Ich nehme oft die gleichen dran ? Wie kann ich das vermeiden?

  • Hallo zusammen,


    ich bin seit November im Ref. und meine erste Lehrprobe ist prima gelaufen. Allerdings rutsche ich immer wieder in die Schiene, die gleichen Personen dranzunehmen (Jg.5). Habt ihr irgendeine Strategie wie man das vermeiden kann? ^^ Es war am Freitag so, dass sich immer wieder die 10 gleichen Leute gemeldet haben und dann kam es wieder zu dieser Wiederholung. Ich vermeide es SuS dranzunehmen,die sicht nicht melden, weil ich sie nicht vor der ganzen Klasse bloßstellen möchte. Das mache ich nur, wenn sie sich mit anderen DIngen beschäftigen oder quatschen ;).

  • Ich vermeide es SuS dranzunehmen,die sicht nicht melden, weil ich sie nicht vor der ganzen Klasse bloßstellen möchte.

    Na ja, Lehrerfrage ist ja nun nicht Lehrerfrage. Wenn es um die Äußerung von eigenen Meinungen oder Sichtweisen geht (in Deutsch bspw. auch bei ersten Leseeindrücken), dann müsste jeder etwas sagen können, der aufgepasst hat. Auch bei einfachen Wissensfragen ist die Gefahr, jemanden bloßzustellen recht gering.
    Überhaupt: Wenn du es dir zur Gewohnheit machst, oft und regelmäßig jmd. dranzunehmen, der sich nicht gemeldet hat, dann werden die Schüler auch sehen, dass nichts Schlimmes daran ist, mal eine Frage nicht zu wissen. Hängt natürlich auch von deiner Reaktion ab.

    • Offizieller Beitrag

    du könntest dir im Vorfeld vornehmen, welchen der stillen Kandidaten du in der nächsten Stunde drannehmen willst. So könnte ein gewisses Prinzip der Rotation entstehen.


    Wenn jemandohne sich zu melden einen Text vorlesen soll, sit das alles andere als bloßstellen.


    Bloßstellen ist sowieso das, was du mit einer Schülerantwort machst; nicht die Schülerantwort selbst bedeutet bloßstellen.


    Du musst dir ja auch von den stillen Schülern ein Leistungsbild machen. Wenn du sie nie drannimmst, kannst du das jedoch nicht. Du musst also Schülerantworten einfordern, wenn sie nicht von selbst kommen.


    Also mach dir darüber nicht an falscher Stelle den Kopf, überlege lieber, wie du in einem gewissen Wechsel immer mal andere Schüler drannimmst, die sich nicht melden;)

  • Danke, ein wirklich hilfreicher Tip ;)

  • Einfach mal länger warten, nicht gleich den erst besten dran nehmen.


    "Ach kommt, das wissen doch noch mehr!"


    "Wer war heute noch nicht dran?"


    Oft hilft es auch, kleinschrittiger zu fragen.



    "Geschicktes" Fragen hilft in Mathe zum Beispiel sehr. In Mathe bekomme ich es in Prüfungen oft hin, dass (sofern Grundlagen vorhanden sind, das ist klar) ich so frage, dass der Schüler gar nicht falsch antworten kann. Allein durch Fragetechnik. ABER: Das bedarf viel Übung und vor allem Erfahrung, die du naturgemäß noch nicht haben kannst, wenn du im Ref bist.

  • - geduld. warte nach jeder frage mindestens fünf sekunden, bis du jemanden aufrufst. das wirkt.


    - tps. wer sich vorher ausgetauscht hat, der ist eher bereit, im plenum zu sprechen.


    - die ersten stunden prägen die folgenden wochen; wenn da immer nur ein paar reden, bleibt das erstmal so. man gewöhnt sich an seine rolle in diesem fach bei diesem lehrer in diesem raum - sei es die rolle des labersacks oder die rolle des stillen wassers. aufzubrechen ist das am ehesten über ganz neue methoden; irgendwas, bei dem kaum einer im raum schon seine rolle kennt.


    - ruf leute einfach auf und frame das als eine gelegenheit, in der man sich nicht blamieren kann. bei unbrauchbaren antworten niemals dem schüler das gefühl geben, sich blamiert, versagt oder sonstwie was bloß-nicht-zu-wiederholendes getan zu haben. lieber "schöne idee, aber leider falsch" mit einem grinsen, als gleich kommentarlos den nächsten dranzunehmen.


    - schweigsame typen öfters drauf hinweisen nebenbei im einzelgespräch, dass sie doch ahnung haben (! nur, wenn dem auch so ist) und es toll wäre, wenn sie das einbringen würden. ist doch schade drum.


    - während einzel- und partnerarbeiten mit schülern beim rumgehen bereits ergebnisse diskutieren mit einzelnen leuten und dabei richtiges bestätigen. diese kandidaten melden sich danach im plenum fast immer, präsentieren also sehr gern und fast immer von selbst. schon zu wissen, dass man keinen vollen misserfolg haben wird, bestärkt ungemein.


