Grundschullehramt - ja oder nein

  • Hallo,
    ich bin ganz neu hier, also erstmal kurz etwas zu mir. Ich bin 18 Jahre alt, wohne derzeit in Sachsen und mache nächstes Jahr mein Abitur, welches ich wohl ungefähr mit einem Durchschnitt von 1,5 oder 1,6 abschließen werde. Auf meiner Suche nach dem passenden Beruf für mich bin ich in letzter Zeit immer wieder auf Grundschullehramt gekommen, da ich sehr gern mit Kindern zusammenarbeite. Ich habe auch in den letzten vier Jahren Nachhilfe für die 3. bis 8. Klasse gegeben und es hat mir immer viel Spaß gemacht. Außerdem war ich für 2 Wochen als Betreuer in einem Kinderferienlager tätig, sodass ich auch durchaus weiß, wie anstrengend und laut Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren manchmal sein können. Doch auch dort hatte ich richtig viel Spaß und aus diesem Grund bin ich jetzt am Überlegen, ob ich Grundschullehramt studieren soll.
    Aber das Problem ist, dass ich nicht so ganz weiß, ob ich dafür geeignet bin... Ich bin im Umgang mit fremden Menschen zwar offen und lerne auch recht schnell neue Leute kennen, aber trotzdem würde ich mich jetzt nicht als sehr extrovertiert bezeichnen, besonders nicht vor einer großen Menschengruppe. Wenn ich vor vielen Menschen sprechen soll, brauche ich meist ein wenig Zeit, um mich an die Situation zu gewöhnen. Deshalb weiß ich nicht so ganz, ob Lehrer wirklich der richtige Beruf für mich ist. Denn da muss ich ja den ganzen Tag vor "Menschenmengen" sprechen, sowohl vor Schülern (das ist nicht wirklich das Problem) als auch vor Eltern. Denkt ihr, dass man sich im Laufe der Zeit daran gewöhnen kann oder sollte man dafür schon die passenden Eigenschaften vor dem Studium mitbringen? Ich denke eigentlich, dass sich das bei mir noch bessern wird, je öfter ich vor vielen Menschen stehen muss. Ich war als Kind sehr schüchtern, doch mittlerweile ist es schon viiieeell besser geworden und ich würde mich schon als einen offenen und selbstsicheren Menschen bezeichnen.


    Und dann frage ich mich generell, ob man derzeit überhaupt noch Grundschullehramt studieren sollte, denn das ist ja schon ziemlich "überlaufen". Ich habe da ehrlich gesagt etwas Angst, dann in fünf Jahren weder einen Platz fürs Referendariat zu bekommen, noch danach eine Anstellung in einer Grundschule zu finden, obwohl ich örtlich flexibel bin. Und mit Grundschullehramt kann man ja außerhalb der Schule dann auch nicht so viel machen, da der Studiengang schon sehr auf das Berufsfeld des Grundschullehrers eingeschränkt ist. Aber ich wüsste auch nicht, was ich sonst studieren soll, da ich auf jeden Fall etwas mit Kindern/ Menschen machen möchte...


    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinungen und Erfahrungen zu dem Thema mitteilt.
    Viele Grüße,
    IchJessica

  • mach's. "vor großen mengen sprechen" und eine horde kinder unterrichten oder mal nen elternabend gestalten sind sehr verschiedene dinge. wird schon.

  • Bei mir haben ganz viele Leute die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Die hielten mich für zu intelligent, zu introvertiert oder zu schüchtern für "Lehrerin / Grundschullehrerin". Den größten Hau weg hatte aus heutiger Sicht ein Erziehungswissenschaften-Prof, der die Studenten anhand einer Hausaufgabe in das Riemannsche Persönlichkeitsmodell einteilte und ihnen dann die Eignung als Lehrer/in zu- oder absprach. Mir absprach, v.a. nicht an der Grundschule, da müsse man Entertainer und Clown und Showmaster in einem sein.


    Nun bin ich ein ziemlicher Dickkopf und trotzdem Grundschullehrerin geworden (über den Umweg des Gymnasiallehramtsstudiums). Und was soll ich sagen? Ich habe gar keine Probleme, vor Kindern zu sprechen. Elternversammlungen sind am Anfang aufregend und mir sagten auch Kolleginnen, dass sie nach 30 Berufsjahren immer noch aufgeregt sind - bei mir hält sich das wirklich sehr in Grenzen. Gesprächsführung kann man lernen, wenn man da unsicher ist (Kurse mit praktischen Übungen). In den ersten Jahren als Lehrerin habe ich auf Elterngesprächen viel geschwiegen. Es war unglaublich spannend, weil die Eltern dann ins Reden kam und ich viel über die häuslichen Verhältnisse, die Weltsicht und die Eltern-Kind-Beziehung erfuhr. Inzwischen bin ich da stringenter und rede mehr, weil das effizienter bzgl. Zeit und Fortschritte der Schüler ist.
    Großartig zum Entertainen und Showmasterspielen komme ich übrigens gar nicht, denn der Mitteilungsdrang der Kinder ist groß und der Lehrplan tut ein Übriges. Das passt schon.


    Letztlich ist der Mensch auch ein anpassungsfähiges Wesen: Man gewöhnt sich in einem gewissen Umfang daran, vor Menschen zu sprechen.


    Ich persönlich glaube nicht, dass du in 5 Jahren auf der Straße stehst, wenn du eine gewisse Flexibilität des Wohnortes mitbringst: Die Pensionierungswelle rollt noch einige Jahre.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Im Osten ist der Bedarf nach Grundschullehrkräften auch in den nächsten Jahren weiterhin hoch, also darüber würde ich mir an deiner Stelle weniger Sorgen machen. Du triffst eine gute Studienwahl mit guten Einstellungschancen.

  • Wenn du es machen willst, dann mach es!
    Ich hasse es auch vor Leuten eine Rede zu halten oder mich Fremden gegenüber zu öffnen, habe aber kein Problem mich im Unterricht durchzusetzen.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

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