Elterngespräche in den Ferien?!

  • Ich kann auch nur bekräftigen, was bereits beschrieben wurde:


    (1) Die Mutter am besten per E-Mail (dann ist das gleich dokumentiert) über den Leistungsstand informieren....dann hast du bereits deine Pflicht getan. Auf eine Diskussion musst du dich nicht einlassen. Streng genommen natürlich nur aus der Schule heraus nach den Ferien (siehe unten).


    (2) Deine Schulleitung schriftlich (!) zur Unterlassung der Herausgabe persönlicher Daten auffordern.


    Ansonsten finde ich den Gedanken von Marie74 goldrichtig: Der Dienstherr stellt keine elektronischen Kommunikationsmittel, also kann ich privat auch nicht auf solche für dienstliche Belange zugreifen. In Niedersachsen darf ich das auch nicht einmal wirklich, insbesondere wenn es um die Verarbeitung von personenbezogenen Daten geht. Also mache ich das auch nicht.

  • Nein, nicht per Email *kreisch* In BW darf man keine Schülerdaten per Email versenden!
    Wenn man dann im Gegenzug die Herausgabe eigener privater Daten ohne Erlaubnis bei der Schulleitung monieren möchte, sähe das blöd aus.

  • Nein, nicht per Email *kreisch* In BW darf man keine Schülerdaten per Email versenden!
    Wenn man dann im Gegenzug die Herausgabe eigener privater Daten ohne Erlaubnis bei der Schulleitung monieren möchte, sähe das blöd aus.

    Ich weiß nicht in welchem Bundesland MrsPace unterrichtet, in einigen ist die elektronische Kommunikation ausdrücklich erwünscht. Davon abgesehen stimmt das Absolutverbot so nicht einmal in BW. Die Übertragung personenbezogener Daten über E-Mail setzt lediglich eine Verschlüsselung nach AES voraus. (siehe hierzu https://lehrerfortbildung-bw.de/sueb/urda/daten/faq_ds/#8 Punkt 28 "Auch für den Fall, dass personenbezogene Daten per E-Mail über das Internet übertragen werden sollen, ist eine Verschlüsselung vorgeschrieben.")


    Damit ist eine solche Übermittlung grundsätzlich erlaubt, aber unter der Nebenbedingung der hinreichenden Verschlüsselung. Oder übersehe ich dabei einen ergänzenden Erlass o.ä.?

  • ...abgesehen vom Datenschutz ist es ja auch nicht so, dass SchülerInnen/ Eltern nicht sowieso jederzeit die Möglichkeit hätten, nach den Noten zu fragen! Wenn sie sie nicht eh schon laufend mitgeteilt kriegen.


    Wieso sollte man paar Wochen vor Zeugnis zwischen den Feiertagen zum völlig nutzlosen Gespräch zur Verfügung stehen? Für mich klingt das nach Kleinkrieg mit dem SL. Und ich würd ihn gewinnen- bin aber keine Diplomatin vor dem Herrn :rotwerd:


  • Damit ist eine solche Übermittlung grundsätzlich erlaubt, aber unter der Nebenbedingung der hinreichenden Verschlüsselung. Oder übersehe ich dabei einen ergänzenden Erlass o.ä.?

    Nein, du hast schon Recht. Ich habe unzulässig verallgemeinert. Die hinreichende Verschlüsselung ist allerdings im Alltag im Kontakt mit Eltern in der Regel nicht gegeben bzw. kaum durchführbar.

  • In der "normalen" Arbeitswelt würde niemand daran denken, Angestellte mit solchen Angelegenheiten während ihrer Abwesenheit privat mit unwichtigen, geschäftlichen Dingen zu belästigen.
    Ich weiß nicht, warum an uns Lehrer von Außen immer eine andere Erwartung herangetragen wird. Und was noch viel schlimmer ist, dass wir Lehrer uns auch immer ernsthaft Gedanken machen, diese Erwartungen erfüllen zu wollen.

    Das ist ein großes Problem! In der ach so harten "freien" (teilweise kräftig staatssubventionierten!) Wirtschaft würde niemand auf die Idee kommen, die Herausgabe einer privaten Telefonnummer eines Angestellten zu verlangen und diesen dann auch noch zu Hause anzurufen. Und jede anständige Firma würde sich auch weigern, die Nummer herauszugeben!


