Seminar: "Einführung in die Lehramtstheorie"

  • Was ist denn das für eine Schülerschaft? Ich vermute mal ein sehr großer Anteil an nicht-deutschen Schülern, die den Schulbesuch nicht allzu ernst zu nehmen scheinen. Das sind in der Tat sehr schlechte Rahmenbedingungen für Unterricht - erst recht für einen Quereinsteiger. Es ist zwar gut, dass du, Timo, den Schülern nicht hinterher rennst (du würdest dich nur wahnsinnig machen, während deine Schülerschaft sich einen Lockeren macht), aber ich befürchte, dass eine "nach mir die Sintflut"-Einstellung zur nächsten Generation Langzeit-Hartz-IV-Empfänger führen würde. Zunächst einmal würde ich jedes Fehlen ohne trifftigen Grund (Zuckerfest ist Privatvergnügen und hindert einen nicht am Schulbesuch, anders sieht es bei einer ernsthaften Krankheit aus - mit Attest!) mit einer mündlichen 6 für die jeweilige Stunde bonieren. Ein paar kleinere unangekündigte Tests könnten auch Früchte tragen. Wenn das nichts bringt, die Eltern zu von dir vorgeschlagenen Sprechstunden antanzen lassen. Wenn diese sich nicht für die Bildung ihrer Kinder interessieren (und wenn es sich um eine problematische Schülerschaft handelt, sind die Probleme bereits im Elternhaus zu verorten), wird das Jugendamt informiert. Die einzelnen Stationen müssen jedoch recht schnell abgeklappert werden, sodass man die Jugendlichen noch in irgendeiner Form erreicht, bevor sie 18 sind und man dann keinen Einfluss mehr auf sie ausüben kann.
    Ich weiß nicht, welche Baustellen es noch mit der Schülerschaft gibt, aber wenn sie so ist wie ich sie mir vorstelle, könnte ein Großteil einen ernsthaften Weckruf gut vertragen, z.B. Bootcamp, Probeknast oder Besuch bei irgendwelchen Assozialen (Obdachlose, Schwerdrogenabhängige, vlt. auch Prostituierte vom Straßenstrich), um denen mal aufzuzeigen, wo sie landen könnten, wenn sie die Schule nicht ernst nehmen (und vlt. als Gegenprogramm zuletzt der Besuch bei einem Paradebeispiel - einem ehemaligen Problemjugendlichen, der sich nach oben gekämpft hat und jetzt ein gutes Leben führt. Das wirkt für die Schüler zumeist sehr motivierend.).

  • junge, ernsthaft, werd erstmal erwachsen. und lass deine biodeutschen ressentiments daheim, die braucht echt keiner, am wenigsten diese schüler. im übrigen sind schulbefreiungen selbstverständlich für alle religiösen feiertage zu gewähren, nicht nur für christliche. wir leben hier nicht in einem gottesstaat. der kollege wird schon wissen, was er tut, er braucht keine tipps zum umgang mit schwänzerei von einem studenten, der vermutlich keine zwei minuten da vorn bestehen würde.


    du machst dich hier völlig lächerlich.

  • Ich mache mich lächerlich? Anscheinend gibt es große Probleme innerhalb der Schülerschaft, die schlichtweg einen geregelten Unterricht nicht möglich machen. Ich finde es da auf der einen Seite mutig vom Threadersteller, dass er sich als Quereinsteiger und Berufsneuling auf diese Aufgabe eingelassen hat, aber auf der anderen Seite von Schulleiter und co. unverantwortlich, ihn in solchen Klassen einzusetzen - da kann mir keiner erzählen, dass es zu früheren Zeitpunkten (in anderen Fächern) nicht bereits ähnliche Vorfälle gab. Da ist an ganz anderer Stelle anzusetzen als an einem Physiktest. Timo kann mit seinen vlt. 2 Stunden pro Woche pro Klasse zwar weniger erreichen als der Klassenlehrer, aber er kann zumindest den Anstoß in die richtige Richtung geben.
    Ich befürchte nur, dass im Hintergrund noch mehr war als das was Timo bislang erzählte, da er jetzt erst bröckchenweise damit herausrückt.


