Warum mischt sich die Kirche in Bildung ein?

  • ethik (d.h. religionswissenschaft + philosophie + viel lebenspraxis, a la kommunikationsregeln und freundschaft und erste liebe und glück etc.) für alle!


    ... frau darf ja noch träumen.

  • nein. theologie ist nicht philosophie und auch keine religionswissenschaft, sondern operiert logischerweise mit offenbarungswissen (oder -glauben). religionsunterricht basiert auf theologie. vgl. missio bzw. vocatio, zustimmungspflicht der kirchen zur teilnahme bei nicht-getauften kindern bzw. kindern anderer konfessionen usw. das ist alles in sich recht stimmig, aber es ist mit sicherheit keine philosophie und noch viel sicherer keine (vergleichende) religionswissenschaft.


    dafür muss man (zumindest in bayern) schon in den ethikunterricht wechseln.


    edit: versteh' mich nicht falsch, reliunterricht hat sicherlich seinen wert. aber ich denke, ethik für alle wäre dennoch sinnvoller.

  • nein. theologie ist nicht philosophie und auch keine religionswissenschaft, sondern operiert logischerweise mit offenbarungswissen (oder -glauben). religionsuntericht basiert auf theologie. vgl. mission bzw. vocatio, zustimungspflicht der kirchen zur teilnahme bei nicht-getauften kindern bzw. kindern anderer konfessionen usw. das ist alles in sich recht stimmig, aber es ist mit sicherheit keine philosophie und noch viel sicherer keine (vergleichende) religionswissenschaft.


    dafür muss man (zumindest in bayern) schon in den ethikunterricht wechseln.

    Da muss ich dir widersprechen. Ich habe evangelische Theologie an einer staatlichen Universität studiert und da ging es nicht darum, die Bibel nachzubeten oder etwas Derartiges. Wir haben uns wissenschaftlich und sehr kritisch mit dem Protestantismus/Katholizismus auseinandergesetzt und haben dabei auch vergleichende Religionswissenschaft betrieben (selbstverständlich!). Und so unterrichte ich das Fach auch! Ich bin sehr kritisch, was Religion angeht, ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es Gott gibt (ja, das gibt es unter Relilehrern) und ich halte in meinem Unterricht auch keinen kleinen Gottesdienst ab.


    Alle, die das denken, sollten einmal im Religionsunterricht hospitieren!

  • ich fürchte, da werden dir fast alle religionswissenschaftler widersprechen. ich weiß schon, dass theologen - vor allem die evangelischen - viel freude an (selbst-)dekonstruktion haben, und das ist ja auch zeitgemäß, wichtig (kritik, mündigkeit, selbsterflexion, aufklärung lebe hoch) und üblich, aber das macht aus theologie noch lange keine religionswissenschaft und schon gar keine philosophie. es gibt für alle diese disziplinen an der universität nicht ohne grund eigene fakultäten und nicht ohne grund wird dich die evangelische kirche wohl schnell loswerden wollen, wenn du öffentlich für den agnostizismus aktiv wirst, oder? vocatio und missio haben ja durchaus einen sinn, sind berechtigt, wenn man reliunterricht haben will.
    (die frage ist, ob man ihn haben will.)


    zudem: was steht denn in eurem lehrplan? im bayerischen lehrplan - und auch in der praxis des bayerischen reliunterrichts - geht es letztlich um didaktisch reduzierte theologische inhalte (ich bin mir sicher, da ich immer schon eng mit den entsprechenden kollegen im fach ethik zusammenarbeite), was in ethik eben gerade nicht der fall ist. dort geht es um entsprechend reduzierte philosophische inhalte. vergleiche mal mit dem ethiklehrplan.


    die grundhaltung zu den inhalten, die art des fragens, die gelernt werden soll, ist eine grundlegend andere.

