Twitter für Hausaufgaben Publikation/Neuigkeiten für die Kurse

  • Ich finde das eigentlich eine nette und ehrenwerte Idee, die ich aber nochmals überdenken würde. Bei uns würde das dazu führen, dass niemand mehr seine Hausaufgaben aufschreibt, da es diesen Service ja sowieso gratis gibt. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass ein Service, der gratis und verlässlich ist, auch immer gleich als selbstverständlich (und damit mehr und mehr als nicht wertvoll) erachtet wird. Nach der zweiten Woche hat jemand die Hausaufgaben nicht und gibt als Antwort, dass er kein Zugriff auf die Seite hatte oder du das falsch eingetragen hast oder sonstwas und schon bist du schuld. Und schon hat man den Schülern keinen extra Service mehr zu bieten, sondern lediglich eine weitere Pflichtaufgabe am Hals, die niemand zu schätzen weiß. :(
    Was ich aber überhaupt nicht verstehe, sind die rechtlichen Bedenken.
    Auf der Seite steht:
    Hausaufgaben für den 12.09.: Buch S. 43, Nr. 1 und 2
    Hausaufgaben für den 14.09.: Buch S. 46, Nr. 1 und 4
    Hausaufgaben für den 19.09.: Schreibe eine Analyse zu soundso


    Wo ist denn hier ein Datenschutzproblem?

  • Datenschutz ist keine Hysterie, sondern ein Grundrecht. Persönlich mag das jeder anders abwägen, in einem professionellen Umfeld treffe ich als Lehrer jedoch Entscheidungen für andere und nicht nur für mich selbst.


    Neben einer moralischen Interpretation ist es schlicht illegal, personenbezogene Daten - und das sind Hausaufgaben nunmal - ohne Einwilligung des Betroffenen elektronisch zu speichern, zu verarbeiten oder gar ins EU-Ausland zu transferieren. Der Aufgabentext als solcher fällt sicher nicht darunter, wohl aber die Abgabe der Schüler.

  • Neben einer moralischen Interpretation ist es schlicht illegal, personenbezogene Daten - und das sind Hausaufgaben nunmal - ohne Einwilligung des Betroffenen elektronisch zu speichern, zu verarbeiten oder gar ins EU-Ausland zu transferieren. Der Aufgabentext als solcher fällt sicher nicht darunter, wohl aber die Abgabe der Schüler.

    Aber es gibt doch niemand etwas ab. TheChris ging es lediglich darum, die Aufgabenstellung zu veröffentlichen. Von Abgabe der Aufgaben war keine Rede. Wo ist da jetzt das Datenschutzproblem?

  • Blöd nur, dass Google Daten europäischer Kunden in Europa speichert (auf Verlangen allerdings an US-Behörden rausgibt), die Einwilligung des Betroffenen ist auch gegeben, da der Schüler seine Hausaufgaben selber hochlädt. Bleiben zwei Fragen: Darf ein minderjähriger Schüler das ohne Einwilligung der Eltern machen und darf die Schule die Nutzung eines solchen Mediums verlangen?


    ad a) Laut Art. 8 EU-DSGVO darf jede Person ab 16 Jahren grundsätzlich selbst der Verarbeitung personenbezogener Daten zustimmen, die Mitgliedsstaaten können diese Grenze bis auf 13 Jahre absenken, das ist in Deutschland nicht passiert, also gelten die 16 Jahre.
    ad b) Unter bestimmten Voraussetzungen ja (vgl. Stellungsnahme des Datenschutzbeauftragten RLP), meiner Meinung nach aber nicht exklusiv (d.h. es muss noch eine Möglichkeit geben anders an Informationen zu gelangen oder diese abzugeben (z.B. ganz altertümlich auf Papier))


    Und das war gar nicht das Problem, es ging lediglich um die Nutzung von Twitter ohne Anmeldung, da sind keine Schülerdaten (sieht man von Trackingcookies ab) involviert. Und die Stellungsnahme aus Bayern ist für die bayrischen Lehrer natürlich bindend, aber Blödsinn...Twitter ist kein soziales Netzwerk (ohne Anmeldung), sondern ein Microblogging-Dienst...mein Respekt vor IT-lern und Juristen im Kultusministerium schwindet von Tag zu Tag (unabhängig vom Bundesland)...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.


  • Aber es gibt doch niemand etwas ab. TheChris ging es lediglich darum, die Aufgabenstellung zu veröffentlichen. Von Abgabe der Aufgaben war keine Rede. Wo ist da jetzt das Datenschutzproblem?

    btw: Es ist doch normal, dass SuS Ihre Referate via E-Mail an die Lehrer (u.a. an mich) senden. Ich besitze ein Google Konto (es ist ja nicht Usus, das die Kolleginnen und Kollegen von der Schule eine Mail Adresse bekommen). Ergo werden die Daten auch auf AmiServern gespeichert und wären ein Datenschutzproblem?!?

