Nur Absagen nach Auswahlgesprächen

  • Hi Ihr Lieben2


    ich bin Maschinenbauigenieur mit 17 Jahren Berufserfarung, davon die letzten 8 Jahre als Freiberufler, wollte als Seiteneinsteiger als Berufslehrer am Berufskolleg arbeiten, habe 20 Bewerbungen weggeschickt, 5 Einladungen zum Auswahlgespräch bekommen und nur Absagen bekommen. Die Begründung der Auswahlkomission, leider können wir Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen. Jetz bin ich ratlos und frage mich nach den Gründen für diese Entscheidung. Hat jemand von euch eine Idee, was der Grung sein könnte. Das Fachwissen habe ich und das Interesse und die Begeisterung für den Lehrerberuf sowieso. Warum nur Absagen? Liegt es nur an der "Präsentation" ? Vielen herzlichen Dank für Eure Antworten!

  • Gründe können sein:
    - Schulen hatten ihren Wunschbewerber. Der Rest wurde nur pro forma eingeladen. Kommt oft vor. Wenn der Wunschkandidat im Bewerbungsgespräch nicht gerade beleidigend wird, dann hat er die Stelle.
    - Der andere Kandidat hatte eine bessere Ordnungsgruppe.
    - Andere Bewerber hatten irgendwelche besseren Qualifikationen. Ich habe schon mal eine Stelle nicht bekommen, da der andere Bewerber ja Physik billigual unterrichten könne. Er habe schon mal längere Zeit in einem englischssprachigen Land gelebt / gearbeitet (War ein Quereinseiger). Ich wurde aber nicht gefragt, ob ich das auch könne.
    - es werden irgendwelche Gründe vorgeschoben, dass der andere Kandidat genommen wurde.

  • Weißt Du, ob die anderen Kandidaten auch Quereinsteiger waren? Wenn ein "Erfüller" da ist, wird es für die Schule eher schwierig, jemanden ohne Erfahrungen und Staatsexamen vorzuziehen.


    Hast Du schon Lehrerfahrungen in Schule? Vertretungsstelle, Praktikum, o.ä.? Begeisterung und Interesse ist das eine und sicher wichtig, aber es kann dann halt trotzdem sein, dass Schulen eher jemanden einstellen, der auch schon Erfahrungen im Schulsystem gesammelt hat. Wir hatten auch schon Leute bei uns im Gespräch sitzen, die voller Begeisterung erzählten, dass sie ja als ausgebildete Verhaltensforscherin schon mit Affen gearbeitet hätte und daher sicher gut qualifiziert wäre bei uns an der Schule zu unterrichten. :staun: Ist sicher ein Extrembeispiel, aber ob das, was Du im Gespräch gesagt hast, den Ton der Schule getroffen hat oder nicht, ist etwas, dass wir von hier aus nicht beurteilen können. Das könnten höchstens die Leute, die ebenfalls dabei waren, ggf. müsstest Du also für eine dezidierte Rückmeldung noch mal bei den Schulen nachfragen.

  • Hi Flipper79


    Hi Eliatha



    Vielen Dank für Eure Kommentare. Ja ich werde nach einer genaueren Begründung für die Absagen fragen. Ich habe beim Gespräch meine Arbeit mit jungen Menschen ( 16-Jahre bis 20 Jahren) als Volleyballtrainer und Badmintontrainer erwähnt und auch erzählt, wie ich mich in bestimmten Konfliktsituationen als guter Trainer verhalten würde. Ich habe null Erfahrung bezüglich pädagogischer Fachkompetenz, bin aber überzeugt davon, dass man mit Herz und Begeisterung für eine Sache schon die besten Voraussetzungen mitbringt. Kompetenzen im Pädagogischen Wissen und Fachdidaktik werde ich mir doch im berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst erwerben. Anscheinend ist mir das nicht gut gelungen, die Auswahlkommission zu überzeugen.


    Ich vermag nicht genau einzuschätzen, ob meine persönliche Geschichte ein Vorteil oder Nachteil gegenüber anderen Bewerbern.