    Wenn der Arbeitgeber darauf bestehen würde, dass der Arbeitnehmer für solche Telefonate zur Verfügung steht, dann würde der Arbeitnehmer erstens ein Diensthandy bekommen, d.h. der Arbeitgeber trägt die VOLLEN Kosten und der Arbeitnehmer muss sich nicht mit einer lächerlichen steuerlichen Absetzbarkeit zufrieden geben, und zweitens würde diese "Rufbereitschaft" extra vergütet werden. Nur Lehrer sollen das alles in ihrer privaten Zeit auf eigene Kosten machen, oder wie? Gilt übrigens genauso für die E-Mail: Wenn der Arbeitgeber darauf besteht, hat er dem Arbeitnehmer entweder ein Notebook oder einen PC-Arbeitsplatz zu Hause einzurichten, natürlich nach den Vorgaben der Bildschirmarbeitsplatzverordnung. Auch hier würde der Arbeitgeber die VOLLEN Kosten tragen (ich kann wirklich nicht verstehen, warum einige die "steuerliche Absetzbarkeit" hier immer so toll finden, da bleiben doch im Durchschnitt mindestens 70% der Kosten bei einem selbst hängen!!!).


    Wenn mich einer anrufen will, soll er das über das Sekretariat machen. Das hat zwar nur bis in den frühen Nachmittag geöffnet und während der Zeit bin ich meistens im Unterricht, aber: HABE ICH DAS ZU VERANTWORTEN???


    Gruß !

  • Du hast dir ja vieleicht in den Weihnachtsferien "Urlaub" genommen....uns stehen ja auch 30 +/- Tage im Jahr zu ;-)
    Genau so würde ich das mit dem SL kommunizieren.

    Das halte ich für eine ziemlich unkluge Idee angesichts der Tatsache, dass es kaum Schulen gibt, an denen Urlaub eingefordert wird. Bei rund 50-60 Ferientagen und im Vergleich dazu etwa 30 Urlaubstagen kann so ein Ansatz ganz schnell nach hinten losgehen, wenn der Schulleiter nämlich drauf besteht, dass die Lehrkraft dann entsprechend ihren Jahresurlaub bis Ende Januar einzureichen hat und an den Ferientagen, an denen kein Urlaub eingereicht wurde, selbstverständlich im normalen Umfang zur dienstlichen Verfügung steht.


    Die private Nummer rauszugeben, ist natürlich nicht in Ordnung. Ansonsten halte ich persönlich diese Einstellung "Ferien=Urlaub" nicht für zeitgemäß und auch mitverantwortlich für den schlechten Ruf der Lehrkräfte in der Öffentlichkeit.

  • Nein, du hast schon Recht. Ich habe unzulässig verallgemeinert. Die hinreichende Verschlüsselung ist allerdings im Alltag im Kontakt mit Eltern in der Regel nicht gegeben bzw. kaum durchführbar.

    Da bin ich voll bei dir. Ich war durchaus erstaunt, aber als Kryptofan auch erfreut, dass BW hier eine AES-Verschlüsselung einfordert. Und so einfach diese in der Theorie auch einzusetzen wäre, so schwer ist das tatsächlich in der Praxis beim Datenaustausch mit Eltern...müssten hierfür doch vorab hinreichend sichere Schlüssel ausgetauscht worden sein. Ich stelle mir gerade einen ersten Elternabend vor, auf dem nebenbei 20-30 stellige Passwörter ausgetauscht werden :D

  • Wir hier in Sachsen-Anhalt müssen unsere Urlaubstag mit einem Urlaubsschein "einreichen". Ich bin auch schon mal während der Ferien während meines "Urlaubs" von der SL angerufen wurden. Ich war zwar daheim, aber bin nicht ran gegangen. Am ersten Tag nach den Ferien wurde ich zu einem Gespräch gebeten: "Wir haben ja versucht, sie zu erreichen, aber sie sind ja nicht rangegangen. Erst hinterher haben wir gesehen, dass sie im Urlaub waren....bla bla....". Es ging um eine kurzfristige Abordnung, die nun der Kollege hat, der ans Telefon gegangen ist.


    Ich bin nur Teilzeit-Angestellte und weigere mich oft sehr konsequent dienstliche Angelegenheiten mit meinen privaten technischen Geräten zu machen.


    Ich wollte auch schon mal eine Mutter nach 14.30 (nach meinem Unterricht) anrufen. Da wir aber nur ein (!!!!) Telefon in der Schule habe und die Sekretärin um 13.15 Feierabend hat, bin ich zum Stellvertreter gegangen. Der hat dann immer noch das (schnurlose) Telefon bei sich. Da sagte er doch prompt zu mir: aber nur 5 min, da er gleich heim wolle. Als ich sagte, dass das wahrscheinlich länger dauern wird, meinte er doch prompt, dass ich von zu Hause aus telefonieren solle. Da habe ich nur erwidert, dass ich dienstliche Gespräche auch vom Diensttelefon führen wolle und nicht von meinem Privattelefon.


