sie verboten, nicht weil sie nicht (d)einer Meinung entspricht.


    Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob wir je auf unterschiedlichen Seiten waren. Ich sage hier wie dort: Ich gehe vom Menschen als reflexivem Subjekt aus, sprich: wir haben alle die Fähigkeiten zu denken, Vor- und Nachteile abzuwägen, zu überprüfen, bewerten, handeln oder kurz "Subjektive Theorien zu modellieren" (Groeben/Scheele). Niemand kann "Claudius" oder sonstwen dazu zwingen, andere Arten des Zusammenlebens mehr als hinzunehmen. Aber andere Menschen zu akzeptieren, das kann gelehrt werden. Grundgesetz, Würde und so.

  • Toleranz ist keine Einbahnstraße. Wenn Du von mir verlangst Deine Lebensführung zu tolerieren, dann kann ich im Gegenzug auch verlangen, daß Du mich dann aber mit Deiner Lebensführung auch in Ruhe lässt. Mit anderen Worten: Wir gehen uns aus dem Weg und jeder lebt nach seiner Facon. Das ist Toleranz.

    akzeptiert :D


    Bemerkenswert finde ich dabei, dass du dich dann ausgrechnet in einem öffentlichen Forum über Ansichten austauschst.

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