    - den schülern sagen, dass du mündliche noten machst.


    - schülerlob und noch mehr schülerlob, eher für einsatz, aber auch für tolle ergebnisse.


    - überlegen: wann machst du persönlich in plenums-situationen gerne mit, wenn du eine fortbildung oder so besuchst? diese bedingungen ab und an herstellen, meistens wirken sie nicht nur bei dir.

  • OT...
    Was hat "Fragen so stellen, dass der Schüler sie gar nicht falsch antworten kann" mit einer Prüfung zu tun?

    Ich prüfe meine Schüler in dem Interesse, dass sie die bestmögliche Leistung erbringen können, die ihnen möglich ist. Entsprechend wähle ich meine Fragen. Einen Schüler, der über die drei Jahre immer haarscharf am Unterkurs vorbei ist und 5 NP zum Bestehen braucht, frage ich anders als einen Schüler, der auf die 15NP will. Muss ich auch. Würde ich es anders herum machen, hätte der 15NP-Schüler gar nicht die Möglichkeit sein Können unter Beweis zu stellen und der 5-NP-Schüler wäre heillos überfordert und bekäme 0 NP.

  • ja? bei uns sind die fragen vorher vorbereitet, und dann fragt man einen ab. alles andere fände ich extrem problematisch. es gibt alle anforderungsbereiche in jeder abfrage und ja, wer die reorganisation nie hinbekommt und beim problemlösenden denken auch nichts bringt, der unterpunktet und wird dann zum abi nicht zugelassen. wir vergeben ein abitur, keine ausstellung individueller stärken, die mit sicherheit jeder hat, die aber halt nur innerhalb eines relativ engen skillssets (abstraktionsvermögen, transferfähigkeit, problemlösendes denken, gewisse disziplin) studierfähigkeit bedingen...


    klar will ich jedem die für ihn bestmögliche note geben, aber doch nicht dadurch, dass ich einzelnen leichtere fragen stelle?

  • Hallo zusammen,


    ich bin seit November im Ref. und meine erste Lehrprobe ist prima gelaufen. Allerdings rutsche ich immer wieder in die Schiene, die gleichen Personen dranzunehmen (Jg.5). Habt ihr irgendeine Strategie wie man das vermeiden kann? ^^ Es war am Freitag so, dass sich immer wieder die 10 gleichen Leute gemeldet haben und dann kam es wieder zu dieser Wiederholung. Ich vermeide es SuS dranzunehmen,die sicht nicht melden, weil ich sie nicht vor der ganzen Klasse bloßstellen möchte. Das mache ich nur, wenn sie sich mit anderen DIngen beschäftigen oder quatschen ;).

    10 Leute findest du wenig? 8)


    Je nach Klasse bilden sich immer mal mehr oder weniger Schüler heraus. Wenn ich mündliche Noten brauche, frage ich gerne mal die Schüler die sich idR. nicht melden. Wenn er dann keine Ahnung hatte hat er Pech gehabt. Aber da ich sowieso eine starke Gewichtung bei der schriftlichen Leistung habe, ist das für einen guten, aber schweigsamen Schüler kein Drama.
    In Sprachen ist das natürlich etwas anderes.


    Es ist immer eine Gratwanderung zwischen dem Stoff den ich vermitteln muss, der Zeit die ich dafür habe und der Bereitschaft der Schüler sich zu beteiligen.

  • ja? bei uns sind die fragen vorher vorbereitet, und dann fragt man einen ab. alles andere fände ich extrem problematisch. es gibt alle anforderungsbereiche in jeder abfrage und ja, wer die reorganisation nie hinbekommt und beim problemlösenden denken auch nichts bringt, der unterpunktet und wird dann zum abi nicht zugelassen. wir vergeben ein abitur, keine ausstellung individueller stärken, die mit sicherheit jeder hat, die aber halt nur innerhalb eines relativ engen skillssets (abstraktionsvermögen, transferfähigkeit, problemlösendes denken, gewisse disziplin) studierfähigkeit bedingen...


    klar will ich jedem die für ihn bestmögliche note geben, aber doch nicht dadurch, dass ich einzelnen leichtere fragen stelle?

    Ich glaube, du hast mich falsch verstanden... Einem Schüler, der um die 5NP bangt, brauche ich doch keine Frage stellen, die ein Schüler, der 15NP will, beantworten können muss... Da fängt man mit den absoluten Basics an und schaut, wie viel nach oben hin noch geht.


    Andererseits, wenn ich dem 15NP-Schüler nur Fragen stelle, die ich einem 5NP-Schüler stelle, kann er gar nicht auf die 15NP kommen.


    Man besteht eine Prüfung doch nicht allein durch die Tatsache, dass alle Antworten "richtig" waren... Bei mir zumindest nicht... Es kommt auf die Art der Fragen an, also welche Anforderungsbereiche abgefragt wurden.

