Fehlerquotient berechnet - und dann?

  • An meiner Schule gibt es keine festen Vorgaben, wie die fremdsprachlichen Klausuren bewertet werden, das machen alle so, wie sie wollen. Meine Kollegin berechnet den Fehlerquotienten (also Fehler mal 100 durch Wortanzahl) und geht dann in 0.8-Schritten runter (0,0-0,8 = 15 Punkte usw.). Macht ihr das auch so?


    P.S. Was ein Wort z.B. in einer romanischen Sprache ist, sei ja noch dahingestellt ...

  • Zitat

    An meiner Schule gibt es keine festen Vorgaben, wie die fremdsprachlichen Klausuren bewertet werden, das machen alle so, wie sie wollen. Meine Kollegin berechnet den Fehlerquotienten (also Fehler mal 100 durch Wortanzahl) und geht dann in 0.8-Schritten runter (0,0-0,8 = 15 Punkte usw.). Macht ihr das auch so?


    P.S. Was ein Wort z.B. in einer romanischen Sprache ist, sei ja noch dahingestellt ...


    Vom Prinzip her ist das richtig. Die Stufen variieren jedoch von Schule zu Schule. Es gibt das lineare Model - also das von Dir beschriebene - und das Pyramidenmodell, was bei den Noten 4-6 großzügiger verfährt.


    Ich muss aber nehme ich an nicht erwähnen, dass es unzulässig ist, die Sprachnote alleine am FQ festzumachen. Der Ausdruck bzw. der Stil müssen miteinfließen. Es gab einmal zu meiner Schulzeit eine Dreiteilung: 30% FQ, 30% Ausdruck und 40% Inhalt. Sind aber nur Richtwerte.
    In der Mittelstufe habe ich die Sprachnote als eine Note gegeben und im Verhältnis zum Inhalt in etwa 60/40 bewertet. Laut RL bzw. BASS (welche war es nur?) muss die Sprache meines Wissens stärker gewichtet werden.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das ist ja eine recht strenge Kollegin.
    Also, ich gehe mal davon aus, dass du vom FQ in Französisch in der Oberstufe sprichst.
    Bei uns in Hessen werden da die Noten ab der 12 vorgeschrieben:
    Grundkurs:
    bis 1,5 (15)
    bis 2,0 (14)
    bis 2,5 (13)
    bis 3,5 (11)
    bis 4,0 (10)
    bis 4,6 (09)
    bis 5,2 (08)
    bis 5,8 (07)
    bis 6,4 (06)
    bis 7,0 (05)
    bis 7,6 (04)
    bis 8,2 (03)
    bis 8,8 (02)
    bis 9,4 (01)
    größer als 9,4 (00)


    Für den Lk gilt
    bis 1,0 (15)
    und danach immer in 0,5er Schritten.


    Gleichzeitig wurde in Hessen auch vorgegeben, welche Fehler mit wievielen Fehlerpunkten zu ahnden sind. Seit dieser neuen Regelung ging bei mir die FQ Noten deutlich in den Keller. Glücklicherweise kann man ja durch die Stilnote das Ganze wieder etwas anheben.

  • DAnke für die Antworten!


    Ich werde den FQ nur DAZU nehmen, um meine Note festzulegen. Es ist nur so, dass manche sich enger an den Dialogen im Lehrbuch gehalten haben (die Schüler haben seit September Italienisch) und andere freier waren und z.T. Wörter erfunden haben u.ä. Ich werde aber eine Mischung aus allem nehmen.


