Wie werden bei euch Gutachten geschrieben?

  • Mich würde interessieren, nach welchen Vorgaben eure förder-/sonderpädagogischen Gutachten entstehen. Habt ihr eine Handreichung? Eine Verwaltungsvorschrift? Wer korrigiert wie oft? Wer unterschreibt? Wie viele Stunden bekommt ihr für eines und wie viele benötigt ihr tatsächlich? Wie viele Std. davon seid ihr am Kind?


    Danke :gruss:

  • Hm, weiß jetzt nicht, warum niemand antwortet?
    Es geht darum, dass bei uns Konflikte um die Gutachtenschreiberei entbrennen und mich interessieren würde, wie das in anderen Bulä gehandhabt wird.


    Ich geb mal an, wie es hier gerade läuft:
    - Schule oder (selten Eltern) stellt Beratungs-Antrag für Kind x
    - Förderschullehrer, der soundsoviel Diagnostikdeputat hat, fährt 2 Stunden zur Beratung an Schule X
    - FS-L stellt fest, dass Sopäd. Förderbedarf überprüft werden sollte
    - Gutachten wird erstellt, in dem Kind x und etwa 12 andere Kinder in einer Gruppe überprüft werden
    - Gruppenaktivitäten und Einzelüberprüfungen und Testergebnisse werden dokumentiert-> in dieser Woche werden die Klassen zu Hause gelassen, FS-L ohne Diagnostikdeputat schreiben GA
    - Die Leute mit Diagnostikdeputat korrigieren die GA der Kollegen
    - diejenigen, die geschrieben haben, überarbeiten die Korrektur, so oft, bis der Kollege mit den Deputatsstunden zufrieden ist
    - SL korrigiert die mehrfach korrigierte Version so oft, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist
    - im etwa einstündigen Förderausschuss wird den Eltern das GA vorgestellt
    - die Entscheidung trifft das Schulamt
    - wenn die Eltern nicht einverstanden sind, können sie in Widerspruch gehen
    - in Einzelfällen klagen die Eltern, dann muss man sein GA vor Gericht erläutern


    Pro GA werden 20 Std. veranschlagt, reingeflossen sind am Ende 20 plus 20 Überstunden


    Normal?

  • Ich hab früher in Rheinland-Pfalz an einer Förderschule Sprache gearbeitet. Bei uns wurden nur Fördergutachten für Knder erstellt, bei denen bereits Verdacht auf Sprachförderbedaf vorlag und die deswegen bei uns gemeldet wurden. Der Arbeitsaufwand hielt sich daher in Grenzen. Die Kinder kamen normalerweise einmal zu uns in die Schule zwecks Testung und außerdem wurden Berichte vom Kindergarten, Logopäden ect. angefordert. Manchmal wurden dann noch zusätzlich Untersuchungtermine an der Gehörlosenschule organisiert. Eine gegenseitige Bearbeitung der Gutachten gab es bei uns nicht. Es war lediglich Aufgabe der Schullleitung die Qualität der Fördergutachten zu sichern. Die Gutachten wurden dann über die Schulleitung weitergeleitet.

  • P.S. zum Organisatorischen: Da wir meistens zu zweit in der Klasse waren (Lehrkraft plus pädagogische Mitarbeiterin) hatten wir kaum Unterrichtsausfall, da die Stunden für die Überprüfungen meist dadurch aufgefangen werden konnten.

  • Hm, weiß jetzt nicht, warum niemand antwortet?
    Es geht darum, dass bei uns Konflikte um die Gutachtenschreiberei entbrennen und mich interessieren würde, wie das in anderen Bulä gehandhabt wird.

    Vielleicht weil man garnicht weiß in welchem Bundesland du arbeitest?

  • Danke@ Nordseekrabbe. Bin auf weitere Erfahrungen gespannt!


    @indidi, das Bundesland ist völlig nebensächlich. Ich hätte auch "andere Schulen" schreiben können. Ist das Verfahren bei euch denn so geheim?

  • Hallo,


    kurz zur Info: Ich arbeite im GL an 2 Grundschulen.