    Wir müssen auch die Zensuren über einen Notenprogramm eintragen und ich laufe ständig dem zuständigen Infomatik-Lehrer hinterher, da ich dass in meinen Freistunden vom Schullaptop machen will. Jedes Mal geht der nicht oder ist nicht upgedatet oder sonst was. Ich weiss zwar, dass er nicht eine Anrechnungsstunde für die diese Arbeit erhält, aber auf der anderen Seite ist es nicht meine Aufgabe, meine privaten technischen Geräte zu verwenden. Klar, ich mache das sowieso und ich erstelle gerne in Ruhe daheim in meinem Arbeitszimmer die Klassenarbeiten und Beurteilungen, aber ich versuche trotzdem, so oft wie möglich darauf hinzuweisen, dass es nicht meine Aufgabe ist, für dienstliche Angelegenheiten meine privaten Geräte zu benutzen. (P.S. Ich weigere mich auch, mit meinem Stellvertreter zwecks kurzfristiger Vertretungen Whatsapp zu benutzen.)

  • Das halte ich für eine ziemlich unkluge Idee angesichts der Tatsache, dass es kaum Schulen gibt, an denen Urlaub eingefordert wird. Bei rund 50-60 Ferientagen und im Vergleich dazu etwa 30 Urlaubstagen kann so ein Ansatz ganz schnell nach hinten losgehen, wenn der Schulleiter nämlich drauf besteht, dass die Lehrkraft dann entsprechend ihren Jahresurlaub bis Ende Januar einzureichen hat und an den Ferientagen, an denen kein Urlaub eingereicht wurde, selbstverständlich im normalen Umfang zur dienstlichen Verfügung steht.

    Das sehe ich anders!
    Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, dass Lehrer auch "nur" eine (je nach Bundesland) 41-Stunden Woche haben. Da ich kaum Lehrer kenne, die sich daran halten und nach 41 Stunden den Rotstift fallen lassen, sondern während der Unterrichtszeit durchaus auf ihre 50 - 60 Stunden die Woche kommen, ist es fahrlässig, nun von dieser Personengruppe zu verlangen, auch noch dann bereitzustehen, wenn man gerade seine Überstunden abfeiert! So wie es der TS angibt, ist nämlich genau das bei ihm der Fall.


    Der schlechte Ruf der Lehrer würde sich um einiges verschlimmern, wenn wir, wie es z. B. im Finanzamt üblich, mit Stechuhr unserer Arbeit nachgehen würden. Dann fällt der Hammer eben um 17 Uhr und die liebe 8a würde monatelang auf die Rückgabe der Deutsch-Klassenarbeit warten, so wie ich regelmäßig Monate warte, bis ich meinen Steuerbescheid auf dem Tisch habe. Daran denkt aber kein Mensch, wenn es mal wieder darum geht, zu meckern, wenn es um Lehrer geht. Nur mal nebenbei bemerkt, mein Steuerbescheid liegt dann in einem vom Dienstherr ausgestattetem Büro auf einem Stapel, in dem man zur Dienstzeit und nur und nur dann im besten Fall zu Telefonsprechzeiten (welche z. B. bei der Beihilfestelle in den Ferien so reduziert sind, damit die Damen und Herren ihre Anträge abarbeiten können) erreichbar ist. Nein, bei diesen Damen und Herren liegt zu Recht nichts zu Hause in ihrem privat finanzierten Arbeitszimmer. Und nein, die sind auch nicht für mich auf ihrer Privatnummer erreichbar.


    Ja, es gibt 50-60 Ferientage und ca. 30 Urlaubstage. Aber entweder, ich gehe in den Ferien meinen dienstlichen Verpflichtungen nach um mein Arbeitspensum zu schaffen (z. B. korrigieren, planen und vorbereiten) oder aber ich lege dermaßen ins Zeug, dass ich während der Unterrichtsphasen Überstunden mache ohne Ende, damit ich diese dann in den Ferien abfeiern kann. Daran ist nichts Verwerfliches zu finden. Das ist einfach der Freiheit geschuldet, die ich durch die freie Zeiteinteilung in diesem Beruf habe. Und wenn es um die Vorteile dieser freien Zeiteinteilung geht, stellt das keiner als Positiv dar, z. B. wenn die liebe 8a ihre Klassenarbeit schon in der nächsten Stunden korrigiert zurück bekommt. Die Freiheit der freien Zeiteinteilung heißt aber nicht, dass ich immer und überall für jeden verfügbar und erreichbar bin.


