Neues von den Inklusions-Apologeten: Auf den Lehrer kommt es an!

  • Ignorieren ist eine asketische Übung.

    Einmal editiert, zuletzt von Schantalle ()

  • Die Schulform ändert jedoch nichts an den Fähigkeiten, ob da jetzt Förderschule, Gesamtschule oder privates katholisches Gymnasium auf dem Etikett steht. Es ist ja nicht so, als ob die Schüler plötzlich Einsen schreiben, nur weil sie an einer höheren Schulform beschult werden - ihre "Skills" bleiben ja die gleichen. Der Unterschied ist nur, dass die Schere zwischen Leistungsanforderung und -fähigkeit größer ist. Wenn der Förderschüler sich anstrengend, schafft er bei dem relativ niedrigen Niveau an der Förderschule vlt. seine 1 in Mathe = Erfolgserlebnis = gesteigertes Selbstbewusstsein. An einer Schule mit Etikett =/= Förderschule würde er sich wohl anstrengen und hätte dennoch keine Chance auf eine 1, vlt. reicht es gerade so für eine 4. Und das nicht nur einmal, sondern regelmäßig... Da wäre die Frage, ob ein leistungsstarker Förderschüler wirklich später so viel schlechter dran ist als ein Schüler, der zwar auf einer höheren Schulform beschult wird, aber sich mit "gerade so bestanden" durch die Schulzeit hangelt und im Grunde nie wirklich den unterrichteten Stoff verstanden hat (Stichwort Nachhaltigkeit von Bildung).


    @Schantalle: Tut mir leid, dass dich meine Anwesenheit derart belästigt - es ist sicher nicht meine Absicht!

  • Aber ist es wirklich so, dass Selektion die Schere erweitert?


    Kann es nicht auch sein, dass Schüler sich wohler fühlen, wenn sie unter ihresgleichen sind? Wenn sie z.B. nicht ständig den Vergleich zu Gymnasiasten haben, mit denen sie nicht mithalten können, sondern wenn sie in ihrem geschützen Raum in Ruhe lernen können? Und dort vielleicht auch sogar einmal brillieren können - was in einer Gruppe Gymnasiasten für ein lernschwaches Kind wohl eher schwierig wäre?...

    Brillieren kann man aber nur bei entsprechender Motivation. Bei motivationshemmender Unterforderung werden diese Kinder dies eben nicht tun.
    Denn auch in Förderschulen sind die Lerngruppen keineswegs so homogen, wie viele dies vielleicht gerne annähmen.


    Im Grundschulbereich profitieren Kinder vom Vorbild ihrer Altersgenossen, an denen sie sich orientieren.


    Die Klassengemeinschaft empfindet dieses inklusive Setting als ganz normal - die jungen SuS kennen es ja gar nicht mehr anders. Eine unheimliche Hilfsbereitschaft und Toleranz bei den Kindern konnte man in den letzten Jahren beobachten.


    Außerdem - einer ist letztlich immer der Letzte, sonst müssten wir Einheitsnoten vergeben. Würde man immer den Schwächsten ausgliedern, kämen wir zum Spiel "Reise nach Jerusalem". Mit der Rolle als schwächstes Glied wird der inkludierte Schüler leben können, wenn er von der Gemeinschaft trotzdem geschätzt und für seine individuellen Lernfortschritte gelobt wird.

