SL sät Konflikte

  • Bei uns entstehen häufig Konflikte unter den Kollegen, indem die SL Probleme nicht selber klärt, sondern auf uns alle oder einzelne von uns abwälzt.
    Bspw. setzt der Chef die Hausordnung nicht durch (ich sag mal, sowas wie Rauchen auf dem Schulhof) und fragt dann uns: ich gebs mal ins Kollegium, was machen wir denn da jetzt? Nur wir dürfen dann nicht "machen", weil das was wir vorschlagen ist ja total übertrieben. Grundregeln einfordern? Wie anstrengend...: Autorität gg. übergriffige Klientel wird untergraben.


    Oder sie lässt die Arbeit von A durch B kontrollieren und hackt dann auf B rum, der kontrolliert hat, dass das Ergebnis nicht gut genug wäre. Der wiederum reagiert panisch und versucht alles zu finden, was A evtl. falsch gemacht haben könnte, so dass A sich von B gegängelt fühlt. Wills jetzt nicht noch deutlicher schreiben, es ist gerade sehr aktuell, aber in etwa so, als ob B bei A hospitieren soll, dann 100 Verbesserungsvorschläge für A hat und anschliessend so oft in den Unterricht kommt, bis die Stunde so ist, wie B sie haben will. Angeblich, weil der Chef das genauso wünscht.


    Das ist echt furchtbar und ich weiß keine Lösung. Reden hilft jedenfalls nichts! Diese Angst vor Autoritäten hier macht mich gerade wieder mal wahnsinnig. Danke fürs Zuhören und gerne auch einen hilfreichen Hinweis :(

    Einmal editiert, zuletzt von Schantalle () aus folgendem Grund: Buchstabenverwirrung

  • neue schule suchen? oder schulleitung los werden? meiner erfahrung nach ist bei mieser schulleitung nichts zu machen, außer du hast ein sehr, sehr solidarisches kollegium ohne große angst vor (angeblichen) autoritäten. besser, frau geht.

  • Divida et impera.
    Sehe das so wie Kecks. Trotzdem würde ich erstmal den PR einschalten, der prüfen soll, ob solche Maßnahmen, wie du sie vage beschreibst, überhaupt zulässig sind.
    Damit meine ich die gegenseitigen Kontrollen. Was das Durchsetzen von Regeln angeht, würde ich das einfach in meinem Unterricht machen und mich innerhalb des Kollegiums verständigen, dass auf dem Schulhof nur noch die Anweisungen des SL (+nötigste Aufsicht, um die Aufsichtspflicht nicht zu verletzen).
    Wenn unser Schulleiter das mit dem Rauchen so lasch angehen würde, würde mir das keine grauen Haare bereiten. Dann sollen die das eben machen.

  • Klingt nach intensivem Betätigungsfeld für den PR.
    Den würde ich auffordern, solches Verhalten in den gemeinsamen Sitzungen so lange zu thematisieren, bis es dem SL anstrengend wird. Für manches kann man Dienstvereinbarungen treffen. Anderes ist Sache der GeKo.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Das Problem ist, dass keine gemeinsame Linie des Kollegiums drin ist. Ich sehe eine überdimensionale Naivität irgendwo zwischen "hat mich der SL lieb?" und "wer macht seine Arbeit am besten?" sowie "Chef kann auch nichts dafür, er/sie ist doch eigentlich ganz nett und kriegt ja auch bloß Druck von oben" bis zu "wieso regt die/ der Kollege sich jetzt auf? Sie/er verträgt wohl keine Kritik?/ soll mal nicht rumjammern."
    Es fehlt an Draufsicht. Jeder wurschtelt vor sich hin und sieht nur seine Arbeit. Heult, wenn was nicht läuft, sieht aber keinen Handlungsbedarf. Irgendjemand ist ja immer Schuld, Herr Müller macht halt die Arbeit nicht richtig und Frau Meier eben auch nicht und Frau Schmidt soll mal den Ball flach halten und Herr Kunze zuckt die Achseln, der macht sein eigenes Ding.
    Ich weiß gar nicht, wie ich das alles in Worte fassen soll. Ich mag meine Kollegen als Menschen wirklich gerne und da will auch meist keiner dem anderen was Böses. Aber dieser Kontrollwahn von bürokratischen Kleinigkeiten gepaart mit organisatorischem Chaos durch eine Leitung die damit Keile treibt, macht mich echt alle.
    Klar, gehen kann man immer. Aber Regen und Traufe und so. Gemobbt wird gottseidank nicht.

