Wie organisiert ihr eure Arbeit mit kleinen Kindern?

  • Wieso ist ein freier Tag die Ausnahme?


    Im Gegenteil, ab 75% sollte (und das ist eher ein müsste wenn nichts wichtiges dagegen spricht) ein freier Tag vorhanden sein. Bei 50% sogar 2.


    Das ist zumindest in den Bundesländern die ich kenne (HH, NS und SH) so Gang und Gebe.

  • Hobbylehrer, na schönen Dank. Wer solche Kolleginnen hat...
    Es gibt auch durchaus familiäre Konstellationen, da ist es gar nicht möglich Vollzeit zu arbeiten, in Kombination mit zwei Korrekturfächern selbst mit viel Disziplin unmöglich.
    Und dann noch wechselnde Pläne, Nachmittagsunterricht etc. Sorry, aber Hobby ist was anderes. Und solche Aussagen finde ich doch sehr arrogant, nichts für ungut.
    Edit: Es hat ja auch vieles mit persönlicher Belastbarkeit zu tun. Mit meinen Fächern würde ich es mir momentan auch einfach nicht zutrauen voll zu arbeiten. Das Unterrichten ist ja nicht das Problem!

  • Hobbylehrer trifft es im Grundschulbereich schon. Wenn ich von 8:00-9:30 arbeite, wie oben beschrieben...dann ist das in meinen Augen nicht mehr als ein Zubrot, das Netto auch sicher nicht mehr als 600€ abwirft. Alleinerziehend kann man es sich übrigens nicht leisten, so wenig zu arbeiten, da brauchst du nämlich Geld.
    Und gerade in der Grundschule sind das dann die Kolleginnen, die hier noch eine Idee haben und da... wo jeder andere mit vollem Deputat dann wiederum die Segel wegen Überlastung streicht. Ich nenne mal als Stichwort die Lesenacht.
    Ich verurteile dieses System auch nicht, aber arbeitende Mutter zu sein, die wirklich die Kohle ranschafft für den Familienunterhalt ist nochmal was anderes.

  • enstcheidend ist wohl doch in unserer aktuellen gesellschaft mit ihrer nachwievor patrichalen struktur, ob man/frau eine lehrerin oder ein lehrer ist. ich kenne nach zehn jahren im beruf und vier jahren wissenschaftsbetrieb einen kollegen - in ziffern: n=1 - der nach kindergeburt in teilzeit ging, aber unzählige (okay, schon zählbar, aber halt sehr viele) frauen, die das machen. also nein, das ist nicht nur eine individuelle entscheidung, sondern v.a. eine "entscheidung", die von der gesellschaftsstruktur und der dazugehörigen semantik dann doch sehr stark in eine bestimmte richtung gedrückt wird (frau teilzeit und zuhause, mann vollzeit geld bringend).


    und nein, das liegt nicht nur an "er verdient mehr". dass er mehr verdient, ist vielmehr die folge bzw. teil dieser patrichalen grundstruktur, siehe gender pay gap.


    insofern muss die erste frage eigentlich immer sein: warum denkt die mama über teilzeit nach und nicht der papa?

  • Ich finde das auch sehr unfair: Warum darf die Frau in Teilzeit arbeiten und die Männer nicht? Das scheint mir eine Folge dieser matriachalen Gesellschaft zu sein, in der die Frauen noch immer über das Wohl der Familie entscheiden, während die Männer häufig nur das Geld dazu beitragen sollen, einen Großteil der wertvollen Jahre am Schreibtisch sitzen und das Lachen der Kinder häufig nur durch die Geschlossene Tür hören.

  • äh. vielleicht verstehe ich deine ironie falsch/erkenne sie nicht und/oder du hast einen sehr merkwürdigen (heißt, in der forschung nicht gängigen) matrichats- patrichats-begriff.


    und inwiefern dürfen die männer nicht in teilzeit? natürlich dürfen sie. als lehrer ist das genau gar kein problem, da arbeitgeber staat. sie tun's halt nicht. und die frage ist - wieso?


    antwort: patriachale strukturen, die vom kerl verlangen, dass er die gender-semantik "mann" nur erfüllt, wenn er brav das tote mamut anliefert, anstatt die windeln zu wechseln. patrichat heißt, dass an jeden von uns von klein auf eine gender-semantik herangetragen wird, die sehr, sehr prägend und vor allem leidverursachend ist für alle, die nicht genau dieser semantik entsprechen, sich also nicht als "prototypisch weiblich" oder "prototypisch männlich" einsortieren wollen. und das sind nciht wenige! trotzdem halten wir stur an dieser zweiwertigen veranstaltung männlich/weiblich fest, weil es halt so schön komplexität reduziert. dabei ist geschlecht was komplexes, letzlich indivudelles, ein kontinuum, keine simple unterscheidung mit zwei sauberen seiten.


