Was, wenn kein Kollege der Förderschule abgeordnet werden kann?

  • Guten Abend.


    Folgende Situation: ich habe eine 5. (bald 6.) Klasse an einer Realschule in NRW. In meiner Klasse sind drei LE-Kinder, die zieldifferent unterricht werden, aber komplett im Regelunterricht dabei sind (außer in Englisch).
    Meine Kollegin von der Förderschule LE kommt dreimal in der Woche für je drei Stunden. Jetzt hat sie mir eröffnet, dass sie im Januar zum Halbjahr in Pension geht. Ich habe ihr alles Gute gewünscht und nach einer Nachfolge gefragt. Schwierig sagt sie, es will keiner von der Schule und die, die müssten (weil noch keine Abordnung vorliegt) haben nicht genügend Stunden um ihre eigenen Klassen an der Förderschule und die Abordnungsstunden zu absolvieren.


    Meine Frage: Was, wenn wirklich keiner genannt wird zur Abordnung? Ist das überhaupt rechtens?
    Was passiert mit den Kindern. Auf Aufhebung der LE-Förderung besteht keine Hoffnung. Muss ich dann alleine für eine passende und indivduelle Förderung sorgen? Können die Kinder (mit Einverständnis der Eltern) dann an die Förderschule?


    Kann mir jemand bei all diesen Fragen helfen? Vielen lieben Dank,
    november

  • Das ist rechtens. Es ist deine Aufgabe, die Kinder individuell zu fördern. Warum willst du das Kind abschieben? Weil du deine Arbeit nicht mehr abschieben kannst? Bitte informiere dich über Sinn und Zweck der Berufsbezeichnung Sonderpädagoge.

  • Es ist deine Aufgabe, die Kinder individuell zu fördern.

    Genau genommen ist Novembers Aufgabe, die Unterrichtsinhalte für ihre Fächer in den jeweiligen Jahrgangsstufen schulformgerecht zu vermitteln. Regelrealschüler, die den Stoff nur mangelhaft verstanden haben, würden letztendlich ja auch das Schuljahr wiederholen oder auf eine niedrigere Schulform wechseln, daher ist die Frage - was machen mit Schülern mit Förderbedarf,die die angesetzten Lernziele nicht erreichen (können) - schon berechtigt. Es würde eher auf Unverständnis stoßen, wenn Schüler X (ohne Förderbedarf) auf die Hauptschule wechseln müsste, während Schüler Y (mit Förderbedarf) mit den selben Noten im Klassenverbund bleiben würde.
    Es hat nichts mit Abschieben zu tun, es geht um Selektion und die ist in einem gegliederten Schulsystem zur optimalen Forderung und Förderung der Schüler nicht nur normal, sondern sogar gewünscht (vergleichbar mit dem Allgemeinmediziner, der den Patienten untersucht und ihn mit der entsprechenden Diagnose zum Facharzt schickt).

  • Muss ich dann alleine für eine passende und indivduelle Förderung sorgen?

    Du machst genau so viel, nicht mehr und nicht weniger, wie es dir zeitlich möglich ist, also 1760 Stunden Arbeitszeit pro Jahr (52 Wochen minus 6 Wochen tariflicher Urlaub minus 2 Wochen für Feiertage, von denen ja bekanntermaßen viele in den Ferien liegen).


    Die Politik und dein Schulleiter werden dir zwar erzählen, dass du bis zum Umfallen arbeiten MUSST, aber du als Individuum bist NICHT alleinverantwortlich für die Umsetzung von Schulgesetz, Verordnungen und Erlassen. Mach deine Arbeit und nicht mehr und nicht weniger. Ich empfehle dir, ein Zeiterfassungsystem einzurichten, damit du dich nicht selbst ausbeutest!


    Gruß !

