Großflächige Tätowierungen als Lehrer

  • Wie ihr dem Titel des Threads entnehmen könnt, geht es um Tattoos bei Lehrern. Dabei geht es mir persönlich nicht darum, ob jemand ein Seepferdchen am Knöchel hat oder ein chinesisches Zeichen am Handgelenk, sondern um großflächige Tätowierungen.
    Ich persönlich studiere auf Grundschullehramt (mit ISP) und habe beide Arme vom Handgelenk bis zur Schulter lückenfrei voll tätowiert, so wie auch meine Brust. Es sind keine politischen oder sexuellen Motive, sondern bedeutungsvolle, ästhetisch anspruchsvolle Portraits, so wie Dotwork Mandalas / geometrische Motive. Es sind ebenfalls keine Werke von Hobby-Tätowierern aus der Garage, sondern von bekannten Künstlern aus professionellen Studios mit sehr langen Wartelisten (bitte nicht als protzig interpretieren, soll bloß implizieren, dass es keine "trashigen" Tattoos sind).


    Viele sagen mir nun aber (darunter auch meine ehemalige LK-Lehrerin), dass ich damit als Grundschul- oder Förderschullehrer (je nachdem wo ich später arbeiten werde) kaum Chancen bei Bewerbungsgesprächen haben werde. Selbst wenn man mich einstellen würde, würde ich nur mit Problemen zu rechnen haben, egal ob durch (nervige) Eltern, den/die SchulleiterIn oder das Kollegium.
    Zwar kann ich meine Tattoos noch gut verstecken, aber ich träume schon lange davon auch meine Hände tätowieren zu lassen, da Tattoos meine Leidenschaft sind. Nun komme ich aber zu folgenden Fragen:


    - stimmt es, dass die Tattoos meine Chancen bei Bewerbungsgesprächen einschränken werden?
    - würden sie mir wirklich Probleme bereiten, falls man mich damit einstellen würde?
    - angenommen man würde mich einstellen und ich habe die Tattoos beim Bewerbungsgespräch versteckt: kann man mich deswegen nachträglich entlassen, wenn ich mich weigere sie zu verdecken (z.B. im Sommer)?
    - hätte ich Probleme, wenn es um Aufstiegsmöglicheiten geht?
    - wie sieht es speziell an den von mir genannten Schulformen aus?
    - hat jemand Erfahrungen mit diesem Thema gemacht oder ist eventuell in der selben / einer ähnlichen Lage (gewesen)?


    Danke an alle, die bis hierher gelesen haben und liebe Grüße,
    Wiebowski


    PS: Ich habe die Suchfunktion benutzt, aber keinen Thread gefunden, der mir meine Frage ausführlich beantworten kann. Es gibt ähnliche Threads, aber entweder sind sie veraltet, oder gehen nicht so sehr ins Detail.

  • Bei uns wäre es jetzt kein Problem - aber in Bayern wirst du auch nach Note und ohne Bewerbungsgespräch eingestellt.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Also, ich bin auch an sichtbaren Stellen tätowiert (habe das hebräische und arabische Wort für Frieden groß auf den Handgelenken) und im Gesicht gepierct und wurde nach einem Bewerbungsgespräch an meiner aktuellen Schule ohne Ansprache darauf rerfolgreich eingestellt.


    An meiner neuen Schule war das Tattoo bzw das Piercing auch kein Problem.
    Ich denke, die Zeiten sind vorbei, in denen das als gravierendes Problem gesehen wird.

  • Ich denke, das hängt massiv vom Einzugsgebiet ab und wie konservativ deine Schulleitung ist. Ich kann mir tendenziell schon vorstellen, dass das an Grundschulen evtl. kritischer beäugt wird als an weiterführenden Schulen ("die armen, unschuldigen kleinen Kinderchen kann man doch damit nicht konfrontieren...") und dann bei schulscharfen Einstellungen evtl. ein Hinderungsgrund sein kann (in so einem Umfeld willst du doch dann aber eh nicht arbeiten, muss man ja auch mal dazu sagen), muss aber nicht so sein.


