Muslimische Schülerin wird als "ekelig" betitelt/ mit ihr umgegangen

  • Ich lese sonst nur mit, habe nun aber eine Situation, die ich noch nicht googeln konnte. Vielleicht könnt ihr mir helfen.
    Ich bin Klassenlehrer einer 4. Klasse.


    Ich habe ein syrisches Flüchtlingsmädchen seit November in der Klasse, die seit Februar Kopftuch trägt. Sie wohnt noch im Heim. Nun ist mir bereits aufgefallen, dass sie des Öfteren unangenehm riecht - nicht nach essen, sondern nach "nicht gewaschen". Nun berichtet mir ein Kollege, dass es in seinem Fach zu einer unangenehmen Situation kam. Es sollte ein Instrument gespielt werden, was an den Mund anzusetzen ist. Sie hatte ihres nicht dabei und jemand sollte ihr eines leihen. Alle verzogen angewidert das Gesicht und einige sagten, dass sie, nicht die Handlung, ekelig sei.


    Wie geht man damit um?
    Ich selbst habe mich noch nicht getraut bzgl des Geruches etwas zu sagen und in der Klasse habe ich es noch nicht thematisiert.

  • Ich verstehe zwar nicht, was das Kopftuch damit zu tun hat, aber ich sag das meinen Schülern, wenn sie sich waschen müssen. Frag sie doch mal im Zweiergespräch, ob und wann sie die Möglichkeit hat, zu duschen. Die Zustände dort sind ja nun auch nicht immer optimal.


    Wenn Kinder sich untereinander unangemessen ausdrücken, sage ich ihnen kurz, wie man das freundlich formulieren kann und erinnere daran, drüber nachzudenken, wie sie behandelt werden wollen. Offenheit ist immer die beste Lösung finde ich. Dass das Kind stinkt, können die anderen ja nun nicht übersehen/ überriechen ;)

  • Und was hat das mit ihrem (anerzogenen) Glauben oder dem Kopftuch zu tun? Das ist wirklich so symptomatisch im Moment, dass jeder Pups geradezu panisch auf den kulturellen/religiösen Background gemünzt wird...


    Ansonsten: Mit der Schülerin unter vier Augen ein einfühlsames Gespräch führen, wie so ihre Hygieniemöglichkeiten/-gewohnheiten sind. Für Mädchen und Frauen sind Toiletten und Duschen in Asyleinrichtungen oft gefährlich!


    Mit der Klasse (evtl. auch in Abwesenheit des Mädchens - einfach einen Vorwand suchen) ein strenges aber erklärendes Gespräch zum Umgang mit solchen Situationen führen. Fertig

  • Und vll. auch mal überlegen, ob es sinnvoll ist, Kinder Blasinstrumente austauschen zu lassen - ich bin bei sowas pingelig und würde allein aus hygienischen Gründen Kinder nicht dazu auffordern, anderen ein Blasinstrument auszuleihen, das ihnen gehört.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde dieses Thema als Erstlingsposting auch eher merkwürdig.


    Das Austauschen von Blasinstrumenten ist so eine Sache - da wäre ich ganz gleich, welches Kind seinen Mund bereits am Instrument hatte, vorsichtig. Herpes und Co. kann man ja keine Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion o.ä. nachsagen.


    Auch ich würde den TE gerne fragen, wieso das Kopftuch irgendeiner Bemerkung würdig war. "Syrisches Flüchtlingsmädchen" reicht doch. Oder hast Du Dir erhofft, dass wir wie die Hyänen über Jehova, Jehova, Jehova äh Kopftuch uns hermachen?

  • Vielleicht suggeriert auch deinen Schülern- genau wie uns hier- dass Herkunft/ Kopftuch/ Wohnverhältnisse für dich eine Rolle spielen. Täten sie es nicht, hättest du wahrscheinlich nur gesagt: "ein Kind aus meiner Klasse..."


    Meiner Erfahrung nach kann der Lehrer Mobbing unter Kindern aus- aber auch anschalten. Sei dir dieser zugegeben auch gruseligen Macht bewusst und nutze sie positiv, in dem ihr miteinander redet. In obigem Bsp. mit Musikkollege hätte ich z.B. gesagt: "Rede von dir. Ein 'ich mag es nicht, wenn andere in meine Flöte blasen' reicht aus."

  • Das sagt auch niemand. Ich habe von "vielleicht suggerieren" gesprochen. Wenn etwas für dich eine Rolle spielt, tut es das auch für die Kinder. Auch ohne Worte. Dessen muss man sich bewusst sein.


    Wenn mich z.B. ein Schülerverhalten mal nervt, reicht es, dass ich die Augenbrauen hochziehe, dass sofort ein anderer einen blöden Kommentar über diesen Schüler abgibt. Dann gehe ich auch sofort darauf ein und trenne das Verhalten und meine Reaktion, verstehst du? Gute Atmosphäre hat man als Lehrer im Griff, wenn man die Klasse gut kennt. Durch bewusste Kommunikation- Ruth Cohn, Marshall Rosenberg und so.