  • In solchen Strukturen ist es eine äußerst umfassende Aufgabe, etwas zu ändern und selbst dafür braucht man kompetente Mitstreiter und einen ausgefuchsten PR und Zeit und Energie.
    Wenn das nicht vorhanden ist und so lese ich das, sehe ich wenig Spielraum.
    Wenn es dich alle macht, aber nicht änderbar ist, solltest du gehen oder Herr Kunzes Strategie für dich lernen...

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  • Hört sich ja schlimm an. (Rauchen auf dem Schulhof ist doch eindeutig verboten.)


    Wir sind vor ein paar Jahren mal eine SL losgeworden, da war sich das Kollegium komplett einig. Ich glaube, der hatte schon Beschwerden dei der Bzrg. Es ging nämlich sehr schnell und einfach.


    Gibt es nicht sowas wie Supervision für Kollegien? Vielleicht würde das helfen.


    LG M.

  • Gibt es nicht sowas wie Supervision für Kollegien? Vielleicht würde das helfen.


    LG M.

    zu teuer. Wir hatten den BPR da, Quintessenz: das ist ja echt doof. Aber schön, dass ihr euch untereinander so gut versteht, da haben wir schon ganz andere Kollegien gesehen. Tschühüs!



    Selbst wenn ich ginge, wo denn hin?

  • neue schule suchen? oder schulleitung los werden? meiner erfahrung nach ist bei mieser schulleitung nichts zu machen, außer du hast ein sehr, sehr solidarisches kollegium ohne große angst vor (angeblichen) autoritäten. besser, frau geht.

    Es haben sich schon zu oft Leute das leben leichter gemacht indem sie Probleme einfach weggegeben haben. So eine Einstellung bringt uns als Menschen und als Gesellschaft nicht weiter.
    Probleme sind dafür da um gelöst zu werden. Es ist jetzt schwierig anhand der Äußerungen der TE den Sachverhalt objektiv beurteilen zu können. Aber wenn Probleme da sind sollten diese offen angesprochen werden um gemeinsam nach einer Lösung zu finden.
    Es ist in solchen Situationen oft auch ratsam neutrale dritte Personen hinzu zu ziehen. Evtl. kann ein externer Unternehmensberater die Schulstrukturen analysieren und die Arbeitsabläufe verbessern.

  • Wer sich nicht in völliger Isolation befindet, dessen Handeln hat immer auch Konsequenzen auf die Situation und damit die Handlungsspielräume anderer. Als Einzelperson oder Gruppe können die Konsequenzen der Handlungen anderer bis zu einem gewissen Grad durch eigenen Einsatz ausgeglichen werden, aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt, ab dem man selbst in Überforderung gerät und dann (oft auch versehentlich) Handlungen setzt, die wiederum andere den Handlungsspielraum einschränkt und damit konstruktives Handeln erschwert. Was nun sehr oft passiert, wenn Gruppen zusammenkommen, ist dass die Unfähigkeit eines Einzelnen, mit Druck umzugehen, durch eine Art Domino-Effekt auf andere ausgelagert wird. Interessanterweise wird die Verantwortung für die notwendige Selbst-Disziplin, die diesen Effekt verhindert, üblicherweise nicht auf diejenige Personen zurückgegeben, die Verursacher der Miserie sind (in dem Fall wohl eure SL). Oder - wie in diesem Fall - es wird ihr eine Verantwortung von euch Lehrern zugewiesen, der sie offensichtlich nicht nachkommen kann oder will, und ihr setzt keine Konsequenzen durch euer eigenes Handeln. Ich habe unlängst für mich einen schönen Begriff dafür geschaffen: "Die Tendenz zur Machtlosigkeit".