  • Ich denke, dass das der Hauptpunkt ist, was ja auch Chris bei seinen Schülern feststellt. Und zwischen einem leistungsstarken Förderschüler und einem leistungsschwachen Hauptschüler verschwimmen die Grenzen. Natürlich, das muss man sich eingestehen, Förderschüler können später nicht aus den Vollen des beruflichen Repertoires schöpfen, da es eben in vielen Berufen an der kognitiven Leistungsfähigkeit scheitert. Dennoch haben Förderschüler (zumindest bei leichteren Behinderungen) auch ihren Platz innerhalb unserer Berufswelt und sie haben natürlich auch Fähigkeiten, auf die sie stolz sein können. Entscheidend ist, aus der Not eine Tugend zu machen, an sich selbst zu glauben und das Beste aus dem, was man zur Verfügung hat, rauszuholen, statt darüber zu jammern wie arm man dran ist! Es gibt Förderschüler, die es durch harte Arbeit schaffen, an die Regelschule zu wechseln (und das zählt in meinen Augen deutlich mehr als ein rein formaler Platz durch irgendein Inklusionsgesetz). Und selbst wenn es nicht klappt, es reicht ja schon, wenn der Schüler später einen Job ausübt, der ihm Spaß macht und mit netten Kollegen zusammen arbeitet - selbst wenn er damit nicht zum Millionär wird.Es ist nicht so, als ob Gymnasiasten täglich erzählt wird, wie toll sie doch seien. Die finden auch mal den Satz des Pythagoras doof oder haben keine Lust auf die anstehende Klausur. Ich glaube, bei ihnen ist die Motivation, dass, sobald sie das Abitur in der Tasche haben, eine relativ sichere berufliche Zukunft haben, die ein Förderschüler natürlich nicht garantiert hat. Genau deswegen ist es eben wichtig, dass ein Förderschüler diese Schulform als Chance betrachtet und nicht als Bestrafung oder Abstempelung. Denn sobald es mal in diese Richtung klick gemacht hat, kommt der Rest von selbst (vorausgesetzt, dass ihr als Lehrer die Schüler in ihrem Vorhaben unterstützt, aber da bin ich mir sicher, dass das bei dir und deinen Kollegen der Fall ist ;) ) - aber der Schritt ist wohl der härteste!

    Das große Problem, und das werden dir auch die Mitarbeiter der Arbeitsagentur sagen, ist es dass es für diese Schüler kaum mehr Jobs gibt. Den Arbeiter im klassischen Sinne gibt es nicht mehr. Und das ist auch das Problem vieler Hauptschüler. Eine Ausbildung schaffen viele nicht mehr. Das fängt leider schon in der Pflege an und geht weiter beispielsweise beim Mechatroniker.
    Dann werden die Schüler in eine Maßnahme gesteckt und werden Pflegehelfer etc.
    Das Ende vom Lied ist dass sie dann 40 Stunden pro Woche arbeiten und am Monatsende mit 800€ nach Hause gehen. Vielleicht noch bisschen aufgestockt durch die Arbeitsagentur.
    Davon kann man nicht leben. Ende vom Lied: Hartz 4 ist nicht viel weniger und man kann liegenbleiben. Wer kann es ihnen verübeln...

  • Sind dies alles nur deine Befürchtungen, dass so etwas bald passiert oder ist dies wirklich die derzeitige Situation an eurer Schule?
    So ist es etwas schwierig, mit dir zu diskutieren bzw. dir wirklich Antworten zu geben.

    Also das da Schüler mit oder ohne festgestelltem Förderbedarf von mir in der Ausbildungsvorbereitung oder in der 2-jährigen Lehre unterrichtet werden, ist Standard. Ich nenne sie immer "verhaltensoriginell". Die Grenze zwischen schwachem Hauptschüler und starkem Förderschüler ist da ja auch echt fließend. Schließlich gilt in Deutschland die Teilzeitschulpflicht ja bis zum Ende des Schuljahres, in dem sie 18 werden. Früher ging die Schulpflicht nur bis 16, da gab es das "Problem" nicht. Das man in solchen Klassen allerdings 30 Schüler vor der Nase hat und nicht 18, macht das ganze natürlich schon anstrengend.


    Aber was wirkliche Inklusionsschüler angeht, die also in Klassen bzw. Ausbildungsgänge gesteckt werden, in der gar nicht geplant ist, daß sie irgendwie einen Abschluß dort bekommen, da habe ich nur wenig Erfahrung. Konkret hatte ich da selber im Unterricht bisher nur drei "Test-Kandidaten". Da ging es darum zu evaluieren, ob das überhaupt irgendwie funktionieren kann. Und die wenigen Erfahrungen, die ich in dem Bereich sammeln konnte, sind eher negativ. Förderkraft nicht da, Förderkraft kennt sich zwar pädagogisch bestens aus, aber hat keine Ahnung von den besonderen Gefahren in der Werkstatt oder im Labor. es wäre eigentlich auch kein Problem, wenn sie die Gefahren nicht kennt, wenn sie denn regelmäßig da wäre. Die Schüler bekommen ja auch eine intensive Gefahreneinweisung.