  • ich fürchte, da werden dir fast alle religionswissenschaftler widersprechen. ich weiß schon, dass theologen - vor allem die evangelischen - viel freude an (selbst-)dekonstruktion haben, und das ist ja auch zeitgemäß, wichtig (kritik, mündigkeit, selbsterflexion, aufklärung lebe hoch) und üblich, aber das macht aus theologie noch lange keine religionswissenschaft und schon gar keine philosophie. es gibt für alle diese disziplinen an der universität nicht ohne grund eigene fakultäten und nicht ohne grund wird dich die evangelische kirche wohl schnell loswerden wollen, wenn du öffentlich für den agnostizismus aktiv wirst, oder? vocatio und missio haben ja durchaus einen sinn, sind berechtigt, wenn man reliunterricht haben will.
    (die frage ist, ob man ihn haben will.)


    zudem: was steht denn in eurem lehrplan? im bayerischen lehrplan - und auch in der praxis des bayerischen reliunterrichts - geht es letztlich um didaktisch reduzierte theologische inhalte (ich bin mir sicher, da ich immer schon eng mit den entsprechenden kollegen im fach ethik zusammenarbeite), was in ethik eben gerade nicht der fall ist. dort geht es um entsprechend reduzierte philosophische inhalte. vergleiche mal mit dem ethiklehrplan.


    die grundhaltung zu den inhalten, die art des fragens, die gelernt werden soll, ist eine grundlegend andere.

    • "Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zu eröffnen, die christliche Wahrnehmung des Menschen zu entdecken, zu entfalten und zu gestalten
    • elementar in die biblische Tradition des Alten und des Neuen Testaments einzuführen
    • die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler und die biblisch-christliche Tradition in Beziehung zu bringen sowie wechselseitig zu erschließen und zu vernetzen
    • den Schülerinnen und Schülern Orientierung auf der Suche nach einer eigenen Lebensausrichtung zu geben
    • Perspektiven für Verständigungsbereitschaft, Offenheit, Toleranz und Respekt zwischen Menschen verschiedener Konfessionen und Religionen zu eröffnen
    • auf der Grundlage evangelisch-christlicher Wertmaßstäbe Impulse für verantwortungsbewusstes ethisches Handeln zu geben
    • evangelische Tradition in Beispielen und Ausdrucksformen gelebten christlichen Glaubens zu vermitteln."


    Natürlich steht hier das Christentum im Mittelpunkt - Aber die Grundsätze ähneln doch dem Fach Ethik sehr stark, zumal Ethikunterricht=/=Philosophie!


    Es kommt immer darauf an, wie man seinen Unterricht auslegt.
    Ich z.B. bespreche in der Sek1 zu ungefähr 50% aktuelle Themen (Syrienkrise, Flüchtlingskrise, Rassismus) und versuche daran anlehnend Brücken zum Christentum/Zur Bibel etc. zu bauen.
    In der Sek2 geht es dann darum, äußerst anspruchsvolle, durchaus von Philosophen verfasste, Texte zu lesen, zu interpretieren und Bezüge zu z.B. biblischen Erzählungen herzustellen- Aber immer (zumindest in meinem Unterricht) mit dem Anspruch, entsprechend kritisch etwaige Aussagen zu bewerten.

  • Für mich steht hinter dem Thread-Thema die ganz grundsätzliche Frage:


    Weshalb sind in der BRD Kirche und Staat nicht getrennt?
    Oder: Weshalb sind die ev. und kath. Kirche Teil der Herrschaft?


    Schon im Grundgesetz geht es religiös los und weiter in den Schulgesetzen, z.B. in B.-W., wo die Schule gehalten ist Schüler "in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher Nächstenliebe" zu erziehen.


    Meiner Meinung nach müsste man erst einmal dieses grundsätzliche Verhältnis von Kirchen und Staat klären, bevor man sich über den Religionsunterricht Gedanken macht.