  • Es würde eher auf Unverständnis stoßen, wenn Schüler X (ohne Förderbedarf) auf die Hauptschule wechseln müsste, während Schüler Y (mit Förderbedarf) mit den selben Noten im Klassenverbund bleiben würde.Es hat nichts mit Abschieben zu tun, es geht um Selektion und die ist in einem gegliederten Schulsystem zur optimalen Forderung und Förderung der Schüler nicht nur normal, sondern sogar gewünscht (vergleichbar mit dem Allgemeinmediziner, der den Patienten untersucht und ihn mit der entsprechenden Diagnose zum Facharzt schickt).

    Dir ist aber schon klar, was zieldifferent bedeutet? Die Schüler bekommen keine Noten und werden - wie der Name schon sagt - mit anderen Zielen unterrichtet und streben nicht denselben Abschluss an, wie die anderen Schüler der Klasse. Von daher ist Dein Vergleich wenig zielführend.


    Zum Thema: Was sagt denn Deine SL dazu? Meiner Erfahrung nach wird immer irgendwer abgeordnet, dann werden Stunden an anderen Schulen halt gekürzt, aber Deine SL sollte Druck machen und jemanden einfordern. Ist Deine Klasse die einzige mit L-Schülern oder gibt es noch andere an Eurer Schule?

  • Lieber Lehramtsstudent, im aktuellen Studium lernt man sicherlich etwas über Inklusion. Pass doch bitte bei der nächsten Vorlesung etwas besser auf.

    Inklusion ist ein möglicher Studienschwerpunkt. Ich habe einen anderen gewählt, was bedeutet, dass mein vermeintliches Nichtwissen nicht mit mangelnder Aufmerksamkeit in der Vorlesung zu tun hat.


    -----


    Eliatha: Der Begriff ist mir bekannt, nur ist die Frage, inwiefern eine Realschullehrerin die Kapazitäten hat, nicht nur den Stoff für ihre Schulform, sondern auch den Stoff in vereinfachter Form parallel vorzubereiten und zu unterrichten.
    Aber doch, eine Frage kam in mir auf: Auf welcher Basis wurde sich bei den betroffenen Schülern explizit für eine Realschule entschieden und nicht für eine andere Schulform des Regelschulsystems? Noten konnten da ja nicht Entscheidungsgrundlage sein.

  • Inklusion ist ein möglicher Studienschwerpunkt. Ich habe einen anderen gewählt, was bedeutet, dass mein vermeintliches Nichtwissen nicht mit mangelnder Aufmerksamkeit in der Vorlesung zu tun hat.

    Es erschüttert mich in Mark und Bein, wie du deinen künftigen Beruf auffasst und damit habe ich dir zum letzten Mal geantwortet.

  • Ich kann nur etwas zu Bawü sagen - hier sind Inklusionsschüler stets in der Verantwortung des SBBZ/Förderschule.
    Hier sollte also festgestellt werden, wessen Schüler die Sus de iure sind.


    Ich finde eure recht rotzigen Anrtworten bisher nicht hilfreich.
    Woher der völlig verkorkste Ton?
    Koletta: Von abschieben war nicht die Rede.
    Mikael: nicht hilfreich in der akuten Situation
    Lehramtsstudent: In der Sache hier zwar nicht passend und nicht korrekt, aber ich denke auch, dass wir uns dem Problem stellen müssen - ist es gerecht, wenn ein Schüler mit Förderbedarf zieldifferent im Gy unterrichtet wird, der Hauptschüler aber aufgrund seiner Noten vom GY ausgeschlossen wird? Interessant wird das v.a. bei nicht sichtbaren Störungen.


    Mögliche Lösungsansätze für die Terstellerin:
    - Frühzeitig Eltern infomieren
    - Mit SL Zustzändigkeit klären
    - beide SL beraten miteinander
    - Nochkollegin bitten, die Förderpläne über die Übergangszeit hianus festzulegen. Dazu muss direkt nach den Ferien ein recht genauer Stoffverteilungsplan her, den ihr gemeinsam besprecht.
    - Übergangsmaterial hamstern


    Viel Erfolg

  • Klar könnt und solltet ihr versuchen intern den fehlenden Sonderpädagogen z.B. durch Doppelbesetzungen etwas abzufangen.