    Sollte es um die letzte Art der Inklusion gehen, so kann dies in meinen Augen nicht funktioneren. Es ist für mich auch vollkommen sinnlos. Da kommen die Inkludierten nämlich am Ende mit 18 aus der Schule, haben ihre Schulpflicht abgesessen und nichts in der Tasche.
    Also wenn schon, dann die erste Variante und die machen wir eh schon seit Ewigkeiten. Wir müssen ja alle Azubis nehmen, die die Betriebe einstellen, auch wenn der "Betrieb" eine Behindertenwerkstatt ist. Und ja, wenn die dann im Alter von 20 oder 23 ihren Gesellenbrief in Händen halten, auch wenn es nur ein Maschinen- und Anlagenführer, ein Fahrradmechaniker oder eine Produktionsfachkraft (Industrie, Fließbandarbeit) ist, ist mir das wesentlich lieber.

  • In einem Punkt hast du Recht: Die Klassengemeinschaft ist an das inklusive Setting gewöhnt und empfindet es normal. Ich würde jedoch behaupten, dass es eher zu Toleranz als zu Akzeptanz kommt. Selbst wenn sich die Lehrkraft noch so viel Mühe gibt, alle Schüler gleich zu behandeln, es fällt im Schullalltag schlichtweg auf, dass "der inkludierte Schüler" "the odd one" ist. Es ist nicht so, als ob die Mitschüler ihn bewusst meiden würden, aber im Zweifel spielt man auf dem Schulhof oder arbeitet in der Gruppenarbeit doch mit jemand anderem. Das ist dann vergleichbar mit dem "im Sportunterricht zuletzt ins Team gewählt werden", nur auf die gesamte Schulzeit ausgedehnt. Am Ende ist der Inkludierte doch alleine - so viel zur Gemeinschaft :/ . Und ob er wirklich von der Gemeinschaft geschätzt wird? Das klingt sehr idealistisch, aber ist es auch realistisch? Ich kann es mir natürlich super bildlich vorstellen: Ein Streckenlauf, die "normalen" Kinder sind bereits im Ziel und feuern das andere Kind an, sodass es voller Motivation dann doch noch das Ziel erreicht und von den anderen Kindern umjubelt empfangen wird. Klingt aber eher nach Hollywood als nach einer Schule mitten in Deutschland :( .
    Im inklusiven Setting wäre der Schüler vlt. das schwächste Glied und würde letztendlich von Anfang an mit gezogener Handbremse ins Rennen gehen, im geschützten Raum der Förderschule wären die Karten jedoch für alle Kinder fair gemischt und besagter Schüler hätte sogar die Chance, die Leistungsspitze zu bilden und dadurch Erfolgserlebnisse zu haben ("Ich kann etwas - schau!"). Wie soll der Schüler in der Inklusivbeschulung "individuellen Lernfortschritte" erleben, wenn er so oder so eine 5 schreibt oder nicht einmal eine Note hält (fällt natürlich überhaupt nicht auf, wenn alle Mitschüler eine Note bekommen, nur man selbst nicht)? Selbst wenn die Lehrkraft ihm rückmeldet, dass er sich toll entwickelt hat - das Kind weiß ja trotzdem, dass die anderen Kinder viel weiter sind und dass der Abstand im Laufe der Zeit eher nicht kleiner werden wird.


    chris: Was ich bisher mitbekam, ist dass es bei vielen ehemaligen Hauptschülern nicht bei der Etablierung auf dem Arbeitsmarkt daran scheitert, dass sie zu wenig wissen, sondern dass ihnen teilweise die Fähigkeiten fehlen, die als absolute Grundlage für eine Berufsaufnahme sind: Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Interesse, Sprache. Wer ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter macht oder kaum einen geraden Satz raus bekommt, wird eher nicht Verkäuferin werden können. Dasselbe gilt für andere klassische Berufe für Hauptschulabsolventen, ob im Technikbereich, in der Pflege oder als Bäcker. Aktuell besteht in vielen dieser Berufe großer Mangel und da interessieren sich die wenigsten Arbeitgeber dafür, ob der Bewerber jetzt eine 3 oder eine 5 in Mathe hat - der Gesamteindruck macht's. Und dann muss der Bewerber eben performen, wie man im Neudeutsch so schön sagt. Das kann jeder, wenn er will! Wegen der Bezahlung: Wer 0815-Arbeit macht, bekommt auch 0185-Gehalt. Wenn ich mehr will, muss ich mehr leisten, und wenn ich mehr kann und meinen Job besser als meine Kollegen mache, bin ich irgendwann nicht mehr nur Pflegehelfer, sondern stellvertretende Abteilungsleitung des Pflegebereichs.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ironie on:
    Svwchris, du musst halt deine Schüler motivieren. Sag ihnen doch einfach mal, dass sie auch Stärken haben. Und wenn sie sich genug anstrengen und ganz viel Frohsinn an den Tag legen, können sie alles schaffen. Und selbst wenn sie sich keinen IQ kaufen können: sich als Aufstocker abzurackern kann auch Spaß machen, wenn man nur will. Die wollen halt nicht.