    Wenn eine Gruppe oder eine Einzelperson der Tendenz zur Machtlosigkeit erliegt, so ist es immens wichtig, dass sie an der Wiederherstellung ihrer eigenen Handlungsfähigkeit arbeitet, anstatt - vergeblich - darauf zu hoffen, dass jemand anderes sich erwartungsgemäß oder notwendig verhält. Das kann etwa bedeuten, sich mehrere mögliche Lösungsstrategien zurechtzulegen und diese dann nach Wenn-Dann-Schematas abzuhandeln. Wichtig sind konkrete Zeiträume, etwa nach dem Muster von "Ich versuche X, wenn sich mein Kontakt Y nicht bis zum (Datum) bei mir zurückgemeldet/seine unterstützende Aufgabe erledigt hat, werde ich Z tun". Dabei ist es essentiell, dass vorgesehene handelnde Personen in diesem "Plan" auch tatsächlich verlässlich handeln, auch oder vor allem wenn es bedeutet dass als handelnde Person am Ende nur man selbst übrig bleibt.


    Das kann in letzter Konsequenz auch bedeuten, dass du "kündigst, wenn Person X nicht bis (Datum) Y erledigt", und die Ankündigung für deinen eigenen Seelenfrieden auch durchziehen wirst. Wenn du es schlau angehst und die betroffenen Personen auch vorher schon mehrfach durch das Durchziehen deiner Ankündigung zu verstehen gibst dass du es ernst meinst, sollte das jedoch gar nicht notwendig sein.


    Logischerweise macht es Sinn, sich auch selbst rechtzeitig die Voraussetzungen zu schaffen, die eigenen angekündigten Handlungen auch umsetzen zu können.


    Für die spezielle Situation zusätzlich: Nein sagen lernen. Wenn die SL verlangt, dass du bei Kollegin B hospitierst und dich einspannen will, schädigendes Verhalten an den Tag zu legen - gewaltfreier Widerstand. Für mich war die rote Linie immer dort erreicht, wo ich nicht nur ein Verhalten anderer nicht guthieß, sondern gezwungen werden sollte, selbst zum Täter zu werden. Hat mir mehrere Anstellungen gekostet, aber das war mir meine eigene Integrität wert. Oft reicht es, wenn ein Mensch in einer Gruppe dies umsetzt, um das schädigende Verhalten innerhalb kürzester Zeit ganz aus der Gruppe zu verbannen. Nicht so mutige müssen die Erfahrung machen, dass andere sich wehren und sich ihre irrationalen Ängste was dann wohl passieren könnte eben nicht bewahrheiten. Eine Warnung: du machst damit auch die Machtlosigkeit der SL (oder allgemein der Autorität) sichtbar, deine Freundin wird sie dadurch nicht werden. Aber das ist eben der Unterschied zwischen dem Wunsch zu gefallen und dem Wunsch, das Richtige zu tun.


    Ein Bunterrichter


    P.S.: Ich habe diese Prinzipien an einer Schule bis zum Landesschulinspektor durchgezogen (und Recht bekommen), an einer anderen Schule bis zu meiner eigenen Kündigung - und bin froh darüber. Mittlerweile bin ich selbst Leiter einer Sub-Organisation die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.

  • So eine Einstellung bringt uns als Menschen und als Gesellschaft nicht weiter.

    Und deswegen soll man sich in einem derartigen Umfeld aufreiben?
    Da ist mir meine Gesundheit aber wichtiger!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Es haben sich schon zu oft Leute das leben leichter gemacht indem sie Probleme einfach weggegeben haben. So eine Einstellung bringt uns als Menschen und als Gesellschaft nicht weiter.Probleme sind dafür da um gelöst zu werden. Es ist jetzt schwierig anhand der Äußerungen der TE den Sachverhalt objektiv beurteilen zu können. Aber wenn Probleme da sind sollten diese offen angesprochen werden um gemeinsam nach einer Lösung zu finden.
    Es ist in solchen Situationen oft auch ratsam neutrale dritte Personen hinzu zu ziehen. Evtl. kann ein externer Unternehmensberater die Schulstrukturen analysieren und die Arbeitsabläufe verbessern.

    naja, ausnahmsweise ein full quote: es besteht ein großer unterschied zwischen "sich das leben leichter machen" und "sich völlig aufreiben in aussichtslosen situationen". ich weiß nicht, welche schulleitungen du schon so erlebt hast... schön, wenn du was ändern konntest, sodass es allen beteiligten besser ging.


    externe unternehmsberater? ernsthaft? die sind so ziemlich die allerletzten, die menschenfreundliche veränderungen in gang setzen. cui bono beratungen im schulwesen - bitte nicht. haben wir schon genug im öffentlichen sektor, fast immer eine katastrophe für die betroffenen (vgl. neulich im bamf). gott bewahre.

