Kein Respekt - keine (gute) Rechtschreibung (?)

  • Meine Kinder sind seit sie 1 Jahr alt sind in Krippe, seit sie 3 Jahre alt sind im Kindergarten. Und dann sollen sie die Erzieher siezen? Vielleicht noch mit Nachnamen?


    Für mich unvorstellbar. Das sind einfach auch alte Zeiten. Früher wurde z.B. der Vater und Familienoberhaupt gesiezt.


    Ich habe meine Erzieher nicht gesiezt und war, seit ich 6 Monate alt bin, in der Krippe.

  • Bewundernswert, dass manche hier noch wissen dass sie ihre Erzieher und Lehrer in der Grundschule gesiezt haben. Müsste ja vermutlich 30 Jahre plus zurückliegen.
    Ich erinnere mich da eher an andere Dinge...


    Ich kenne es aus der Grundschule so: ”Herr svwchris, kannst du mal kommen. ” Habe allerdings nur in der Pause Kontakt, ab und an sage ich auch, dass es 'sie' heißt. 3 Tage später ist es dann wieder 'du'.

  • Ich kann mich an meine Krippenzeit eigentlich nicht und an meine Kindergartenzeit wenig erinnern.


    Im Kindergarten gab es eine "Frau Martens", in der Unterstufe ( = Grundschule) eine "Frau Bachmann", die mir mal einen Eintrag gab; und meine Klassenlehrerin hieß "Frau Schmieder".


    Daraus schließe ich, dass wir sie gesiezt haben. ;-) Ab wann, weiß ich nicht mehr, aber wie erinnert bereits im Kindergarten.


    Dass wir zu denen nun weniger Vertrauen und Beziehung gehabt hätten, wäre (Konjunktiv !) eine gegenteilige Behauptung.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Hat das was mit alten und neuen Bundesländern zu tun? Hier würde keiner im Traum dran denken, Erzieher im Kindergarten zu siezen!


    ...


    Ich weiß nicht, wie es heutzutage bei den Erziehern ist.
    Ich weiß auch nicht, ob wir "Frau XY" + "du" gesagt haben.


    Das Thema hier war ja eher die Grundschule.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Du weißt aber schon, dass heute wenn von Duzen gesprochen wird, in der Regel das "Du Frau Bachmann, gemeint ist. ;)


    Ich erinnere mich noch genau an meiner Erzieherin im Kindergarten, die wurde mit Vornamen angesprochen. MVP Mitte der 80er.

  • Wie ist das eigentlich bei Lehrern, die kein Deutsch unterrichten. Ich bin Klassenlehrerin unterrichte aber Mathematik als Hauptfach. Sind die Kinder dann auch schlechter in Mathe.

  • Du weißt aber schon, dass heute wenn von Duzen gesprochen wird, in der Regel das "Du Frau Bachmann, gemeint ist. ;)


    Ich erinnere mich noch genau an meiner Erzieherin im Kindergarten, die wurde mit Vornamen angesprochen. MVP Mitte der 80er.


    Nein. Das weiß ich nicht. Ich kenne nur Erzieher an Grundschulen (Hort), die geduzt und mit Vornamen angesprochen werden.


    Die Lehrer hingegen lassen sich bei uns, soweit ich es mitbekomme (und die Studie bestätigt es ja), siezen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Aber wir reden hier doch von Nachnamen, sofawolf. Es heißt "Du, Frau XXX".


    Von daher wette ich, dass du deine Erzieher und vielleicht auch die Grundschullehrer zu Beginn sicher auch geduzt hast.

    Könnte sein. Weiß ich nicht mehr.


    Irgendwann hat / haben sie uns aber das Siezen beigebracht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass ein Erstklässler seinen Lehrer siezt. Woher soll er das denn wissen und können.
    Normalerweise wird in dessen Umfeld geduzt: Mama,Papa, Oma,Opa, Schwester etc.
    Klar muss es das Ziel sein, dass das Kind irgendwann siezt und das sollte man auch immer wieder einfordern.
    Aber es funktioniert bei einigen Kindern leider nicht von heute auf morgen und es gibt sogar teilweise Schüler in Klasse 8-10 denen das noch ab und an rausrutscht.
    Und statt 'sie' kommt da gerne auch mal wie oben schon beschrieben: Wie geht es euch?
    Ab und an auch von den Eltern.