    Und klar, Mechatroniker ist nicht, aber Systemgastronom ist ein echt akzeptierter Beruf mit Aufstiegschancen und hat son tollen Namen! Außerdem ist Arbeitengehen total normal für die. Die müssen sich nicht selbst morgens wecken, von Chips leben und sich um ihre suchtkranken Eltern kümmern. Die kriegen überall das pralle Leben präsentiert, Gespräche am Abendbrotstisch über Politik, Kultur und einfach nur "wie war dein Tag" sind gang und gäbe.


    Nein wirklich, Hauptschule ist kein Abstellgleis, alle Menschen wünschen sich, dass ihr Kind in die Hauptschule darf, weil das einfach ein Ort der Hoffnung und des Aufstiegs ist. Das Schulsystem ist doch so durchlässig. Und überhaupt, Hauptschule ist doch gar nicht unten, die ist gleichberechtigt neben den anderen Schulen. Man steigt also nicht auf, sondern nach nebenan, ganz einfach. Den Lehrplananschluss schafft zwar nach vielen Jahren nur einer von 100.000 aber der wollte halt ganz feste.


    Und wenn du immer mal eine 1 gibst, dann haben die das Gefühl, dass die was können. Ist doch viel schöner als ständig zu sehen, dass alle Welt mehr kann. Es ist denen auch bestimmt nicht peinlich, dass sie bei dir in der Schule sind, oder? Der Name deiner Schule wird bestimmt nie als Schimpfwort gebraucht. Ist bei uns auch nie der Fall. Unsere SchülerInnen sind generell gern gesehen und erzählen stolz von ihrer Schule. Aber das liegt halt daran, dass die Lehrer unserer Schule so eine Wahnsinnsarbeit machen, da haben sich Verhalten der Kinder und Vorurteile und gesellschaftliches Ansehen einfach flugs gewandelt. War ein Klacks, aber das kommst du bestimmt auch mal hin, wenn du nur fleißig auf deine zukünftigen Praktikanten hörst
    -Ironie off-

    Einmal editiert, zuletzt von Schantalle ()

  • Lieber Lehramtsstudent,


    solche Kinder haben eine Rolle als "sui generis".


    Damit haben sie es viel leichter als solche, die sehr stark unterdurchschnittliche Leistungen zeigen, aber für die noch die schulischen wie gesellschaftlichen Regeln des normalen Anforderungsspektrums gelten.


    Und bei uns werden gerade die I-Kinder im Sport besonders von den Klassenkameraden integriert. Methoden wie "Wählen" von Mannschaften durch die SuS führen wir in Sport übrigens unabhängig von der Inklusion schon lange nicht mehr durch.

  • An manchen Schulen gibt es inzwischen ja schon "Mannschaftsbundesjugendspiele" in denen die Sportler die dicken und unsportlichen Kinder inkludieren müssen. Manche Schulen versuchen inzwischen wirklich ihre Schüler vor jedem Wettbewerb zu verschonen und mit Verlaub: Das ist die falscheste und dämlichste Idee aller Zeiten. Denn was passiert wenn diese Kinder dann an die Uni kommen oder in den Beruf und da gibt es welche, deren Eltern oder Lehrer ihnen beigebracht haben mit Biss an die Sache ranzugehen (übrigens: konkurrenzorientiert zu denken, heißt nicht unsozial zu sein...). Das ist auch immer witzig, wenn man dann solche Leute in den Sportverein bekommt...obwohl das eigentlich erstaunliche ist: Die arbeiten an sich, wenn man ihnen dann ihre Grenzen aufzeigt und darauf nicht mit Verständnis, sondern mit Härte reagiert...das hab ich jetzt sowohl im Fußball, als auch im Kampfsport gesehen...also scheinen Kinder das universell hinzubekommen, denke ich. :P