  • ich bin aus bayern. wir haben einen lehrplan und der ist zu erfüllen, auch in reli (und wenn man das nicht tut, bekommt man hoffentlich von der fachbetreuung druck). hier kann man nicht einfach mal so über die flüchtlingskrise reden; die exemplarische inhalte, an denen die vorgegebenen kompetenzen zu erarbeiten sind, sind ebenfalls größtenteils vorgegeben. oft ergeben sich anknüpfungspunkte zu aktuellem, aber im mittelpunkt stehen die vorgegeben inhalte, und die sind (wie auch die von dir vorgestellte liste) eben theologischer natur. das ist nichts falsches, ganz im gegenteil. wenn reli draufsteht, sollte auch reli drin sein. aber mit philosophie hat das eben nur am rande zu tun.


    hell, selbst die jesuiten lassen ihre leute neben theologie immer auch noch philosophie studieren, um (o-ton) "eine andere art des fragens auszuprobieren und auch zu verinnerlichen". das sind priester, ordensleute, und trotzdem (oder gerade deswegen), sind sie sich sehr sicher, was sie intellektuell da tun bzw. jeweils gerade nicht tun: es ist letztlich eine frage der intellektuellen redlichkeit, die eigenen prämissen offenzulegen und ihnen dann treu zu bleiben. theologie hat ganz andere prämissen als philosophie, und dementsprechend sollte man reflektieren, was man gerade tut (oder unterrichtet).

  • Bisschen Wahrnehmungspingpong, gerne: An meiner Schule und X Schulen, die ich kenne, gibt es neuerdings (gemeint sind die letzten 5-8 Jahre, soweit man das zurückverfolgen kann) eine wachsende Tendenz, dass religiöse und ethnische Gruppen sich auch in der Schule voneinader abgrenzen: da sitzen z.B. die konservativ religiösen in der Cafeteria mit ihresgleichen zusammen und die weniger konservativen weit entfernt - gerne werden die Mädels aber mal abgefangen und auf nicht vorhandenes Kopftuch angesprochen. Wir haben eine kleine Gruppe streng christlicher afrikanischer Schülerinnen, die im Unterricht erläutern, dass sie den Kontakt zu "weißen Mädchen" meiden müssen, da sie sie "verderben". Uvm. ähnlicher Richtung.

    Hilfe, das ist ja furchtbar.

  • ich bin aus bayern. wir haben einen lehrplan und der ist zu erfüllen, auch in reli (und wenn man das nicht tut, bekommt man hoffentlich von der fachbetreuung druck). hier kann man nicht einfach mal so über die flüchtlingskrise reden; die exemplarische inhalte, an denen die vorgegebenen kompetenzen zu erarbeiten sind, sind ebenfalls größtenteils vorgegeben. oft ergeben sich anknüpfungspunkte zu aktuellem, aber im mittelpunkt stehen die vorgegeben inhalte, und die sind (wie auch die von dir vorgestellte liste) eben theologischer natur. das ist nichts falsches, ganz im gegenteil. wenn reli draufsteht, sollte auch reli drin sein. aber mit philosophie hat das eben nur am rande zu tun.


    hell, selbst die jesuiten lassen ihre leute neben theologie immer auch noch philosophie studieren, um (o-ton) "eine andere art des fragens auszuprobieren und auch zu verinnerlichen". das sind priester, ordensleute, und trotzdem (oder gerade deswegen), sind sie sich sehr sicher, was sie intellektuell da tun bzw. jeweils gerade nicht tun: es ist letztlich eine frage der intellektuellen redlichkeit, die eigenen prämissen offenzulegen und ihnen dann treu zu bleiben. theologie hat ganz andere prämissen als philosophie, und dementsprechend sollte man reflektieren, was man gerade tut (oder unterrichtet).

    Religion ist natürlich immer Interpretation. So auch der Lehrplan im Religionsunterricht! Uns Lehrern ist in diesem Fach deutlich mehr Freiheit gegeben, als in anderen Fächern - Eben weil Religion nicht exakt und konkret unterrichtbar ist. Und zumindest im evangelischen Reliunterricht nutzen ich und meine Kollegen diesen Freiraum, um kritisch, sachlich, wissenschaftlich und vergleichend zu unterrichten und dabei auch immer einen Bezug zu aktuellen Themen herzustellen, eben weil das für die Kinder der beste Zugang zu religiösen/ethischen/moralischen Inhalten darstellt.

  • ach so, der christliche zugang ist der "beste zugang" zu solchen themen? schau, genau diese haltung meine ich... die ist okay für reliunterricht bzw. hier zwingend, aber für ethik völlig deplatziert/dort unbekannt.


