Erfahrungen als Klassenleitung?!

  • Hallo ihr Lieben,
    ich hätte eine dribgende Frage.
    Ich haben die Chance eine Vollzeitstelle an einer Sekundarschule zu bekommen. Allerdibgs ist die Voraussetzung eine drittes Fach zu "erwerben" und eine Klassenleitung zu übernehmen. Was für viele vielleicht toll klingt birgt für nicht einige Bedenken.
    Ich habe Kinder und die Sorge, dass nur dieses dritte Fach und vor allem diese Klassenleitung schnell über den Kopf wachsen.
    Ich komme frisch aus der Elternzeit und have davor mein Ref. beendet.
    Könntet ihr mir vielleicht eure Einschätzung geben?
    Geplant war eine halbe Stelle für den Start zu haben. Das schließt die Schulleitung allerdibgs aus.


    Liebe Grüße

  • Da wären glaube ich ein paar Sachen zu konkretisieren...


    Abgesehen vom Bundesland wäre das vor allem die Frage, ob mit einer Vollzeitstelle eine Planstelle gemeint ist.
    Anschließend die Frage, welches dritte Fach erworben werden soll. Da dürfte Mathematik deutlich zeitintensiver sein als z.B. darstellendes Spiel.


    An der Klassenleitung kommt man je nach Fachkombi (zwei Nebenfächer, die zum Teil nicht in jedem Schuljahr unterrichtet werden, machen eine Klassenleitung meist schwer) in der Regel nicht vorbei, die gehört schlicht und ergreifend dazu.

  • Hilfreich wäre es, dein Bundesland zu kennen. Ich gehe mal davon aus, dass du aus NRW kommst, da ich die Sekundarschule nur hier kenne (berichtigt mich bitte, falls das nicht stimmt!).


    An Sekundarschulen wird die Klassenleitung in der Regel (genauso wie an Gesamtschulen) von einem Team übernommen. Das heißt, du teilst dir die Aufgaben und das entlastet enorm.
    Zum Drittfach kann ich nichts sagen aber warum schließt die Schulleitung eine Stundenreduzierung aus? Das kann er gar nicht so einfach, wenn du kleine Kinder hast. Einen Teilzeitantrag (bis 50%) kannst du zu jedem Halbjahr bei der Bezirksregierung stellen und bei der Betreuung von kleinen Kindern wird dem in der Regel auch statt gegeben.

  • Ich bin übrigens froh über meine Klassenleitung, auch wenn es letztendlich mehr Arbeit macht, als "nur" Fachlehrer zu sein.


    Gerade bei der Klientel an Sekundar- und Gesamtschulen läuft ganz viel über Beziehung und die kann man zur eigenen Klasse viel leichter aufbauen, als wenn man ganz viele Klassen nur wenige Stunden in der Woche als Fachlehrer sieht.

  • Genau, das Bundesland wäre NRW. Ich unterrichte eigentlich Geschichte und Philosophie. Englisch steht im Raum als drittes Fach. Mit meinen eigentlichen Fächern würde ich demnach eigentlich so keine Klassenleitung übernehmen. Durch das dritte Fach wäre es dann möglich.
    Die Schulleitung möchte eine Vollzeitkraft.
    Hieße das, ich müsste als Vollzeitkraft anfangen und müsste dann den Antrag stellen. Der würde dann ja erst zum nächsten Halbjahr wirksam oder? Ich würde natürlich gerne gleich reduziert anfangen.
    Finchen, wie arbeitest du so als Klassenlehrerin. Entschuldige die dumme Frage. Aber ich stelle mir das als totales zusätzliches Arbeitspensum vor. Wieviel musst du zusätzlich tun?

  • PS Es ist dazu zu sagen, dass dieser Schultyp auf Dauer sehr wahrscheinlich nicht interssant für mich wäre. Ich würde als Sek 1 Lehrer verbeamtet und würde meine Sek 2 Qualifikation verlieren. Demnach würde ich diese Schule auf kurz oder lang wieder verlassen (müssen). Daher vermute ich, dass der Aufwand der Zusatzquali für Englisch das nicht wert sei oder?