  • ...


    Ich stimme dir zu, dass es logisch klingt, dass Schüler die Rechtschreibung weniger gut lernen, wenn sie dem Lehrer weniger wichtig ist.
    Aber ich denke nicht, dass das dann auch etwas mit dem Siezen oder Duzen zu tun hat. ...


    Naja, wie schon gesagt, die Studie sagt:


    Die Anrede ist "ein erstaunlich zuverlässiges sprachliches Signal dafür, wie Lehrer ihre eigene Rolle verstehen, welche Beziehung sie zu ihren Schülern haben und wie konsequent sie Leistungen einfordern, vor allem im Umgang mit der Schriftsprache", sagt Steinig der ZEIT.


    Das bedeutet nicht: Wenn sich jemand von seinen Schülern duzen lässt, führt das in direkter Folge zu schlechteren Rechtschreibleistungen. :-) So wird das hier immer wieder interpretiert und (zurecht) als grotesk empfunden. Die Studie sagt, dass es Lehrer gibt, die weniger Wert auf Regeln legen als andere Lehrer. Man erkennt sie z.B. daran, dass sie sich duzen lassen, dass sie weniger Leistung einfordern und dass sie weniger Wert auf Rechtschreibung legen ( = mehr Phasen im Unterricht, in denen sie darauf verzichten). Dass bedeutet nicht, dass diese Lehrer ihren Schülern nichts beibringen. Das sagt die Studie nicht.


    Allerdings ist natürlich die folgerichtige Frage, ob sie ihren Schülern vielleicht mehr beibringen könnten, wenn sie mehr auf die Einhaltung von Regeln achten würden?!?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich habe gerade bei Facebook in einer großen Grundschulgruppe nachgefragt und durch alle Bundesländer wird überwiegend geschrieben, dass erstmal geduzt (mit Nachname) wird und teilwese geht man später zum Siezen + Nachname über. Übrigens auch viele aus Bayern.

  • Ach deswegen können meine Schüler inzwischen besser rechtschreiben, ich habe ihnen endlich das Siezen beigebogen. Hatte mich die ganze Zeit gewundert.

    Hat bei meinen nicht geholfen. Darf ich sie dir mal vorbeischicken? 8):D

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Bewundernswert, dass manche hier noch wissen dass sie ihre Erzieher und Lehrer in der Grundschule gesiezt haben. Müsste ja vermutlich 30 Jahre plus zurückliegen.
    Ich erinnere mich da eher an andere Dinge...


    Ich kenne es aus der Grundschule so: ”Herr svwchris, kannst du mal kommen. ” Habe allerdings nur in der Pause Kontakt, ab und an sage ich auch, dass es 'sie' heißt. 3 Tage später ist es dann wieder 'du'.

    Ich bin von 1974 bis 1978 in die Grundschule gegangen. Es war üblich, die Lehrer mit "Herr/Frau Soundso" anzureden; ich erinnere mich aber auch dunkel, dass das für uns Kurze am Anfang nicht ganz einfach zu lernen war.


    Aber jetzt weiß ich endlich, wo das Einzelhandels-Du herkommt - "Frau Meier, kannst du Papierrollen an Kasse drei bringen?" ;)

  • Ich habe mir die beiden von Sofawolf angeführten Artikel nochmals genau durchgelesen. Rechtschreibung und die Anrede ist ein Thema. Wie ich die Artikel verstehe, geht es Herrn Steinig insgesamt um die Sprache.


    Im Spiegelartikel gibt es eine Deutschlandkarte von den Untersuchungen des Herrn Steinigs, in wie weit Grundschullehrer im 1. und 2. Schuljahr Wert auf die Rechtschreibung im "Schreibunterricht" legen - was auch immer das heißen mag. Das ist nicht erklärt.
    Sind unter Schreibunterricht die freien Texte gemeint, die geschrieben werden? Rechtschreibunterricht und das Üben von Buchstaben und Wörtern kann ja schlecht gemeint sein. Wer weiß, wie viel Interpretationsspielraum dies bei den befragten Lehrern zugelassen hat.
    Außerdem sind Erst- und Zweitklässler noch nicht in der Lage Texte fehlerfrei aufzuschreiben, geschweige denn effizient im Wörterbuch nachzuschlagen. Nicht wenige Lehrer des 1. und 2. Schuljahrs tippen wichtige, selbst produzierte Texte der Kleinen nochmals ab. Manchmal muss man es auch mal so lassen und veröffentlicht die Texte nicht, wenn die Überarbeitung zu viel Zeit kostet.
    Wer im 1. und 2. Schuljahr will, dass die Kids immer richtig schreiben, der lässt wahrscheinlich solche frei geschriebene Texte so gut wie gar nicht machen. Das wäre die Konsequenz daraus.