    (fullquotes sind in den allermeisten foren nicht gern gesehen, da funktionslose platzfresser.)

  • religiöse inhalte kommen in ethik nicht vor, nur religionswissenschaftliche. wir (also lehrer und schüler in ethik) nähern uns glaubensinhalten immer als 'dem anderen', als etwas fremdem, von außen, nicht von innen. auch die gläubigen teilnehmer (z.b. gläubige muslime in der einheit zum thema islam) sollen diese grundhaltung einnehmen lernen. die steht dann als weitere zugangsmöglichkeit/art des fragens und nachdenkens/art des erfahrens zu/über/von glaubensinhalten neben dem gläubigen zugang, der eben von offenbarungswissen (wissenschaftlich: von theologie) ausgeht. gerade für muslime oder evangelikale christen (die am allermeisten...) ist das eine extrem wichtige erfahrung.


    das wichtige ist, immer zu wissen, welchen zugang ich gerade praktiziere und vor allem davor erstmal zu verstehen/beginnen zu verstehen/zu erahnen, dass es da noch was anders als "ich glaube dran"/"ich glaube nicht dran"/"ich weiß nicht genau" und "mir egal" gibt. dieses andere heißt religionswissenschaft und/oder (bei nicht nur religiös besetzten themen) philosophie.


    außerdem bin ich mir nicht sicher, ob aktualisierende aufhänger/exemplarische inhalte immer das beste sind. bei sensiblen themen - und davon gibt es ja naturgemäß in unseren fächern viele - kann das verdammt nach hinten losgehen.

  • Wer Zeit hat, kann sich mal Folgendes zu Gemüte führen:


    http://www.dbk-shop.de/media/f…c/ovvtdqfje/DBK_11103.pdf


    Es ist der katholischen Kirche durchaus bewusst, dass der konfessionelle Religionsunterricht nicht mehr überall und immer zeitgemäß ist und es an vielen Schulen Schwierigkeiten gibt, diesen so noch zu unterrichten.


    Auch die Erlangung der Missio ... das ist nicht mehr so schlimm, wie es mal war. Es wird auf die Person des Lehrenden geschaut. Aber ganz ehrlich: Man muss als Religionslehrer authentisch sein und dazu auch stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Und sein komplettes Privatleben muss man nicht mehr ausbreiten. Glaubt nicht immer alles, was man so hört.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Ich hab so teilweise das Gefühl, dass nicht immer klar ist, was in Religion denn so gelehrt wird ... deshalb als Beispiel mal der Lehrplan für Katholische Religion in der 5. Klasse Gymnasium in Bayern (also "Erzkatholisch"?):




    K 5.1 Ein Neubeginn – miteinander leben, lernen und den Glauben entdecken (ca. 11 Stunden)


    Mit dem Übertritt an das Gymnasium verändert sich für die Schüler ein Teil ihres gewohnten Lebensbereichs. Sie lernen neue Klassenkameraden kennen, nehmen sich selbst in einer noch entstehenden Unterrichtsgemeinschaft wahr und sehen sich erhöhten Anforderungen ausgesetzt. Damit verbunden sind unterschiedliche Erwartungen, Hoff­nungen, aber auch Unsicherheiten und Ängste. Die Kinder erfahren, dass in gegenseitiger Achtung und im Miteinander ein guter Anfang möglich ist. Dabei können sie auch ein Bewusstsein für die Nähe Gottes und die Geborgenheit entwickeln, die aus dem Glauben und dem Gebet erwachsen.