    Deine Einstellung gegenüber religiösen Feiertagen sendet meiner Einschätzung nach genau die falschen Signale an entsprechende Klientel. Es hat einen Grund, warum die (christlichen) Feiertage so gelegt wurden wie sie sind und diese gelten in Deutschland für alle Schüler. Wenn Familien darüber hinaus noch irgendwelche Feste feiern wollen, können sie das gerne tun, insofern sie kein Hindernis für den geregelten Schulbesuch der Kinder darstellen.

  • du kapierst es immer noch nicht: es ist völlig egal, was ich oder du oder sonstwer über christliche oder andere religiöse feiertage denken. es ist positives recht, dass die sus dafür freigestellt werden. das hast du als lehrkraft nicht zu kommentieren vor den kindern, und deine privatmeinung dazu ist a) voller ressentiments (anti-islamischer art) und b) hier für den threadersteller (und für alle anderen auch...) völlig uninteressant.

  • Nur mal aus Interesse, warum die besondere Betonung darauf dass es positives Recht ist? Wann machen wir in der Schule Gebrauch vom Naturrecht? xD
    Für NRW ist das in einem Runderlass (Teilnahme am Unterricht und an sonstigen Schulveranstaltungen) geregelt, so etwas wird es in der Form vermutlich in jedem Bundesland geben.

    Zitat

    Das Gebot der Feiertagsheiligung als verbindliche Glaubensüberzeugung einer bestimmten Religionsgemeinschaft und die Zugehörigkeit der Schülerin oder des Schülers zu dieser Religionsgemeinschaft müssen sich feststellen lassen. Eine Beurlaubung ist insbesondere an den im Serviceteil „Termine“ der BASS genannten religiösen Feiertagen möglich. Soweit religiöse Feste mehrere Tage umfassen, kann eine Beurlaubung für einen Tag ausgesprochen werden. Hierüber entscheidet die Schulleitung unter Berücksichtigung der jeweiligen Glaubensausrichtung.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Alles andere führt auch zu nichts. Wenn man am Ramadan-Ende nicht freistellt, sind die Muslime alle krank geschrieben. Und dann an allen Tagen dieser Feierlichkeit. Wird ein Tag gewährt, respektieren die Eltern dies, weil sie sich ernst genommen fühlen. Wenn man mauert, mauern auch die Eltern. Das schadet nur den Kindern und kostet die Lehrkraft Zeit und Nerven.


    @Lehramtsstudent
    Wie bei der Inklusion: Du hast zu allem eine Meinung, aber von nichts Ahnung.
    Geh raus und mache die nötigen Erfahrungen, die Du am Rechner nicht bekommen kannst. Tests interessieren solche Kinder nicht. Oder sie schwänzen dann eben auch den Test. Die Eltern interessiert das nicht, sonst kämen ihre Kinder zur Schule. Die kommen dann auch nicht zum Gespräch. Da hilft auch kein Bußgeldbescheid. Oft ist das Jugendamt schon drin.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.


  • Deine Einstellung gegenüber religiösen Feiertagen sendet meiner Einschätzung nach genau die falschen Signale an entsprechende Klientel. Es hat einen Grund, warum die (christlichen) Feiertage so gelegt wurden wie sie sind und diese gelten in Deutschland für alle Schüler. Wenn Familien darüber hinaus noch irgendwelche Feste feiern wollen, können sie das gerne tun, insofern sie kein Hindernis für den geregelten Schulbesuch der Kinder darstellen.

