Was ist ein Brikett?

  • meine schüler tragen weiße stofftaschen mit u.a. diskettenaufdruck herum. die gibt es wohl gerade bei irgendeiner modekette zu kaufen. auf nachfrage, was das denn darstellt (ich finde dergleichen unglaublich spannend!), sagen sie "das ist das symbol für speichern". tempus fugit. und ich bin gerade mal ende dreißig!


    (wer sowas mag, der google mal nach dem techniktagebuch. schöne sache!)

  • Meine Tochter hat im Grundschulalter auch gefragt, was denn eine Wählscheibe ist. Und im Geschichtsunterricht hat eine ganze 6. Klasse nicht gewusst, was ein Wall ist. Ich finde das aber auch nicht sehr erstaunlich, wenn es um Gegenstände geht, die im Alltag der Schüler keine Rolle spielen. Da müssen sie schon recht viel und vielseitig lesen, um auf etwas abseitigere Wörter zu stoßen.

  • Ok, mir war nicht bewusst, dass Wählscheiben schon im Mittelalter existierten. ;)
    Aber natürlich hast du Recht, es gibt auch andere Quellen für Wissen als Bücher. Die haben nur mehr Nebenwirkungen...

  • Meine Viertklässler kannten keinen Deich.
    Ich habe es dann als Schutzwall, der das Wasser der Nordsee vom Festland trennt erklärt.
    Im Rahmen des Beitrages hier wird mir gerade klar, dass das wohl niemand verstanden hat und sie sich nun vermutlich fragen, wo der Nordsee ist...
    Der Unterschied Meer, Fluss, Bach, Teich, See, ... ist auch nicht klar.
    Meer ist alles was Wasser hat.
    Ey das ist wie in Türkei, ey. Istanbul Alda.

  • Meine Großen hatten kürzlich Probleme mit Stoppelfeld.
    Auch der Weiher verursachte Schwierigkeiten.
    Von Ähre mag ich gar nicht sprechen, die meisten verbuchen das als Ehre.


    Oberstufe.


    Ich denke, man muss unterscheiden zwischen Allgemeinbildung (dazu gehört für mich das Stoppelfeld, lernt man in der
    Sendung mit der Maus, auch wenn man inmitten von Wiesen lebt) und Kenntnissen alter begriffe, die kaum noch benutzt werden wie
    Weiher oder Ähre.


    Allgemeinbildung würde ich erwarten.

    • Offizieller Beitrag

    als Politiklehrerin bin ich ja dran gewohnt, in der siebten Klasse das Wort "Freizügigkeit" einzuführen, ist ja kein Ding.
    Dass ich mir vor 10 Tagen in meiner 11. Klasse Französisch (Thema: Europa) anhören musste, dass meine Vokabelliste einen Fehler hat, weil das Wort nicht existiere (und wenn dabei daneben "liberté de circulation" steht, kann ich davon ausgehen, dass es auch verborgene Wörter aus den Gehirnwindungen reaktiviert...), fand ich ... interessant. Zum Glück nur ca. ein Drittel des Kurses...


    Vor 2 Monaten im selben Kurs: irgendwas war ein "Grand écart entre x et y ...", ich übersetze und sage, dass der Spagat wie auf Deutsch doppeldeutig ist. Eine (!!) Schülerin von 15 kannte die übertragene Bedeutung von Spagat. der Rest hielt es für eine Verrücktheit meinerseits.


    Als Nicht-Muttersprachlerin bin ich es eh gewohnt. Das hatte ich vor 2 Jahren in einer Deutsch-EF-Lerngruppe. Ich schreibe an der Tafel irgendetwas mit "ob und einem Nomen im Genitiv". 10 Minuten Diskussion, Herausholen des digitalen Wörterbuchs, Nichtglauben... in der Pause gingen dann (abgesprochen) ca. 5-6 SchülerInnen zum Kollegen im Nachbarraum, um ihn zu fragen. Zum Glück kannte er das Wort und unterstützte mich .... mit dem Nebensatz, dass es veraltet sei und man sowas nicht kennen müsse.
    Vielen Dank...

