"Zurück rudern"

  • Ich möchte mal ein ganz dickes Lob für Annie aussprechen. Eine Schulleitung, die erkennt, dass das Kerngeschäft (Unterricht) darunter leidet, dass Kollegen durch zu viel Drumherum verausgabt sind, ist toll!
    Würde mir so sehr wünschen, dass diese ganzen Zusatzprojekte zurückgeschraubt würden.
    Wenn es so wäre, dass diese Zusatzprojekte nur die Person beträfen, die sie machen wollen (und die im übrigen die sind, die die Lorbeeren dafür einfahren), wäre es okay.
    Aber es belastet immer auch Kollegen, die lieber unbeteiligt sein wollen und ihre Kräfte für das Kerngeschäft und die Erhaltung ihrer Gesundheit einsetzen möchten.
    (Sei es durch Vertretungen, weil die Person mal wieder auf Exkursion ist, ganz zu schweigen von Schulfesten, wo dann jeder zusätzliche Arbeit hat).


    Schön wäre es, wenn eine Schule mal damit werben würde, dass es wenig Firlefanz gibt, dafür aber eben genug Energie für den Unterricht da ist. So eine Schule hätte sicher auch weniger Vertretungsengpässe usw.
    Also Annie, toll, dass Du bemerkst, dass es zu viele Projekte bei euch gibt. Bei uns ist es so, es wird immer etwas neues dazuerfunden. Aber mal etwas abgeschafft oder gestrichen? Noooo way! Immer nur oben drauf!

  • Du tendierst dazu , das Wort im Mund zu verdrehen....

    ? Einzige Ausgangsfrage eines sehr unkonkret formulierten Threads war:



    ...
    Wie ist denn bei euch die Situation und das Klima? Das ist so demoralisieren...

    Bei uns- habe ich geantwortet- bei uns ist demoralisierend, dass unsere SL Ressourcen verbrät, indem sie aus mir nicht bekannten Gründen Aufgaben immer entgegen der Kollegenwünsche verteilt. Und bei uns entsteht schlechte Stimmung nicht dadurch, dass es zu viel zu tun gibt, sondern dadurch, dass die getane Arbeit nicht honoriert wird. Und bei uns entsteht Frust außerdem, weil das was getan werden muss oft übertrieben wichtig genommen und krankhaft kontrolliert wird.
    Ein gern geführtes Projekt macht bei uns einen Teil der Berufszufriedenheit überhaupt erst aus. Wenn bei uns das eine Projekt also als unwichtig abgewunken wird, um ein anderes zu hypen, dann gehen bei uns viele am Stock. Bei uns hat nämlich der Chef viel in der Hand, wie die Arbeitsmoral sich entwickelt.


    Nimm daraus mit, was du willst.

  • Annie: Da ich noch nicht im Lehrbetrieb tätig bin, weiß ich nicht, inwiefern das umsetzbar ist, weswegen es nur eine Überlegung ist. Wenn ihr aktuell einen Personalmangel zu verzeichnen habt, könnten Kollegen, die gerade ein paar Euro mehr gebrauchen können (z.B. weil die Familienplanung, Hauskauf o.ä. ansteht), zusätzliche Stunden arbeiten, um das personelle Loch auffangen zu können. Natürlich ist das nur eine Übergangslösung, aber es gibt doch bestimmt den einen oder anderen Kollegen, der zu zusätzlichem Gehalt nicht "nein" sagt ;) .

  • Annie: Da ich noch nicht im Lehrbetrieb tätig bin, weiß ich nicht, inwiefern das umsetzbar ist, weswegen es nur eine Überlegung ist. Wenn ihr aktuell einen Personalmangel zu verzeichnen habt, könnten Kollegen, die gerade ein paar Euro mehr gebrauchen können (z.B. weil die Familienplanung, Hauskauf o.ä. ansteht), zusätzliche Stunden arbeiten, um das personelle Loch auffangen zu können. Natürlich ist das nur eine Übergangslösung, aber es gibt doch bestimmt den einen oder anderen Kollegen, der zu zusätzlichem Gehalt nicht "nein" sagt ;) .

    Und wo soll das Geld herkommen? Wenn eine Schule zwar von den Zahlen her als voll versorgt gilt (was praktisch nie so ist durch Krankheit Schangerschaften etc.) dann bekommt man kein Geld für mehr Lehrerstunden. Also kann auch keiner aufstocken, bzw. wenn gibt es Abordnungen.

