Promovieren als Lehrer

  • Hallo Leute,


    ich befinde mich momentan im Masterstudiengang für das Lehramt für Sek I und spiele mit dem Gedanken, ob ich eventuell promovieren sollte oder überhaupt könnte. Ist das ohne weiteres für mich als ein absolvent ded Mastee of Education für sek I möglich?
    Hab ihr selber Erfahrungen damit?
    Könnte ich damit auch in der Oberstufe Unterrichten?


    Danke im Vorraus
    Lg :)

  • Promovieren kann jeder, der einen Master hat und einen Doktorvater findet. Eine Relevanz für eine spätere Tätigkeit als Lehrer hat ein Doktortitel nicht.

  • Du musst teilweise während der Promotion verpflichtend weitere Veranstaltungen belegen (bei mir waren das mit Staatsexamen Gy/Ge 4 SWS), das hängt von der fachlichen Nähe des Lehramtsstudiums zum Promotionsthema ab. Die Promotion bringt dir keine Lehrerlaubnis in der Schule. Ich hab Psychologen und Pädagogen an der Uni in den Veranstaltungen sitzen gehabt, darf aber an der Schule weder Psychologie, noch Pädagogik unterrichten. Ich durfte sie aber prüfen, ob sie gute Lehrer werden würden...xD

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Könnte ich damit auch in der Oberstufe Unterrichten?


    Nein. Promotion wirkt sich 0 auf deine Arbeit in der Schule aus.


    Ist das ohne weiteres für mich als ein absolvent ded Mastee of Education für sek I möglich?


    Natürlich. Das ist kein "Studium Light" o.ä. was du da studiert hast.



    Grundsätzlich würde - ich persönlich - aber davon abraten direkt nach dem Studium zu promovieren. Einfacher und finanziell besser ist es, wenn du ganz normal deinen VD machst und anschließend eine Stelle als Lehrer annimmst.


    Dann findet man nämlich immer noch problemlos einen Doktorvater und du kannst dann dein Forschungsvorhaben an deiner Schule durchführen.

  • Promovieren kann jeder, der einen Master hat und einen Doktorvater findet. Eine Relevanz für eine spätere Tätigkeit als Lehrer hat ein Doktortitel nicht.

    Wie läuft denn der ganze Prozess ? Muss ich einfach einen Prof. finden der sich bereit erklärt mich zu betreuen? Wie viele Doktoranden kann denn so ein Prof. betreuen?

  • Wie viele Promovierende ein Prof. heute betreut, hängt ein wenig davon ab, wie hoch der Durchschnitt an der Uni ist, wie der Prof. selbst tickt, usw. In meiner Studienzeit hatten die Lehrstuhlinhaber ein paar Doktoranden, heute deutlich mehr - die Zulagen der W-Besoldung locken. Kurz: betreut werden so viele, wie er/sie lustig ist. Einfach mal auf die Webseiten der Institute gucken - was für mich offen gestanden schon der erste Test ist, ob jemand das machen sollte.


    Wie man einen findet? Anschreiben, ansprechen, auf eine Stelle bewerben, usw.


    Für mich immer die Frage: warum willst Du das machen? Für unseren Job bringt es wenig bis rein gar nichts. Ausser, dass man zweiunddrölfzig-mal pro Stunde von den Schüler "Herr/Frau/Fräulein Dr. XY" angesprochen wird - oder eben nicht und jedes Mal erläutern kann, dass es "Herr/Frau/Fräulein Dr. XY" heißt.
    Ebenso ist es an der Uni ja hübsch kuschelig: Erstes Mal weg von Mamis Rockzipfel, da kennt man alles, entspannteres Leben, das nette Team in der Mensa kocht auch immer für einen, Referendariat soll ja auch die Hölle sein, nehmen mich die anderen Lehrer überhaupt ernst, usw. Aber ganz ehrlich: wenn man nicht wirklich für die Forschung brennt, dann sollte man diese Zeit vielleicht doch anders nutzen. Einfach mal ins kalte Wasser springen und schwimmen. Schule ist nett, wir haben Pausen, Kekse, Ferien und Kaffee.

  • Für die Schule ist der Doktortitel nur ein akademisches Sportabzeichen. Solange einem das klar ist, spricht doch nix dagegen zu promovieren, wenn man Interesse am Thema hat, in einer guten Arbeitsgruppe ist und die nötigen zeitlichen und finanziellen Ressourcen hat.


    Wenn du nicht in die Schule willst, erhöht er deine Jobchancen und hebt dich aus dem "Lehramtabschluss" heraus. Zumindest falls du in Mathematik promovieren willst.


    Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man aufpasst, nicht in die Prekariatsfalle zu tappen. Ewiger Doktorant auf Hungerlohnstelle/Dozentenstelle oder gar unbezahlt als externer Doktorant...

  • Das ist ein spannendes Thema, denn ich habe mich oft gefragt, inwiefern die Anrede "Herr Dr." und besonders die der "Frau Dr." etwaige schulische Beförderungsambitionen unterstützt!?

  • Eine Schule ist kein Großkonzern. Ein Dr. bringt dir auf der Karriereleiter nichts.


    Ich weiß nicht, wie bei Euch die Beurteilungen laufen, bei uns gibt es einen dienstlichen Beurteilungsbogen mit verschiedenen Bereichen (Unterricht, FoBi usw...), die bepunktet und unterschiedlich gewichtet werden.


    Wenn ich mir da jetzt mal meinen letzten Bewertungsbogen ansehe, könnte man durchaus in einigen Bereichen eine Promotion unterbringen:


    1. Im Abschnitt "Fort- und Weiterbildung" (dort ganz sicher)
    2. Bei "weitere Eignungsmerkmale", denn zumindest meiner Meinung nach ist es ein Eignungsmerkmal, wenn man fachlich (zumindest auf dem Papier) aus der Masse heraussticht.


