Elterngespräche gemeinsam mit Schülern führen

  • Hallo zusammen,


    bisher wurden bei uns die Elterngespräche immer nur zwischen Lehrer und Eltern geführt. Für dieses Schuljahr sollen sie nun erstmalig in Anwesenheit der Schüler stattfinden (3.Klasse). Ich bin mir unsicher wie ich das angehen soll. Wie beginnt man ein solches Gespräch am besten, wie bezieht man die Schüler ein, wie kann ich meine Kritikpunkte für die Schüler schonend rüberbringen (ist das überhaupt notwendig)?...


    Habt ihr Erfahrungen, Konzepte, Tipps, Ideen?

  • Ich kenne nur die Lernentwicklungsgespräche. Da findet das Gespräch hauptsächlich zwischen Schüler und Lehrer statt, der anwesende Elternteil ist eher stiller Zuhörer.
    Im Vorfeld ist es wichtig, den Schülern Möglichkeiten zu zeigen, um sich selbst einzuschätzen (das haben wir vorher im Unterricht geübt).

  • Ich finde das pädagogisch fragwürdig, v.a. wenn Sanktionen, Maßnahmen, drohendes Leistungsversagen etc besprochen werden sollen.
    Ich glaube, ich hätte das als Kind gar nicht ertragen daneben zu sitzen, wie man verhackstückt wird. Und das kann man ja leider bei manchen Schülern nicht vermeiden.

  • Ich denke, es ist das Lernentwicklungsgespräch gemeint, wie von krümelmama beschrieben.
    Man kann vieles auch so formulieren, dass das Kind weiß, dass es daran arbeiten muss. Und bei sehr klaren Ansagen kann man ein Kind auch für einen Moment in einen anderen Raum schicken... (wobei das Kind auch das erfahren sollte, das wann und wie ist pädagogisches Geschick)

  • Ich würde im Gespräch auch mit dem Kind sprechen und die Eltern als Zuhörer betrachten. Zunächst "das und das kannst du gut" ansprechen, danach übergehen zu "hier hast du noch Schwierigkeiten". Möglicherweise mit Übungstipps - dann kann man das Elternteil auch wieder direkt ansprechen, indem man z.B. Materialtipps anbietet.


    In der Regel sollten diese "normalen", also vorgeschriebenen Elterngespräche bzw. Entwicklungsgespräche einen Rahmen von ca. 15-20 min pro Schüler nicht überschreiten. Steht noch etwas "Brenzliges" an, macht man doch einen Gesprächstermin mit den betreffenden Eltern direkt aus - da wäre das Kind auch nicht dabei.

  • Ich glaube, ich hätte das als Kind gar nicht ertragen daneben zu sitzen, wie man verhackstückt wird. Und das kann man ja leider bei manchen Schülern nicht vermeiden.

    So sollte es in der Tat nicht sein, lässt sich aber natürlich vermeiden. Wie, wurde hier ja schon beschrieben: das Gespräch findet mit dem Kind statt, es sitzt nicht "daneben" und es wird auch nicht "verhackstückt", sondern es geht nur um die Lernentwicklung. Ich verstehe es so, dass diese Gespräche regulär mit allen Schülern geführt werden sollen, oder? Das heißt es geht nicht um "Problemgespräche", die ich als Lehrer einberufe weil "was ist", ist also eine ganz ander Ausgangslage. Wichtig fände ich dabei auch im Vorfeld eine Selbsteinschätzung vornehmen zu lassen. Da hast du dann ein gute Gesprächsgrundlage und die Kinder wissen auch schon um welche Punkte es gehen wird und müssen sich weniger Sorgen machen, was auf sie zukommt. Ich würde die wesentlichen Lernziele auflisten und die Kinder ankreuzen lassen, ob sie das schon gut können/teilweise/ noch nicht. Wenn du denselben Bogen ankreuzt könntet ihr vergleichen, wo die Einschätzung identisch ist und wo sie abweicht und über diese Punkte nocheinmal sprechen (manchmal nehmen sich die Kinder ja auch negativer wahr als man selbst!) . Bei den Lernzielen können durchaus auch Lern- und Sozialverhalten dabei sein, auch das ist ja ein Lernprozess und es gibt Entwicklungen über die nachzudenken sich lohnt. Wichtig ist, dass das Ganze wertschätzend, freundlich und sachlich stattfindet und verknüpft ist mit konkreten Hinweisen, wie an den "Baustellen" weiter gearbeitet werden kann. Wenn ein Kind tatsächlich sehr viel "Baustellen" hat, würde ich nicht unbedingt über alle sprechen, sondern mir die wesentlichen herauspicken und sehr darauf achten dem Kind auch seine individuellen Fortschritte zu verdeutlichen. Die gibt es ja oft durchaus auch dann, wenn das Kind im Vergleich mit den anderen kindern deutlich schwächer abschneidet. Und gerade dann finde ich es auch sehr gut, wenn die Eltern dabei sind, weil die dann nicht einfach nur die 5 auf dem Zeugnis sehen, sondern auch mitbekommen, dass ihr Kind sich trotzdem weiterentwickelt hat und sich womöglich trotzdem anstrengt (was für mich immer ein besondere Leistung ist!).
    Für alles andere würde ich gesonderte Elterngespräche einberufen und zwar nicht nur weil ich unter Umständen, deutlicher schildern möchte, welche Beobahtungen ich bei dem Kind gemacht habe, sondern auch dann wenn ich die Eltern eindringlicher an ihre Pflichten erinnern muss!

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich finde das pädagogisch fragwürdig, v.a. wenn Sanktionen, Maßnahmen, drohendes Leistungsversagen etc besprochen werden sollen.
    Ich glaube, ich hätte das als Kind gar nicht ertragen daneben zu sitzen, wie man verhackstückt wird. Und das kann man ja leider bei manchen Schülern nicht vermeiden.