  • Ich würde das hier jetzt nicht überdramatisieren.


    Klar, statt "trägt seit kurzem Kopftuch" kann man auch schreiben "ist gerade in die Pubertät gekommen". Nichts anderes bedeutet das doch bei Mädchen in dem Alter.
    Das erklärt auch das Geruchsproblem und das nötige Gespräch über Körperhygiene. Ist doch völlig normal und nicht so selten, dass da sensibel ein Gespräch geführt werden muss.
    Falls du ein Mann bist, lass das Gespräch eine Kollegin führen. Bei Jungs entsprechend umgekehrt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne das aus dem Bio-Unterricht mit Flüchtlingsklassen, dass man da öfters mal auch das Thema persönliche Hygiene behandeln sollte. In diesem Fall könnte man aber zusätzlich auch mal Kontakt mir dem Heim aufnehmen, vielleicht liegt da auch irgendwas im argen (Schülerin traut sich nicht in die Waschräume aufgrund schlechter Erfahrungen???).

  • Ist es nicht auch einfach nur möglich, dass der TE das Kopftuch ohne irgendwelche Hintergedanken erwähnt hat? Da braucht man dann auch nicht mit arisch oder was weiß ich anzukommen, auch wenn es ironisch sein soll.
    Aber ihm deswegen hier so auflaufen zu lassen finde ich nicht schön.

  • Hm, ist das nicht eine "normale Kinderreaktion". Wenn ich in meiner Klasse Kinder bitten würde, ihr Blasinstrument zu teilen /verleihen. Würde zumindest jeder Junge "das ist eklig" rufen, wenn es um ein Mädchen geht und umgekehrt. Ich habe auch eine 4. Klasse und da haben Kinder schon ziemlich genaue Vorstellung von dem, was sie gut finden und was nicht.


    Übrigens alleine die Vorstellung, dass Blasinstrumente geteilt werden, führte auch bei mir zu der Aussage "das ist ja eklig". Ganz unabhängig von der Geschichte drum rum.


    Bei mir werden auch Strohhalme nicht geteilt, wenn wir Experimente etc. machen.


    LG Anja


    Edit: Nochmal genau gelesen. Okay, dass das Mädchen eklig sei. Das ist nicht okay und würde ich einfach mit den Kindern besprechen. Solche Äußerungen kann hier aber auch jedes Kind treffen. Und ich finde, dass dringend mit dem Mädchen gesprochen werden muss, wenn das sogar euch Lehrern auffällt.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, ist das nicht eine "normale Kinderreaktion". Wenn ich in meiner Klasse Kinder bitten würde, ihr Blasinstrument zu teilen /verleihen. Würde zumindest jeder Junge "das ist eklig" rufen, wenn es um ein Mädchen geht und umgekehrt.

    ganz ehrlich:
    das IST tatsächlich eklig. Generell. (meine persönliche Meinung)


    Kann man das nicht anders handhaben?

  • Ich unterrichte eine Flüchtlingsklasse, die meisten Schüler (viele davon aus Syrien) sind zwischen 13 und 18 Jahren alt. Das Thema Körperhygiene ist zum Glück noch nie notwendig gewesen in meiner Klasse (mit teilweise ständig wechselnden Schülern). Jedoch musste das Thema "Gesundheit und ansteckende Krankheiten" leider hervorgebracht werden. Eine Schülerin leidet/litt nämlich an Tuberkulose; dies habe ich erst zwei Wochen nach Beginn des Schulbesuchs der Schülerin herausgefunden durch ein Gespräch mit ihrer Betreuerin. Es ist zum Glück eine geschlossene TB, dennoch bin ich erstmal erschrocken. Sich selbst zu schützen vor ansteckenden Krankheiten ist sehr wichtig und das hat nichts mit Ekel zu tun. Somit muss ich meinen Vorrednern zustimmen, dass man als Lehrkraft auf sowas zu achten hat - egal woher die Schüler kommen.
    Um auf den Anfangspost zurückzukommen: Papperlapapp, du hast geschrieben, dass das Mädchen noch im Heim wohnt. Die erste Anlaufstelle sollte somit der/die Betreuer/in des Mädchens sein. Die Betreuer sind dafür zuständig, sich nicht nur um die Kinder zu sorgen, sondern ihnen auch "westliche" Gepflogenheiten beizubringen. In einem Gespräch sollte sehr schnell herausgefunden werden, woran der Körpergeruch des Mädchens liegt und wie die Situation zu verbessern ist.


  • Die Betreuer sind dafür zuständig, sich nicht nur um die Kinder zu sorgen, sondern ihnen auch "westliche" Gepflogenheiten beizubringen.

    Es wird immer hanebüchener. Noch mal zur Erklärung: Körpergeruch hat auch nichts mit Himmelsrichtungen zu tun, aus denen man stammt :hammer:

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