Verpflichtende Fortbildung und Leben

  • Was machen eigentlich die Väter und Mütter, die bei VW am Band oder Rewe an der Kasse stehen?

    Die nehmen sich frei. Hast du Kinder? Durftest du zur Einschulung? Ich habe von meiner Chefin nicht frei bekommen. Dreimal. Da wird man sauer.


    Mein Vater lag mehrere Tage im Sterben. 240 km entfernt...ich musste arbeiten gehen oder lügen. Es war kurz vor den Sommerferien und ich ging brav in die Schule. Am letzten Schultag hatte ich ein komisches Gefühl, durfte mich in der Pause in die Ferien verabschieden, bin zu meinen Eltern gerast und habe es gersde noch geschafft, die letzte halbe Stunde bei meinem Vater sein zu können, bevor er gestorben ist.


    Jeder andere Arbeitnehmer bekommt in so einem Fall frei. Wir müssen lügen. Die letzten beiden Schulstunden wurden mir diesmal allerdings "erlassen."


    Oh, ich wollte nicht ablenken. Aber prinzipiell finde ich es schade, dass wir in wichtigen Momenten nicht frei bekommen.


    FrauCitas liegt das Problem offensichtlich sehr am Herzen, sonst hätte sie das Forum nicht eröffnet.

    Einmal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Nicht jede Mitteilung ist destruktiv oder unterinformiert, nur weil andere anders handeln würden. Es hilft auch manchmal, sich das anzuhören, Reflexion und so. Ich finde, dass du keine Absolution aus einem Forum brauchst. Wenn es dir wichtig ist, dann machs so. Ob es aber das Gewicht hat, was du ihm beimisst, steht noch mal auf einem anderen Blatt.


    Schönen Geburtstag euch jedenfalls, ob nachgefeiert oder datumsgerecht ;)

  • Die nehmen sich frei. Hast du Kinder? Durftest du zur Einschulung? Ich habe von meiner Chefin nicht frei bekommen. Dreimal. Da wird man sauer.
    Mein Vater lag mehrere Tage im Sterben. 240 km entfernt...ich musste arbeiten gehen oder lügen. Es war kurz vor den Sommerferien und ich ging brav in die Schule. Am letzten Schultag hatte ich ein komisches Gefühl, durfte mich in der Pause in die Ferien verabschieden, bin zu meinen Eltern gerast und habe es gersde noch geschafft, die letzte halbe Stunde bei meinem Vater sein zu können, bevor er gestorben ist.


    Jeder andere Arbeitnehmer bekommt in so einem Fall frei. Wir müssen lügen. Die letzten beiden Schulstunden wurden mir diesmal allerdings "erlassen."

    Das, was du beschreibst, ist doch echt skandalös. Sicher hat es seine Gründe, warum nicht wegen jedem Pups freigegeben wird, aber wo das Problem dabei liegen sollte, bei entsprechend früher Ankündigung wie bei der Einschulung deiner Kinder oder bei ernsthaften Notfällen wie dem nahenden Tod deines Vaters, freigestellt zu werden, erschließt sich mir nicht. Den Schülern kann man ja sagen, dass man am Tag X nicht da sei, dass sie aber bei der Frau Müller schön artig sein und an ihren Aufgaben weiterarbeiten sollen (die kann man ja im Vorfeld vorbereiten und der Frau Müller hinterlegen). Und wenn es finanzielle Gründe hat: Ein Tagesgehalt macht den Braten auch nicht fett. Dann verzichtet man halt mal auf ein Tagesgehalt und die Frau Müller bekommt es. Das fällt insbesondere im Verhältnis zu den Gründen der Freinahme doch nicht ins Gewicht, oder?

  • Nicht jede Mitteilung ist destruktiv oder unterinformiert, nur weil andere anders handeln würden. Es hilft auch manchmal, sich das anzuhören, Reflexion und so. Ich finde, dass du keine Absolution aus einem Forum brauchst. Wenn es dir wichtig ist, dann machs so. Ob es aber das Gewicht hat, was du ihm beimisst, steht noch mal auf einem anderen Blatt.


    Schönen Geburtstag euch jedenfalls, ob nachgefeiert oder datumsgerecht ;)

    Natürlich nicht. Wer hat das behauptet?