    Studien haben ergeben, dass Lehrer nicht mehr oder weniger arbeiten als andere Arbeitnehmer. Allerdings ist festgestellt worden, dass das Stressniveau, dem Lehrer ausgeliefert sind, um einiges höher ist, als bei anderen Berufsgruppen. Ich würde einmal interessieren, was die Berufsgenossenschaft zum Lärm in unseren Klassenräumen sagen würde. Ein Bauarbeiter wäre verpflichtet, bei diesen Lautstärken, denen wir täglich ausgesetzt sind, ein Gehörschutz nach DIN XXX zu tragen.


    Ich möchte "Unwissenden" nicht ständig eine Rechtfertigung über meine geleistete Arbeit und deren zeitlichen Aufwand geben müssen. Es muss einfach klar kommuniziert werden, dass ein Lehrer während der Unterrichtsphasen über seine Dienststelle zu erreichen ist (wie das Sekretariat eben besetzt ist - analog den Servicezeiten z. B. der Beihilfestelle) und alles andere ist eine freiwillige Serviceleistung der einzelnen Lehrperson und ja auch in Ordnung (z. B. das Herausgeben einer Privatnummer oder das Kontaktieren per E-Mail). Ich bin mir sicher, dass jeder Lehrer unter uns, sich umgehend mit der Mutter in Verbindung setzen würde, wenn es um einen pädagogischen Notfall das Kind betreffend gehen würde. Aber in dem geschilderten Fall im Ausgangspost ist das wohl nicht der Fall.


    Ich kenne wirklich keine andere Berufsgruppe, die sich immer wieder so an den Pranger stellen lassen muss, wie wir Lehrer. Noch entsetzlicher finde ich aber, dass es immer wieder Kollegen gibt, die mit ihrer unterwürfigen Art immer und überall zur Verfügung stehen zu wollen, nicht wirklich dazu beitragen, dass der Stress, der von Außen an uns herangetragen wird, endlich reduziert wird.


    Liebe Kollegen, wir haben den schönsten Beruf auf der Welt. Aber es ist ein Beruf! Und der hat auch einen Feierabend. Und wenn man die positiven Aspekte, die unser Beruf mit sich bringt, auch immer herausstellen darf, darf man durchaus auch mal die positiven Aspekte anderer Berufe mit unserem vergleichen. Dabei kann einem sehr schnell klar werden, dass man nicht alle von außen herangetragenen Erwartungen anderer erfüllen kann und auch nicht muss!


    Mein Motto ist immer noch: Den Schuh lass ich mir nicht anziehen!

  • Bei rund 50-60 Ferientagen und im Vergleich dazu etwa 30 Urlaubstagen kann so ein Ansatz ganz schnell nach hinten losgehen, wenn der Schulleiter nämlich drauf besteht, dass die Lehrkraft dann entsprechend ihren Jahresurlaub bis Ende Januar einzureichen hat und an den Ferientagen, an denen kein Urlaub eingereicht wurde, selbstverständlich im normalen Umfang zur dienstlichen Verfügung steht.

    Dann fällt aber auch während der normalen Schulzeit nach 40 Zeitstunden pro Woche der Hammer, egal ob da so Sachen wie Klausuren, Zeugnisnoten, Abiturkorrekturen oder Gutachten anstehen. Alles andere hat Iteach schon vortrefflich formuliert!


    Gruß !


    ps: Anwesenheitszeiten im Schulgebäude werden natürlich voll in diese Zeit eingerechnet. Man hält sich dort ja nicht zum Privatvergnügen auf (abzüglich einer gesetzlichen Pause von 30 Minuten pro Tag natürlich, in der aber dann auch kein dienstliches Gespräch geführt und kein Schüler beaufsichtigt wird!).

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • ......Ja, es gibt 50-60 Ferientage und ca. 30 Urlaubstage. Aber entweder, ich gehe in den Ferien meinen dienstlichen Verpflichtungen nach um mein Arbeitspensum zu schaffen (z. B. korrigieren, planen und vorbereiten) oder aber ich lege dermaßen ins Zeug, dass ich während der Unterrichtsphasen Überstunden mache ohne Ende, damit ich diese dann in den Ferien abfeiern kann. Daran ist nichts Verwerfliches zu finden. Das ist einfach der Freiheit geschuldet, die ich durch die freie Zeiteinteilung in diesem Beruf habe.....