    Rein rechtlich ist es in NRW aber so, dass die Schule aus der Inklusion nicht mehr heraus kommt, egal wie die Sonderpädagogenversorgung konkret aussieht.
    Das heißt eure GL-Jahrgänge bleiben im GL. Eure GL-Schüler bleiben an eurer Schule. Wenn kein Sonderpädagoge mehr da ist, müsst ihr das, wie schon gesagt, alleine regeln.

  • das ist absolut utopisch mit vollen klassen unterricht für jedes kind induviduell vorzubereiten.
    So hart es klingt musst du wahrscheinlich da durch.
    Wir hatten letztes jahr auch absolut niemanden..auf dem Zeugnis stand " sonderpädagogisch gefördert"... total lächerlich...aber so ist es nun mal.

  • Du kennst die 3 Schüler ja jetzt schon ein Jahr und weißt, wo sie ungefähr stehen.
    Setz dich doch mit der zur Zeit noch zuständigen Sonderpädagogin zusammen und besprich das weitere Vorgehen. Die aktuellen Förderpläne muss man in einem halben Jahr sicher nur geringfügig umschreiben, allzu viel wird sich doch bis dahin nicht verändern.


    Ich würde vor allem dafür sorgen, dass zumindest in den Hauptfächern und da, wo es geht, Arbeitshefte bestellt werden, die auch von LE-Schülern größtenteils noch selbstständig bearbeitet werden können. Übungs- und Vertiefungsmaterial passt immer, so dass für den Notfall stets Arbeitsmaterial vorhanden ist.


    Wenn du wirklich keinen Sonderpädagogen bekommst - wovon ja nun leider auszugehen ist -, würde ich dies mit den Eltern auch besprechen. Sie müssen ja zumindest informiert sein und wissen, dass du zwar dein Bestes gibst, aber dass es ganz ohne sonderpädagogische Unterstützung schon sehr schwierig ist. Natürlich können die Eltern ihre Kinder auch an der Förderschule anmelden. Aber das werden sie vermutlich nicht wollen.


    Es ist leider Alltag, dass kaum Sonderpädagogen da sind, auch an der Grundschule sieht das nicht anders aus. Natürlich ist es letztlich die Aufgabe eines jeden Lehrers, die Kinder angemessen und invidiuell zu fördern, aber wir wissen ja, wie es in der Realität aussieht.

  • Ich finde eure recht rotzigen Anrtworten bisher nicht hilfreich
    ....
    Mikael: nicht hilfreich in der akuten Situation
    ...

    Sehe ich völlig anders. Ich bin schon lange genug im Beruf und habe die diversesten "Reformen" miterlebt und auch schon mehrere "Ausfälle" im Kollegium miterlebt, die oft etwas mit Arbeitsüberlastung zu tun hatten. Und ich kann nur feststellen:


    - Von oben verordnete "Reformen" werden fast immer auf dem Rücken der Kollegen und Kolleginnen ausgetragen
    - Anfängliche Versprechungen der Bildungspolitik, das es irgendwann "besser" wird, werden oft nicht gehalten
    - Gerade Berufsanfänger sind oft zu idealistisch und überfordern sich, was sich oft in längerfristigen Erkrankungen äußerst, die dann wieder vom Rest des Kollegiums (die besser mit ihrer Energie haushalten) aufgefangen werden muss
    - Als Lehrer muss man selbst auf seine Gesundheit und eine angemessene Work-Life-Balance achten, sonst tut es wirklich niemand
    - Die Kollegen und Kolleginnen, die gesund die Pension / Rente erreichen, sind mehrheitlich die, welche nicht jeder neuen pädagogischen Reform mit "Hurra!"-Geschrei hinterhergelaufen sind


    Ich sehe das eher als Tipp und Warnung für alle Überidealisten hier.


    Gruß !

  • Muss ich dann alleine für eine passende und indivduelle Förderung sorgen?

    Du mußt erstmal dafür sorgen, daß der Unterricht für die Regelschul-Kinder läuft. Die haben auch Aufmerksamkeit verdient und nicht bloß die wenigen Inkludierten.