    Zudem erwarte ich nicht, dass sich alle Leute mit dem Thema "Retraumatisierung bei Adoptivkindern" auskennen, und ich erwarte auch nicht, dass alle Leute die Situation verstehen. Ich musste mich selbst vor der Adoption sehr intensiv einarbeiten; das hätte ich ohne Not sicher nicht getan. Es ist ja wohl keine Schande, diesbezüglichzu wenig informiert zu sein, um das Problem nachvollziehen zu können.

  • Kannst du - wenn deinem Wechselwunsch - nicht entsprochen wird, nicht einfach den stellvertetenden Fachschaftsvorsitzenden fragen? Bei uns wäre so etwas ohne weiteres möglich (sowohl von der SL-Ebene als auch von Seiten des Kollegiums aus).

  • Vielen lieben Dank für die vielen konstruktiven Antworten.


    Ich habe auch die weniger konstruktiven Antworten nutzen können - sozusagen als Lackmustest - und mich entschieden, die Bitte um ausnahmsweise Teilnahme an der FB an einem anderen Ort nicht zu begründen, sondern erstmal nur zu äußern. Ich habe bereits befürchtet, dass die Lage nur für informierte Leute nachvollziehbar sein wird und wurde hier ja durchaus bestätigt.

    Ich bin z.B. mit traumatisierten Kindern aufgewachsen und arbeite heute mit welchen. Das heißt aber nicht, dass ich immer alles richtig mache. Im Gegenteil, ich schaue mir von den Kollegen was ab, die unbeschwert, mit Humor und Zuversicht an Probleme rangehen. Oft sind das diejenigen, die am stabilsten aufgewachsen sind und von psychischen Belastungen nichts wissen. Ich selbst neige nämlich zum Dramatisieren :heul::schreck::explodier: Wenn also jemand sagt: "hey, geh doch einfach abends zu Mc Donalds" kann man daraus schließen, dass der Hinweis aus Unsensibilität und mangelnder Traumakenntnis herrührt, oder überlegen, ob Burger und Milchshake nicht auch eine Variante sind.


    Ich behaupte, dass Kinder stabiler werden, je stabiler ihre Lebensumstände sind. Zuverlässigkeit, Zuwendung, Klarheit. Verhalten, das aus schlechtem Gewissen oder Mitleid oder Ängsten herrührt zählt eher nicht dazu. Du hast dir eine sehr anstrengende, belastende und auch wunderbare Lebensaufgabe vorgenommen, Hut ab! Lass dich nicht verunsichern :)

  • Das, was du beschreibst, ist doch echt skandalös.

    Leider entspricht das den geltenden Regeln, auch wenn es vielleicht verständnisvollere Schulleiter gibt.


    Ich durfte ein Schulfest nicht für zwei Stunden zur Kindergartenverabschiedung meines Sohnes verlassen, obwohl ich als Teilzeitkraft die volle Projektwoche durchgearbeitet hatte. Zu seiner Einschulung hätte er ebenfalls alleine gehen müssen (Vater gibts bei uns wegen eines Schicksalsschlags nicht mehr, andere Verwandte wohnen weit weg und sind alt), wenn die "Assistentin" des Stundenplaners (die natürlich in Wahrheit die Arbeit gemacht hat) nicht solidarisch gewesen wäre und meinen freien Tag auf seinen Einschulungstag gelegt hätte. Diese strenge Auslegung galt bei uns nicht für jeden. Der Personalrat war aber in diesem Umfeld natürlich keine Hilfe.


    Als Kleinkind im Fremdelalter hatte mein Kind schweres Asthma und musste öfter notfallmäßig ins Krankenhaus. Dass ich ihn als Mutter begleite, war nicht drin, der Arzt fand es medizinisch nicht nötig, obwohl Angst und Aufregung die Atemnot verstärken und mein Sohn sich in seiner Verzweiflung beim Strampeln die Infusion herausgerissen und Bett und Wand vollgeblutet hat, und natürlich waren die vier (auch bei Alleinerziehenden) Krankheitstage im Jahr ohnehin schnell aufgebraucht. Die SL hätte noch bis zu vier weitere Tage mit anderen Begründungen genehmigen können, wenn sie denn gewollt hätte - hat sie aber nicht. Einzelne Urlaubstage können Lehrer in der Schulzeit nicht nehmen. Zusammenhängender Sonderurlaub (z.B. ein Vierteljahr) wäre theoretisch denkbar, muss man aber sechs bis acht Wochen vorher beantragen und die Notwendigkeit belegen können, fällt bei sporadischen Krankheitsschüben flach. Bleibt noch, nach vielen Monaten (je nach Antragsmonat 6 bis 18) unbezahlt in Urlaub zu gehen und sich solange von Tag zu Tag durchzuretten.