    Vielleicht ein paar Informationen zu meiner Geschichte, ich bin mit 13 Jahren aus Vietnam als Boat People nach Deutschland gekommen, habe also Migrationshintergrund, was eigentlich am Berufskolleg von Vorteil ist und ich bin 47 Jahre alt und habe Familie mit 3 Kindern, vielleicht deswegen ein Vorbeahlt, dass ich den Vorbereitungsdienst nicht schaffe.


    Viele Grüße

  • Vielen Dank für Eure Kommentare. Ja ich werde nach einer genaueren Begründung für die Absagen fragen. Ich habe beim Gespräch meine Arbeit mit jungen Menschen ( 16-Jahre bis 20 Jahren) als Volleyballtrainer und Badmintontrainer erwähnt und auch erzählt, wie ich mich in bestimmten Konfliktsituationen als guter Trainer verhalten würde.

    Tröste Dich. Meine Frau hat sich kürzlich auf eine Stelle an einer städtischen Berufsschule beworben, bei der man hätte denken können, die Ausschreibung sei auf sie zugeschnitten, so gut hat das alles gepasst. Unter anderem war mehrjährige Erfahrung an Berufsschulen, vor allem in Flüchtlingsklassen, gefragt - genau das, was meine Frau seit zwei Jahren macht. Bekommen hat die Stelle dann der Sohn eines lokalen CSU-MdL, der seit einem halben Jahr aus dem Ref ist und Flüchtlinge nur aus dem Fernsehen kennt. Aber er hat ja schon mal zwei Wochen Praktikum an der Berufsschule gemacht und kann ergo gleichwertige Erfahrung vorweisen. Alles sehr gefickt eingeschädelt und juristisch wasserdicht. Honi soit...


    Viel Glück bei den weiteren Bewerbungen!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Es könnte auch sein, dass Du der Schule einfach zu alt bist. Es wird nicht leichter, wenn man mit fast 50 in den Lehrerberuf kommt. Ich war Mitte 30 und 40 bei Ende des Refs und habe wirklich nicht alles so leicht hinbekommen. Mit nochmal 12 Jahren älter fällt das sicher nicht leichter. Klar gibts Naturtalente, aber man hat sich ja bestimmte Verhaltens/Arbeitsweisen angewöhnt. Dann nochmal so auf dem Prüfstand zu landen und die Bewertungen zu akzeptieren mit so viel Berufserfahrung ist wirklich nicht so einfach. Das kann u.U. zu Problemen führen. Die Schulwelt tickt einfach anders als der Maschinenbau in der freien Wirtschaft.


    Und: Hast Du Dich nur auf Stellen beworben, die in beliebten Gegenden liegen (ZB Köln, Düsseldorf...)? Dann gab es vermutlich auch Bewerber, die jünger und ebenfalls gut qualifiziert waren. Da hast Du dann natürlich auch schlechtere Karten. Bewirb Dich mal im ländlichen Bereich. Die finden oft keine Leute.

  • Ich bin gerade etwas verwirrt - Du hattest Dich als "Seiteneinsteiger" beworben, nicht als "Quereinsteiger"? Ich dachte, den Seiteneinstieg gäbe es (in NRW) nicht mehr?

  • habe 20 Bewerbungen weggeschickt, 5 Einladungen zum Auswahlgespräch bekommen und nur Absagen bekommen.

    Nur mal zum Vergleich: Ich habe das Ref. gemacht und mich dann mit dem 2. StaEx in der Tasche beworben. Habe alle Bewerbungen noch gespeichert. Es waren insg. so an die 100 Bewerbungen und 20 Auswahlgespräche, bis es mit einer Stelle geklappt hat. Hab mich damals auf alle Stellenausschreibungen in NRW beworben.

  • Ich bin gerade etwas verwirrt - Du hattest Dich als "Seiteneinsteiger" beworben, nicht als "Quereinsteiger"? Ich dachte, den Seiteneinstieg gäbe es (in NRW) nicht mehr?

    Hi, ich kann die beiden Formulierungen auch nicht auseinander halten, auf jeden Fall bringe einen Uni-Abschluß ( mindesten 8 Semester) und 2 Jahre Berufserfahrung und kann sofort (wenn ich genommen werde) 4 Tage die Woche in den Unterricht gehen und 1 Tag freigestellt um an einem 24-monatigen Vorbereitungsdienst (Pädagogik und Fachdidaktik) teilzunehmen.