    Falsch. Rechtliche Grundlagen geben Schülern aller großen Religionen zusätzliche Feiertage, siehe AV Schulpflicht, Punkt 2 (2). In anderen Bundesländern gibt es analoge Vorschriften. Diese für alle Unterrichtenden verbindlich, egal ob regulär ausgebildet oder Quereinsteiger. Bei uns wurde das Schulrecht im Referendariat ausführlich behandelt.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Es ist zwar gut, dass du, Timo, den Schülern nicht hinterher rennst (du würdest dich nur wahnsinnig machen, während deine Schülerschaft sich einen Lockeren macht), aber ich befürchte, dass eine "nach mir die Sintflut"-Einstellung zur nächsten Generation Langzeit-Hartz-IV-Empfänger führen würde. Zunächst einmal würde ich jedes Fehlen ohne trifftigen Grund (Zuckerfest ist Privatvergnügen und hindert einen nicht am Schulbesuch, anders sieht es bei einer ernsthaften Krankheit aus - mit Attest!) mit einer mündlichen 6 für die jeweilige Stunde bonieren. Ein paar kleinere unangekündigte Tests könnten auch Früchte tragen. Wenn das nichts bringt, die Eltern zu von dir vorgeschlagenen Sprechstunden antanzen lassen. Wenn diese sich nicht für die Bildung ihrer Kinder interessieren (und wenn es sich um eine problematische Schülerschaft handelt, sind die Probleme bereits im Elternhaus zu verorten), wird das Jugendamt informiert. Die einzelnen Stationen müssen jedoch recht schnell abgeklappert werden, sodass man die Jugendlichen noch in irgendeiner Form erreicht, bevor sie 18 sind und man dann keinen Einfluss mehr auf sie ausüben kann.
    Ich weiß nicht, welche Baustellen es noch mit der Schülerschaft gibt, aber wenn sie so ist wie ich sie mir vorstelle, könnte ein Großteil einen ernsthaften Weckruf gut vertragen, z.B. Bootcamp, Probeknast oder Besuch bei irgendwelchen Assozialen (Obdachlose, Schwerdrogenabhängige, vlt. auch Prostituierte vom Straßenstrich), um denen mal aufzuzeigen, wo sie landen könnten, wenn sie die Schule nicht ernst nehmen (und vlt. als Gegenprogramm zuletzt der Besuch bei einem Paradebeispiel - einem ehemaligen Problemjugendlichen, der sich nach oben gekämpft hat und jetzt ein gutes Leben führt. Das wirkt für die Schüler zumeist sehr motivierend.).

    1. 6en motivieren viele Schüler im Berliner Brennpunkt nicht wirklich.
    2. Unangekündigte Tests führen in derartigen Schulen zu schlechten Noten, zu Frust, zu der Empfindung, dass der Lehrer "unfair" sei und stören damit die Beziehung Lehrer - Klasse erheblich. Die einzige Schiene, an der man aber eine Chance hat, an die Schüler heranzukommen, ist über die Beziehung. Mit schlechten Noten und unangekündigten Tests macht man sich das, was man aufgebaut hat, wieder kaputt.
    3. Eltern antanzen lassen bringt da auch nicht wesentlich. Nicht bei denen, die an einer ISS ohne gymnasiale Oberschule landen. Entweder die Eltern leben in ihren religiösen Kontexten und können sich mit dem von dir empfohlenen Wertesystem nicht identifizieren oder sie haben keinen Einfluss mehr auf die Jugendlichen (teilweise Kinder, habe ich ja schon an der Grundschule das Problem).
    4. Die Jugendämter Berlins sind überlastet. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber es werden nur noch die absolut nötigsten Fälle aufgegriffen.
    5. Es gibt keine Bootcamps, Probeknäste und ähnliches für 24 von 25 Schülern, die die Schule schwänzen. Das sind Einzelaktivitäten fürs Fernsehen.
    6. Obdachlose, Drogenabhängige und Prostituierte sind nicht unbedingt für alle schockierend.



    Ich wünsche dir, dass du schon bald eine Stelle an einer großstädtischen Brennpunktschule der Kategorie II bekommst. Du wirst übrigens mit deinen Vorhaben dringend in Berlin gebraucht, Berlin sucht Lehrer! Bitte bewerbe dich sofort.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ich wünsche dir, dass du schon bald eine Stelle an einer großstädtischen Brennpunktschule der Kategorie II bekommst. Du wirst übrigens mit deinen Vorhaben dringend in Berlin gebraucht, Berlin sucht Lehrer! Bitte bewerbe dich sofort.