  • Mögliche Lösungsansätze:


    - Die fehlenden Besetzungen erstreiten, die euch als Schule zustehen. Ich habe mal an einer freien Schule gearbeitet die in einem dreistöckigen Gebäude mit Garten aus Geldmangel pro Tag nur 4 Lehrkräfte bezahlen konnte, das bei 60 Schülern und einem relativ radikalen freien Konzept. Hat dazu geführt dass die Lehrkräfte immer wieder krank wurden weil die Belastung viel zu hoch war. Hab dann zwei Monate lang freiwillig und ohne Bezahlung Extra-Stunden gearbeitet, nach zwei Monaten wurds dann auch bezahlt, plötzlich war Geld da. Da wir leider einen etwas unfähigen Vereins-Vorstand hatten (aber ein tolles Lehrkräfte-Team), hat unsere Schulleiterin dann irgendwann nach vielen Monaten des Versuchs einvernehmlicher Lösungen den offenen Konflikt auch über die Vereins-interne Öffentlichkeit gesucht. Ich bin dann aus Gründen der Entfernung zu meiner Familie wieder von der Schule gegangen, und auch unser wirklich brillianter Supervisor wurde schwer krank, das Team hat dann die "Schlacht" verloren weil der Vorstand es durch formale Tricks geschafft hat, auch noch die Schulleiterin formal zu feuern. Wer die Rahmenbedingungen nicht bereitstellen kann, kann keine entsprechende Qualität verlangen, und zuständig dafür ist für mich der Schulerhalter.


    - Hier in Oberösterreich warten rund 800 Grundschullehrer verzweifelt auf eine Einstellung. Vielleicht werbt ihr mal auch großflächiger um neue KollegInnen.


    - "Singuläre Verantwortung", wie es unser brillianter Supervisor ausdrückte. Wer sein Herzensprojekt weiterführen oder ein neues anfangen will, ist alleinig (!) für die Durchführung verantwortlich. Andere können dazukommen und helfen, aber wenn die ausfallen bleibt der Hauptverantwortliche derjenige der es durchziehen muss. Sollte nach einigen Monaten zu einer natürlichen Anpassung an tatsächliche Energiereserven führen.


    - Einbindung Freiwilliger. An freien Schulen ist es üblich, auch willige Eltern oder andere externe Personen einzubinden. Natürlich muss dabei rechtlich und organisatorisch einiges geklärt werden, aber wenn das gut gemacht wird kann einerseits das Kollegium entlastet und andererseits eine spannende Wechselwirkung erzeugt werden. Dies gilt wahrscheinlich weniger für das Kerngeschäft des Unterrichtens (auch wenn es an freien Schulen auch dabei gute Erfahrungen gibt), aber vor allem für diverse Projekte kann es durchaus sinnvoll sein, auch mit Freiwilligen zu arbeiten. In meiner aktuellen Arbeit übernehmen etwa Freiwillige (großteils Stundenten, Pensionisten) den Löwenanteil der Lernhilfe, ich bin der einzig hauptamtlich angestellte als Leiter, das klappt ganz gut so.


    - Einbindung der Kinder. Auch an einer Grundschule können die Kids schon relativ viel selbst leisten und profitieren neben einem gesteigerten Selbstbewusstsein auch in vielen anderen Bereichen davon, auch für andere mitzuarbeiten, solange es freiwillig passiert (sonst kratzt du gefährlich an Kinderarbeit). An der freien Schule an der ich bisher am längsten war hätten die Kids zu 70-80% die Schule auch alleine führen können.


    Ein Bunterrichter

  • - Hier in Oberösterreich warten rund 800 Grundschullehrer verzweifelt auf eine Einstellung. Vielleicht werbt ihr mal auch großflächiger um neue KollegInnen.

    http://www.fnp.de/lokales/fran…-gebeutelt;art675,2440399


    http://www.fr.de/frankfurt/leh…n-schlagen-alarm-a-742443


    http://www.rtl-hessen.de/video…rotest-gegen-lehrermangel



    Du kannst sie gerne ans Schulamt verweisen, ich denke, sie werden sofort genommen.
    Es liegt ja nicht daran, dass zu wenig Geld bereitgestellt wird, es liegt daran, dass auf ca 80 Stellen 5 Bewerber kommen... mal überspitzt gesagt...

    Viele Grüße,
    Annie

    Einmal editiert, zuletzt von Adios ()

  • Hallo Annie
    Ich finde es echt klasse, dass du dir als Schulleitung diese Gedanken machst.
    Das kenne ich von einigen Schulleitungen anders.
    Ich kommen gerade von Seminar, in dem auch das Thema Lehrergesundheit
    eine große Rolle spielte.
    Auch bei Herzblut müssen dann gewisse Dinge halt einfach aufgegeben werden.
    Wenn das Personal fehlt oder krank ist /wird, hilft das nämlich keinem.
    Und wie sagte der Leiter der Tagung so schön:
    Unsere Aufgabe ist guter Untericht, nicht Firlefanz....