    Bei uns ist es so, dass ca. 1\2 Jahr vor dem Schulbeginn der 1. Klässler ein Diagnostikparcour mit allen gemacht wird. Dafür wird die Schule (je nach Größe) 1-2 Tage geschlossen und jeder Lehrer/ jede Lehrerin bekommt 3-4 Kinder an die Hand zur Lernstandserhebung. Bei auffälligen Kindern wird dann mit Zustimmung der Eltern ein AO-SF Antrag gestellt. Diesen Antrag schreibt die SL - kann es aber auch weiter deligieren.


    Anträge werden auch während der Grundschulzeit gestellt. Diese schreiben federführend die Grundschullkolleginnen/ -kollegen. Die Sopäds sind aber auch involviert (je nach Absprache nur Korrektur, Ergänzungen oder Übernahme einzelner Abschnitte). Bei den Elterngesprächen sind beide dabei.


    Erweiterungsanträge werden von der/ dem Sopäd geschrieben. Auch die Testungen werden entsprechend von ihr/ ihm übernommen. Dies erfolgt in der Regel in den Stunden, wo man eh in der Klasse/ mit dem Kind arbeitet. Die Elterngespräche werden von GrundschulkollegInnen und Sopäds geführt. SL kontrolliert die Anträge.


    Probezeitberichte s. Erweiterungsanträge.


    Das Gutachten wird formal von der zuständigen Grundschullehrkraft o. Schulleitung sowie einem fremden Sopäd durchgeführt. Ich kenne es so, dass ich die Testungen und Hospitationen alleine mache, die Gespräche aber zu zweit führe. Das Gutachten schreibe ich alleine und gebe es der Grundschullehrkraft zur Korrektur. Eine der Schulleitungen (der Grundschullehrkraft oder der Sopäd) korrigiert und unterschreibt vor Abgabe.


    Ich melde in der Schule an, wann ich zur Testung an die Schulen fahre. Habe dort keine Vorgaben. Versuche es gleichmäßig auf beide Schulen zu verteilen. Insgesamt sind es pro Gutachten 5-6 Stunden (inkl. Fahrerei zwischen den Schulen). Die Elterngespräche lege ich auf die unterrichtsfreie Zeit. Für das Gutachten selbst + ausleihen der Teste, Elterngespräche, Gespräche mit Therapeuten etc. (exklusive der Testungszeit, das findet schließlich in meinem Deputat statt) brauche ich ca. 20-30 Stunden (je nach Fall). Letztes Jahr waren es 5 Gutachten und 4 Erweiterungen (pro Erweiterung brauche ich ca. 10 Stunden). Dieses Schuljahr habe ich bisher viel mehr Glück: 2 Gutachten und 3 Erweiterungen. Rechne nur noch mit einem Gutachten

  • NRW:

    • Auftrag vom Schulamt ( Grundschule) oder oberer Schulaufsichtsbehörde ( Sek1)
    • Testung immer mit dem beauftragten Lehrer der Regelschule im dualen Verfahren
    • Meist 2 Std. Unterrichtsbeobachtung
    • Dann, sehr individuell- standardisierte Tests ( Intelligenz, Wahrnehmung, Konzentration, Motorik usw) Das sind meist 2- 3 Termine
    • Zudem meist noch informelle Testverfahren
    • Für das Gutachtenschreiben gibt es einen warmen Händedruck, immer zu Hause
    • Meist schreibt der Sonderpäd. und bindet den Bericht der abgebenden Schule mit ein ( in der Regel so 10 bis 12 Seiten, dauert ca. 7-8 Arbeitsstunden)
    • Regelschullehrer korrigiert
    • Elterngespräch immer nachmittags, dafür gibt es kein frei während der Unterrichtszeit. Mache diese gerne bei den SuS zu Hause, dann gewinnt man schon mal einen Eindruck von der häuslichen Umgebung.


    In diesem Schuljahr das absolute Drama: Jeder von uns bekam 3-4 Verfahren auf den Tisch. Dadurch fiel andauernd Unterricht aus oder musste vertreten werden. :autsch:

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