    So ein richtiger Beitrag. Es wird beim Lehrerbashing (auch von Kollegen) häufig vergessen, dass wir nicht früh nach Hause gehen, Nachmittags frei haben und außerdem auch noch 3 Monate Ferien im Jahr feiern, sondern eben nur eins davon. Ich arbeite während der Schulzeit meist 50+ Stunden, in den Ferien etwa 10 pro Woche (oder sogar gar nicht :pfeifen: ) und liege damit deutlich über 41 Wochenstunden im Jahr.
    Die "Dienstpflicht" auch in der unterrichtsfreien Zeit wahrzunehmen heißt ja nicht, dass man sich von Eltern die Termine diktieren lassen muss, zu denen man mit ihnen zu sprechen hat (in der Schulzeit übrigens auch nicht).



    Könnte man eigentlich darauf bestehen, auf dem privaten Telefon gar keine Auskunft zu geben, also einfach auflegen? Nur, weil das kriecherische Sekretariat meine Nummer herausgegeben hat, heißt das doch nicht, dass ich nun auch mit Leuten sprechen muss, die mich anrufen.

  • Das sehe ich anders!Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, dass Lehrer auch "nur" eine (je nach Bundesland) 41-Stunden Woche haben. Da ich kaum Lehrer kenne, die sich daran halten und nach 41 Stunden den Rotstift fallen lassen, sondern während der Unterrichtszeit durchaus auf ihre 50 - 60 Stunden die Woche kommen, ist es fahrlässig, nun von dieser Personengruppe zu verlangen, auch noch dann bereitzustehen, wenn man gerade seine Überstunden abfeiert!


    Ja, mir sind auch nicht so viele Lehrkräfte bekannt, die 41 Stunden in der Woche arbeiten; die Mehrzahl dürfte da nämlich deutlich drunter liegen; übers Jahr gerechnet in jedem Fall, denn da müsste - je nach Herangehensweise an die Rechnung - eine Wochenarbeitszeit zwischen 46 und 50 Stunden herauskommen. Macht bei 5 Stunden Arbeit am Wochenende (hoch gegriffen) immer noch eine tägliche Arbeitszeit von rund 9 Stunden., wovon rund 40% durch den Unterricht gefüllt ist. Für Vor- und Nachbereitungen inkl. Gespräche und Korrekturen müsste also die durchschnittliche Lehrkraft in jeder Woche des Jahres (!) 25 Zeitstunden - also jeden Werktag 5 Stunden - aufwenden, um auch nur das geschuldete Maß an zeitlicher Leistung zu erbringen.


    Ja, es mag sowohl Perfektionisten wie auch derart über das erwartbare Maß engagierte Lehrkräfte geben, die da regelmäßig drüber liegen. In der Wirklichkeit sieht es m.E. eher so aus, dass hier ein klassischer Fall von Selbstbetrug vorliegt und die meisten ziemlich erstaunt wären, würden sie einmal ihre reine Arbeitszeit über mehrere Monate hinweg erfassen.


    Selbst bei einer Studie, die auf Selbstaussagen von Lehrkräften baut, liegt die wöchentliche Arbeitszeit übers Jahr gerechnet, nur bei 38 Stunden und damit 3 Stunden weniger als von Beamten erwartet wird:
    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=346716


    Natürlich kann unser Job anstrengend und belastend sein; rein zeitmäßig bin ich aber fest davon überzeugt - und beobachte das auch in meinem von Lehrkräften nur so wimmelnden Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis, dass Lehrkräfte in Bezug auf ihre Arbeitszeit wirklich so gar keinen Grund zum Jammern haben.


    Zitat

    Nur mal nebenbei bemerkt, mein Steuerbescheid liegt dann in einem vom Dienstherr ausgestattetem Büro

    Frag mal eine statistisch relevante Zahl von Lehrkräften, wie sie es fänden, feste Präsenzzeiten, ein Büro und 30 Tage Urlaub im Jahr zu haben im Vergleich zu ihrer momentanen Freizeitregelung. Ich kenne keinen einzigen Lehrer, der das möchte - warum wohl?


    Zitat

    Studien haben ergeben, dass Lehrer nicht mehr oder weniger arbeiten als andere Arbeitnehmer.

    Quelle? Und sprechen wir von Arbeitnehmern mit vergleichbar hohem Einkommen, also ab etwa 60.000 € Jahresgehalt?


    Zitat

    Allerdings ist festgestellt worden, dass das Stressniveau, dem Lehrer ausgeliefert sind, um einiges höher ist, als bei anderen Berufsgruppen. Ich würde einmal interessieren, was die Berufsgenossenschaft zum Lärm in unseren Klassenräumen sagen würde.