  • Du verlierst deine S2-Qualifikation nicht. Du bist dann lediglich in der GHR-Laufbahn. Um später an ein Gymnasium zu wechseln, müsstest du einen Laufbahnwechsel machen. Dafür muss die entsprechende Stelle (am Gymnasium) geöffnet werden. Das ist zwar etwas komplizierter als eine "normale" Versetzung aber durchaus machbar.


    @Klassenleitung:
    Mach dir da mal nicht so die Sorgen. So viel mehr Arbeit ist das bei guter Organisation wirklich nicht.
    Was macht man da denn so:
    1x im Jahr Elternpflegschaftssitzung
    Wandertage
    Klassenfahrt (eventuell)
    Zettel verteilen
    Probleme der Kinder lösen
    Beratung


    Das hört sich nach mehr an, als es in Wirklichkeit (in der S1) ist.


    Dafür wirst du mit einer Klasse belohnt, in der dir der Unterricht besonders leicht von der Hand geht, weil die Beziehungsebene zwischen den SuS und dir stärker ausgeprägt und tragfähiger ist als bei anderen Klassen.


    @Teilzeit
    Du kannst sofort bei der Annahme der Stelle den Teilzeitantrag stellen. Das findet die Schule natürlich nicht toll, aber das Recht dazu hast du.

  • Die Zusatzquali gilt ja auch noch, wenn du die Schule verlässt. Wenn du beispielsweise dann ans Gymnasium oder die Gesamtschule wechselst, kannst du dort zumindest in der Sek. 1 Englisch unterrichten.


    Geschichte wird an der Sekundarschule meist im Fächerverbund Gesellschaftslehre (Geschichte, Politik und Geo) unterrichtet. Philosophie wird in der Sek. 1 nicht unterrichtet. Da würdest du wahrscheinlich in Ethik bzw. Praktischer Philosophie (Ersatz für Religionsunterricht) eingesetzt.


    Klassenlehrer sein heißt vor allem viel Organisation: Elterngespräche führen (an Sprechtagen aber auch immer wieder zwischendurch), Ausflüge, Klassenfahrten und sonstige Sonderaktionen organisieren, Elternbriefe schreiben und die Unterschriften eintreiben ;) mit Institutionen zusammen arbeiten (z.B. Jugendamt), Konflikte moderieren, die Klasse organisieren (z.B. Dienste einteilen und darauf achten, dass sie erledigt werden) u.s.w.


  • Hieße das, ich müsste als Vollzeitkraft anfangen und müsste dann den Antrag stellen. Der würde dann ja erst zum nächsten Halbjahr wirksam oder? Ich würde natürlich gerne gleich reduziert anfangen.

    Hmm, schwierig. Du kannst dann quasi am ersten Tag einen Teilzeitantrag stellen aber das erste Halbjahr müsstest du ja Vollzeit und mit der zusätzlichen Belastung des Drittfachs durchhalten. Als Berufsanfänger ist das halt auch immer nochmal was anderes, als wenn man das Ganze schon zwei, dreimal gemacht hat.


    ICH würde es nicht in Vollzeit als Berufsanfänger machen, wenn ich kleine Kinder habe, weil meine Kinder dabei zu sehr auf der Strecke bleiben würden/ich zu wenig Zeit mit ihnen hätte. Wenn du eine gute und vor allem flexieble Betreuungsmölichkeit (z.B. Großeltern) hast, könnte es klappen. Viel Arbeit ist es auf jeden Fall.


    Würdest du für die Zusatzqualifikation Entlastungsstunden bekommen?


    Rechne doch mal für dich durch: Du hast eine Unterrichtsverpflichtung von 25,5 Stunden. Dazu kommen Konferenzen, Elterngespräche und Austausch mit Kollegen. Das heißt, du bist im Schnitt ca. 30 Stunden pro Woche in der Schule. Dazu kommen die Stunden, die du im Englischkurs verbringst (ich schätze mal 8 Stunden/einen Tag pro Woche). Evl. bekommst du dafür Entlastungsstunden. Das solltest du auf jeden Fall vorher klären!
    Dann hast du aber noch keinen Unterricht vorbrereitet, keine Klassenarbeit erstellt und korrigiert u.s.w. Da kommt gerade als Berufsanfänger nochmal richtig viel Zeit dazu...


    Die Fahrtzeit ist je nach Entfenung auch nicht zu vergessen.