  • ...


    Wenn eine Gruppe oder eine Einzelperson der Tendenz zur Machtlosigkeit erliegt, so ist es immens wichtig, dass sie an der Wiederherstellung ihrer eigenen Handlungsfähigkeit arbeitet, anstatt - vergeblich - darauf zu hoffen, dass jemand anderes sich erwartungsgemäß oder notwendig verhält....

    Du hast schon Recht. Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, andere zu ändern. Es gibt auch Phasen, da gehts mir gut, weil ich für mich handeln kann.


    Es wird aber dann schwierig, wenn dem/der ChefIn etwas Neues einfällt, wie diese Kontrollmechanismen z.B., da betriffts eben wieder alle. Und ich scheine die einzige zu sein, die das Prinzip durchschaut, alle anderen kleben an der Sache, eben ob die Arbeit von XY nicht vielleicht doch total schlecht war. Darum geht's aber nicht.


    Oder eben wenn die eigene Autorität untergraben wird, weil der/die ChefIn etwas erlaubt, was ich/eine KollegIn gerade verboten hatte (offensichtliche Hausordnungspunkte). Oder wenn den aggressivsten Eltern sofort jeder Privatwunsch zu unseren Lasten erfüllt wird etc.


    Es ist sehr anstrengend, dann jeweils spontan zu entscheiden, was das Richtige ist. Gibt man um des lieben Friedens Willen nach? Pocht man auf das jeweilige Gesetz? Wendet man sich an den Vorgesetzten?


    Und eben, wenn ich sehe, dass Kollegen leiden und untereinander Ärger geschürt wird könnte ich platzen! Man, wir verbringen so viel Zeit miteinander, warum sich das Leben schwer machen?
    Ich rate vielleicht KollegIn X, einen Streit mit der SL auszufechten, um ihre/seine Rechte durchzusetzen und der/die bekommt zur Strafe eine unliebsame Aufgabe aufgedrückt UND KollegIn Y mischt sich noch ein, weil er/sie sich persönlich angegriffen fühlt. Es geht oft so unsachlich zu und jegliche Lösungsversuche verlaufen im Sande. Und ich gebe wirklich konstruktive Ideen ein, wie man mit vielen Dingen umgehen könnte. Aber andere wollen (unbewusst?) das System aufrecht erhalten.


    Nur sind wir dann wieder am Anfang: ich will was am System ändern und stecke selber mit drin, das kann irgendwie nicht klappen.

  • Evtl. kann ein externer Unternehmensberater die Schulstrukturen analysieren und die Arbeitsabläufe verbessern.

    Nenne mir ein Beispiel, in dem ein Unternehmensberater eine Schule beraten hat. Und ganz praktisch: Wie kann ich einen beantragen? Wo muss ich mich da hinwenden? Wer bezahlt den? Und wie können wir die Schulleitung überzeugen, dass sie sich beraten lässt? Oder kann ein Kollegium das einfach einfordern? Und von wem?


    Gerne auch Erfahrungen aus deinem Bundesland, für meins kann ich ja dann recherchieren.