    • Das bin ich: Familie und Herkunft, Fähigkeiten und Interessen, aber auch Grenzen und Unsicherheiten ansprechen; die eigene Einmaligkeit vor Gott erspüren (Jes 43,1), Bedeutung der Namensgebung, z. B. Wissenswertes über den Namenspatron
    • Wir leben mit anderen Jungen und Mädchen: sich in die Unterrichtsgruppe einbringen, Regeln für einen Zusammenhalt in freundschaftlichem Geist erarbeiten (1 Kor 12,4-11 bzw. 12-27); ggf. Absprache mit Klassenleiter(n)
    • Gott begleitet uns – im Gebet sind wir ihm nahe: von Lebenssituationen der Kinder her Gebetshaltungen und -formen verstehen; Grundgebete wiederholen, z. B. Vaterunser, Ave Maria; einen Psalm erschließen (z. B. Ps 23; Ps 31,2-6); Gebete frei formulieren, ggf. Gebetbuch erstellen; religiöses Leben an der Schule entdecken


    K 5.2 Wie Menschen sich Gott vorstellen – Abraham begegnet dem einen Gott (ca. 13 Stunden)
    Erlebnisse, die Staunen, Angst, Freude oder Unsicherheit auslösen, regen an zum Nachdenken über tiefere Zusammen­hänge des Lebens und über Gott. Die Schüler erkennen, dass Menschen aller Zeiten und Religionen auf solche Fragen Antworten ­suchen und die Vorstellungen von Gott auch durch die jeweiligen Kulturen geprägt sind. Mit ­Abraham erfahren die Bilder von Gott eine Neuorientierung, die zur Grundlage für den Gottesglauben in Judentum, Christentum und Islam geworden ist.

    • Erlebnisse, die Kinder zu religiösen und philosophischen Fragestellungen führen, z. B. Glück, Leid oder Tod, religiöses Brauchtum (→ Festkalender); altersgemäße Antwortversuche auf Rätsel und Geheimnisse des Lebens [→ Mu 5.2 Naturphänomene]; Nachdenken über Gott und das persönliche Gottesbild
    • Gottesvorstellungen von Menschen vergangener Zeiten: aus einer europäischen Kultur, z. B. Griechen, Römer [→ L1 5.3], Germanen, und aus der altorientalischen Lebenswelt, z. B. Ägypter [→ Ku 5.4], Babylonier, Kanaaniter
    • Besonderheit der Gotteserfahrung von Abraham und Sara: Der geheimnisvolle Gott öffnet sich den Menschen und ist für sie da als mitziehender Gott und Bundesgott (z. B. Gen 12,1-9; 15; 17), als Gott, der seine Versprechen hält (z. B. Gen 18,1-15; 21,1-8), als Gott, der keine Menschenopfer will (Gen 22,1-19)
    • Abraham als Stammvater des Glaubens an Gott für Juden, Christen und Muslime, z. B. Gottesbild im Vergleich von Sch’ma Jisrael, Credo, 1. Sure des Koran

    K 5.3 Die Bibel: Erfahrungen unseres Glaubens in einem Buch [→ Ev 5.3] (ca. 10 Stunden)
    Kinder suchen nach Persönlichkeiten, mit denen sie sich auseinandersetzen können. In den biblischen Gestalten von Jakob und Josef begegnen ihnen Menschen, die in kritische Lebenssituationen geraten und dabei die Nähe Gottes ­erfahren. Ausgehend von diesen Erzählungen erkennen die Schüler, dass die Schriften der Bibel in unterschiedlichen Sprachformen die Erinnerungen und Hoffnungen des Volkes Israel und der frühen Christengemeinden enthalten. Sie lernen verstehen, dass die Bibel nicht an Aktualität verliert und Christen in diesen Glaubenserfahrungen immer wieder neue Hilfe für ihr eigenes Leben finden.

    • Die Bibel erzählt von Gottes Gegenwart: exemplarische Erfahrungen der Nähe Gottes in den von Um- und Irrwegen geprägten Geschichten von Jakob und Josef
    • Ein Erinnerungs- und Hoffnungsbuch entsteht: Erfahrungen mit Gott, formuliert in unterschiedlichen Sprach­formen, z. B. Sage, Psalm; Sicherung der mündlichen Überlieferung durch schriftliche Fixierung; die Bibel als kleine Bibliothek, die das Wort Gottes enthält und Menschen Lebensorientierung gibt
    • Umgang mit der Bibel: Hauptgruppen der biblischen Bücher, Zitieren von Textstellen, Nachschlagen im Anhang
    • Spuren der Bibel heute, z. B. in Alltagssprache und Werbung, in Bildern und Liedern, im Gottesdienst; ggf. Ausstellung, z. B. von der Papyrusrolle bis zur Bibel im Internet [→ Ku 5.2 Schrift]

