• Hey, ich unterrichte in einer Realschule eine 10. Klasse in Politik und da habe ich jetzt einen Jungen drinn der in der 9. mündlich auf 1 stand und sehr engagiert war. Seit Schulbeginn ist er aber sehr still geworden und macht oft den Eindruck als würde er gedanklich wo anders sein. Ich habe mal rumgefragt wie die anderen Lehrer die ihn im Unterricht haben das sehen und bei ihnen verhält er sich wohl genauso. Ich habe schon versucht mit ihm zu reden und zu fragen was los ist bzw. ob alles inordnung ist. Leider hat er recht schnell abgeblockt und meinte er will nicht drüber reden. Ich kann zwar verstehen, dass man mal ne miese Zeit hat aber das geht jetzt schon mehrere Wochen so. Momentan kriegt er in vielen Fächern im Mündlichen eine 5 /6 was ich sehr schade finde da er definitiv den Stoff könnte. Ich möchte ihm irgendwie helfen ohne direkt seine Eltern zu informieren habe aber momentan keine Lösungsansätze mehr. Habt ihr noch irgendwelche Ideen?

  • Ich würde nur ungern die Eltern informieren da er mit ihnen auch schon öfters aneinander geraten ist und ich denke sie könnten auch der Grund sein für seine momentane nachdenklichkeit( Dies kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen).

  • Wenn es bei euch einen Schulsozialarbeiter gibt, würde ich ihn dort zuerst hin schicken. Ansonsten sollte das eher Sache des Klassenlehrers sein, da es ja offensichtlich nicht nur dein Fach betrifft.

  • Erst mal - es ist toll, wenn du dich hier engagieren willst. Wie du auch schon bemerkt hast, sind möglicherweise sogar die Eltern die Quelle der Probleme (und wenn das der Fall ist, wäre es natürlich besonders ungünstig, sie darauf anzusprechen).
    Was genau vorgefallen ist, kannst du natürlich nur ahnen, da der Junge nicht von selbst auf dich oder ggf eien vertrauenslehrer zukommt, kannst du es höchstens noch einmal anbieten, so a la "Du weißt - wenn du ein Problem hast, wir können dir helfen, aber helfen kann man nur sprechenden Menschen".
    Einen evtl. vorhandenen Schulsozialarbeiter, ansonsten einen Vertrauenslehrer oder den Klassenlehrer mal darauf anzusprechen ist jedenfalls nicht falsch.


    Wie ist dieser Schüler denn sonst so, unterrichtest du ihn schon lange, was weißt du über ihn?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich würde nur ungern die Eltern informieren da er mit ihnen auch schon öfters aneinander geraten ist und ich denke sie könnten auch der Grund sein für seine momentane nachdenklichkeit( Dies kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen).

    Gerade dann sollte mMn die Eltern informiert werden!


    Ich hätte es damals gut gefunden, wenn meine Eltern mal einen Denkanstoß von Seiten der Schule bekommen hätten!

  • ...wie oben erwähnt - möglicherweise absolut kontraproduktiv.


    Welcher Art waren denn die Probleme, die du bisher mit den Eltern hattest, oder - etwas schnoddrig ausgedrückt - von welchem Typ "Problemeltern" sprechen wir denn hier?