  • Nur mal zum Vergleich: Ich habe das Ref. gemacht und mich dann mit dem 2. StaEx in der Tasche beworben. Habe alle Bewerbungen noch gespeichert. Es waren insg. so an die 100 Bewerbungen und 20 Auswahlgespräche, bis es mit einer Stelle geklappt hat. Hab mich damals auf alle Stellenausschreibungen in NRW beworben.

    Hi, dann ist mein Aufwand auch vergleichbar mit deinem.Und haben die Absager ihre Gründe genannt ? Ich habe nach den Gründen für die Absage gefragt, eine davon ist Originaltext "
    Guten Morgen Herr Nguyen,
    ich würde Ihnen dringend empfehlen, sich vor einer erneuten Bewerbung um eine Hospitation an einem Berufskolleg zu bewerben, um so mehr über mögliche Bildungsgänge, die Schülerklientel und die Gestaltung von Unterricht zu erfahren. Erste eigene Ideen dazu sollte man auch als Berufswechsler mitbringen.
    Es wäre auch hilfreich, wenn Sie sich jeweils anhand der Homepage genauer über das Bildungsangebot der jeweiligen Schule informieren würden.
    Es könnte dann wesentlich besser ersichtlich werden, warum und wie Sie die neue Aufgabe bewältigen wollen – Fleiß und Fachverstand sind dazu nicht die einzigen Gelingensbedingungen.
    Freundliche Grüße
    B. B. "


    Ich habe gedacht, als Seiteneinsteiger sollte man mitbringen, das Fachwissen und die besondere Motivation und Begeisterung zu unterrichten. Pädagogik und Fachdidaktik lernt man im Vorbereitungsdienst und der Unterschied zu Absolventen mit Lehramtsbefähigung "Erfüllern" ist doch dass, der Seiteneinsteiger ohne pädagogische Erfahrungen in die Schule kommen kann. Deswegen ist er doch Seiteneinsteiger.


    Viele Grüße

  • Es klingt so, als wäre es im Gespräch so rübergekommen, als hättest du nicht wirklich Ahnung vom Ablauf einer Unterrichtsstunde bzw. des Unterrichtsalltags. Und anscheinend hattest du auch keinen Überblick über die Schulform und die Schule an der du dich beworben hast.
    Natürlich erwartet man von einem Seiteneinsteiger wahrscheinlich nicht, dass er das gleiche pädagogische Fachwissen wie ein ausgebildeter Referendar mitbringt. Aber dass er grob ne Ahnung hat, wie Unterricht abläuft, wie man mit Schülern umgeht und welche Anforderungen an der gewünschten Schulart bestehen, das erwartet man schon.


    Ich würde dir raten, dass du dir den Vorschlag einer Hospitation zu herzen nimmst und einmal in den Unterrichtsalltag hinein schnupperst. Falls das gut läuft, kann man dort auch schon Kontakte für eine spätere Bewerbung knüpfen.


    Und auch wenn der Seiteneinsteiger keine pädagogischen Erfahrungen vorweisen muss, ist es durchaus von Vorteil, wenn er welche hat und wenn man im Gespräch merkt, dass diese vorhanden sind.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Hi Milk&Sugar,


    vielen Dank für dein Kommentar. Die Möglichkeit einer Hospitation war mir bisvor kurzem unbekannt und habe deshalb auch schon einige Berufschulen kontaktiert und nach einer Hospitation gefragt. Ich habe gedacht (die Erfahrung aus meiner Schulzeit), dass für einen guten Lehrer fast nur die Motivation das Wesentliche ist. Erst danach das Fachwissen und die Fachdidaktik. Aber das sehen wahrscheinlich die Auswahlkommisionen nicht so, deswegen werde ich diese Empfehlungen beherzigen und pädagogische Erfahrungen sammeln für die nächsten Berwerbungen.