    ... und wieder ärgere ich mich, dass man im Seminar in keinem der beiden Fälle bisher mal mit uns besprochen hat, wie man eine Klausur/Klassenarbeit konzipiert und vor allem, wie man sie korrigiert. Und die Kollegen machen es ja alle unterschiedlich und zum Teil "nach Gefühl und Wellenschlag" (sage ich jetzt mal)

  • Wenn die Schüler erst seit 2 Monaten Italienisch lernen, würde ich noch gar keinen FQ ausrechnen. Und wenn, sollten die Schritte echt großzügig gehalten werden. Was erwartest du denn nach einer solch kurzen Zeit?
    Ich nehme mal an, dass in deiner Arbeit der freie Teil nur einen Teil der (Grammatik-)arbeit ausmacht, oder? - Ich würde das am Anfang noch nicht so streng sehen.

  • Hallo Paulchen, ich habe die Fehler sehr großzügig bemessen. Das einzige, wo ich strenger darauf geachtet habe, sind die Grammatikbereiche, die wir stark geübt haben (Konjugationen, Artikel). Insgesamt fallen die Arbeiten gut aus.

  • Hallo,


    Aktenklammer
    Ich kenne mich mit der rechtlichen Lage in deinem Bundesland nicht aus. Hast du schon mal in den entsprechenden Verordnungen nachgesehen ob für die spätbeginnende Fremdsprache in der 11. nicht ein bestimmter Bewertungsmodus festgelegt ist, wie Paulchen es für 2.FS Hessen beschreibt?


    Für die Mittelstufe gibt es an meiner Schule eine Tabelle, die den Fehlerquotienten bzw seine notenmäßige Entsprechung für jede Jahrgangsstufe einzeln festlegt. (Ist dann für 7 recht weit gefaßt).


    Paulchen
    Hast du dir schon die Fehlerbewertung in Frz. nach der allerneusten VoGo angeschaut? Da wirst du weinen, denn man darf viele elementare Fehler garnichtmehr ahnden.


    Grüße
    Maria Leticia

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • @ Maria Leticia: Ja, ich kenne dir Vorgaben für das Anstreichen von Fehlern und ich habe viel geweint - Wofür versucht man den SchülerInnen die richtige Akzentsetzung beizubringen, wenn sie in der Oberstufe doch tun und lassen können, was sie wollen (zumindest in 98 % der Fälle)... grrrr.

  • Paulchen
    Ja, da kann man nur hoffen, daß sich diese Regelungen nicht bis in die Mittelstufe rumsprechen, denn dann wäre die einzige Begründung warum die SuS keine Akzentfehler mehr machen dürfen ja: die werden bis einschließlich Klasse 10 angestrichen... X(

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Zumindest in NRW ist er strengstens verboten und bei der neu einsetzenden FS halte ich ihn auch persönlich für kokolores - die SUS können doch noch gar nicht genug!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Es hat sich trotzdem noch nicht bei allen rumgesprochen, dass ein Fehlerquotient völliger Murks zur Sprachbewertung ist, egal bei welcher Sprache. :) In NRW macht man das mit Kriterienkatalogen und das ist auch gut so.


    Nele

  • Nele


    Die aktuellen Kriterienkataloge sind im Vergleich dazu auch nur scheinobjektiver, weil sie wesentlich mehr Spielraum für individuelle Auslegung bieten. Ferner werden den Schülern Punkte nur so hinterher geworfen.
    Aber G8 hat in NRW ein Erfolg zu sein bzw. zu werden....


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Zumindest in NRW ist er strengstens verboten und bei der neu einsetzenden FS halte ich ihn auch persönlich für kokolores - die SUS können doch noch gar nicht genug!


    Magst Du mal den Link posten, wo der Fehlerquotient offiziell in den Klausuren bis zum Abitur abgeschafft bzw. verboten wurde?


    Nebenbei: Über die Unsinigkeit eines FQ in neu einsetzenden Fremdsprachen muss man in der Tat nicht diskutieren.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Nele
    Die aktuellen Kriterienkataloge sind im Vergleich dazu auch nur scheinobjektiver, weil sie wesentlich mehr Spielraum für individuelle Auslegung bieten. Ferner werden den Schülern Punkte nur so hinterher geworfen.