    Die Geschichte mit dem sterbenden Vater hat eine Kollegin ähnlich erlebt. Bei uns bekommt man erst frei, wenn ein Verwandter ersten Grades BEERDIGT wird, nicht wenn er erst stirbt. Allerdings fand es die SL angebracht, von der Kollegin zu verlangen, vor der Beerdigung ihres Vaters die ersten beiden Stunden zu unterrichten, da die Beerdigung auf 11 Uhr terminiert war.


    Klar haben Beamte eine besondere Treuepflicht. Aber wir haben auch Pflichten in anderen Rollen und menschliche Bindungen und Bedürfnisse. Ich finde die Regeln in manchen Lebenslagen sehr brutal.

  • Den Schülern kann man ja sagen, dass man am Tag X nicht da sei, dass sie aber bei der Frau Müller schön artig sein und an ihren Aufgaben weiterarbeiten sollen (die kann man ja im Vorfeld vorbereiten und der Frau Müller hinterlegen). Und wenn es finanzielle Gründe hat: Ein Tagesgehalt macht den Braten auch nicht fett. Dann verzichtet man halt mal auf ein Tagesgehalt und die Frau Müller bekommt es. Das fällt insbesondere im Verhältnis zu den Gründen der Freinahme doch nicht ins Gewicht, oder?

    Im Himmel ist Jahrmarkt.

  • Wenn ein Familienmitglied im Sterben liegt und man deswegen nicht schlafen/ essen/ sich konzentrieren kann, IST man krank. Man muss also nicht lügen und holt sich seine Krankschreibung ab. Im öD gibts auch die inoffiziellen "Karenztage". Man meldet sich krank, muss aber erst ab dem 3. Tag eine Krankschreibung bringen. Gibts das bei Beamten nicht? Arbeitsunfähigkeit besteht jedenfalls nicht nur aus Fieber und Erbrechen.

  • ich drücke die Daumen, dass es klappt. Ob nun mit offzieller Verlgegung oder einem netten Kollegium, das an dem Nachmitatg einspringt.
    Wenn ich die Geschichten mit der Beerdigung etc. lese, kann ich mich wirklich nur fragen, was das für SL sind. Klar, Vorschriften gibt es. Aber es gibt auch mal Dinge, die wichtiger sind. Ich bin jedenfalls froh, in einem Kollegium zu sein, in dem ich Leute auch mal um einen Gefallen bitten kann (für mich Vertretung übernehmen, wenn es wirklich nötig ist), mit einer SL, die das dann auch mitmacht.
    Ist ein Geben und Nehmen. Eine gute Leitung weiß das.

  • Wenn ich die Geschichten mit der Beerdigung etc. lese, kann ich mich wirklich nur fragen, was das für SL sind. Klar, Vorschriften gibt es. Aber es gibt auch mal Dinge, die wichtiger sind. Ich bin jedenfalls froh, in einem Kollegium zu sein, in dem ich Leute auch mal um einen Gefallen bitten kann (für mich Vertretung übernehmen, wenn es wirklich nötig ist), mit einer SL, die das dann auch mitmacht.
    Ist ein Geben und Nehmen. Eine gute Leitung weiß das.

