Letzte Stunde Literatur-Reihe: Gute Ideen gesucht

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe demnächst mal wieder einen Unterrichtsbesuch (45 Minuten), dabei handelt es sich um die letzte (oder mindestens eine der letzten) Stunde(n) der Reihe zu Kafkas "Verwandlung".
    Ich hätte da natürlich gerne etwas in Richtung Urteilskompetenz drin und habe mir bisher überlegt, den SuS verschiedene Deutungsmöglichkeiten z.B. aus Lektürenhilfen etc. gekürzt zu geben. Sie sollen dann aus dem, was wir in der Reihe gelernt haben, Argumente dafür suchen, dass die jeweilige Deutungsmöglichkeit die richtige ist und dies den anderen präsentieren. Dabei soll deutlich werden, dass sich diese Deutungsversuche unterscheiden und die SuS sollen anschließend eigene Argumente für und gegen die vorgestellten Möglichkeiten formulieren und sich selbst positionieren.
    Nun habe ich das Problem (was mir davor nicht so bewusst war), dass der Kurs kommende Woche wegen Feiertag und mündlichem Abitur ausfällt und ich daher keine Zeit habe, da großartig etwas vorzuentlasten.
    Meine Befürchtung ist, dass es zeitlich sportlich wird, sowohl den Fremd- als auch die Selbstdeutungen ausreichend Platz zu geben.


    Hat vielleicht jemand schon einmal etwas Ähnliches gemacht und einen Tipp, wie man das gut umsetzen könnte? Ich bin auch offen für ganz andere Vorschläge :).


    Vielen Dank im Voraus!

  • 3 meiner beliebtesten und üblicherweise wirklich gut funktionierenden letzte-Stunde-der-Reihe-Ideen:


    "Payback Day": Sie sind Literaturkritiker. Sie sind bekannt in der Presse als "scharfer Hund". Sie lassen einem Autor nix durchgehen. Sie halten heute einen Kurzvortrag vor einer Schulklasse über den Roman. Die Lehrerin hat Sie gebeten, keinen Totalverriss zu präsentieren (wegen Schülermotivation und so), aber Sie dürfen schon "Ihre Wahrheit" sagen. (Differenzierun: Je nachdem, was Schüler sich zutrauen, in Einzel- oder in Partnerarbeit vorbereiten lasen. Zur Diversifizierung evtl fokussieren durch verschiedene Themenschwerpunkte auf Rollenkarten (Kritiker schimpft über oder lobt ... Sprache - Umsetzung // Symbolkraft und Bildgewalt (oder das Gegenteil) der Geschichte // gesellschaftliche Aspekte // das ständige Generve Kafkas mit dem blöden Vatter ;) // Passivität des Protagonisten // Neurosen und Psychogedöns //- hier müssen die Schü dann selbst die Argumente und Beispiele / Textbelege finden )


    "Was ich noch wissen wollte": Treffen Sie sich mit dem Autor selbst in einem Cafe und führen Sie ein Gespräch / Interview mit ihm über seinen Roman (evtl die Paare nach bestimmten Kriterien wie "politisches Anliegen" "psychologische Botschaft" "Menschenbild" "Gesellschaftsbild" fokussieren, aber immer auch mit der Freiheit außerdem zu fragen, was Schüler schon immer fragen wollte. Rollenspiel, 20 Minuten Vorbereitung in PA, je ein Kafka und ein Interviewer. Zuhörer notieren, hinterher dürfen sie die interessanten Kafkas was fragen und das mit ihnen diskutieren.


    "Warum muss mein Kind das lesen!?!11!!??" Es ist Elternabend. Die Eltern diskutieren darüber, wie der Deutschunterricht so läuft. Warum muss man eigentlich Kafkas Verwandlung lesen? Wozu ist das gut? Manche Eltern sind dafür, andere dagegen. Was bringt es dem Kind? Sprachlich, inhaltlich, in Bezug auf Weltwissen? Der Klassenlehrer und die Schülervertreter und der Deutschlehrer diskutieren mit. (Gruppenarbeit, gutes Transferwissen der Schüler über die Themen und deren Übertragbarkeit gefordert, als Hilfe kann man Stichpunkte und Rollenprofile auf Karten verteilen: "Agressiver Vater, will, dass man im Deutschunterricht lieber was Nützliches, also Handymobilfunkverträge und Versicherungspolicen liest" "Akademikermutter, Historikerin, sieht viel Wichtiges im Roman" "Schülervertreter 1: findet den Roman bizarr und ekelig, irgendwie" "Schülervertreter 2: hat den Roman mit Interesse/Faszination gelesen und findet die Themen wichtig" usw. Rollenspiel, braucht 25-30 Minuten Vorbereitung mindestens, also am besten in Stunde 1 einer Doppelstunde, dann präsentieren lassen und die Argumente sammeln/sortieren lassen. Normalerweise großer Spaß, wenn man den Schü Zeit zum Vorbereiten lässt auch mit richtig inhaltlicher Tiefe.


    In allen drei Stundenvarianten braucht man Urteilskompetenz und das nötige Fachwissen dazu. Man gestaltet es aber sprachlich eigenständiger und kreativer als wenn man "nur" Zweitmeinungen zu Erstmeinungen haben muss ( i.e. Rezeptionsanalyse) und für die Schü durch das Rollenspiel handlungsorientierter - aber auch anspruchsvoller. Kannst nicht mit so'n paar Brocken um die Ecke kommen. Daher immer gemeinsame Vorbereitung im PA/GA, nicht in unter 20 Minuten.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Hallo Meike, das sind ja echt super Ideen! Vor allem die erste und die dritte Idee finde ich sehr spannend, da lässt sich bestimmt eine schöne Stunde planen :). Vielen Dank, das hilft mir weiter!

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