    Naja, eigentlich ist ja nicht ganz mein anvisiertes Einsatzgebiet, da hoffe ich eher auf eine Schule im ländlichen Bereich am anderen Ende von Deutschland ;) .
    Ohne dich zu kennen, bin ich mir sicher, dass du eine super Arbeit machst, dass du und deine Kollegen sicher die eine oder andere Herausforderung mehr haben als Lehrer in anderen Regionen Deutschlands und dass ihr stets im Rahmen eurer Möglichkeiten das Meiste im Sinne eurer Schüler rausholt.


    Im Idealfall hätte ich natürlich schon gerne eine Musterklasse wie aus den Lehrbüchern. Letztendlich weiß man das aber nie vorher und ich bin mir sicher, dass man aus jeder Lerngruppe viel Potential schöpfen kann - unabhängig ob Dorf- oder Brennpunktschule. Vor allem in der Grundschule hat man noch die Chance, auf ein Kind positiv einzuwirken, sodass es motiviert ist, es mal im Leben zu etwas zu bringen, auch wenn es aus eher bescheidenen Verhältnissen kommt. Da sind einem natürlich auch Grenzen gesetzt, aber letztendlich sind es diese "from zero to hero"-Beispiele, die einem am meisten im Gedächtnis bleiben. kecks hat mir ja indirekt unterstellt, dass ich islamophob sei und zugegebenermaßen ist mein Verhältnis zu dieser Religion zwiegespalten, weswegen ich sie für nicht kompatibel mit unseren mitteleuropäischen Werten halte. Das heißt jedoch nicht, dass ich ein muslimisches Kind im Unterricht anders behandele als ein christliches oder jüdisches. Da trenne ich professionelles Handeln und persönliche Ansichten. Dennoch finde ich, dass es unsere Aufgabe ist, unseren Schülern gewisse Werte vermitteln und auch für diese Werte einzustehen - erst recht in sozialen Brennpunkten - Vielfalt und Toleranz hin oder her. Und wenn da im Elterngespräch keine Bereitschaft hierzu besteht - ich hätte kein Problem damit, den Eltern die nötigen Worte zu sagen.

  • Mein Gott, Lehramtsstudent, redest du viel Stuss.


    Du hast dich an das Gesetz zu halten und das erlaubt die Freistellung vom Unterricht für religiöse Veranstaltungen - Ob dir das passt, oder nicht.


    Dir ist übrigens klar, dass du dir nach dem Ref nicht einfach mir nichts, dir nichts eine Schule in einem kleinen Dorf aussuchen kannst? Da wollen viele hin und die Meisten landen irgendwo in der Nähe von Großstädten in Brennpunktschulen - Bei dir Frankfurt. Du schriebst irgendwann, deine Noten wären irgendwo im (oberen?) Mittelfeld - Glaubst du ernsthaft, damit kannst du dir deine Schule aussuchen? Schön naiv.


    Sprechen wir es doch einfach aus, wie es ist: Du willst keine Muslime unterrichten. Du willst keine Kinder von Hartz 4 Empfängern unterrichten. Du willst keine Flüchtlinge unterrichten und keine Behinderten.
    DU willst kleine, deutsche, blonde Mädchen unterrichten, dabei am Besten völlig vorbei an den Interessen der Kinder und an ihren Gefühlen und Bedürfnissen - Nürnberger Trichter eben. Du bist geistig ein Kind des preußischen Schulsystems und wenn du tatsächlich, Gott bewahre, später an einer Schule arbeitest und SO unterrichtest und erziehst, wie du es oben und generell hier oft genung durchscheinen lässt - Dann wist du in die Geschichte deiner Schule eingehen als der Lehrer, der Generationen von Kindern die Freude am Lernen irreversibel zerstört hat. Und wenn du es dann zusätzlich nicht schaffst, deine Ressentiments zu verstecken - Dann gute Nacht.

  • nein, da trennst du nichts. du kannst vor kindern nicht dauerhaft faken. es sind kinder. die sehen dich recht unverstellt als der, der du bist oder eben nicht bist. wirklich, mach mal längere zeit den job. und dann red' weiter.