  • Ist zwar 5 Jahre her, aber als ich unterschrieben habe, dass ich die Stelle annehme, könnte ich sofort eintragen mit wie viel Prozent ich einsteige. Ich meine das ist noch immer so. Jedenfalls hat meine SL gesagt, dass sie hofft, dass alle Neuen auch in VZ arbeiten werden. Demnach ist es egal, was die Schule will. Nicht unter Druck setzen lassen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich schreibe jetzt für mich, die ADHS hat und deren Mann mindestens 12 Stunden am Tag außer Haus ist.
    Ich wäre mit dieser Konstellation, die du schilderst, gnadenlos vor die Wand gefahren und hätte spätestens nach 3 Monaten einen Burnout gehabt.
    Aber ich bin ich und du bist du.
    Du musst überlegen, wie du organisiert bist, welche Rahmenbedingungen ihr habt, ob eure Familie eine Belastung über mehrere Monate gut wegsteckt, welche Entlastung (Babysitter, Großeltern) es gibt, Kita, offener Ganztag, kommt dein Kind in der Schule gut klar oder musst du abends noch Hausaufgaben mit ihm machen, kannst du Unterricht effektiv vorbereiten und auch mal nicht optimal vorbereitet in den Unterricht, liegt dir Englisch und könntest du dir gut vorstellen, dich in diese Sprache zu vertiefen bzw. sie zu unterrichten, wie viel kann dein Mann zuhause übernehmen, habt ihr ggf. eine Putzfrau etc.
    Das kannst du aber nur für dich entscheiden. Eine Klassenleitung ist mehr Aufwand, aber das hängt auch sehr von der Schule und der Altersgruppe der SuS ab.
    Ich würde erst mal diese Faktoren klären und exemplarisch eine durchschnittliche Woche durchspielen, bevor ihr entscheiden könnt, ob ihr das mehrere Monate oder sogar ein ganzes Schuljahr leisten könnt und wollt.

  • Ich würde mir das auch genau überlegen. Ein Jah bevor ich vor 5 Jahren meine jetzige feste Stelle bekam, hatte ich ein Angebot aus Niedersachsen, wo eine Reduzierung der Stelle nicht möglich war. Diese habe ich abgelehnt, weil mir die Belastung zu hoch gewesen wäre. Damals waren die Einstellungschancen noch schlechter. Bereut habe ich es nie. Bei meiner Einstellung habe ich gleich meine Wunschstundenzahl (16) angegeben, das war kein Problem.
    Berücksichtige auch, dass viele Sekundarschulen noch im Aufbau sind und deshalb meist jede Woche Konferenz haben.
    Das kann deiner SL ja auch nichts bringen, wenn du dann wegen Überlastung öfter krank feiern musst.

  • <p>Hallo ihr Lieben, </p><div>ganz lieben Dank für eure Einschätzungen.</div><div>Ich habe heute alles besprechen können. Der Wunsch auf eine Teilzeitstelle wurde entsprochen. Man ging wohl sogar davon aus, dass ich keine volle Stelle annehmen würde. </div><div>Wie ihr schon sagtet, ich kann mir meine Stundenzahl im Arbeitsvertrag selber festlegen. Die Klassenleitung würde ich mit teilen mit einem Kollegen. Also das wäre auch entspannter. Zudem würde ich das zusätzliche dritte Fach nur in einer Klasse fachfremd mit wenigen Stunden unterrichten. </div><div>Also es ist doch mit weniger Stress dann zu rechnen. Ansonsten hätte ich die Stelle auch nicht angenommen. </div><div>So klingt es für mich akzeptabel. </div>

  • Hi Lisa,
    Das hört sich ja super an und ich freue mich für dich!
    Englisch als Zusatz-Quali ist sicher gut und auch nützlich für dich persönlich bei potentiellen späteren Bewerbungen etc.


    Dennoch ein Wort der Warnung: ich weiß nicht wie deine Schule ist aber ich bin auf einer "Brennpunkt" Sekundarschule und die Klassenlehrer müssen bei uns wesentlich mehr leisten als die Fachlehrer... Stimmt dich gut mit deinem Co ab, ich glaube es ist das A-und-O dass ihr an einem Strang zieht.


    Viel Erfolg und herzlichen Glückwunsch : )

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