    ?
    Du scheinst selber furchtbare Schulerfahrungen zu haben. Ermögliche deinen Schülern möglichst bessere!


  • Wie beginnt man ein solches Gespräch am besten, wie bezieht man die Schüler ein, wie kann ich meine Kritikpunkte für die Schüler schonend rüberbringen (ist das überhaupt notwendig)?...

    Hallo Max, erzähl mal, wie gehts dir gerade in der Schule?... Was macht dir hier am meisten Spaß? Was meinst du, was fällt dir besonders leicht?... was was machst du nicht so gerne/ findest du schwierig?


    Mir fällt immer wieder auf, wie gut du... deine Mitschüler mögen an dir... Was du richtig gut kannst, ist ...


    Dann eine oder zwei Sachen, die dir wichtig erscheinen dingfest machen:
    An einer Sache musst du noch richtig doll arbeiten, das ist... ich würde mir wünschen, dass du öfter... wir legen jetzt ein Ziel für dich fest, was meinst du, wie können wir das nennen und hier aufschreiben?... Wie kannst du es schaffen, dass...?

  • Wir machen das mit den "Grossen" (= Oberstufe) nur so bzw. wenn sie dann mal 18 sind, kommen sie eh alleine und freiwillig zum Standortgespräch. Wichtig finde ich immer, dass man drauf achtet, dass die Eltern nicht anfangen, auf ihr Kind einzuhacken mit Phrasen wie "Siehste ... das sag ich Dir doch auch immer ... jetzt mach doch mal, hörst ja, was die Frau S. sagt ..." Wenn Eltern mit sowas anfangen, würge ich sie freundlich, aber bestimmt ab, das geht einfach nicht. Ich hole vor dem Gespräch Feedback von den Kollegen ein und lasse mir jeweils Stärken und Schwächen des Schülers nennen, damit man eben möglichst über beides sprechen kann. Zu Beginn des Gesprächs steht aber immer die Selbsteinschätzung des Schülers.

  • Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Es ging mir um das Entwicklungsgespräch, also nicht die wirklich brenzligen Elterngespräche.
    Eure Tipps helfen auf jeden Fall weiter, ein passendes Konzept für meine Klasse und mich zu entwickeln. Die Termine stehen noch nicht fest, von daher habe ich glücklicherweise noch Zeit, um darüber nachzudenken.


    Im Vorfeld ist es wichtig, den Schülern Möglichkeiten zu zeigen, um sich selbst einzuschätzen (das haben wir vorher im Unterricht geübt).

    Wie habt ihr das geübt? Ich möchte gerne, dass meine Schüler souverän in diese neue Situation gehen können und sich nicht schon Tage vorher davor fürchten.

  • Ich führe viele Gespräche mit Schüler und Elternteil, rede dann meist mit dem Schüler zunächst darüber, warum wir uns getroffen haben, dann was wir Erwachsenen gerne verändern wollen und dann überelgen wir gemeinsam, wie das erreicht werden kann... Verstärkerplan o.Ä. Ich bin mir bewusst, dass dies für manche Schüler eine unangenehme Situation ist, aber ich bin ja nett und die ELtern sowieso, von daher gelingen die Gespräche gut, also die Kinder öffnen sich aus der ersten Befangenheit und reden auch mit und sitzen nicht schockiert in der Ecke udn lassen das ganze über sich ergehen.
    Ich sehe es allerdigns auch wie ein eLernentwicklungsberatung... wo ist ein Entwicklungsbedarf, was können wir gemeinsam tun, was kansnt du tun?
    Wenn es dann noch um etwas geht, was nicht für Kinderohren bestimmt ist, darf das Kind schon rausgehen und ich spreche noch kurz mit den Eltern alleine.

  • Nun endlich meine Antwort.
    Wir haben die Symbole des Fragebogens auf den Tisch geklebt und wenn es sich anbot damit eine kleine Reflexionsrunde gemacht. Am besten anhand konkreter Fragen: Hast du die Aufgabe verstanden und gleich begonnen? War die Aufgabe leicht für dich? Kannst du deiner Mama daheim nochmal erklären, was wir heute in HSU besprochen haben?. . .
    Anfangs auch die Symbole immer wieder passend zu den Fragen erklärt (wenn du das richtig toll kannst, dann lege deinen Radiergummi auf den ersten Smiley. Wenn es schon oft klappt...)
    Direkt vor dem Gespräch haben wir über mehrere Tage verteilt gemeinsam den Fragebogen ausgefüllt. D.h. ich habe die Fragen genau erklärt und die Kinder haben ihr Kreuz zum passenden Smiley gemacht. Meine Markierungen haben sie dann erst im Gespräch gesehen. Aber sie kannten alle Fragen usw

  • Vielen lieben Dank! Ich habe inzwischen auch schon einen kleinen Fragebogen entworfen und auch schon mit den Schülern bearbeitet. Es ging dabei um unsere Klassenregeln und die Kinder sollten versuchen sich einzuschätzen, wie gut sie die Regeln einhalten können. Ich hatte drei konkrete Regeln ausgesucht. Zuerst haben wir gemeinsam versucht einzuschätzen wie gut die Regeln in der ganzen Klasse eingehalten werden Smiley + Ampelfarben an der Tafel), dann sollte jedes Kind schriftlich versuchen sich selbst einzuschätzen (mit Smileys ankreuzen). Die meisten haben das schon richtig gut gemacht.


    Wenn ich das noch ein paar Mal für andere Fragestellungen mit den Schülern mache, dann werden sie das Gespräch bestimmt gut meistern.

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