    Wenn du einmal drin bist, kann es das eine oder andere Elternteil geben, das kritisch guckt oder auch mal was sagt - wenn du bei den Kindern gut ankommst und denen was beibringst, gehe ich davon aus, dass sie dann deinen "spleen" einfach akzeptieren werden.
    Wir haben eine Kollegin mit deutlich sichtbaren Tattoos an den Armen, die hatte bislang neugierige Fragen von den Kindern (tut das weh? warum haben Sie das gemacht?) und bislang eine einzige doofe Reaktion einer Mutter (sie hat ihr unterstellt, die Kollegin würde bei den Kindern für tattoos "werben"...), das kann man getrost ignorieren, denke ich (Mutter sowie Kind sind auch... speziell...). Da die Kollegin ansonsten aber einen extrem guten Job macht, ist das, so vermute ich, den meisten Eltern deutlich wichtiger.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich habe zwar nur ein eher kleineres Tattoo aber in meinem momentanen Nebenjob an einer Realschule darf ich dieses nicht offen zeigen. Es hängt sehr viel vom Schulleiter ab, die meisten sind mittlerweile hoffentlich offen genug, dass das kein Problem ist, aber im Zweifel würde ich die Tattoos lieber verdeckbar halten. Es kann immer welche geben, die dich dann eben nicht einstellen wenn du die Tattoos nicht verdecken kannst.

  • Nein, du bist Kriminell. Tintlinge gehören nicht an Grundschulen, sondern in den Knast. Bitte verschone die jungen Reinhäuter vor deinem Antlitz, bevor sie alle deine kriminelle Art abbekommen.




    Kleiner Scherz. Bei den Händen würde ich vielleicht tatsächlich warten, bis du an einer Schule arbeitest und das mit den Personen vor Ort klären. Vielleicht kommst du ja an eine Schule mit nem Fokus auf Kunst ;) Tattoos an den Armen sollte bestimmt klar gehen. Ich hatte auch schon Lehrer mit Tattoos und einige Kommilitonen haben auch welche. Wir haben 2017, der Großteil der heutigen Eltern von Kindern im Grundschulalter ist doch selbst in der Tattoozeit groß geworden :)

  • Studier schnell zu Ende und komme nach Berlin! Hier gibt es zentrale "Castings", bei denen sich SL die Bewerber aussuchen. Da Berlin arm an ausgebildeten Grundschulnachwuchslehrkräften, sexy und stellenweise ziemlich tolerant ist, wird sich da sicher jemand finden, der einen ausgebildeten Grundschullehrer auch mit großen Tattoos mit Kusshand nimmt. Kommt ja immer auf die Schule an. Bei uns wärst du für die Kinder total interessant, besonders in Kl. 4 bis 6. Die jüngeren Kollegen sind sehr tolerant (haben teilweise selber - wenige, aber sichtbare - Tattoos). Gerede durch Eltern gäbe es u.U. schon, aber wirklich nur von einigen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob meine SL dich auswählen würde.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Vielen herzlichen Dank an alle, die sich hier beteiligt und mir geholfen haben!


    Mehr oder weniger scheint es tatsächlich so zu sein, wie ich es mir auch gedacht habe. Es kommt auf die Schulleitung, das Einzugsgebiet und die Schule an sich an.


    Aber eine Frage brennt mir noch unter den Nägeln:
    Angenommen ich bekomme eine Festeinstellung an einer Grund- oder Förderschule, aber die Schulleitung lehnt Tattoos ab. Wenn ich mir dann trotzdem meine Hände tätowieren lassen würde (und Eltern sich evtl. sogar beschweren würden), könnte die SL gegen mich vorgehen, oder bin ich als Beamter abgesichert?


    Oder ein ähnliches Szenario: ich werde eingestellt, aber nur weil ich einen Rollkragenpulli getragen habe und die Tattoos beim Gespräch gut verdeckt waren. Nun möchte die SL aber, dass ich die Tattoos auch im Sommer verdecke, aber ich weigere mich.

  • Am besten wendest Du Dich mit dem Anliegen an die Lehrergewerkschaften. Dort kann man Dich juristisch beraten.