    K 5.4 Gott zeigt sich neu: Jesus von Nazaret und seine Botschaft (ca. 11 Stunden)
    Fremde Welten stoßen bei Kindern dieser Altersstufe auf großes Interesse. In der Lebenswelt Jesu entdecken sie gesellschaftliche und religiöse Verhältnisse, die durch vielfältige Ab- und Ausgrenzungen gekennzeichnet sind. Gerade vor diesem Hintergrund spüren sie das Neue der Botschaft Jesu und ihre faszinierende Wirkung auf Menschen seiner Zeit. An Personen bzw. Gemeinschaften von heute erkennen sie, dass auch Menschen unserer Gegenwart von Jesus beeindruckt sind, und sie nehmen dadurch Anregungen für die eigene Lebensgestaltung auf (→ Firmung).

    • Entdeckungsreise in die Welt des Jesus von Nazaret: anhand exemplarischer Bibelstellen das geographische, gesellschaftliche und religiöse Umfeld Jesu erkunden, z. B. Geburt Jesu (Lk 2,1-20 → Festkalender), barmherziger Samariter (Lk 10,25-37), Pharisäer und Zöllner (Lk 18,9-14)
    • Mit Jesus wird Neues offenbar: Ohne Berührungsängste verkündet er in Wort und Tat sein Evangelium von Gottes Zuwendung zu allen Menschen, z. B. Mahl mit den Zöllnern (Mt 9,9-13), Heilung einer Frau (Lk 13,10-17), Segnung der Kinder (Lk 18,15-17)
    • Die Anziehungskraft Jesu hält schon 2000 Jahre an: Begegnung mit engagierten Christen vor Ort; Möglichkeiten der Kinder, selbst aktiv zu werden, z. B. Ministrantendienst, Mitarbeit in kirchlichen Jugendgruppen und im Rahmen der Schulpastoral

    K 5.5 Unsere Kirchen: „Ortszeichen“ weltweiten christlichen Glaubens [→ Ev 5.2] (ca. 11 Stunden)
    Die Schüler sind mit Kirchenbauten und -räumen unterschiedlich vertraut. Ausgehend von der bewusst erlebten Atmosphäre eines Kirchenraums sollen sie Bauform und Ausgestaltung einzelner Kirchen kennenlernen und dabei der Glaubensüberzeugung verschiedener Zeiten nachspüren. Bei aller Vielfalt können sie das Vertrauen auf Jesus Christus als tragende Gemeinsamkeit wahrnehmen. Der Ausblick auf die weltumspannende Dimension dieses Glaubens hilft ihnen, die katholische Weite und Vielgestaltigkeit ihrer Religion zu erfassen.

    • Besuch und Erschließung einer Kirche in der Nähe der Schule: Sensibilität für die sakrale Atmosphäre eines Gottes­hauses und angemessenes Verhalten, grundlegende Ausstattungs- und Funktionselemente katholischer Kirchen, ggf. Vergleich mit einer nichtkatholischen Kirche am Ort
    • verschiedene Stilrichtungen im Kirchenbau und Werke der Kunst bzw. der Volksfrömmigkeit, z. B. Kapellen, Kreuze, Heiligendarstellungen, als Ausdruck des je zeitgemäßen Suchens und Glaubens [→ Ku 5.3; D 5.5]; Erkundung vor Ort, ggf. virtueller Rundgang im Internet; die eigene „Traumkirche“ entwerfen, z. B. Skizzen, Modelle
    • Kirchen an Mittelpunkten christlicher Gemeinschaft: Pfarrkirche, Dom (→ Festkalender), Petersdom; Vielfalt der Weltkirche, „Haus aus lebendigen Steinen“ (vgl. 1 Petr 2,5), Erschließung des Begriffs „katholisch“

    Das mag jetzt jeder von uns für sich anders bewerten.