  • Ich bin mir durchaus bewusst, dass man sich die Einsatzorte nicht beliebig aussuchen kann, darauf habe ich auch in meinem letzten Beitrag hingewiesen.
    Ich schrieb nicht, dass ich keine Muslime oder Kinder von Hartz IV Empfängern unterrichten will. Wenn man jetzt nicht gerade im Villenviertel oder im tiefsten bayerischen Dorf unterrichtet, lässt sich das nicht vermeiden ;) . Es kommt auf die konkrete Klassenzusammensetzung an. Und wie gesagt: In der Schule beurteile ich die Leistungen, das Arbeits- und das Sozialverhalten der Schüler, nicht deren Religion. Wenn Ali der Musterschüler ist und Elfriede dauernd stört, kriegt Ali die 1 und Elfriede die 6.
    Bzgl. der Behinderten: Ich habe mich bewusst gegen Förderschullehramt entschieden. Ich finde die Arbeit von Förderschullehrern sehr wichtig, kann mich jedoch nicht mit dieser identifizieren - was OK ist, da unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte. In der Grundschule ist jedes Lernniveau vertreten, das weiß ich natürlich, auch hier macht die Klassenzusammensetzung den Unterschied. Entscheidend ist, ob ein Kind trotz seiner Einschränkung in der Lage ist, die schulischen Anforderungen zu erfüllen und die Lernziele zu erreichen oder nicht. Ich vergleiche das immer mit dem Allgemeinmediziner, der ja auch seine Patienten behandelt und bei Problemen, die seine Kompetenzen überschreiten, an Experten verweist.


    Wie kommst du darauf, dass mir die Gefühle und Bedürfnisse der Schüler egal wären? Das habe ich so nie geschrieben und natürlich ist es mein Ziel, dass die Schüler gerne zur Schule gehen und im Idealfall dabei auch was lernen ;) . Wird zwar nicht in jedem Augenblick gelingen, aber es sind doch schließlich Menschen, Kinder und keine Roboter...


    @kecks: Ich brauche da nichts zu faken, da ich Mehmet in der Klasse 3a nicht auf seine Religionszugehörigkeit reduziere, sondern auf die anderen Aspekte, die ihn ausmachen wie z.B. dass er in Mathe gut ist oder dass er gut Fußball spielen kann, schaue. Nur weil ich jedoch mit meinem Schüler Mehmet gut klar komme, muss ich seine Religion nicht gut finden.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • beziehungsarbeit. deine kernaufgabe ist beziehungsarbeit, weil du ohne diese deine auf dem papier stehenden kernaufgaben - unterrichten und erziehen - nicht mal ansatzweise (!!) erfüllen kannst. in die beziehungsarbeit gehst du immer als ganzer mensch. momentan präsentierst du dich hier als einen altklugen jungen ohne einen funken lebenserfahrung und wärme und irgendeiner form von sachkompetenz, der das *nicht* hinbekommen wird, außer deine offline-präsenz unterscheidet sich dramatisch von deiner online-persona.


    wenn du jemals durchs ref kommen willst, musst du sehr an dir arbeiten - in der echten welt oder im schauspielunterricht, aber so, wie es jetzt ist, wird das nichts.

  • Lebenserfahrung kommt mit steigendem Alter, da ist normal, dass ich da noch nicht so viel vorweisen kann. Das mit der Wärme und der Sachkompetenz kann ich so nicht beurteilen.
    Aufgrund der fehlenden Erfahrung ist meine Expertise in Sachen Beziehungsarbeit natürlich noch nicht so umfangreich. Ein bisschen was habe ich mir dazu aber schon angelesen - wahrscheinlich so die Basics, die hier bekannt sein dürften. Ich bin mir aber sicher, dass es vor allem in der Grundschule noch einmal einen Unterschied macht, ob man eine Klasse als Klassenlehrer mehrere Jahre begleitet oder im Rahmen eines Praktikums für ein paar Stunden in der Klasse ist. Perfekt bin ich wahrlich nicht, habe ich auch nicht behauptet - da ist sicher noch room for growth! Wenn du magst, darfst du mir noch ein paar konkrete Tipps geben, aber ich würde wohl diesen Exkurs im Sinne von Timos ursprünglichem Anliegen ausklingen lassen.