    Ich schätze auch, dass das von Fall zu Fall unterschiedlich ist. Die Schulleitungen, die ich bisher kennengelernt habe, sind am ganzen Menschen interessiert und achten nicht nur aufs Äußere (aber klar, auch) und die Noten, sondern auch auf eine interessante Biographie und besondere Fähigkeiten und Kenntnisse, die man ins Schulleben einbringen kann.
    An meiner jetzigen Schule wäre die Einstellung vermutlich kein Problem, Du würdest in der ersten Zeit aber sicherlich bei Eltern und Schülern für Diskussionsstoff sorgen. ;)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Habe selbst große und sichtbare Tattoos und weder an der Schule mit gutbürgerlichen Einzugsgebiet noch an der Brennpunktschule Schwierigkeiten mit Eltern, anderen Kollegen oder der SL gehabt.
    Klar, in besonderen Situationen Decke ich meine Tattoos ab (Besuch vom Schultag, Behörde...) aber grundsätzlich ist es kein Thema. Ich bin auch "trotz" der Tinte unter der Haut befördert worden.

  • Cool! Das ist vielleicht mal einer, der nicht immer nur nach Paragraphen und Kosteneinsparung schielt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Hi zusammen,


    bin in einer ähnlichen Situation, wie der Autor dieses Threads.
    Ich habe bereits ein Handtattoo auf dem Handrücken, welches sich nur schlecht abdecken lässt, da es bis zu den Fingerknöcheln geht.
    Nun lautet meine Frage, wie es denn mit der Verbeatmung aussieht? Kann dies ein Hinderungsgrund sein? Ich muss dazu sagen, dass alle meine Tattoos (und davon hab ich viele) professionell und keimfrei gestochen worden sind, was gesundheitliche Folgen ausschließt.


    Liebe Grüße,
    LittlePicasso


    PS: War mir nicht sicher, ob ich wegen meiner Frage einen neuen Thread eröffnen soll, da sie ziemlich ähnlich ist.

  • Kräht kein Hahn nach.


    --


    Vielleicht sollte man sich generell vorher mal schlau machen, was die Verbeamtung verhindert, anstatt hier immer im Einzelfall wegen jedem einzelnem vernarbten Pickel vor 15 Jahren zu fragen. Das bezieht sich jetzt nicht nur auf dich LittlePicasso.


    Es kann natürlich durchaus sein, dass solche Tätowierungen die Einstellung verhindern, so dass es gar nicht erst zur Verbeamtungsfrage kommt.
    Deswegen halte ich solche großflächigen Tätowierungen auch immer für relativ fragwürdig, insbesondere bevor die Berufsausbildung abgeschlossen ist.

  • Ginge bei uns an der Schule gar nicht. Ein Referendarskollege wurde damals aufgefordert, sich (als Mann) einen Kurzhaarschnitt zuzulegen, sonst würde es mit der Einstellung nach dem Ref leider nichts. Eine Kollegin tauchte an Fastnacht mal mit bunten Haaren auf und wurde dann zur SL zitiert. Gleiches geschieht mit Kollegen, die bei 34 Grad mit kurzen Hosen und/oder FlipFlops auftauchen.


    Und wenn da jemand mit einem Tattoo käme, der dürfte direkt wieder einpacken und gehen...


    Ist sicher nicht die Regel, aber ja, gibt es noch.

  • Ginge bei uns an der Schule gar nicht. Ein Referendarskollege wurde damals aufgefordert, sich (als Mann) einen Kurzhaarschnitt zuzulegen, sonst würde es mit der Einstellung nach dem Ref leider nichts. Eine Kollegin tauchte an Fastnacht mal mit bunten Haaren auf und wurde dann zur SL zitiert. Gleiches geschieht mit Kollegen, die bei 34 Grad mit kurzen Hosen und/oder FlipFlops auftauchen.


    Und wenn da jemand mit einem Tattoo käme, der dürfte direkt wieder einpacken und gehen...


    Ist sicher nicht die Regel, aber ja, gibt es noch.

    Schon ne arge Kompetenzüberschreitung der SL oder?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • So lange keine 81 oder 1% dabei ist ;)

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