    insofern ist es wichtig, das, was wir alle unhinterfragt für richtig halten (momentan schreiben wir sowas immer gern "der eigenen entscheidung" zu, vielleicht eine folge des neoliberalismus, wohl eher aber einfach die volle entfaltung des individualismus, der seit mitte des 18. jahrhunderts im deutschsprachigen raum den diskurs domniert, so ca. ab 1770 rum), immer wieder als unwahrscheinlich und ziemlich staunenswert zu entlarven, auch wenn es noch so selbstverstänlich aussieht - ich wiederhole mich:


    warum zum geier ist der default-modus "mann vollzeit-frau teilzeit"?


    (ja, luhmann-post. aber luhmann ist sehr viel praxisrelevanter als so mancher meint.)


  • In dieser Woche habe ich angefangen, eine Stunde früher zur Schule zu fahren (meine Frau ist zu Hause, also ist die Kinderbetreuung kein Problem). Von den Kindern bekomme ich morgens sowieso nicht so viel mit, manchmal schlafen die auch noch, Familienzeit geht also praktisch nicht verloren.

    Ich finde das auch sehr unfair: Warum darf die Frau in Teilzeit arbeiten und die Männer nicht?

    ?


    Würdest du Teilzeit arbeiten, könnte deine Frau Vollzeit arbeiten. Du könntest z.B. die Kinder aus der Kita holen, dich um Kieferorthopädentermine, Abendessen und Hausaufgaben der Großen kümmern, eine Maschine Wäsche am Tag machen und dich um das Wahrnehmen der Musikschul- und Fußballvereinstermine sorgen...


    Gerade im Lehrerjob ist TZ-Arbeit doch ideal möglich. In den meisten anderen Berufen ist Karriere als Teilzeitmutter nach Elternzeit nicht mehr drin. Und was es (z.B. bei möglicher Trennung aber auch sonst) für Frauen im Alter bedeutet, teilweise oder ganz aus der Gehaltseinnahme auszusteigen, muss nich extra erklärt werden, oder?

  • Trapito, nichts für ungut, aber mir kommen hier gleich die Tränen vor lauter Mitleid für dich. Als Lehrer so zu jammern... Kinderlachen nur durch verschlossener Tür hören...
    Mein Mann, selbständig, ist nie vor 19 Uhr zuhause, der kann über solche Aussagen nur müde lächeln.


  • Ja doch, ich gebe dir doch Recht. Und unter diesen gesellschaftlichen Strukturen, die du zu Recht anprangerst, leiden die Männer (nicht nur, aber genau so viel auf andere Weise), das scheinst du zu vergessen.


    Trapito, nichts für ungut, aber mir kommen hier gleich die Tränen vor lauter Mitleid für dich. Als Lehrer so zu jammern... Kinderlachen nur durch verschlossener Tür hören...
    Mein Mann, selbständig, ist nie vor 19 Uhr zuhause, der kann über solche Aussagen nur müde lächeln.


    Hä? Darum geht es doch überhaupt nicht. Es geht darum, Teilzeit zu arbeiten und warum das mehr Frauen als Männer tun. Ich habe dazu eine übertriebene Antwort auf einen übertriebenen Kommentar verfasst, die mit mir überhaupt nichts zu tun hat. Aber wir sind in einem Lehrer-Forum, also muss wieder irgendjemand vom hinter der nächsten Ecke stehen und schreien "DER JAMMERT! DIE LEHRER, DIE JAMMERN IMMER! DER ONKEL VOM FREUND MEINER SCHWESTER KOMMT ERST UM 32:70 UHR NACH HAUSE"


    Niemand jammert hier. Mein Beruf ist super, mach dir keine Sorgen.

  • Hallo Frau Pppp,


    ich habe nur ein kleines Kind, halte mich aber für gut organisiert.
    Meinen Unterricht bereite ich komplett in den Ferien vor. Das habe ich allerdings schon vorm Zwerg so gemacht. Dh. ich bereite Einheiten vor und hake dann in den Stunden ab, was ich geschafft habe, bzw notiere mir, wenn ich was ändern musste. Damit fahre ich super. Ich mache unter der Woche nix, außer es muss korrigiert werden.
    Zusätzlich haben wir eine Putzfrau und jemand der den Garten macht. Das nimmt viel Arbeit.
    Ich arbeite 2/3 und hole meine Kleine gegen 14.30 Uhr aus der Krippe. So habe ich sogar noch etwas Zeit für mich.

  • Also das mit dem "Hobbylehrer" hab ich jetzt nicht verstanden, Effi..... vielleicht erläuterst du das noch mal kurz ......?