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  • Okay...
    Also... vorneweg - was jetzt kommt ist natürlich Spekulation, ich bin "nur" Vertrauenslehrerin, keine Psychologin, und kennne diesen Jungen natürlich nicht persönlich, aber deine Beschreibung gibt mir einige Hinweise, und so kann ich mir ein paar Möglichkeiten zusammenreimen, du vermutlich auch...
    - deinen Beschreibungen nach ist der Junge intelligent und introvertiert, vermutlich auch sehr sensibel, etwa 15-16 Jahre alt und nach deiner Beschreibung leistungstechnisch ein deutlicher Kandidat für den Wechsel in die gymnasiale Oberstufe und Abitur. Möglicherweise sogar hochbegabt, und keiner hats gemerkt, weil sein Umfeld so etwas gar nicht in Erwägung zieht?
    - Die Realität an sich, insbesondere sein direktes Umfeld, scheint ihn zu frustrieren, vielleicht ist gerade irgendetwas passiert, was ihn zu so einer Radikalwendung gebracht hat - er hat vielleicht das Gefühl, auch mit seinen sehr guten Leistungen "nichts bewegen" zu können, in welchem Kontext auch immer, hat das gerade (möglicherweise seitens der Eltern) wieder massiv erfahren und resigniert nun - a la "es interessiert ja sowieso keinen, es ändert nichts, woozu soll ich mich anstrengen, ist doch Perlen vor die Säue".
    - Möglicherweise sieht er sich - sensibel wie er ist - selbst als Ursache einiger Probleme der Eltern, die ja offenbar öfter streiten, und - so könnte er es empfinden - lieber ein "einfaches" Kind hätten, das eben keine neuen Ideen (die die Eltern überfordern?) präsentiert, etc - ich mutmaße mal, deren Weltbild ist weit eingeschränkter als das des Schülers, und mit diesem Fakt können sie nicht umgehen, bzw wollen sie das nicht wahrhaben.
    - Auslöser kann alles mögliche gewesen sein... Vielleicht eine Diskussion über seinen weiteren Werdegang, vielleicht etwas Politisches, was auch immer... und dann ein agressiver (möglicherweise gewalttätiger?) Vater... ich will ja den Teufel nicht an die Wand malen, aber da kann alles passiert sein.
    Versuche, ggf auch zusammen mit Klassen- oder Vertrauenslehrer zusammen, einmal ein Gespräch mit dem Jungen zu führen. Nicht zwischen Tür und Angel, und setze ihn keinesfallls unter Druck. Wenn er versteht, wo er doch Hilfe bekommen kann (denn die scheint er nirgends sonst zu bekommen), wird er euch vieleicht offenbaren, was vorgefallen ist. Tonfall in etwa "Hör mal... ich unterrichte dich seit 2 Jahren, ich weiß was du kannst, ich schätze deine Mitarbeit... du kannst mir nicht erzählen es sei nichts passiert, seit den Ferien bist du wie ausgewechselt. Kann ich dir irgendwie helfen?" - der Junge darf nicht das Gefühl haben, allein/isoliert zu sein. Ich fürchte, bei seinen Klassenkameraden wird er keine Unterstützung finden, weil er denen zwar "über" ist, es aber aufgrund seiner sensiblen, introvertierten Art alles runterschluckt... und dieser plötzliche Leistungsabfall ist ein Hilfeschrei, weil ihm nichts anderes dazu einfällt.


    Wenn du magst - schreib mir eine PN.
    Ansonsten erst einmal viel Erfolg.

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  • Hier sind ja wieder eine Menge Hobbypsychologen unterwegs.


    --


    Meine Vermutung ist nach wie vor, dass IndianaJones selbst dieser Schüler ist.




    Der Rat ist sowieso ganz einfach: Klassenlehrer informieren bzw. der wird sowieso Bescheid wissen, und der sollte dringend mit den Eltern Rücksprache halten. Eine dramatische Notenverschlechterung "ohne die Eltern zu informieren" halte ich für absolut schwachsinnig.

  • ...ich weiß ja nicht, wie die Eltern deiner Schüler so ticken, aber es gibt leider oft genug Fälle, wo diese schlicht überfordert/desinteressiert/die Ursache der Probleme sind - da bringt "die Eltern informieren" genausoviel, wie in China nen Sack Reis umzuwerfen.


    Es wäre ja wünschenswert, wenn wieder mehr Eltern die Bezeichnung "Eltern" auch verdienen... ist aber leider oftmals eben anders. Hallo Realität.

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  • Das ist mir durchaus bewusst, ich bin an einer Gesamtschule, und nicht die in Münster-Mitte.


    Ändert aber nichts daran, dass bei einem so rapiden Leistungsabfall die Eltern informiert werden sollten - wenn man dann rausbekommt, dass es nichts bringt, ist das was anderes. Aber vorher in den Kaffeesatz schauen und zu spekulieren, dass der Junge in die gymnasiale Oberstufe soll und hochbegabt ist etc pp. und deswegen gar keinen Kontakt mit den Eltern aufzunehmen - das halte ich für total falsch.

