Grundschullehramt für Unentschlossene

  • Hallo zusammen,


    bisher war ich eher stille Mitleserin aber mittlerweile stellen sich mir auch ein paar Fragen, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe...
    Kurz zu mir... ich bin 33 Jahre alt und gerade in Elternzeit mit meinem 2. Kind. In den letzten Jahren hatte ich immer mehr den Wunsch, als Lehrer tätig zu sein. Trotzdem ist das keine leichte Entscheidung, sich nach Jahren im Berufsleben nochmal auf die Schulbank zu setzen... (vom finanziellen mal ganz abgesehen)...
    Ich trage mich mit dem Gedanken, mich jetzt für einen Studienplatz Grundschullehramt in Sachsen zu bewerben und bin auch soweit in Sachsen (in Sachsen auf dem Land, nicht Leipzig oder Dresden) verwurzelt, das ich nach dem Studium nicht ohne weiteres weg könnte. Ich weiß ... es gibt keine Sicherheiten... aber aktuell werden ja Grundschullehrer gesucht.. hat vielleicht jemand einen Einblick ob das auch noch in 4-5 Jahren so sein wird? Aktuell werden ja auch so viele Seiteneinsteiger eingestellt das es dann vielleicht schwierig werden könnte (ich kann mich für den Grundschulbereich nicht als Seiteneinsteiger bewerben)? Ausserdem stellt sich mir auch die Frage, ob es genügend Plätze für den Vorbereitungsdienst gibt oder ob man da im Zweifel Jahre darauf wartet... ich möchte ungern noch einmal Jahre studieren, um dann wieder schlechte Jobaussichten zu haben...


    Leider habe ich auch keine Aussagen darüber finden können, mit welchem Schwerpunkt Schulfach man die besten Chancen hat, einen Job zu ergattern. Meine erste Wahl wäre Englisch (Grundschuldidaktik Deutsch, Mathe und Sachunterricht).... auch wenn ich da noch einen 2-monatigen Auslandsaufenthalt einplanen muss.


    Ich freue mich auf viele Antworten und Entscheidungshilfen :-) (die Entscheidung muss ich nachtürlich selbst treffen)

  • Eine Aussage über die Jobaussichten in 6 Jahren wird dir keiner geben können. Also wird das Ganze daran hängen, wie groß dein Leidensdruck ist, etwas anderes zu machen und wie stark dein Rückhalt in der Familie ist.


    Vielleicht wäre ein erster Weg, in der Grundschule zu hospitieren und zu schauen, ob das Lehrerdasein wirklich so ist, wie du es dir vorstellst.
    Als nächstes würde ich mich informieren, was im Studium auf dich zukommt - an zeitlicher und finanzieller Belastung und zu schauen, ob du dir das zutraust. Bzgl. der Fächerwahl würde ich mich an deiner Stelle vorrangig nach deinem Interesse richten - denn ein Studium von Inhalten, die dir nicht liegen oder dich nicht interessieren hat in meinem Umkreis niemand wirklich gut hinbekommen.


    Auch gibt es vielleicht die Überlegung, ob du nicht lehrerähnliche Tätigkeiten übernehmen kannst, um deinem Wunsch als Lehrer nachzukommen. Du schreibst nichts, was du bislang gemacht hast und woher dieser Wunsch kommt.


    Vielleicht kannst du auch noch mal in die Richtung denken, ob es Aspekte in deinem bisherigen Job gibt, die du verstärken kannst, um zu lehren ?????? Ich kenne eine Friseurin, die nun Berufsschullehrerin werden will und studiert. Ich kenne eine Ärztin, die unzufrieden mit ihrem Job war und auch unbedingt in die Lehre wollte, die nun abends in der VHS Malkurse gibt und so eine innere Zufriedenheit erlangt hat und wieder eins mit ihrem Beruf ist.


    Vielleicht kommt auch Schulbetreuung, Schulbegleitung o.ä. in Frage, so dass du nicht noch eine ganze Ausbildung stemmen musst. Ich kenne zwar einige Kollegen, die neben Kinder noch nachstudiert haben und das Referendariat durchzogen, doch haben sie ganz schön gestöhnt und viele andere Dinge, wie Hobbies, die Beziehung zum Partner und zu den eigenen Kindern sind häufig ziemlich stark belastet worden oder haben auch Brüche bekommen. Weil aber ein großer Leidensdruck bestand bzw. der Berufswunsch so groß war, hat es auch eine Bekannte von mir geschafft, mit Familie das Grundschullehramt zu erreichen.

  • Was in 5 Jahren ist, weiß natürlich niemand, aber auf dem sächsischen Land ist es mehr als wahrscheinlich, dass du auch in ein paar Jahren eine Stelle bekommst. Englisch wird aktuell gesucht, weil (wenn ich mich nicht täusche), das zu den Fächern gehört, die man nicht fachfremd unterrichten darf. Ich kenne z.B. jd., der vom Gymnasium mit Englisch abgeordnet wurde. Der Sinn sei mal dahingestellt, jedenfalls müssen Englischlehrer das Fach erteilen.


    Was machst du denn bisher? Und bekommst du dein Studium finanziert? Ref.platz bekommt man auch immer. Ich habe jedenfalls noch nie gehört, dass hier jemand darauf hätte warten müssen. Höchstens beim Quereinstieg, da wird ja wild nach aktuellem Bedarf und wenig Plan ausgebildet.

  • Ich kenne die Schullandschaft in Sachsen nicht, aber in NRW sind immer mehr Schulen jetzt auch im offenen Ganztag und Erzieher sind ganztägig anwesend. Um den Einstieg in den Beruf zu vereinfachen gibt es jetzt PIA, so dauert die Ausbildung nur 3 Jahre und man arbeitet die ganze Zeit und wird dementsprechend auch schon bezahlt. Vielleicht gibt es ja bei euch etwas ähnliches? So würdest du kein Studium finanzieren müssen, wärst schneller fertig, aber würdest halt am Ende deutlich schlechter verdienen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Die Idee mit dem Hospitationspraktikum finde ich gut und würde ich dir auch stark empfehlen. Der Lehrerberuf ist definitiv heutzutage anders, als du es noch aus deiner eigenen Schulzeit kennst, und tatsächlich kannte man von damals auch nur einen kleinen geringen Teil dieses Berufes.


    Solltest du den Wunsch zum Lehramt haben, weil du gerne mit vielen Kindern zusammenarbeitest, einen doch recht abwechslungsreichen Job mit vielen Herausforderungen möchtest, bei dem Du dir Selbstbestätigung über alternative Formen suchen musst, dann mach ein Praktikum, und schau es dir an! Klingt negativ, aber es gibt viele Menschen, die sowas gerne machen, ich zum Beispiel unterrichte auch sehr gerne und brauche auch häufig Menschen um mich herum.


    Solltest du aber diesen Berufswunsch haben, da du der Meinung bist, dass du aufgrund deiner zwei Kinder dafür geeignet bist, da man dir bei Erziehung nichts vormachen kann, und weil du einen Job möchtest, bei dem du viel Zeit für deine Familie und dein Privatleben hast, und dabei trotzdem nicht in Teilzeit arbeiten musst, dann lass es besser bleiben. Zu meiner eigenen Studienzeit hatte ich da mehrere von, und teilweise kennt man sie auch aus dem Kollegium (falls es doch mal jemand davon in den Beruf geschafft hat), und ich glaube jeder wird dir bestätigen, dass man damit dann nicht glücklich wird.

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