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • chris: Was ich bisher mitbekam, ist dass es bei vielen ehemaligen Hauptschülern nicht bei der Etablierung auf dem Arbeitsmarkt daran scheitert, dass sie zu wenig wissen, sondern dass ihnen teilweise die Fähigkeiten fehlen, die als absolute Grundlage für eine Berufsaufnahme sind: Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Interesse, Sprache. Wer ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter macht oder kaum einen geraden Satz raus bekommt, wird eher nicht Verkäuferin werden können. Dasselbe gilt für andere klassische Berufe für Hauptschulabsolventen, ob im Technikbereich, in der Pflege oder als Bäcker. Aktuell besteht in vielen dieser Berufe großer Mangel und da interessieren sich die wenigsten Arbeitgeber dafür, ob der Bewerber jetzt eine 3 oder eine 5 in Mathe hat - der Gesamteindruck macht's. Und dann muss der Bewerber eben performen, wie man im Neudeutsch so schön sagt. Das kann jeder, wenn er will! Wegen der Bezahlung: Wer 0815-Arbeit macht, bekommt auch 0185-Gehalt. Wenn ich mehr will, muss ich mehr leisten, und wenn ich mehr kann und meinen Job besser als meine Kollegen mache, bin ich irgendwann nicht mehr nur Pflegehelfer, sondern stellvertretende Abteilungsleitung des Pflegebereichs.

    Das von dir beschrieben kommt leider noch dazu. Aber alles kann ich ihnen auch nicht beibringen, bei einer Klassenstärke von 28 Schülern. Klar kann ich sie vorbereiten, das Ding müssen sie dann leider alleine wuppen.
    Da kommen dann die Eltern ins Spiel, die aber teilweise nicht mehr präsent sind. Bewerbungen schreibt der Lehrer? Eltern? Fehlanzeige. Suche eines Praktikumsplatzes? Überlässt man auch gerne dem Lehrer.


    Beim Bäcker muss man früh aufstehen. In den Club bis morgens um 5 fällt auch weg. Somit ist der Job raus.
    Das mit der Pflege habe ich beschrieben. Die nehmen auch nicht mehr jeden. Mittlerweile bevorzugt mit Realschulabschluss.


    Wie geschrieben: die Jobs für diese Schüler sind primär mal im Baugewerbe. Zumindest was den Einstieg ins Berufsleben betrifft. Dies wiederum wollen die Eltern nicht, da sich der Vater auf dem Bau kaputt gearbeitet hat und das Geld nicht stimmt. Oftmals ist der Vater aber auch nur Hilfsarbeiter ohne Ausbildung.


    Und so könnte ich endlos weitermachen. Es werden immer weniger Jobs für diese Klientel, da die Anforderungen immer mehr steigen.

  • Darum geht es doch seit 8 Seiten. Der Vergleich unter den Kids ist das Problem, alle in ein Zimmer setzen reicht nicht.


    Und nein, Förderschüler fühlen sich nicht gut, nur weil sie in der Sondereinrichtung sitzen. Erstens ist auch dort eine riesen Leistungsspanne und zweitens sind sie nicht doof, sie wissen zu gut, wo sie sich befinden und wie sie in der Gesellschaft gesehen werden. Wer irgend kann wechselt, um im Zeugnis nicht das Wort "Förderschule" zu haben.

    Ja, ich verstehe schon, dass ein Mittelschulzeugnis natürlich angesehener ist als ein Förderschulzeugnis. Und dass starke Förderschüler alles tun werden, um auf die Mittelschule zu kommen. So wie starke Mittelschüler auf die Realschule wechseln wollen und die besten Realschüler gern aufs Gymnasium. Ist ja logisch und gut so.


    Aber ich dachte, hier ginge es auch um lernbehinderte Kinder, die am Gymnsaium mitbeschult werden, und bei denen wirklich ganz klar ist, dass sie den Abschluss nie schaffen werden. Und auch da steht im Zeugnis ein Vermerk, aus welchem Grund die Noten ausgesetzt wurden, dass nach Förderplan unterrichtet wurde oder ähnliches. Ist so ein Zeugnis für die Schüler dann tatsächlich besser als ein Förderschulzeugnis? Nur weil "Gymnasium" im Zeugniskopf steht? Der Schüler ist nicht dumm und wird wohl genau merken, dass er anders behandelt wird als seine Mitschüler - besonders, wenn die Schere zu groß ist!
    Klar ist auch in der Förderschule nicht jeder Schüler gleich, aber wohl doch auf ähnlicherem Niveau als das Down-Syndrom Kind verglichen mit Gymnasiasten.