    Allerdings sind die beiden Bereiche bei uns die am schwächsten gewichteten. In den anderen sehe ich keine Chance.


    Gruß,
    DpB

  • Wenn man das Ganze einmal nüchtern betrachtet, ist ein Dr. weder fachlich noch pädagogisch noch von seinen effektiven dienstlichen Leistungen her per se besser als ein nicht promovierter Lehrer.
    Wer da wirklich meint, bessere Chancen auf der Karriereleiter zu haben, sollte aufhören zu träumen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Wenn man das Ganze einmal nüchtern betrachtet, ist ein Dr. weder fachlich noch pädagogisch noch von seinen effektiven dienstlichen Leistungen her per se besser als ein nicht promovierter Lehrer.
    Wer da wirklich meint, bessere Chancen auf der Karriereleiter zu haben, sollte aufhören zu träumen.

    Wer in einem seiner Fächer promoviert wurde, hat sich zumindest mit einem Teilgebiet dieses Fachs intensiver befasst als ein "normaler" Student. Fachlich ist er also tatsächlich besser. Das muss sich natürlich nicht auf seinen dienstlichen Leistungen auswirken.


    Da allerdings die Gewichtung sehr gering ist (zum Vergleich: Unterrichtsgestaltung zählt - m.E. zu Recht - 8-fach) ist der Einfluss auf die Bewertung und damit die Karrierechancen tatsächlich recht gering, aber eben nicht null.


    Gruß,
    DpB

  • Die Forschung allein ist auch mein Ziel und nicht nur wegen des Dr. Titels. Aber auch das Arbeiten an der Uni mit Studenten und in der Schule gleichzeitig (so machen es ja einige Dozenten) fände ich auch interessant.
    Gibt es da Finanzielle Aspekte? Muss man für eine Dissertation bezahlen ?

  • Ein normaler Lehrer hat mehrere Jahre Vorsprung, selbst wenn man die Promotion in der Beurteilung unterbringen kann.

    Das mag für allgemeinbildende Schulen gelten, wo vielleicht wirklich die meisten Lehrer den klassischen Weg Abi-Studium-Lehrer machen.


    Bei uns hat allerdings fast jeder einen "krummen" Lebenslauf. Der eine hat vorm Studium eine Ausbildung gemacht, der nächste hat promoviert, der dritte jahrelang in der Industrie gearbeitet usw. Ach ja, ne Menge ehemaliger Zeitsoldaten laufen auch noch rum :-)


    Da ist zumindest auf dem Papier ein Dr. im aktuellen Fachbereich etwas, das man eher angeben kann als eine ggf. fachfremde Ausbildung.


    Kann aber sein, dass das tatsächlich eine Eigenart der beruflichen Schulen ist.


    Gruß,
    DpB


    PS Mal ganz nebenbei: ich habe KEINE Ahnung, was ein/e "Hrsge" ist, wo der Threadersteller unterrichten wird. Sek I spricht ja für was allgemeinbildendes, aber was genau?

  • Ich glaube, Haupt-, Realschule und Gesamtschule".


    Aber zu den obigen Posts sehe ich nur die formalen Beförderungskriterien erklärt. Mir geht es aber um den sozialen Status und somit um das, was nicht auf dem Papier beschrieben wird. Und gerade den sehe ich im SEK. II Bereich aufgrund eines Dr. Titels - egal, ob gerecht- oder ungerechtfertigterweise - erhöht. Oder täusche ich mich?

  • Ich glaube nicht, dass einem das Fachwissen, das man sich während der Promotion erarbeitet, in der Schule so viel weiter bringt. Natürlich, ich bin mir ziemlich sicher darin, dass ich in einigen Themenbereichen mehr weiß als meine Kollegen, aber mal im Ernst: Was glaubst du wie oft ich das im Unterricht oder ansonsten in der Schule gebrauchen kann? Als Tipp: Wie oft hast du etwas gebraucht, dass du in einer Vorlesung während des normalen Studiums gehört hast?


    Es geht bei der Promotion, genauso wie beim Studium übrigens auch, nicht darum, dass man in einem spezifischen Themenbereich mehr weiß als andere, es geht darum, dass man bestimmte Arbeitshaltungen, Methoden und auch Charaktereigenschaften trainiert (und dann am Ende die Wissenschaft ein (zumeist nur winziges) Stück nach vorne bringt, dafür gibt es dann den Titel). Das hilft einem dann durchaus um Beförderungen zu erhalten, weil diese Fähigkeiten und der Wille durchzuhalten (das ist einer der wichtigsten Punkte während des ganzen Verfahrens) einem auch in allen anderen Lebensbereichen helfen können.


    Du solltest dich etwas genauer mit dem ganzen Verfahren beschäftigen (du wirst zum Beispiel die Begriffe Promotion, Dissertation, usw. durcheinander, Infos findest du auf den Homepages der Universitäten oder z.B. hier), du solltest dir sicher sein, dass du dir 3-5 Jahre harte, schlecht bezahlte, unsichere Arbeit antun möchtest (die meisten Stellen sind befristete 50%-65% TVL-E13, die Vollstipendien sind vom Geld her weniger), du solltest wirklich Interesse an dem Themengebiet haben und du solltest dir klar sein, dass die Einstellungssituation an der Schule sich in dieser Zeit massiv verändern kann, die Jobchancen als Postdoc sind je nach Fachgebiet jetzt auch eher mäßig überzeugend.


    P.S.: Mir fällt gerade ein schulischer Kontext ein in dem dir die Promotion tatsächlich direkt was bringt: Elterngespräche. Die laufen durch die Bank entspannter, weil die Leute denken du wärst ein Wunderheiler... :P

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