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Also ich bin im Ref, mein Mann arbeitet Vollzeit. Unser Sohn ist 16 Monate alt.
    Wir haben uns für die Lösung entschieden, dass unser Sohn von ca. 8 bis ca 16 h bei den Tageseltern ist (variiert immer ). So habe ich meine Zeiten, in denen ich in Ruhe vorbereiten kann. Ich kann abends und nachts nicht arbeiten (es sei denn es ist U-Besuch oder was arbeitsaufwändigeres....) und es ist mir absolut wichtig, dass die Zeit, die mein Sohn zu Hause ist, nur ihm gehört.
    Grundsätzlich würde mein Mann sofort Teilzeit arbeiten (kein Lehrer).
    Was ihm eher wahnsinnig auf die Nerven geht : Wir hatten jetzt eine Phase, in der unser Sohn immer wieder krank war oder einfach Fieber hatte. Wir sind da echt an unsere Grenzen gekommen. Als er sich Kind krank gemeldet hat, war das für seinen Chef völlig selbstverständlich. Seinen Kollegen allerdings musste er quasi Rede und Antwort stehen, warum
    a) ich nicht zu Hause bleibe
    b) meine Eltern nicht aufpassen
    c) seine Eltern nicht aufpassen
    d) dieses Kind ständig Fieber hat, da muss man doch was machen können...


    Von den ständigen Diskussionen, wenn mein Mann nicht spontan seine Arbeitszeiten ändern kann, weil er den Zwerg abholen muss, mal abgesehen.
    Das ist etwas, was ich bei Frauen so nicht oft erlebt habe. Da wird das eher akzeptiert.


    Vielleicht geht das ein bisschen in die Richtung von dem, was Trapito meinte...

  • Wir viel man arbeitet hängt auch von Fächern und Schulform ab. 3 Stunden mehr würde ich ohne Probleme schaffen, aber noch einen Klausurstapel halt nicht mehr.
    Aber um mal zum Thema zurück zu kommen: stimmt, ich bereite auch sehr viel in den Ferien vor, wenn dass Kind betreut wird. Die Wochen ohne Betreuung gehören dafür ihm.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich habe zwei kleine Kinder und eine halbe Stelle. Einen Tag die Woche habe ich frei. Den nutze ich, sobald die Kinder das Haus verlassen haben, für Unterrichtsvorbereitung, sonstigen Schulkram aber auch den Haushalt. An den anderen vier Tagen habe ich 15 Stunden im Stundenplan verteilt. Wenn ich zur ersten Stunde habe (zweimal die Woche zur Zeit), die bei uns schon sehr früh beginnt, muss mein Mann die Kinder fertig machen und weg bringen. An den anderen Tagen übernehme ich das vor dem Unterricht.
    Sobald ich Feierabend habe, hole ich die Kinder aus der Betreuung ab und starte das normale Familien-Nachmittagsprogramm... Wenn die Kinder im Bett sind, geht es an vier Abenden nochmal an den Schreibtisch. Die Korrekturen der Deutscharbeiten mache ich hauptsächlich am Wochenende.

  • Wieso ist ein freier Tag die Ausnahme?


    Im Gegenteil, ab 75% sollte (und das ist eher ein müsste wenn nichts wichtiges dagegen spricht) ein freier Tag vorhanden sein. Bei 50% sogar 2.


    Das ist zumindest in den Bundesländern die ich kenne (HH, NS und SH) so Gang und Gebe.


    Dann sind das paradiesische Zustände. In NRW sieht das anders aus:
    Im Grundschulbereich haben quasi alle 50% Kräfte eine Klassenleitung und damit KEINEN freien Tag weil man eine Grundschulklasse nicht gut den ganzen Tag ohne Klassenlehrer(in) betreuen kann.
    Im Sek. 1 Bereich gibt es maximal einen freien Tag, wenn man eine Klassenleitung hat (was eben auch einen sehr großen Teil der 50% Kräfte betrifft). Ich kenne wirklich niemanden mit einer 50% Stelle, der zwei freie Tage hat.

  • damit KEINEN freien Tag weil man eine Grundschulklasse nicht gut den ganzen Tag ohne Klassenlehrer(in) betreuen kann.

    Das ist Quatsch. Es geht. Bei mir im letzten Jahr wegen Weiterbildung auch. Klasse 2. Kommt drauf an, wie man sich die Kinder erzieht und wie gut Erzieher/ Stellvertreter sind.

  • Bei uns sind fast alle Lehrer auf 75% und alle davon haben eine Klassenleitung und einen freien Tag. Ich arbeite seit 8 Jahren so, ohne Probleme. ;)

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