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

  • Also... falls ich Termine versenden wolte, so würd ich die als .ics-Datei verschicken. Die kann dan jeder in einen Kalender seiner Wahl importieren und wird auch noch vorher erinnert.


    Stundenpläne über diesen Weg fände ich ziemlich gut, wird aber wohl ein Traum bleiben.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich habe die letzten Jahre an einer internationalen Schule im Ausland gearbeitet, da war das normal. Und ehrlich gesagt, sehe ich da auch kein Problem. Meinst du im Ernst, es interessiert sich irgendwer für die Hausaufgaben irgendeines Achtklässlers?

    Radio Eriwan meinte dazu: "Im Prinzip haben Sie Recht..."


    Im Detail sieht es jedoch anders aus. Sollte jemand daran interessiert sein, von einer Person ein Persönlichkeitsprofil anzulegen, hat er damit ein weiteres Mosaiksteinchen. Der "gläserne Mensch" wird dadurch machbarer - Stück für Stück. Ich denke dabei nicht an die Schüler. Wenn du als SoWi-Lehrer Hausaufgaben formulierst und Themen stellst, triffst du eine Auswahl, die auch Rückschlüsse auf deine Person zulassen.


    Im Interesse der Demokratie und des informationellen Selbstbestimmungsrechts sollten wir keine Methoden wählen, die solche Sammlungen erleichtern - zumal es Alternativen gibt - und keinesfalls Minderjährige in Systeme zwingen, die selbst kaum Vorstellungen vom "Recht auf informationelle Selbstbestimmung" haben.


    Ich erinnere mich noch gut an die Jahre 1977 bis 1985, als es in Baden-Württemberg Berufsverbote für Lehrer gab.
    Mayer-Vorderlader u.a. hätten es heute noch viel einfacher.
    Was geschehen kann, sehen wir derzeit in der Türkei. Auch dies ein - eigentlich - demokratischer Rechtsstaat.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Wenn jemand ernsthaft glaubt, dass es in den USA irgendwer als normal oder witzig empfände, wenn Google dort Daten von minderjährigen Schülern sammle...mal im Ernst...Let me google that for you...
    &tldr: Auch in den USA gibt es Datenschützer.

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    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • BTW:
    Wer nicht ständig von Google 'getrackt' werden möchte, kann folgende Suchmaschine verwenden:
    https://www.startpage.com


    Hier wird zwar auf Google zugegriffen, das Ganze jedoch anonymisiert...


    Diese Suchmaschine ist sein einiger Zeit meine "Startpage" für die Suche im Web.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wenn jemand ernsthaft glaubt, dass es in den USA irgendwer als normal oder witzig empfände, wenn Google dort Daten von minderjährigen Schülern sammle...mal im Ernst...Let me google that for you...
    &tldr: Auch in den USA gibt es Datenschützer.

    Ja klar, aber wenn ich an unseren Schüleraustausch denke, wo jeder Schüler ein iPad von der Schule bekam mitsamt Apple Produkten, welche diese zu nutzen hatten und ihre Aufgaben mit diesen erstellen sollten und für den Unterricht unabkömmlich waren. Apple ist was Datenschutz angeht ja auch nicht zwingend ein unbeschriebenes Blatt. Halten wir generell fest: Auf der einen Seite sollen wir immer weiter innovieren; uns wird aber von Seiten unseres Arbeitgebers keine Möglichkeit dazu gegeben.
    Ein Beispiel: Wir müssen mit Medien etc pp arbeiten. Diese kann ich nur nutzen, wenn ich mein eigenes Equipment mitbringe. Wenn wir mal nen Beamer haben, schließe ich dort meinen Laptop an. Prinzipiell dürfte ich diesen NICHT mit Strom verbinden, da jedes Gerät, welches bei uns an der Schule an den Strom kommt, von der städtischen Firma zuerst geprüft werden muss. Also handel ich sozusagen "gegen die Regeln", nur um meinen Job zu machen. Teilweise fehlen Lehrbücher, so dass man komplett auf Kopien zurückgreifen muss. Da gibts auch Copyright Probleme etc. Sogesehen macht man sich schon strafbar, um seinen Job vernünftig zu machen. Und das kann man dann ja dementsprechend auch auf die technischen Voraussetzungen beziehen. Ich würde gerne einen solchen Service (ob bekloppt oder wie auch immer anbieten), nur mir sind die Hände dazu rein offiziell gebunden. Ich hoffe, ich habe nun nicht zu weit ausgeholt ;)

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

  • Apple ist was Datenschutz angeht ja auch nicht zwingend ein unbeschriebenes Blatt.