  • Ich halte mich auch an das Grundgesetz, wenn ich praktizierender Hardcore-SMler wäre, der sich daran aufgeilt, Frauen zu schlagen (natürlich bei gegenseitigem Einverständnis ) oder der auf katholische Schulmädchen-Fotos bezopfter Blondinen abgeht. Ich glaub schon, dass so eine Veranlagung von Interesse für meine Vorgesetzten wäre, insbesondere über den Umweg der Eltern meiner Kinder. Persönliche Eignung und Lebenswandel ist unabhängig vom studierten Fach.

    Nein. Wenn der Hardcore SM-Sex einvernehmlich ist und wenn die katholischen Schulmädchen-Fotos von erwachsenen Models - die nicht meiner Schülerinnen sind - gemacht sind, dann hat es meinen Schulleiter nicht zu interessieren.
    Dass ich in der Realität vermutlich mit solchen Vorlieben Probleme bekomme, ist klar. Aber ich muss keine offiziellen dienstlichen Konsequenzen befürchten, wenn ich solche Fotos auf meinem Rechner habe oder von einem Schülervater im Hardcore-SM-Saunaclub erwischt werde. Ein Schulleiter würde mich dann unter anderen Vorwänden absägen. Das kann aber einem schwulen Kollegen bei einem homophoben Schulleiter auch passieren. Oder einem 08/15-Normalo, dessen Nase dem Schulleiter nicht passt.
    Mit anderen Worten: Solange ich mich an das Grundgesetz halte, kann ich nicht institutionalisiert für meinen Lebenswandel bestraft werden.


    101 in Aussagenlogik: Wenn gilt: "Wenn es regnet, wird die Straße nass." gilt deshalb nicht zwangsläufig: "Wenn die Straße nass wird, regnet es."
    Wenn aus Religion => "konfessionslose" Ethik, heißt das nicht zwangsläufig: "konfessionsloses" Fach => religiöse/nicht-staatliche Variante dieses Faches

    Es tut mir leid. Ich habe es ehrlich immer noch nicht verstanden. Also, deine theoretische Erläuterung schon, aber ich sehe nicht, warum sie zwangsläufig auf mein Argument zutreffen muss.

    Weiß ich nicht. Irgendwo wirst du ja Unterrichtsmaterial benutzen. Irgendwer wird das aussuchen. Sofern es kommerzielle Anbieter sind, die sie bereit stellen: qed.

    Ich unterrichte vornehmlich Oberstufe. Unterstufe in nur in Deutsch. Da suche ich mir mein Material aus der Tagespresse und aus der klassischen Literatur zusammen. Also keine kommerziellen Anbieter von didaktisierten Unterrichtsmaterialien.


    Ich möchte gerne meine Frage wiederholen:
    Welchen Mehrwert hat der konfessionelle Religionsunterricht innerhalb des staatlichen Schulwesens, der nicht durch nicht-konfessionelle Religionskunde bzw. Ethikunterricht ebenso - und ohne Einfluss der Kirche - geleistet werden kann. Abseits von der Vermeidung von Radikalisierung.

  • Auch die Erlangung der Missio ... das ist nicht mehr so schlimm, wie es mal war. Es wird auf die Person des Lehrenden geschaut. Aber ganz ehrlich: Man muss als Religionslehrer authentisch sein und dazu auch stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Und sein komplettes Privatleben muss man nicht mehr ausbreiten. Glaubt nicht immer alles, was man so hört.

    hier ist es immer noch schlimm. ich weiß nicht, wie es früher war (ich vermute, schlimmer, wenn die schlampige kurzrecherche stimmt), aber jetzt ist es so, dass alleine in meinem bekanntenkreis zwei (!) leute sind, die nicht mehr katholische religion unterrichten dürfen (es aber gerne würden und viele jahre lang sehr erfolgreich getan haben), weil sie a) nach scheidung wieder geheiratet haben und b) offen seit vielen jahren in einer lesbischen beziehung leben. sie wollten nach eigenaussage ihr leben, das, was sie unter anderem ausmacht - nicht verstecken. auch, weil sie sagen, dass sie auf einer basis der lüge und der doppelmoral ein fach wie reli nicht unterrichten können.
    die fälle von aus ähnlichen gründen entlassenen kindergärtnerinnen - ich glaube, in anderen bundesländern, scheint also in mehreren bistümern so zu sein - sind bekannt.


    das hat für mich nichts mit authentisch gelebtem glauben zu tun, sondern mit kircheninterner repression.