  • Naja, eigentlich ist ja nicht ganz mein anvisiertes Einsatzgebiet, da hoffe ich eher auf eine Schule im ländlichen Bereich am anderen Ende von Deutschland ;) ...
    Letztendlich weiß man das aber nie vorher und ich bin mir sicher, dass man aus jeder Lerngruppe viel Potential schöpfen kann - unabhängig ob Dorf- oder Brennpunktschule. Vor allem in der Grundschule hat man noch die Chance, auf ein Kind positiv einzuwirken, sodass es motiviert ist, es mal im Leben zu etwas zu bringen, auch wenn es aus eher bescheidenen Verhältnissen kommt. Da sind einem natürlich auch Grenzen gesetzt, aber letztendlich sind es diese "from zero to hero"-Beispiele, die einem am meisten im Gedächtnis bleiben....
    Etc. pp.

    Darum ging es nicht. Es ging darum, dass du dem Threadsteller eine Reihe von guten Ratschlägen gibst. Ich meinte: Komm, los, probier deine Ratschläge aus! Fang an!

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Der Lehrerberuf ist - egal, was man auf der Universität lernt - ein Handwerk. In erster Linie ist der Lehrerberuf der Umgang mit Menschen; mit Menschen, die die Arbeit mit mir in der Regal erst einmal nicht freiwillig machen.


    Alles, was die Arbeit als Lehrer erfolgreich macht oder scheitern lässt, ist praktisch definiert: Sprechen, Stimmeinsatz, Körperhaltung und -bewegung im Unterricht ähnelt sehr der Arbeit auf einer Bühne. Die Interaktion in Konflikten oder Beratungen verlangt einen Instinkt für den Menschen, der vor mir sitzt und dafür, was in ihm vorgeht. Die Arbeit in einem Lehrerkollegium verlangt Strategien, Taktik und Gefühl, so dass ich mich erfolgreich in ein Team einfüge und auch mit schwierigen Menschen (die es im Lehrerberuf weißgott häufig gibt!) produktiv klarkomme. Das hohe Arbeitsaufkommen im Lehrerberuf muss irgendwie geordnet und priorisiert werden. Ich brauche ein gutes Gefühl dafür, was dringend und notwendig ist und was ruhig erst liegen bleiben kann; wofür ich große Sorgfalt brauche, was mit größerer Zügigkeit bearbeit werden kann. Meine Unterrichtsplanungen werden von einer Vielfalt von Faktoren beeinflusst, in denen ich Timing im Unterricht, Komplexität der Inhalte, die Stimmung und die Zusammensetzung der jeweiligen Lerngruppe sehen muss. Die Verwaltungsentscheidungen, die ich treffe haben rechtliche, organisatorische und praktische Kontexte. Ich brauche einen Überblick dafür, wie Schule ganz konkret funktioniert, einen Überblick, der weit über das konkrete Geschehen im Klassenraum und besser noch über das konkrete Geschehen der einzelnen Schule hinausgeht.


    Das bedeutet, dass das Lehrerhandwerk zu einem großen Maß Erfahrungssache ist. Für einen Außenstehenden oder auch nur für einen Berufsanfänger sind die meisten dieser Zusammenhänge nur schwer zu verstehen, wenn nicht gar unsichtbar. Erst nach einigen Jahren der Tätigkeit beginnt sich das Bild zu klären. Von einem wirklichen Verständnis von Schule kann wohl erst nach einem Jahrzehnt der Berufstätigkeit gesprochen werden.


    Deshalb meine ich, dass Lehramtsstudenten sicherlich gerne mit Gedanken und Ideen spielen sollen. Es ist wichtig, wenn junge Leute ihre eigenen Ideen in das System tragen. Aber sie sollten sich nicht der Illusion hingeben, dass sie über die praktische Umsetzbarkeit ihrer Ideen wichtige Dinge zu sagen hätten.

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