  • Wenn es um einen Fall geht, wo jemand offensichtlich schriftlich festgehaltene (!) Regelungen oder sogar Gesetze bricht, bist du auf Sach-Ebene im Vorteil. Wenn du das klar ansprichst (im Idealfall in einer 4-Augen-Situation weil Menschen erfahrungsgemäß in der Gruppe viel mehr auf ihr Ego achten und weniger zugänglich sind), können mehrere Dinge passieren:
    - der andere akzeptiert, dass er tatsächlich einen Fehler gemacht hat (selten, aber doch)
    - er kann dir nachweisen, dass du einen gemacht hast (kann ja auch passieren)
    - man kann gemeinsam feststellen, dass Formulierungen unklar sind und man sie unterschiedlich interpretieren kann. Logische Folge für mich wäre dann, die Formulierungen so zu überarbeiten dass sie unmissverständlicher werden. Erfahrungsgemäß wehren sich da viele Autoritätspersonen gerne dagegen. Meine Vermutung ist dass sie diese Unsicherheit gerne haben weil unklare Verhältnisse tendenziell eher Autoritäten nutzen. Zumindest in zwei konkreten Fällen bin ich mir ziemlich sicher, dass meine jeweilige Schulleitung sich weigerte etwas (schriftlich) zu konkretisieren weil sie dann "festgenagelt" werden könnte. Einfache Strategie, da Druck aufzubauen: "Solange die Formulierung nicht klargestellt ist, agiere ich (!) so wie ich sie verstehe". Zwingt die SL fast zum Konflikt, entweder akzeptiert sie deine Auslegung, sie muss konkretisieren wenn sie einheitliche Regelungen will oder sie wird versuchen, dich loszuwerde. Passiert letzteres kannst du dich auch gleich nach einer anderen Schule umsehen. Zumindest hier in Österreich sind die SL üblicherweise bis in mehrere Hierarchieebenen freundschaftlich vernetzt, da hast du als einfacher Lehrer völlig unabhängig davon ob du im Recht bist oder eine SL sogar nachweislich illegal handelt kaum Chancen. Wie gesagt, ich habe das einmal durchgezogen (und gewonnen), aber im Nachhinein betrachtet ist für mich fraglich ob es die 4 Monate Psychoterror von Seiten der Schulleitung und ihrer Verbündeten im Kollegium wie auch auf Inspektorebene wirklich wert waren, das war durchaus eine traumatische Erfahrung derart (und an sich grundlos) gehasst zu werden.


    Ich finde es interessant, dass du einerseits über deine Kollegen schreibst dass sie die Prozesse nicht übersehen würden wie du, sie andererseits aber auch verteidigst. Immerhin hat unabhängig aller formalen Machtverhältnisse jede Führungskraft nur so viel Macht, wie ihr die ihr Untergebenen "überreichen". Ich kann mir - deiner Beschreibung nach - kaum vorstellen, dass keiner in deinem Kollegium diese Prozesse mitbekommt, was für mich eher darauf schließen lässt dass deine Kollegen nicht allzu mutig sind was Veränderungsprozesse anbelangt. Alleine hast du faktisch kaum Chancen. Such dir Verbündete, sprich am besten davon wie es dir geht und über systemische Schwierigkeiten, nicht über Personen, dann erhöhen sich die Chancen dass sich tatsächlich etwas "rührt", und fang bei den "einfacheren" Fällen an, es ist leichter Wackelkandidaten zu überzeugen wenn schon mehrere "im Boot" sind. Im Idealfall hast du auch jemandem im Außen, der mit der Materie vertraut ist aber nicht direkt im System ist, der dir/euch hilft, Perspektive zu bekommen. Dass Supervision "zu teuer" ist mag die SL behaupten weil sie auch ein Eigeninteresse daran hat dass sie nicht stattfindet, faktisch ist Supervision als Gruppe relativ einfach auch selbst zu organisieren und zu bezahlen wenn es sein muss. Die paar Euro sollten euch eure (psychisch/seelische) Gesundheit wert sein. Ich glaube, dass es zumindest in Österreich auch Fördertöpfe für Supervision für Lehrer gibt, vielleicht auch in Deutschland? Auch Lehrervertreter könnten da Ansprechpartner sein, wobei es da möglicherweise schlau wäre zu den "kleineren" Lehrervertretungen zu gehen. Die Inspektoren hier in Ö zumindest sind sowohl mit SL als auch mit den Lehrervertretungen gut vernetzt, da werden rasch mal Informationen ausgetauscht. Kleinere Lehrerverbände haben eher ein Eigeninteresse an kritischen Stimmen als die Großen, die ja (als Partei) zumindest hier in Österreich auch Inspektoren und Direktoren stellen.