    Die Frage ist nur, wie man das den Eltern vermitteln kann, daß man selber nicht noch zusätzlich das leisten kann, für das bisher die Sonderbetreuung da war.
    --> Vielleicht haben sie dann ja ein Einsehen und denken doch über ide Förderschule nach.

  • Die Frage ist nur, wie man das den Eltern vermitteln kann, daß man selber nicht noch zusätzlich das leisten kann, für das bisher die Sonderbetreuung da war.

    Indem man diesen dieses selbstverständliche Faktum einfach mitteilt. Man darf nur nicht in den Fehler verfallen, sich dafür irgendwie zu rechtfertigen. Schließlich sind eine übereilt eingeführte Inklusion und offensichtliche Planungsfehler der Kultusbürokratie dafür verantwortlich. Es ist übrigens auch Aufgabe der Schulleitung, solche Dinge den Erziehungsberechtigten zu vermitteln.


    Gruß !

  • Rein rechtlich ist es in NRW aber so, dass die Schule aus der Inklusion nicht mehr heraus kommt, egal wie die Sonderpädagogenversorgung konkret aussieht.

    Moin kodi,


    wie sieht das denn mit der Aufsicht aus, wenn man da einen Inklusions-Schüler mit sehr großem Aufsichts-Bedarf hat? Kommt man da ggf. aus der Nummer raus, indem man darauf verweist, daß man den nicht hinreichend beaufsichtigen kann, so daß Lebensgefahr für den Schüler besteht, wenn man "nebenbei" noch für 29 Regelschüler Unterricht machen soll?


    Also wenn Du z.B. Physik unterrichtest, besagter Schüler überhaupt kein Gefahrenbewußtsein hat, z.B. in den Steckdosen, die sich in den Schülertischen befinden, mit einem Nagel rumpuhlt und dies auch nach mehrfacher belehrung nicht unterläßt?


    Und nein, ich hatte mit Inklusion weder in meinem Studium noch in meinem Referendariat im Seminar je etwas zutun, auch wenn das Referendariat nur wenige Jahre zurückliegt.

  • Also wenn Du z.B. Physik unterrichtest, besagter Schüler überhaupt kein Gefahrenbewußtsein hat, z.B. in den Steckdosen, die sich in den Schülertischen befinden, mit einem Nagel rumpuhlt und dies auch nach mehrfacher belehrung nicht unterläßt?

    Da wäre die Lösung doch ganz einfach: Strom zentral ausstellen und keine Experimente mehr machen! Sicherheit ist bekanntlich wichtiger als irgendwelche Lehrpläne! Würde man dir auch genau so erzählen, falls irgendetwas passiert!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wie weit willst die Sicherheit denn treiben?


    Das ist jetzt eher schon eine gesellschaftliche Frage und hat weniger etwas mitdem konkreten Problem zutun:
    Bei uns haben sie z.B. die Abschlußfeste verboten, weil sich direkt neben der Schule ein kleiner Fluß befindet. Ich würde das Gewässer eher "Bach" nennen, im Sommer kann man den mit Gummistiefeln durchwaten.
    Begründung: Es könnte ja jemand betrunken in den Fluß fallen und dann mit dem Gesicht nach unten darin ertrinken.


    Also ich möchte nicht in so einem Nanny-State leben!


    Aber um auf das Problem zurückzukommen: Eltern mitteilen was Sache ist und den SL fragen, wie du das umsetzen sollst, ohne das der Untericht der anderen Schüler darunter leidet.
    Manche Kollegen von mir führen auch Buch, was die Arbeitszeiten angeht. Die schmeißen dann auch ganz bewußt nach 41 Stunden/Woche den Griffel weg. Was dann an Arbeit liegenbleibt, bleibt eben liegen.


    Nachtrag: In NRW haben Beamte eine regelmäßige Arbeitszeit von 41 Stunden/Woche. In Niedersachsen sind es wohl 40 Stunden/Woche.

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