    Sehe ich ganz anders. Die Kriterienkataloge geben zumindest die Möglichkeit, sprachliche Leistungen operationalisiert zu betrachten. Ein Fehlerquotient geht schon von falsch definierten Prämissen aus (Wörter zählen, Worte bewerten) die willkürlich quantifiziert werden (die Problematik der Ausdrucksfehler vs. einzelne Grammatikfehlern) und dann zu scheinobjektiven Resultaten führen. Bloß, weil da im Taschenrechner zwei Nachkommastellen gesehen werden können, heißt das noch lange nicht, dass die Messwerte irgendwie mit der Realität übereinstimmen.


    Jeder kann das selbst im Experiment durchführen - einfach mal ausrechnen, was ein falsch verwendetes Wort in einem Text von 200 Worten für einen Unterschied in der FQ-Bewertung macht; oder einfach mal einen Text zweimal korrigieren, und dabei mal Fehlerbündel in Phrasen als Ausdrucksfehler werten und umgekehrt. Anbetracht der Streitigkeiten, die in Fachkonferenzen um 0,1 Prozentpunkte ausgefochten werden, sind solche Experimente höchst aufschlussreich...


    Der Fehlerquotient ist als Indikator für sprachliche Korrektheit völlig wertlos. Da beißt die Maus keinen Faden ab. (Ohne überhaupt mit Überlegungen über sprachliche Komplexität und Kreativität, Fehlerrisiko und der deutschen Englischlehrerangst vor sprachlicher Permissivität anfangen zu wollen...)


    Nele

  • Die Dame der Fachaufsicht, die wir mit kritischen Rückfragen diesbezüglich behelligt haben, hat das genauso wie Du dargestellt.


    Die grundsätzlichen Möglichkeiten sehe ich ja auch. Dennoch finde ich es nach wie vor schwierig, eine Klausur "ganzheitlich" zu erfassen und dann auf der Basis der Kriterien, sowie der uns mittlerweile zugegangenen Konkretisierungen tatsächlich zu einem objektiveren und operationalisierbaren Urteil zu gelangen.


    Eine Aufteilung der Sprachqualität in Kategorien wie (Achtung, ich werde polemisch!): "Der Prüfling macht schrecklich viele Fehler", "der Prüfling mach viele Fehler" bis "der Prüfling mach so gut wie gar keine Fehler" als Messlatte für das Textverständnis auf der einen Seite zu nehmen, dann aber andererseits die Risikobereitschaft zu komplexem Formulieren zu honorieren, führt zu noch mehr individualistischen Auslegungen der einzelnen Lehrkräfte. Das sieht meine Fachschaft übrigens ähnlich.
    Da wir Lehrkräfte ja (Zitat der Fachaufsicht) "semantisch mitlesen", ist der Maßstab des Textverständnisses bei Englischlehrern sowieso ein mehr als schwammiges Kriterium.


    Ferner dürften die meisten Fehler im Bereich Grammatik liegen, weil Stellungs-, Satzbau- und Zeitenfehler auch dazu zählen. Unsere Schüler machen verhältnismäßig wenig Wortfehler, noch weniger Rechtschreibfehler. So wird die sprachliche Qualität eines Textes ausgehend vom alten Fehlerquotienten per Dekret bis zu zwei Notenpunkten besser, weil ich mehr Sprachpunkte vergeben muss.


    Und wenn wir mal ehrlich sind: Die Abstufung der Punkte in den einzelnen Fehlerhäufigkeiten lassen sich doch gar nicht mehr wirklich glaubwürdig bei einem Text von 1300 Wörtern begründen. Letztlich schätzen wir doch dann die Fehler, was ja wohl kaum als objektiv gelten kann.


    Paradigmenwechsel hin oder her - dieses neue Modell ist m.E. nicht sonderlich praktikabel, wenn ich Klausuren auch nur in einem annähernd ähnlichen zeitlichen Rahmen korrigieren möchte.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

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