    Ich hatte damals das Glück, einen Lehrervertreter einer kleinen Lehrergewerkschaft kennenzulernen der mich durch den Prozess begleitet hat und v.A. auch als Rückfragemöglichkeit gedient hat was Schulrecht usw. angeht, weil ich teilweise gar nicht glauben konnte was da an deutlich Illegalem abging und ich mir nicht sicher war ob ich mich nicht irre weil es gar zu dreist wirkte. Er hat mir damals auch den Tipp gegeben, alles was passiert ist mit Datum und wo vorhanden auch Uhrzeit aufzuschreiben, und zwar in einer Form die nicht anfechtbar ist (also keine Interpretation, nur - nachweisbare - Fakten). Hab dann an einem Wochenende 15 Seiten anhand meiner Aufzeichnungen zusammengeschrieben und das Ergebnis mit dem Wikipedia-Artikel über Mobbing verglichen, da ging mir dann ein Licht auf. Ich glaube bis heute nicht, dass es eine persönlich gegen mich gerichtete Intention meiner SL war damals, sondern dass rein systemisch an jener Schule (und auch an allen anderen Regelschulen an denen ich bisher war) Mobbing die fast logische Konsequenz der schulinternen Strukturen und Hierarchien sein musste, sobald es sich um eine eher unreflektiertere SL handelt die dies nicht erkennt und aktiv angeht. Deine Beschreibung klingt auch sehr ähnlich was das anbelangt. Mir hat es damals sehr geholfen, die SL (für mich, ich habe das ihr gegenüber natürlich nicht so angesprochen) nicht als bösartig sondern nur als sehr, sehr unfähig zu betrachten. Das nimmt die persönliche Betroffenheit ein Stück weit raus - und entspricht in den meisten Fällen wohl auch mehr der Wahrheit.


    Ein Bunterrichter

  • Danke@ Bunterrichter und auch den anderen für eure Hinweise. Wie Mobbing sich anfühlt weiß ich, daher kann ich sagen, dass das (noch) nicht vorliegt.


    Meike. hat mir schon vor längerer Zeit gesagt: tut euch zusammen, alleine hat man keine Chance. Oder: ich würde dort nicht bleiben. WillG weiter oben auch: tut euch zusammen, oder nimms hin. Oder gehe. Viel mehr Möglichkeiten gibt's wohl nicht.
    Ich sehe einfach eine große Angst im Kollegium vor Nichtanerkennung der eigenen Leistung und vor etwas, dass mal ein Kollege als "Angst davor, dass es doch noch irgendwo eine Art Stasiakte gibt." umschrieben hat. Und gegen dieses tiefliegende Gefühl anzureden scheint mir inzwischen hoffnungslos.


    Bei ganz sachlichen Kleinigkeiten hab ich das schon erlebt. Stunden haben wir mit Aufgaben zugebracht, die nicht zu Aufgaben von Lehrern gehören. Ich hab mir den Mund fusselig geredet, den BPR einbezogen. Verordnungen kopiert und unserem PR in die Hand gedrückt. Geholfen hat letztlich, dass ich gesagt habe: "Ich machs einfach nicht." Folge dann wieder: Gejammer über unkollegiales Verhalten "wir müssen doch auch" "du kannst dich doch nicht einfach weigern" oder "ach was solls, ist doch nicht so schlimm, ich mach das schnell noch am letzten Schultag" und vor allem ein gemeinschaftliches Sauer-sein über sinnlose Vorgaben.
    Irgendwie scheint das zusammenzuschweißen: wir regen uns gemeinsam über den Chef auf :fluester:


    Die Idee, Vorgaben festzunageln finde ich gut. Sachlich zu bleiben ebenfalls. Tatsächlich scheint das eine Autoritäts-Strategie zu sein, Unklarheiten zu lassen und dann doch wieder willkürlich und nach Gutdünken Entscheidungen zu treffen. Nur leider auch da: im Vieraugengespräch klingt alles logisch, in der Geko wurden dann Worte zurechtgelegt, warum alles anders bleibt und da ist wieder niemand vorbereitet, oder es bleibt bei einer Gegenstimme, Frust verläuft im Sande, abgestimmt wird grundsätzlich nur über Irrelevantes oder was eh nicht zu ändern ist. To be continued...


    Ich werde wieder öfter meditieren, das hilft :)

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