Komische Äusserungen einer Schülerin im Religionsunterricht

  • Und von der Mitschülerin geht keine Gefahr aus, aber von ihrer "Religion"

    Welcher "Religion" oder "Sekte" gehört sie denn nun konkret an?


    Scientology mag völliger Humbug sein, aber ich habe noch nie gehört, daß Anhänger von Scientology Bombenanschläge verüben, U-Bahnen in die Luft jagen, Flugzeuge entführen und in Wolkenkratzer steuern, mit entführten LKWs über Weihnachtsmärkte brettern, Massaker in Konzertsälen anrichten, "Ungläubige" köpfen oder ähnliches.

  • Ehrlich gesagt verstehe ich immer noch nicht, was dein Problem ist. Wenn das Mädchen verfassungsfeindliche Äußerungen tätigt, schalte den Schulleiter ein. Wenn du dich mit dem Kind überfordert fühlst, ebenfalls.
    Falls sie weiterhin Wirres redet, würde ich eher mit den Eltern über erfolgte Therapien sprechen.

  • Christiane, ich kann jetzt auch kein akutes Problem erkennen.
    Wäre der/die Sektenbeauftragte eurer Region ein Ansprechparter? Um welche Sekte geht es denn?
    In Waco gab e ja mal ein schlimmes Sektendesaster, aber manche "Sekten" sind völlig harmlos, wenn auch strange.

  • @Thamiel
    Nein, ist es nicht. Ich habe selbst leider schon zu viel Erfahrung mit dieser "Religion" Ich kann ziemlich genau nachvollziehen warum sie so tickt. Und ich will nicht dass sie die anderen Schüler da mit rein zieht.

  • @Thamiel
    Nein, ist es nicht. Ich habe selbst leider schon zu viel Erfahrung mit dieser "Religion".


    Genau das mein ich mit hausgemacht. Du bist persönlich involviert.


    Du willst nicht, dass sie andere Schüler "ansteckt", tja.. womit eigentlich? Mit krassen Weltverschwörungstheorien, religiös verbrämten Untergangsszenarien? Wie schwach muss man sich als Lehrer fühlen, wenn man sich von einer Schülerin weltanschaulich dermaßen unter Druck gesetzt sieht?


    Klär das einmalig vor der Klasse, fertig und weiter im Text. Wo ist dein Selbstvertrauen?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Mir kommt die ganze Geschichte auch ein wenig merkwürdig vor.


    Christiane: kann es sein, dass das ganze weniger mit der Schule zu tun hat, sondern Du das Mädchen gerne aus der Sekte/von ihren Eltern weg holen würdest? War das so gedacht, dass der Schulleiter evt. das Jugendamt informiert?

  • Das würde sowieso nicht funktionieren, sie ist sehr gläubig und noch nicht einmal religionsmündig.
    Und ich mache mir Sorgen! Ist das so falsch! Ich habe "Angst" um meine anderen Schüler. Ihre Weltanschauung ist mir persönlich ziemlich egal, auch wenn ich davon nichts halte.

  • Nein, das ist nicht falsch, sich Sorgen zu machen. Es ist völlig in Ordnung.
    Mir als Atheistin geht das täglich mit 22 von 25 Schülern so. ;)


    Das Problem ist, das das nicht viel bringen wird. Der Sog von Religionen/Sekten ist ziemlich hoch. Höher auf jeden Fall, als das, was Lehrer in ein paar Stunden Unterricht oder Gespräch anbieten können. Man kann kaum gegen religiöse Überzeugungen anunterrichten. Üblicherweise schaffen es ja nicht einmal engste Familienmitglieder oder Freunde, jemanden zu lösen, der sich im Glaubenswahn befindet. Diese Menschen brauchen meist entweder ein langsames, schrittweises Aufwachen, weil sie Dissonanzen feststellen zwischen dem, was eine Religion ihnen mitteilt und dem, was sie sehen/hören/ und ihr Gerechtigkeitempfinden, falls noch vorhanden, ihnen mitteilt. Oder sie brauchen einen echten Schock - wobei der entweder sie aus oder noch tiefer in die Religion treibt.


    Du kannst eines dieser Steinchen sein, über die man auf dem langsamen Weg aus der Religion stolpert, indem du das im Unterricht thematisierst (hast du), indem du kompetent bist (du hast dich schlau gemacht, scheint mir) und indem du nervige Fragen stellst, an die sie sich vielleicht (!) irgendwann erinnern wird. Du kannst sie als Person ernst nehmen, ihr aufzeigen, was sie außer der Religion noch Tolles zu bieten hat (oft ist das Eintreten ja ein Versuch, "etwas Besonderes" zu sein), ganz schlau ist es, die Dinge positiv zu verstären, die in der jeweiligen Religion unbeliebt sind (kritisches Denken, Selbstreflexion, Fremdreflexion, eigene Stärken, Individualität).
    Außerdem kannst du ein Auge auf Missionierungsversuche halten und ggf. mit dem zu missionierenden Schüler/in sprechen, wenn du das Gefühl hast, dass er/sie ein bisschen Rückenstärkung braucht.


    Alles darüber hinaus - also Gedanken wie "ich rette das Kind vor dieser Religion" - kannste knicken. Wenn du es für deine innere Ruhe brauchst, kannst du dich aber mal an jemanden wenden von einer Sektenberatungsstelle, der wird dir zwar auch keine Rettungsstrategien verkaufen, aber dir sagen wie du dem Kind ein bisschen was mit auf den Weg geben und dir selbst (!) den Rücken stärken kannst. Problematisch: die meisten Sektenberatungsstellen sind kirchlich ...haha. Such dir eine staatliche.
    http://www.agpf.de/AGPF-Mitgliedsvereine.htm oder
    http://www.sekten-info-nrw.de/ oder
    Freie und Hansestadt Hamburg -
    Behörde für Inneres, Arbeitsgruppe Scientology
    Eiffestr. 664 B. 20537 Hamburg
    Tel. 040 / 42 88 66 44 4
    Fax 040 / 42 88 66 44 5
    Email: fhhags@t-online.de
    Homepage: www.arbeitsgruppe-scientology.de


    Es gibt auch Eltern/angehörigenvereine und andere, die zu Vorträgen oder Fragenstunden in die Schule kommen... Live ist immer besser als Film ...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Moin!


    Du bist doch Religionslehrerin und das Thema Sekten steht im Lehrplan. Wir haben es gerade erst ausführlich thematisiert. Dabei ist einigen meiner Schüler bewusst geworden, dass die Baptisten in unserer Schule sehr sektenähnlich agieren. Wie aufs Stichwort wurde den betreffenden Kids kurz darauf der Kontakt zu Sündern (Andersgläubigen) untersagt und sie werden jedes WE in ein Glaubenscamp geschickt. Das lag übrigens nicht an der UR sondern an dem Alter. Dennoch verstehen die Kids nun besser, dass es nicht die Schuld der Schülers ist, sondern dass die gerade gewissen sozialen Zwängen und einem großen Druck ausgeliefert sind. Sie stehen also weiterhin hinter ihren Freunden und treffen sich nun heimlich.
    Aufklärung und offene Ansprachen helfen häufig. Dennoch werden wir das Leben der betreffenden Kids zu 99% nicht ändern.
    Da dich das Thema so sehr beschäftigt, würde ich mich an deiner Stelle der Schulleitung anvertrauen.


    LG

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