  • bei uns ist die verteilung der anforderungsbereiche vorgeschrieben (30/40/30) und jede prüfung - mündlich wie schriftlich - hat sich so gut wie möglich dran zu halten, zumindest in der oberstufe (wird bei schriftlichem auch kontrolliert, 2x schulintern durch fachleitung und schulleitung, dann u.u. nochmal extern durch ministeriumsmenschen). demnach wird man meist mit reproduktion beginnen und dann schauen, was noch so geht. und das ist bei jedem schüler so, wie gesagt, die fragen schreibe ich vorher auf, wenn möglich. klar stützt man dann den schwachen schüler und versucht, noch was rauszuholen, aber auch dieses stützen geht in die note mit ein.


    also kurz gesagt: alle bekommen dieselben aufgaben, und der eine kann sie halt besser und der andere schlechter lösen (und manche aufgaben haben selbstredend individuelle lösungen, aber das sind normalerweise welche, die anforderungsbereiche kombinieren und schlechteren schülern erst recht probleme bereiten). entsprechend wird bepunktet und leider manchmal auch unterpunktet.

  • Und wenn der Schüler sich mit Mühe und Not durch den Afb1 gekämpft hat, stellst Du trotzdem noch alle Fragen aus den beiden anderen?
    Und wenn Du weißt, dass der Schüler Afb1 und 2 souverän beherrscht, fragst Du ihn trotzdem noch nach den Selbstverständlichkeiten?
    Ich meine jetzt das normale Unterrichtsgespräch bzw. Abfragen. Bei Prüfungen sieht das natürlich anders aus.

  • sicher, abfragen sind kleine mündliche leistungsnachweise in bayern... die schüler kennen das aber nicht anders, das ist seit der fünften klasse so, in jedem fach an jedem schultag, also ca. 6x.

  • Es muss auch nicht immer nur stupides "lies mal den Text vor" sein, was man denen, die sich nicht freiwillig meldet, vorgeben kann, ohne sie bloßzustellen
    Es gibt auch andere, eher einfachere Operatoren á la "beschreibe" (die Zeichnung, das Schaubild, den Vorgang), die man auch von Schülern verlangen kann, die sich nicht melden.

  • Die meisten Schüler haben Angst davor, etwas vor der Klasse zu sagen. Du könntest ja klein Anfangen: z.B. einen Text vorlesen lassen und dann später leichte Fragen stellen. Danach könntest du mal dem Schüler ein Vortrag auf Note geben (er muss es ja nicht allein machen) So lernt der Schüler, dass es nicht schlimm ist, vor der Klasse zu sprechen.Wenn du sie nicht dran nimmst, kann das für Ihr späteres Leben sehr problematisch werden, denn wenn sich sich nicht im Unterricht trauen etwas zu sagen, dann wird das bei einem Beruf nicht anders sein.


    Allerdings solltest du unterscheiden können ob der Schüler die Antwort nicht weiß, sich nicht traut etwas zu sagen oder einfach keine Lust hat, sich zu beteiligen.


    Ich hoffe mein Beitrag könnte dir in irgend einer Art behilflich sein. :)

  • Wenn du davon ausgehst, dass es auch viel mit Schüchternheit oder Unsicherheit zu tun hat und du auch selbst im Sinne des Stoffdrucks entspannt bist: Paradoxe Intervention. Frage nach Wegen, wie man eine Aufgabe so richtig falsch lösen kann, frage nach absurden Antworten, stelle die Aufgabe, sich nicht als erster zu melden, wenn man eine Antwort weiß (wie lang hält jeder nichts-tun aus?), da sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Positiver Nebeneffekt: über das Ausloten absurder und falscher Lösungsansätze a) lernen die Kids a) kreative Zugänge und nebenbei auch noch b) dass es mehr gibt als richtig/falsch.


    Ist halt möglicherweise auch typsache ob du sowas bringen kannst, aber ich und die Kids hatten da immer Freude dran. Eine Abwandlung davon war das "lustige Fehlersuchen", bei dem ich aus Texten der Kinder die absurdesten Fehler 1:1 (nebst ihrer Anzahl/Satz oder Wort) rausgeschrieben habe und sie durften dann gemeinsam die Fehler entdecken und darüber gemeinsam darüber lachen wie absurde Sachen man manchmal schreiben kann. Wichtig ist dabei natürlich dass ein jeder versteht dass es nicht darum geht, die Autoren auszulachen sondern ein Bewusstsein für Sprache zu entwickeln. Humor ist - richtig angewendet - nämlich die rascheste Rechtschreibprüfung. Hab innerhalb kürzester Zeit sogar einen Legastheniker (laut Befund) dazu gebracht, über seine eigenen Fehler lachen zu können (und sie damit selbst zu entdecken und auszubessern).


    Wie schon von anderen geschrieben wurde: das Aufdecken der realen Leistungen ist nicht gleichbedeutend mit einer Bloßstellung, sondern was du dann mit dieser "Wahrheit" anfängst bzw. zulässt dass die anderen damit anfangen.


    Ein Bunterrichter

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