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Wir haben hier auch Kollegen, die machen ab und zu "ganz tolle Dinge". Und werden dafür auch von der SL gelobt. Seltsamerweise sind sie dann, nachdem sie die "ganz tollen Dinge" gemacht haben, ein paar Tage krank. Die Kollegen und Kolleginnen, die dann per unbezahlter Überstunden vertreten müssen, werden natürlich NICHT gelobt...


    Gruß !

  • Wir haben hier auch Kollegen, die machen ab und zu "ganz tolle Dinge". Und werden dafür auch von der SL gelobt. Seltsamerweise sind sie dann, nachdem sie die "ganz tollen Dinge" gemacht haben, ein paar Tage krank. Die Kollegen und Kolleginnen, die dann per unbezahlter Überstunden vertreten müssen, werden natürlich NICHT gelobt...

    Dann wirds Zeit, dass das deinem Chef mal jemand sagt!

  • Allerdings würde ich mich wundern, läse ich über meine Projekte den Satz "ich warte bis sie tot, äh pensioniert ist, dann mach ich ihre überflüssigen Projekte dicht"

    Oder so?


    [Blockierte Grafik: https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTSjSpGmGDipVKKnPnFi9pLfNMs0x7i0XbLRx1lWxCmwS_7nMEVwA]

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Schön wäre es, wenn eine Schule mal damit werben würde, dass es wenig Firlefanz gibt, dafür aber eben genug Energie für den Unterricht da ist.

    Ich bin mir sicher, dass eine solche (Privat-)Schule enormen Zulauf hätte. Kein Gedöns, Leistungsorientierung (aber mit Maß und Ziel), Verlässlichkeit... vielleicht müsste man es einfach mal probieren.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich bin mir sicher, dass eine solche (Privat-)Schule enormen Zulauf hätte. Kein Gedöns, Leistungsorientierung (aber mit Maß und Ziel), Verlässlichkeit... vielleicht müsste man es einfach mal probieren.

    Nein, Privatschulen leben vom "Zirkus", den sie veranstalten. Hier, da und dort wird getanzt und getönt. Probleme in der Klasse? Der Klassenlehrer macht mit den Schülern einen "Team-Bildungs-Kurs" am Wochenende (!), damit keine wertvolle Unterrichtszeit verloren geht... Und das natürlich, zum "Wohle der Schülerinnen und Schüler, denen wir verpflichtet sind, guten Unterricht anzubieten"... Wer das nicht macht an einer Privatschule, gefährdet das Schulleben und weigert sich, sich positiv und nachhaltig mit den Schülern auseinanderzusetzen...


    Sorry, habe eine Privatschulallergie, seit ich für mehrere Jahre mal an einer unterrichtete...

    • Offizieller Beitrag

    Nein, Privatschulen leben vom "Zirkus", den sie veranstalten. Hier, da und dort wird getanzt und getönt. Probleme in der Klasse? Der Klassenlehrer macht mit den Schülern einen "Team-Bildungs-Kurs" am Wochenende (!), damit keine wertvolle Unterrichtszeit verloren geht... Und das natürlich, zum "Wohle der Schülerinnen und Schüler, denen wir verpflichtet sind, guten Unterricht anzubieten"... Wer das nicht macht an einer Privatschule, gefährdet das Schulleben und weigert sich, sich positiv und nachhaltig mit den Schülern auseinanderzusetzen...

    und wie immer sollte man auch hier vorsichtig mit Verallgemeinerungen sein :pfeif:

  • Nein, Privatschulen leben vom "Zirkus", den sie veranstalten.

    "Hätte", geehrter Kollege, "hätte". Ich habe nicht behauptet, dass es eine solche Schule gibt.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • "Hätte", geehrter Kollege, "hätte". Ich habe nicht behauptet, dass es eine solche Schule gibt.

    So viel Ehrung schmeichelt mir. Weniger schmeichelt mir, dass man offenbar gar nicht richtig gelesen hat, was ich schrieb. Oder - um es kurz zu machen: Ich habe niemals behauptet, dass Sie dies behaupteten ...

  • Ich persönliche würde Projekte mit dem Personenwechsel auslaufen lassen, oder wenn sich nicht mehr genug Mitwirker finden lassen.


    Jetzt so rein aus der persönlichen Sicht, wäre ich ziemlich verärgert, wenn mir meine Schulleitung ein Projekt cancelt, welches keine Ressourcen anderer belastet.
    Danach wäre mein Engagement auch in anderen Bereichen gedämpft.

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