  • "freizügigkeit" kennen bei mir in sk 10 immer alle, aber halt mit "im bikini rumrennen in der schule", statt "freie wohnortwahl"... ich versteh nicht, was du mit dem spagat meinst: die dehnübung kennen doch fast alle, oder? und dann halt metaphorisch stretching thin wie im spagat, das erschließt sich doch? ("den spagat wagen zwischen familie und arbeit")


    das zweite beispiel verstehe ich gar nicht. was bedeutet "ob und einem nomen im genitiv"? ist das ein deutscher satz? (ich kann kein französisch.)


    krass, wie unterschiedlich das teils ist.


    (heute kind in der pausenverkaufsschlange: "ein brötchen mit salami, bitte!" aaargh! semmel, kind, das heißt semmel!)

    • Offizieller Beitrag

    "freizügigkeit" kennen bei mir in sk 10 immer alle, aber halt mit "im bikini rumrennen in der schule", statt "freie wohnortwahl"...
    ich versteh nicht, was du mit dem spagat meinst: die dehnübung kennen doch fast alle, oder? und dann halt metaphorisch stretching thin wie im spagat, das erschließt sich doch? ("den spagat wagen zwischen familie und arbeit")


    Ja, klar. Die Bedeutung mit dem Bikini kennen sie natürlich. freie Wohnortwahl bzw. freies Reisen usw.. kennen sie eben nicht. In der 7 finde ich es okay, in der 11 nicht mehr.


    Doch: den Spagat zwischen Familie und Arbeit meine ich. den kannten aber die SchülerInnen nicht. ich fand die Übertragungsleistung eigentlich nicht besonders hoch...


    das zweite beispiel verstehe ich gar nicht. was bedeutet "ob und einem nomen im genitiv"? ist das ein deutscher satz? (ich kann kein französisch.)


    sorry, hätte ein Beispiel verwenden sollen..


    "ich bin heute besorgt ob des schlechten Wetters".
    Ist ein deutscher Satz.
    naja, nur bei veralteten, nicht muttersprachlichen Deutschlehrerinnen ;)

  • ah, jetzt! freilich kann man besorgt ob wessen auch immer sein?! da sieht man dann immer schön, welche schüler von sich aus viel lesen und was sie lesen oder eben auch nicht.

  • Die lesen schon viel... aber nicht unbedingt das, was wir unter "Literatur" verstehen. Oder Zeitungen.


    Was sie heutzutage lesen sind "WhatsApp"-Kurznachrichten, evt. noch Facebook. Und die ganzen Internet-Foren, wo sie auf "Gleichgesinnte" (= ihre Peer-Group, die auch keine Ahnung von korrektem Deutsch hat) treffen. Also: Ahnungslose lernen von Ahnungslosen, wie man richtig spricht und schreibt.


    Und wenn sie dann alle einen Job suchen, der zumindest ETWAS Kenntnisse der deutschen Sprache erfordert, dann werden die Defizite offensichtlich. Und PISA wird wieder einmal das Versagen der deutschen Lehrkräfte in diesem Zusammenhang offenbaren. Einer muss ja schuld sein...


    Gruß !


    ps: Früher hat man unserer Generation Vorwürfe gemacht, wenn wir Comics lasen statt Zeitung. Aber im Gegensatz zu dem, was heutzutage an "Sprache" durch das Internet geistert, waren die Comics noch Goldstandard...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • die kinder lesen schon lange nicht mehr bei facebook. sie lesen insta - die paar zeilen zwischen den bildern - und whatsapp, wobei momentan fast alle in erster linie sprachnachrichten dort nutzen. du bist ca. fünf jahre in der vergangenheit ;).


    noch vor den comic-vorwürfen an deine generation gab es im 18. jahrhundert schon die angst vor der "lesesucht" der jugend und der frauen (ritterromane - das muss zum moralischen verfall führen! und das bei schwachen frauenzimmern mit leicht beeinflussbarem gemüt...). alles in folge des medienwandels von intensiver (bibel-)lektüre zu extensiver leserei von allem und immer neuem.


    medienwandel macht angst (z.b. machen angeblich egoshooter massenmörder, ganz bestimmt...). immer schon, vermutlich auch in zukunft. kultur ist halt nicht statisch, auch wenn wir das gern so hätten.


    wer sich hierfür interessiert: passig: standardsituationen der technologiekritik.

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