Kind soll nicht mit auf Klassenfahrt

  • Wir fahren demnächst für drei Tage auf eine kleine Klassenfahrt (5. Klasse NRW). Nun haben drei Mädchen aus der Klasse gesagt, sie wollen nicht dort übernachten. Die Eltern haben sich dazu bereit erklärt, sie jeden Morgen vor dem Frühstück zu bringen und abends spät abzuholen. Sind nur ca. 25 Kilometer von der Schule.


    Nun meine Frage: Wie sieht es rechtlich aus? Müssen sie überachten?


    Einerseits wären sie ja fast die ganze Zeit über da, andererseits finde ich es sehr schade, da das Schlafen außer Haus einfach zu einer Klassenfahrt dazu gehört. Gerade unsere Mädchen aus der Klasse sind eine nette Truppe und verstehen sich recht gut.


    Abgesehen vom rechtlichen Aspekt, wie beurteilt ihr das?


    Es geht übrigens auch nicht ums Geld. Bezahlt ist die Fahrt bereits.

  • vorab: Ich bin zum Glück nicht in der Lage solche Elterngespräche zu führen, habe also "leicht reden".


    Wenn es nicht zwingende, zb medizinische Gründe (keine Ahnung: Einzelzimmer notwendig, körperliche Einschränkungen, ...oder zb Einnässen, usw..) gibt, finde ich, dass es gar nicht geht.
    Die Eltern werden kaum die Mädchen schon vor dem Frühstück bringen und sie um 9 abends abholen. Das Frühstück und das Abendessen gehören auch zu einer Klassenfahrt, genauso wie der sich anschliessende Spieleabend. Eine Klassenfahrt ist keine Freizeitveranstaltung sondern eine Schulveranstaltung mit pädagogischen Zielen. und genau diese gemeinsame Zeit und dieser leichte Abstand zu den Eltern / zur Familie ist auch ein wichtiger Schritt in die Gemeinschaft, Richtung älter werden, usw..


    Ich finde es in so einem Fall sicher schwer zu entscheiden: wo ist die Grenze zwischen "panische Angst, das Elternhaus zu verlassen" (Trauma-Erfahrung durch Familiengeschichte) und "religiöse / kulturelle Begründung". Warum dürften sie das, andere aber in Folgejahren nicht? Es ist ein unschöner Präzedenzfall.


    Aber wie gesagt: ich bin realistisch, eine Meinung haben bedeutet nicht, dass ich es bis zum Ende ausfechten würde. Ich halte es allerdings für sehr gefährlich.


    Chili

  • Kann man mal erfahren, weshalb die Mädchen das nicht wollen? (Es werden ja nun wohl nicht alle drei traumatische Erlebnisse haben....). Ich hätte zunächst auch Zweifel, ob es wirklich die Kinder selbst sind, die nicht wollen oder nicht doch die Eltern dahinter stecken. (Wenn doch, staune ich allerdings auch, wozu manche Eltern sich breitschlagen lassen). Ansonsten stimme ich voll und ganz dem vorigen Beitrag zu: das ist eine schulische Veranstaltung und kein Spaßangebot (auch wenn es natürlich Spaß machen soll....) Wenn es keine massiven Gründe gibt, die das Übernachten untragbar machen, würde ich den Vorschlag der Eltern ganz klar ablehnen.
    Ein weiteres Problem dabei ist übrigends auch, was das eventuell in der Gruppe auslöst. Bei manchen Kindern die selbst zu Heimweh neigen (oder an dem Tag vielleicht auch nur Streit oder irgendein doofes Erlebnis hatten) hast du dann womöglich jeden Abend tränenreiche Heimwehattacken, weil die dann auch nach Hause wollen (und dann begründe mal, weshalb die drei das dürfen und die anderen aber nicht...)

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Was sagt denn die Schulleitung dazu?