    Hast du einen Beleg dafür? Mein letzter Stand war, dass Apple an den Geräten und nicht den Daten verdient - im Gegensatz zu Google oder Facebook.

  • Hast du einen Beleg dafür? Mein letzter Stand war, dass Apple an den Geräten und nicht den Daten verdient - im Gegensatz zu Google oder Facebook.

    Ich habe lediglich in den letzten Jahre immer Artikel drüber gelesen. Ich persönlich sehe das alles nicht so kritisch, muss ich sagen. Aber es finden sich bei google, wenn man danach sucht schon ein paar Einträge.

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

  • Leute, euch ist schon klar, dass NSA etc. eure langweiligen Daten bekommen, wenn sie wollen? Ob ihr irgendwelche blöden Hausaufgaben hochladet, juckt die dagegen relativ wenig. Warum denken die Leute immer, nur weil man Sachen wie Twitter etc. nicht nutzt, bekommen die die Daten nicht? Und selbst wenn sie unsere Infos haben - Es gibt nichts langweiligeres, als das (Persönlichkeits)profil eines deutschen Lehrers.

  • Warum denken die Leute immer, nur weil man Sachen wie Twitter etc. nicht nutzt, bekommen die die Daten nicht? Und selbst wenn sie unsere Infos haben - Es gibt nichts langweiligeres, als das (Persönlichkeits)profil eines deutschen Lehrers.

    In der Türkei wurden mehrere 10.000 Lehrer entlassen, weil sie dem Regime nicht passen. Kannst du uns garantieren, dass in Deutschland keine Idioten an die Macht gelangen?
    Den Fall hatten wir schon mal.
    Warum schreibst du hier im Forum als "Lord Voldemort" und nicht als Hans Maier (falls du so heißen solltest)?
    - Man muss es den Datenabgleichern ja nicht zu einfach machen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • In der Türkei wurden mehrere 10.000 Lehrer entlassen, weil sie dem Regime nicht passen. Kannst du uns garantieren, dass in Deutschland keine Idioten an die Macht gelangen?Den Fall hatten wir schon mal.

    Stimmt, allerdings ist die deutsche Demokratie deutlich stabiler. Und wie gesagt: Wenn man unsere Daten will, bekommt man sie. Facebook hin, oder her.

  • Das FBI wollte die Daten von Apple und hat sie nicht bekommen (https://en.wikipedia.org/wiki/…3Apple_encryption_dispute). Ferner gibt es sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (eine Folge der Snowden-Enthüllungen). Google forciert seitdem https. Es ist in den letzten Jahren deutlich schwerer geworden an Daten zu gelangen. Es gibt immer Wege, an Einzeldaten zu gelangen. Wir können uns jedoch vor einer massenhaften Überwachung durchaus schützen.

  • Leute, euch ist schon klar, dass NSA etc. eure langweiligen Daten bekommen, wenn sie wollen?

    Eine Verschlüsselung zu knacken ist in den meisten Fällen eine Frage der Rechenleistung und damit des eingesetzten Budgets.
    Es ist m.E. vollkommen absurd, eine Schule könne an dieser Stelle mit einem (beliebigen) Geheimdienst konkurieren.


    Die Verwendung von Verschlüsselung von uns (Schulen etc.) dien m.E. der Abschreckung (Erhöhung der Handlungschwelle) und dem Schutz vor Leuten, die den o.g. Aufwand nicht betreiben können/wollen (irgendwelche Script-Kiddies ö.ä.).



    Ferner gibt es sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung...

    Die Informationen werden im Zweifel vor der Verschlüsselung abgegriffen.


    Und wer jetzt auf die Idee kommt, im Analogen könne man das alles sicher haben, der irrt auch m.M.n. hier.
    Da ist die Datensammlung und evtl. die Auswertung etwas aufwändiger, keinesfalls aber unmöglich.
    Und wenn der Staatsschutz oder eine ähnliche Institution beim Schulleiter auf der Matte steht und Einsicht in irgendwelchen Personal- oder Schülerakten haben will, dann geht der Aktenschrank genau so einfach auf, wie das in "alten Zeiten" der Fall war. Auch darüber sollte sich keiner irgendwelche Illusionen machen.


    Man kann informationsverarbeitende Systeme/Netze (egal ob digital oder analog) relativ sicher machen, den Aufwand ist aber keiner bereit zu leisten. Ich denke da an das Sicherheitsmodell von Bell-LaPaluda.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Die Informationen werden im Zweifel vor der Verschlüsselung abgegriffen.

    Das funktioniert dann aber nur als gezielte Aktion und nicht flächendeckend. Genau aus diesem Grunde haben viele IT-Dienstleister auf Verschlüsselung umgestellt. Schulen sollten mit ihren zahlreichen sensiblen Daten ebenso umsichtig umgehen.

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