    Für die Lautstärke in einem Klassenzimmer ist doch in erster Linie die Lehrkraft selbst verantwortlich, wenn wir jetzt mal nicht von Klassen mit einem Dutzend Inklusionskindern ohne Begleitung mit Förderschwerpunkt ESE ausgehen...


    Zitat

    Es muss einfach klar kommuniziert werden, dass ein Lehrer während der Unterrichtsphasen über seine Dienststelle zu erreichen ist (wie das Sekretariat eben besetzt ist - analog den Servicezeiten z. B. der Beihilfestelle) und alles andere ist eine freiwillige Serviceleistung der einzelnen Lehrperson und ja auch in Ordnung (z. B. das Herausgeben einer Privatnummer oder das Kontaktieren per E-Mail).

    Diese Abschottung vor der Erreichbarkeit halte ich für anachronistisch. Lehrkräfte sind während der Unterrichtszeit eben nicht für die Eltern oder andere Personen erreichbar; da haben sie ja Unterricht. Und wer will schon in der Pause angerufen werden? Entweder haben Lehrkräfte Präsenzzeiten oder sie sind eben per dienstlicher E-Mail zu erreichen und rufen dann zurück - gerne vom Schultelefon.


    Wenn jemand sein privates Gerät nicht nutzen möchte - ok. Wir stellen den Lehrkräften an unserer relativ kleinen Schule dafür in jedem Klassenzimmer einen Laptop, 10 PCs im Lehrerzimmer, 40 Tablets (die gern auch mit nach Hause genommen werden dürfen, wenn das nötig ist), 12 frei verfügbare Laptops und mehrere Sprechzimmer mit Telefonen zur Verfügung. Einzig die Lehrerarbeitszimmer mit Präsenzzeiten wollte, als dieses Thema in der Planungsphase des Neubaus aufkam, dann doch keiner.


    Zitat

    Mein Motto ist immer noch: Den Schuh lass ich mir nicht anziehen!

    Meines: Ned so vui jammern.

  • Ich will nicht frech sein, aber hast du mal Deutsch oder Englisch in der Sek II unterrichtet? Ich habe im Schnitt alleine drei Deutschkurse in der Oberstufe gleichzeitig. Das sind 12 Klausuren pro Jahr, das sind bei uns 324 Hefte, die ich alleine für diese drei Kurse im Jahr durchsehe. Ich will auch gar nicht anfangen, den Rest vorzurechnen, aber ich liege (engagiert wie ich bin ;) ) sicher deutlich über 41 Wochenstunden im Jahr.


    Die "Quelle", nach der du fragst, in der steht, dass Lehrer nicht mehr oder weniger arbeiten, als andere Arbeitnehmer (natürlich Akademiker) ist doch in dem von dir geposteten Link zu finden. :D
    In dieser "Quelle" wird allerdings nicht wirklich nach Schulformen unterschieden.


    Einer anderen Quelle zufolge, in der nach Schulformen unterschieden wird, arbeiten Gymnasial- und Berufsschullehrer wöchentlich mehr als 60 Stunden pro Woche. Die Quelle ist Dr. Rothland (Uni Siegen / Uni Münster), der sich seit etlichen Jahren genau mit diesem Thema beschäftigt.

  • Selbst bei einer Studie, die auf Selbstaussagen von Lehrkräften baut, liegt die wöchentliche Arbeitszeit übers Jahr gerechnet, nur bei 38 Stunden und damit 3 Stunden weniger als von Beamten erwartet wird:http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=346716

    Aus dem Link:

    Zitat

    Im Durchschnitt arbeiten Lehrer eigenen Angaben zufolge 45,8 Stunden pro Woche. Verrechnet man die - im Vergleich zu anderen Berufen - zusätzlichen Ferienzeiten, ergibt sich eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden. Das ist die zentrale Erkenntnis der Studie "Lehrerkooperation in Deutschland", die von den Stiftungen Bertelsmann, Deutsche Telekom, Robert Bosch und Mercator in Auftrag gegeben wurde. Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität und der Universität Wuppertal befragten dafür mehr als tausend Lehrer zu ihrer Arbeit und ihrem Selbstbild.

    Rechnen wir einmal schnell nach: 45,8 Stunden pro Woche * 40 Schulwochen sind 1832 Stunden im Jahr. 1832 Stunden geteilt durch 38 Stunden pro Woche ergibt 48,2 Wochen. Also haben die anderen Beamten nur 3,8 Wochen Urlaub, also 19 Urlaubstage im Jahr. Und zusätzliche gesetzliche Feiertage gibt es für die auch nicht... alles klar!