    Viele Grüße

  • Hi Milk&Sugar,


    vielen Dank für dein Kommentar. Die Möglichkeit einer Hospitation war mir bisvor kurzem unbekannt und habe deshalb auch schon einige Berufschulen kontaktiert und nach einer Hospitation gefragt. Ich habe gedacht (die Erfahrung aus meiner Schulzeit), dass für einen guten Lehrer fast nur die Motivation das Wesentliche ist. Erst danach das Fachwissen und die Fachdidaktik. Aber das sehen wahrscheinlich die Auswahlkommisionen nicht so, deswegen werde ich diese Empfehlungen beherzigen und pädagogische Erfahrungen sammeln für die nächsten Berwerbungen.


    Viele Grüße

    Oh, wenn du das so sagst, dann verstehe ich die Auswahlkommision. Das klingt nach: "Ich kann Lehrer, weil ich war ja selbst in der Schule."

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Ich bin gerade etwas verwirrt - Du hattest Dich als "Seiteneinsteiger" beworben, nicht als "Quereinsteiger"? Ich dachte, den Seiteneinstieg gäbe es (in NRW) nicht mehr?

    Also ich mache gerade den Seiteneinstieg in NRW über die OBAS.

  • Dir wird Fachverstand und Fleiß bescheinigt.
    Es fehlen Informationen zu Schule und die Pädagogik.


    Du bist 47 Jahre alt - die Schule hat sich denn doch stark verändert.
    Wir machen auch an den BS viel weniger Stoffvermittlung - das steht auch nicht mehr so in den Lehrplänen.
    Der Lehrer hat sich in seiner Rolle seit unserer Schulzeit verändert.


    Ich will ehrlich sein - das klingt danach, als seist du uninformiert in das Gespräch gegangen. Ich würde das schreiben, wenn ich den Eindruck habe, dass man den Bewerber nicht vor eine Klasse stellen kann - aus unterschiedlichen Gründen. Du musst ja als Direkteinsteiger schon ab dem ersten Tag selbstständig unterrichten.


    Gründe könnten sein (kann man natürlich nicht genau sagen, ohne dich zu kennen):
    - kein selbstbewusstes Auftreten
    - steif und humorlos
    - sanft und naiv
    - gedanklich "Alt", nicht jugendkompatibel.


    Wie gesagt, dass muss nicht auf dich passen.

  • Gerade an einem BK sollte man auch über die verschiedenen Bildungsgänge und Abschlüsse Bescheid wissen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Du solltest auch noch einmal kritisch deine Bewerbungsunterlagen checken. Maschinenbau am BK ist gesucht, es ist schon auffällig, dass viele dich gar nicht erst eingeladen haben. Schreibfehler? Formale Mängel? Lücken im Lebenslauf? Unflüssige Formulierungen? Schlechte Noten? Auffällig krakelige Schrift (Tafelbild!)?


    Für mich hört es sich auch so an, als ob du wenig weißt von der - zum Teil schwierigen - Klientel, die du unterrichten sollst. Leider kannst du nicht erwarten, dass die Schüler ebenso begeistert vom Lernen sind wie du von deinem Fach.


    Hospitieren wäre tatsächlich ratsam. Einfach fragen!

  • Die Antwort hört sich für mich auch so an, als ob Du total unvorbereitet ins Gespräch gegangen bist.


    Sowas klappt auch in der Wirtschaft nicht.
    Bsp: im Vorstellungsgespräch keine Ahnung vom Unternehmen haben (Produkte, Größe, nichtmal auf Homepage informiert...), Von der Abteilung sowie Tätigkeitsfeld auch nicht. Aber betonen, dass man fleissig ist. Das wiederspricht sich leider...


    D.h. wenn Du es nochmal probierst, dann erstelle dir vor einem Gespräch ne kleine Übersicht über die Schule/Schulart einschließlich Bildungsgängen. Stelle noch ein oder zwei Fragen zu wirklich schulspezifischen Dingen (bestimmte AG oder Förderverein...)
    Einen genauen Unterrichtsentwurf wird niemand von Dir Verlangen. Ich würde mir aber ein Beispiel zurecht legen, wie ich ein bestimmtes Thema für die Schüler aufarbeiten würde(am besten eines, das auch an der Schule unterrichtet wird). Hier geht's doch nur um einen ersten Ansatz..

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