  • na siehst du - deshalb habe ich ja den TE auch nach weiteren Details gefragt, und die hat er genannt - wenn die so stimmen, rechne ich nicht mit brauchbarer "Unterstützung" seitens der Eltern.
    Und wenn ein Kind, das sonst gute und sehr gute Leistungen bringt, von jetzt auf gleich so eine Kehrtwende hinlegt, ist da irgendwas ganz gewaltig schiefgegangen, ich hoffe mal, wenigstens da sind wir uns einig, oder? Ich habe auch schon Kinder erlebt, die nach dem Motto "besser negative Aufmerksamkeit als gar keine" mit voller Absicht Leistung verweigert haben, weil ihnen mit "guten Noten" eben keine Beachtung geschenkt wurde. Auch so etwas könnte hier in Frage kommen...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Das ist mir durchaus bewusst, ich bin an einer Gesamtschule, und nicht die in Münster-Mitte.


    Ändert aber nichts daran, dass bei einem so rapiden Leistungsabfall die Eltern informiert werden sollten - wenn man dann rausbekommt, dass es nichts bringt, ist das was anderes. Aber vorher in den Kaffeesatz schauen und zu spekulieren, dass der Junge in die gymnasiale Oberstufe soll und hochbegabt ist etc pp. und deswegen gar keinen Kontakt mit den Eltern aufzunehmen - das halte ich für total falsch.

    @ Miss Jones: Bei so einer rapiden Leistungsverschlechterung solltest du nicht nur die Eltern informieren - du MUSST sie informieren. Das ist deine Pflicht. Da bleibt meiner Meinung nach nur die Frage, WIE du das anstellst und nicht OB...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • @ Miss Jones: Bei so einer rapiden Leistungsverschlechterung solltest du nicht nur die Eltern informieren - du MUSST sie informieren. Das ist deine Pflicht. Da bleibt meiner Meinung nach nur die Frage, WIE du das anstellst und nicht OB...

    @Zweisam ...beim zweiten Tei deines Statements stimme ich schon eher zu. "Informieren" bringt leider - erfahrungsgemäß - oft nichts oder verschlimmert die Situation ggf noch (zumindest wenn ich Beschreibungen wie die des TE lese). Da kannst du neben dem "Informieren" ja direkt mal "weiteres Vorgehen" auflisten. Oder sieht dein "Informieren" vor, den Eltern mitzuteilen, sich mal am Riemen zu reißen?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Bei so einem dramatischen Leistungsabfall ist ein Gespräch mit den Erziehungsbeauftragten zwingend.


    Welch Erkenntnis...
    Und nun betrachte deine (durchaus per se erst einmal richtige) Aussage mal im Zusammenhang mit der Information aus obigem Zitat...
    ...was bringt etwas - der Situation angemessen handeln, oder Paragraphen reiten? Natürlich müssen Eltern da "informiert" werden, aber ich habe den Verdacht, so wird sich das Problem eher verschlimmern als verbessern, insofern ist das alleine sicherlich nicht sonderlich zielführend.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Also wenn ein offensichtlich wenig erfahrener Lehrer mich als Problemelternteil betrachten, über Alkohol und Gewalt phantasieren und mir wichtige Informationen vorenthalten würde, nur weil ich mit meinem hochpubertären Sohn gelegentlich einen Konflikt habe, käme ich auch einigermaßen aggressiv rüber.



    Lieber Threadersteller (Schüler??), natürlich werden die Lehrer zunächst mal deine Eltern ins Boot holen. Es besteht eine Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus. Hier gibt es sehr seltene Ausnahmen, nämlich dann, wenn Jugendamt und Polizei die richtigeren Adressen sind.

  • Ich möchte all denjenigen, die sagen "warte mit der Information" zu bedenken geben, dass, wenn die Leistung nicht urplötzlich wieder so dermaßen Fahrt aufnimmt, dass die Note nicht ins Bodenlose rutscht, das böse Erwachen vollautomatisch mit dem Zeugnis kommt. Und dann gibt es nicht nur den Krach zuhause, sondern auch in der Schule, weil man dann die eigene Untätigkeit - zu Recht - vorgeworfen bekommt.

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