    Hier einmal eine andere Studie:

    Zitat

    Niedersächsische Gymnasiallehrkräfte arbeiten pro Woche durchschnittlich 3:05 Zeitstunden über den Sollwert, also die vergleichbare Arbeitszeit der Verwaltungsbeamten. Die Gymnasiallehrkräfte haben die höchste Arbeitszeit von allen Schulformen. Insgesamt summiert sich die unbezahlte Mehrarbeit aller Lehrkräfte an Gymnasien auf etwa 50.000 Stunden pro Woche. Der Durchschnittswert bezieht sich auf das statistische Konstrukt „Vollzeitlehreräquivalente“, in dem Vollzeit- und Teilzeitlehrkräfte zusammengefasst sind.
    Die Niedersächsische Arbeitszeitstudie 2015/16 hat die Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts exakt empirisch ermittelt. Und zwar gerichtsfest nach den Kriterien, die das OVG Lüneburg aufgestellt hat. Der reine Unterricht macht an Gymnasien mit 14:10 Stunden 28,5 Prozent der Arbeitszeit aus. Der tatsächliche Aufwand an vor- und nachgelagerter
    Arbeit pro Unterrichtsstunde beträgt 1:53 Stunden. Eine 45-Minuten Unterrichtsstunde entspricht also einem Ist-Aufwand von 2:38 Stunden. Das wird bisher von der Regierung völlig unterschätzt und in der Arbeitszeitverordnung nicht berücksichtigt.

    http://arbeitszeitstudie.gew-n…hlte-mehrarbeit-pro-woche


    Im Gegensatz zur Studie von Bertelsmann und Co. (Empirische Daten lieferte eine repräsentative Umfrage unter 1.015 Lehrkräften, die das Meinungsforschungsinstitut[!] infratest dimap vom 12. Oktober bis 13. Dezember 2015 durchführte., siehe http://www.bildungsspiegel.de/…ooperation-in-deutschland) wurden hier die tatsächlichen Arbeitszeiten über ein komplettes Schuljahr minutengenau erfasst. Es haben in ganz Niedersachsen fast 3000 Lehrkräfte (alle Schulformen) an der Studie der Universität Göttingen ein Jahr lang teilgenommen.


    Zitat

    Für die Lautstärke in einem Klassenzimmer ist doch in erster Linie die Lehrkraft selbst verantwortlich, wenn wir jetzt mal nicht von Klassen mit einem Dutzend Inklusionskindern ohne Begleitung mit Förderschwerpunkt ESE ausgehen...

    Man kann durch bauliche Maßnahmen (schallabsorbierende Elemente) viel bewirken. Aber das kostet natürlich Geld, dass nicht jeder Schulträger ausgeben will. Die Lehrkraft als Alleinverantwortlichen hinzustellen ist zu einfach.


    Zitat

    Diese Abschottung vor der Erreichbarkeit halte ich für anachronistisch. Lehrkräfte sind während der Unterrichtszeit eben nicht für die Eltern oder andere Personen erreichbar; da haben sie ja Unterricht. Und wer will schon in der Pause angerufen werden? Entweder haben Lehrkräfte Präsenzzeiten oder sie sind eben per dienstlicher E-Mail zu erreichen und rufen dann zurück - gerne vom Schultelefon.

    Davon reden wir hier doch die ganze Zeit! Es geht um Fälle, wo jemand seine private E-Mail-Adresse und sein privates Telefon für dienstliche Kommunikation nutzen soll, weil die Schule eben nicht die notwendige technische Infrastruktur bereitstellt! Und das darf nicht sein!


    Zitat

    Wir stellen den Lehrkräften an unserer relativ kleinen Schule dafür in jedem Klassenzimmer einen Laptop, 10 PCs im Lehrerzimmer, 40 Tablets (die gern auch mit nach Hause genommen werden dürfen, wenn das nötig ist), 12 frei verfügbare Laptops und mehrere Sprechzimmer mit Telefonen zur Verfügung.

    Und du glaubst jede Schule ist so ausgestattet! Es gibt genug Schulen, die von ihrem Schulträger nicht so verwöhnt werden. Vom Einzelfall auf die Allgemeinheit schließen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    6 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Ich will nicht frech sein, aber hast du mal Deutsch oder Englisch in der Sek II unterrichtet? Ich habe im Schnitt alleine drei Deutschkurse in der Oberstufe gleichzeitig. Das sind 12 Klausuren pro Jahr, das sind bei uns 324 Hefte, die ich alleine für diese drei Kurse im Jahr durchsehe. Ich will auch gar nicht anfangen, den Rest vorzurechnen, aber ich liege (engagiert wie ich bin ;) ) sicher deutlich über 41 Wochenstunden im Jahr.