  • Was die Inhalte von Lehrwerken angeht: Es gibt nicht nur eine Herangehensweise an zu lehrende Verfahren. Was haben wir Diskussionen zu den Modellen des Schriftspracherwerbs gehabt, zu den Unterschieden von schriftlichen Verfahren der Mathematik, von entdeckendem Lernen vs. anderen didaktischen Modellen. All diese Varianten findest du in Lehrwerken wieder und das sieht augenscheinlich auch nicht verkehrt aus. Die Dinger werden ja auch von Lehrern mitentwickelt, teilweise über Jahre. Man vergisst zu leicht, dass ihr Primärzweck nicht Bildung sondern Profit ist. Eine Art Kinderbuch-Kindchenschema für Lehrerkollegien. Schulbuchverlage haben eine Agenda und die ist nicht altruistisch.

    Ich verstehe beim besten Willen Deine Argumentation nicht. Religion geht immer einher mit einer ganz grundsätzlichen Moralvorstellung. Sie bewertet also unsere Art zu leben und zu denken. Das hat ja wohl kaum was mit unterschiedlichen *didaktischen* Herangehensweisen zu tun nach denen im einen oder im anderen Schulbuch irgendeine naturwissenschaftliche Theorie erklärt wird.


    Übrigens haben meine SuS gar kein Buch, ich schreibe meine Unterlagen selbst. Natürlich nach Vorlage diverser (!) fachwissenschaftlicher Bücher die aber auch nur zusammentragen, was irgendwelche schlauen Leute sich über die Jahrhunderte mal zusammengereimt und was in meinen Fächern tausend mal experimentell überprüft wurde.

  • ...
    das hat für mich nichts mit authentisch gelebtem glauben zu tun, sondern mit kircheninterner repression...

    Deine Bekannten haben sich aber doch bei vollem Bewusstsein für diese Konfession mit ihren Regeln entschieden.
    Ich finde auch vieles, was Katholiken tun befremdlich und mittelalterlich. Aber wer die Kirche als seinen Arbeitgeber erwählt (Erzieherbeispiel), der muss halt damit leben, dass bestimmte Anforderungen gestellt werden. Oder nicht?


    Wie schon mehrfach zitiert, in einem Land, in dem sich wichtige Gesetze auf den lieben Gott berufen (und eine der größten Parteien das "christlich" im Namen trägt) ist die Frage generell, inwieweit Glauben staatlich "verordnet" werden kann.


    Ich denke, es ist etwas zu simpel, zu sagen: westliche Werte sind vom Himmel gefallen, Religion aus der Schule verbannen und Nächstenliebe können wir ja wohl noch so vermitteln. Der Großteil der (westdeutschen) Bevölkerung wird getauft, auch jenseits vom Ostereiersuchen spielt ich nenne es mal "christliche Weltanschauung" eine zumindest latent vorhandene Rolle.

  • ich habe keine klaren antworten für dich auf diese fragen. das ist alles alles mögliche, aber sicher nicht einfach. vermutlich ist es eins dieser themen, bei denen man beobachten und denken und vor allem miteinander sprechen muss.


    dein letzter absatz hat nichts (!) mit dem zu tun, was ich mir hier vorstelle, wenn ich sage "ethik für alle statt reliunterricht". aber auch gar nichts. die kernwerte des grundgesetzes sind historisch gesehen jüdische und dann christliche werte, und genauso bin ich katholisch und habe nicht vor, das zu ändern.


    wenn man so will: diese themen sind das, was wir in ethik thematisieren, ohne sicherheitsnetz der kirche, eines katechismus oder eines heiligen textes im hintergrund. lebe gefährlich und so...

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