    Und hast du dir nicht vorher eine schriftliche "Einverständniserklärung" eingeholt? Wenn diese schon vorhanden ist, dann übernachten die Schülerinnen auf der KLassenfahrt. Da würde ich das Gespräch aber ziemlich kurz halten.


    Allerdings weiss ich aus Erfahrung als langjährige Zeltlagerbetreuerin in den Sommerferien, dass weinende heimwehkranke Kinder kaum zum Aushalten sind.


    Daher würde es in der ersten Nacht probieren und falls die Kinder den nächsten Tag nur weinen und heulen, dann die Eltern anrufen, dass sie ihre Kinder abends abholen sollen und morgens wiederbringen sollen.


  • Daher würde es in der ersten Nacht probieren und falls die Kinder den nächsten Tag nur weinen und heulen, dann die Eltern anrufen, dass sie ihre Kinder abends abholen sollen und morgens wiederbringen sollen.

    ...oder eben ganz abholen. Ich finde schon, dass Fünftklässlerinnen entscheiden können, ob sie die Veranstaltung tatsächlich abbrechen wollen, oder es mal aushalten, ohne Mama und mit ihren Freundinnen in einem Zimmer zu übernachten. Das Holerei-Bringerei-Chaos würde ich mir keinesfalls geben. Bei allem Verständnis für Heimweh, aber DAS kann man keiner Klasse zumuten.


    Ach, wahrscheinlich wollen die Mädels sowieso nicht weg. Die Klassenfahrtsgaudi mit Chipskrümeln im Bett lässt man sich doch nicht freiwillig entgehen!

  • Bei uns geht das bei medizinischen und religiösen Gründen.
    Bei unseren ortsnahen 5er-Klassenfahrten werden z.B. üblicherweise die Mennoniten von den Eltern abends abgeholt und morgens wieder zur Klassenfahrt gebracht.

  • Medzinische Gründe sind für mich nachvollziehbar. Der Rest wäre inakzeptabel. Dann würde ich einfach keine Fahrten anbieten. Ganz oder gar nicht. Das man es immer jedet Gruppe recht machen will ist einfach nur lächerlich.

  • Die Schulleitung sagt (noch) nichts dazu, Mit der habe ich noch nicht gesprochen. Mache ich nächste Woche. Ich wollte nur mal eine Einschätzung von euch haben und hören, wie andere Schulen damit umgehen.


    Ein Mädchen darf aus religiösen Gründen nicht (sind Moslems). Das zweite Mädchen hat eine Oberglucke zur Mutter, die sie total einschränkt. Ich denke, sie selber würde gerne mitfahren, traut sich aber nicht, etwas gegen ihre Mutter zu sagen und beim dritten Kind kenne ich den Grund noch nicht.

  • Ausgerechnet bei solchen Gründen fände ich es persönlich sehr gut, wenn du dich ganz stark dafür einsetzst, dass die Mädchen mitfahren müssen.
    Ich bin eine Radikalin und verstehe nicht, warum Mosleminnen (betrifft bei uns immer nur Mädels) nicht auf eine Klassenfahrt fahren könnten, aber gut, ich muss immer wieder schlucken, wir sind in Deutschland und da spielen religiöse Gründe immer eine Rolle. Aber was ist denn der Unterschied für die religiösen Eltern, ob sie das Kind um 21uhr abholen und um 7uhr30 zurückbringen? Gebete werden zu anderen Zeiten abgehalten, das gemeinsame Essen findet eh statt, usw... Da kann man die Ängste wegnehmen..
    Bei der Oberglucke: das Mädchen wird dir (jetzt oder später) für immer dankbar sein, wenn sie den Schritt schafft. So ein Abnabelungsprozess ist meiner Meinung nach genau DER Grund, warum es auch Klassenfahrten in der 5 gibt. Gemeinschaft und Abstand des Elternhauses...


    Viel Erfolg!

  • Ich wäre persönlich ganz offen dagegen. Das ist macht ja absolut keinen Sinn. Außerdem würde es viel zu kompliziert, besonders wenn mal ein Ausflug angesagt ist.

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