    Jetzt haben wir also n=1 mit einer auf Selbsteinschätzung beruhenden Aussage von "sicher deutlich über 41 Wochenstunden im Jahr". Da könnten wir dann gleich noch die Diskussion dranhängen, ob Lehrkräfte mit korrekturintensiven Fächern nicht zum Ausgleich ein geringeres Stundenmaß haben sollten? Oder Chemie- und Physiklehrkräfte wegen der aufwändigen Vorbereitung? Oder Sport- und Musiklehrkräfte wegen der Lärmbelastung?


    Und wieso sollte es frech sein, wenn du mich das fragst? Nein, habe ich nicht - wie auch, wenn ich in der Sek-1 arbeite? Ja, ich habe auch Deutsch als Unterrichtsfach und ich weiß, dass da viel Zeit drauf geht - deshalb hat bei uns auch jede Deutsch-Lehrkraft maximal zwei Deutschklassen zu unterrichten.


    Die Tatsache, dass du selbst deutlich über 41 Wochenstunden im Jahr arbeitest (was ich übrigens noch immer nicht ganz glaube, weil ich weiß, wie schnell man sich da selbst in die Tasche lügt...), widerspricht meiner These ja gar nicht, dass eine Mehrzahl der Lehrkräfte (quer über alle Schularten, Fächerkombinationen und v.a. Arbeitshaltungen hinweg) da deutlich drunter liegt.

  • Zitat von Mikael

    Die Auftraggeber der Stiftung stehen ja bekanntermaßen für eine objektive Betrachtungen der staatlichen Schulen in Deutschland...Hier einmal eine andere Studie:

    In Auftrag gegeben von der GEW, die ja bekanntermaßen für eine objektive Betrachtung der kultuspolitischen Gegebenheiten steht ;-) - aber schauen wir mal an, was die Studie zu Haupt-, Real- und Oberschullehrkräften zu sagen hat:



    Keine weiteren Fragen, euer Ehren ;-)


    Zitat

    Davon reden wir hier doch die ganze Zeit! Es geht um Fälle, wo jemand seine private E-Mail-Adresse und sein privates Telefon für dienstliche Kommunikation nutzen soll, weil die Schule eben nicht die notwendige technische Infrastruktur bereitstellt! Und das darf nicht sein!


    Ja, da stimme ich dir völlig zu. Und zwar ohne jedes aber. Wenn die Schule (Schulleitung, der Dienstherr, werauchimmer) das möchte, muss er/sie halt auch die Bedingungen dafür schaffen.


    Zitat

    Und du glaubst jede Schule ist so ausgestattet! Es gibt genug Schulen, die von ihrem Schulträger nicht so verwöhnt werden. Vom Einzelfall auf die Allgemeinheit schließen... ich hoffe, du bist kein Mathematik-Lehrer...


    Natürlich ist nicht jede Schule so ausgestattet - hältst du mich eigentlich für doof? Ich hab das nur hingeschrieben, um zu zeigen, dass mir eben sehr wohl bewusst ist, dass ich - als Schulleitung - auch die nötigen Rahmenbedingungen schaffen muss, wenn ich Erreichbarkeit einfordere; die Forderung an sich halte ich nämlich - im Gegensatz zu manchen anderen - überhaupt nicht für zu viel verlangt, sondern für einen völlig normalen Teil der von Lehrkräften zu erbringenden Dienstleistung.

  • Das klingt ja verlockend bei euch. Ich bin aber am Beruflichen Gymnasium und habe somit mit voller Stelle ca 6 Oberstufenkurse, meist 2 LKs, der Rest GKs und Englisch und Päda sind beides Klausurfächer. Sprich ich hab im schlimmsten Fall in einer Klausurphase 160 Klausuren gehabt. Ist halt so. Und ja, da korrigiert man auch mal in den Herbstferien 2 Wochen durch. Ja, gibt bestimmt Leute die weniger aber auch mehr arbeiten.
    Aber ich möchte dann nicht in den Ferien zu Hause beim Korrigieren gestört werden, vor allem nicht wegen so was, was man vorher oder später klären kann. Und nicht vom Schulleiter angeordnet.
    So was muss halt abgesprochen werden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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