    Im Zeitartikel liegt der Schwerpunkt auf dem 4. Schuljahr, d.h. dem Duzen oder Siezen im 4. Schuljahr. Dass im 3. oder eher im 4. Schuljahr das Siezen eintrainiert wird bzw. darauf geachtet wird, darin sind sich die meisten Grundschullehrer einig. Da haben die Schüler die nötige Reife dafür.
    Es geht in diesem Artikel so oder so eher um die Sprachfähigkeit der Schüler und im Nebensatz um die Rechtschreibung. Das sind zwei Paar verschiedene Stiefel. Was will der Autor jetzt?


    Zitat aus der Zeit:
    "Die Anrede ist "ein erstaunlich zuverlässiges sprachliches Signal dafür, wie Lehrer ihre eigene Rolle verstehen, welche Beziehung sie zu ihren Schülern haben...."


    Über die Beziehung Lehrer- Schüler in der Grundschule wurde hier schon genug geschrieben und welcher Art sie sein sollte.


    Wenn ich die Gedanken des Autors im Extrem interpretiere, dann müssten wir dahin kommen, dass wir ein distanziertes Verhältnis zu unserer Schülern aufbauen, damit sie besser sprechen, rechtschreiben und sich ausdrücken. Daran merkt man, dass das Quatsch ist.


    Zur Unterrichtssprache in der Grundschule: Obwohl die Schüler mich bis zum Anfang der 4. Klasse duzen, behaupte ich von mir, dass ich dennoch eine "gewählte" (und nicht saloppe) Unterrichtssprache benutze. Es gehört doch dazu, dass man zumindest im Unterricht mit den Schülern klar und sprachlich korrekt spricht.


    Nicht zu vernachlässigen sollte der Gedanke sein, dass die Schüler unterschiedliche sprachliche Voraussetzungen in die Schule mitbringen. Am gewähltesten drücken sich nach meinen Beobachtungen Schüler aus, die aus einem bildungsinteressierten Elternhaus kommen und ein hohes Leseinteresse haben.

  • Ich glaube, Sofawolf, du stellst dir "den Westen" so vor, dass dort langhaarige, schlagbehoste Lehrerinnen mit Riesenbrillen und Peacezeichen auf der Ledertasche antiautoritär erziehen und sich "Claudia" und "Steffi" nennen lassen. Und selbst wenn, auch dabei lässt sich schreiben lernen.


    und auch wenn man seine Kiga-Erzieher mit Nachnamen anspricht, lässt das doch umgekehrt keinen Schluss auf das persönliche Verhältnis zu. Die Duzerei ist regionalbedingt und ändert sich einfach auch nach und nach.


    Die Korrelation zur Rechtschreibung existiert jedenfalls nicht, bzw. ich hab dazu immer noch keine sinnvolle Studie gesehen.

  • Fast 100 Grundschullehrer aus ganz Deutschland haben mir bei Facebook geantwort. Keiner lässt sich von Klasse 1 an Siezen. Die weite Mehrheit wird bis Klasse 4 geduzt und mit Nachnamen angesprochen. Viele bahnen das Siezen in Klasse 4 an.

  • ...
    Von daher wette ich, dass du deine Erzieher und vielleicht auch die Grundschullehrer zu Beginn sicher auch geduzt hast.

    Das ist wahrscheinlich. Regelrecht gruselig finde ich die ostdeutsche Sitte, dass wildfremde Erwachsene sich und andere als "Tante/ Onkel" bezeichnen. "Komm her zum Onkel", "geh mal zu der Tante"- geht gar nicht, vermittelt eine Vertrautheit, die da nicht ist.


    Gleichzeitig erwarten erwachsene (Lehrer-) Kollegen, dass man sie jahrelang siezt, aus Angst man könne sich doof finden und dann das Du nicht mehr zurücknehmen... naja, Erziehung halt. Unerklärliche, tiefsitzende Gefühle, keine Wissenschaft.

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