    Das ist genau der Punkt: alles ist ein Geben und Nehmen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sich für seine Kollegen interessiert, genau hinhört und Ihnen auch dann entgegen kommt, ohne dass sie sich etwas schwer erkämpfen müssen, dann "produziert" man Loyalität und ein Miteinander, welches nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Man kann doch auch schnell durchblicken, wer wegen jedem Pups angelaufen kommt und welche Kollegen in echter Not sind. Wenn ich als SL ein vertrauensvolles Verhältnis pflege, dann würde ich Umstände wie bei FrauCitas sicherlich in Ansätzen kennen und einschätzen können... und versuchen so etwas unspektakulär zu lösen, wenn ich das Problem geschildert bekomme. Eben eine Vertretung schicken... oder zur allergrößten Not selbst irgendwo anrufen und um Terminverschiebung bitten. Ganz ehrlich: im Gesamtsystem gesehen ist das doch kein großes Ding (z.B. jemand wegen einem sterbenden Angehörigen eben nach Hause zu schicken oder aber eine Einschulung möglich zu machen), aber für den Betroffenen ist elementar wichtig.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Dienstunfähigkeit liegt auch dann vor, wenn man aus psychischen Gründen nicht dazu in der Lage ist, Dienst zu tun. Ein sterbendes Familienmitglied würde ich definitiv zu einer solchen Situation zählen. Glücklicherweise haben wir hier eine verständnisvolle Schulleitung und ein ebenso solidarisches Kollegium.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das ist genau der Punkt: alles ist ein Geben und Nehmen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sich für seine Kollegen interessiert, genau hinhört und Ihnen auch dann entgegen kommt, ohne dass sie sich etwas schwer erkämpfen müssen, dann "produziert" man Loyalität und ein Miteinander, welches nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Man kann doch auch schnell durchblicken, wer wegen jedem Pups angelaufen kommt und welche Kollegen in echter Not sind. Wenn ich als SL ein vertrauensvolles Verhältnis pflege, dann würde ich Umstände wie bei FrauCitas sicherlich in Ansätzen kennen und einschätzen können... und versuchen so etwas unspektakulär zu lösen, wenn ich das Problem geschildert bekomme. Eben eine Vertretung schicken... oder zur allergrößten Not selbst irgendwo anrufen und um Terminverschiebung bitten. Ganz ehrlich: im Gesamtsystem gesehen ist das doch kein großes Ding (z.B. jemand wegen einem sterbenden Angehörigen eben nach Hause zu schicken oder aber eine Einschulung möglich zu machen), aber für den Betroffenen ist elementar wichtig.

    Obwohl man hier wirklich zwischen Kollegen und SL unterscheiden muss.
    Ich hatte schon eine Schulleitung, die genau erkannt hat und die Lehrkräfte bei besonderen Gründen freigestellt hat. Das hat für eine deutlich bessere Stimmung im Kollegium gesorgt.
    Eine andere war aber ähnlich wie bei Ratatouille und es war kaum möglich eine Freistellung zu bekommen. Die SL hat es als persönlichen Angriff gesehen, dass man einen Tag nicht in ihrer "wunderbaren" Schule verbringen wollte sondern etwas anderes wichtiger war.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Obwohl man hier wirklich zwischen Kollegen und SL unterscheiden muss.Ich hatte schon eine Schulleitung, die genau erkannt hat und die Lehrkräfte bei besonderen Gründen freigestellt hat. Das hat für eine deutlich bessere Stimmung im Kollegium gesorgt.
    Eine andere war aber ähnlich wie bei Ratatouille und es war kaum möglich eine Freistellung zu bekommen. Die SL hat es als persönlichen Angriff gesehen, dass man einen Tag nicht in ihrer "wunderbaren" Schule verbringen wollte sondern etwas anderes wichtiger war.

    Letztgenannte Schulleitungen finde ich unprofessionell - so etwas persönlich zu nehmen ist schon strange und sorgt nicht gerade für eine gute Arbeitsatmosphäre. Schade, dass Schulen immer noch von Menschen geleitet werden, die noch nicht erkannt haben, dass fast alle lieber und besser arbeiten, wenn das Drumherum stimmt und man auch mal den Einzelnen mit seinen Problemen (aber auch mit dem Positiven) wahrnimmt. Ich hatte auch schon mit beiden "Sorten" zu tun und ich wage zu behaupten, dass der Schulalltag bei ersterer SL runder lief...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Eine andere war aber ähnlich wie bei Ratatouille

    Zum Glück bin ich nicht mehr an dieser Schule.

    Gibt es bei euch keine 5 Tage Sonderurlaub aus persönlichen Gründen?

    Nö. Es gibt diese vier Tage, die wegen unterschiedlicher Gründe einzeln genehmigt werden könnten. Ich hatte aber auch schon souveräne Schulleiter, die Wege gefunden haben, wo nötig. Aber das ist halt Glückssache.

  • Letztgenannte Schulleitungen finde ich unprofessionell - so etwas persönlich zu nehmen ist schon strange und sorgt nicht gerade für eine gute Arbeitsatmosphäre. Schade, dass Schulen immer noch von Menschen geleitet werden, die noch nicht erkannt haben, dass fast alle lieber und besser arbeiten, wenn das Drumherum stimmt und man auch mal den Einzelnen mit seinen Problemen (aber auch mit dem Positiven) wahrnimmt. Ich hatte auch schon mit beiden "Sorten" zu tun und ich wage zu behaupten, dass der Schulalltag bei ersterer SL runder lief...

    Volle Zustimmung.
    Ja die erste Schulleitung hatte persönlich immer ein Problem wenn etwas nicht lief. Damit wurde ja sie persönlich und ihre Schule getroffen.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

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