    Und immer wieder wird gesagt: Es gibt für unsere Schüler kaum Berufsaussichten. Mag sein, und natürlich wird dann die Motivation geringer - das hat aber nichts mit Inklusion oder keiner Inklusion zu tun.

  • Ist die Situation in Baden-Württemberg auf dem Land wirklich so schlimm? In meiner Gegend bekommen selbst Hauptschüler gefragte Ausbildungen, da das Handwerk und die Industrie massiv nach Auszubildenden suchen. Abiturienten sind keine wirkliche Konkurrenz, da die meisten die Region zum Studium verlassen und nicht mehr zurückkommen.


    Dennoch sollten wir uns fragen, ob die Entwertung der Schulabschlüsse und die Überakademisierung der Gesellschaft wirklich wünschenswert ist.

  • In meiner Gegend bekommen selbst Hauptschüler gefragte Ausbildungen, da das Handwerk und die Industrie massiv nach Auszubildenden suchen.

    Kann ich nicht bestätigen. Eher das: Wir bilden dieses Jahr gar nicht aus, weil wir keinen passenden Bewerber gefunden haben. Die beherrschen zT nicht mal die Bruchrechnung geschweige denn die Arbeitsmarkt-wichtigen Fähigkeiten wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
    Meine Tochter wurde am Ende ihres Ferienjobs persönlich vom Personalchef einer großen Firma besucht, weil sie als einzige seit Jahren tatsächlich immer pünktlich am Arbeitsplatz erschienen war. Er wollte ihr dafür danken!
    PS: Sauerland, ländlich

  • Wir sind eher ländlich. Die nächste Großstadt ist mit der Bahn in 25 Minuten zu erreichen.


    Bei uns gibt es die Stellen. Bau ist für Schüler unattraktiv, da anstrengend. Auch andere Firmen suchen händeringend. Leider erledigt es sich oftmals nach einem Praktikum, da wie von Sissymaus beschrieben Pünktlichkeit, Höflichkeit etc. fehlen.
    Bei uns ist es üblich, dass Schüler nach Klasse 9 entweder in die 10. Klasse oder in die zweijährige Berufschule gehen.
    Warum? Das wissen sie leider selbst nicht, aber es ist halt besser als arbeiten...

  • Aber das zeigt ja ganz klar, dass es nicht daran liegt, dass die Schüler "nur" Hauptschulabschluss haben, sondern dass sie sich scheinbar zur Aufgabe gemacht haben, zur Personifizierung der bestehenden (außerfachlichen) Hauptschulklischees zu werden, sei es aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen. Sind wir mal ehrlich: Wenn jemand top in seinem Job ist, ist es (fast) nebensächlich, welcher formaler Abschluss erworben wurde. Man muss sich dann aber auch ins Zeug legen und nicht glauben, dass die Million von selbst aufs Konto wandert.

  • Schade nur, dass die Haltung "selber Schuld" uns so gar nicht weiterbringt. Ein Teil der nachfolgenden Generation wird einfach abgeschrieben? Kann man natürlich so sehen, aber wieso andere davon überzeugen wollen? Das verstehe ich nicht.
    Selbst noch im Studium stecken (wenns denn stimmt) und die Hoffnung schon aufgegeben- finde ich traurig.

  • Wg. des (ich sag mal) "Engagements für die nachfolgende Generation":


    Die Prämisse dafür, dass jmd. einen Job bekommt ist, dass es sich für einen Unternehmer lohnt, ihn für sich arbeiten zu lassen.
    (Kein Unternehmer würde jmd. ohne Rendite einstellen, nur damit dieser sich selbst und seine Familie ernähren kann.)


    Der erste Zweck der Schule ist es zukünftige Arbeitskräfte nach Noten zu sortieren - Sortieren im Sinne einer Differenzierung.
    (Theoretisch kann jeder eine Eins bekommen, aber eben nicht alle.)


    Es ist nicht so, dass die relativen guten Leistungen eines Schülers seinen Arbeitsplatz kreieren.


    Arbeitet Euch nicht ab an dem Wettbewerb, wessen Schüler anderen die Arbeitsplätze wegschnappen.

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